Nachdem ich zwischenzeitlich wieder mal die LumenWhite gehört hatte, vermisste ich bei der AudioMachina eine gewisse Leichtigkeit, die aber erfahrungsgemäß vom Frequenzgang abhängig ist: Ein Schallwandler mit solidem, kräftigen Bassfundament wirkt meist minimal behäbiger und weniger offen als einer mit schlanker Abstimmung. Also habe ich ein bisschen mit der oberen Grenzfrequenz und dem Pegel des Subwoofer-Moduls der Maestro GSE gespielt: Sobald ich den Pegel um nur eine Schalterstufe zurückgenommen hatte, agierte die AudioMachina deutlich offener. In meiner Begeisterung für den knackigen Bass hatte ich es ein wenig übertrieben. Dass mir das nicht vorher aufgefallen war, liegt wohl daran, dass die Maestro GSE auch mit jeder Menge Bass noch ungemein schnell und agil zu Werke geht. Erstaunlicherweise führt hier selbst eine Bassanhebung subjektiv nicht zur erwarteten Behäbigkeit. Mit den Schaltern haben Sie es in der Hand, ob die AudioMachina ein wenig leichter und luftiger oder mit jeder Menge Druck im Tieftonbereich zur Tat schreitet. Höchster Hörgenuss mit einer beeindruckenden Raumdarstellung ist in jedem Falle garantiert. Und Spielfreude und Schnelligkeit leiden auch nicht im mindesten unter einer oft so verführerischen Extraportion Bassenergie.
Auch wenn die Maestro in der GSE-Generation mit Bi-Wiring-Terminals ausgestattet ist, habe ich sie nur mit einem Lautsprecherkabel mit den Ayon-Mono verbunden. Ich bin eben kein ausgesprochener Bi-Wiring-Fan. Bei seinem Besuch hatte mir Volker Bohlmeier allerdings vom Bi-Amping-Betrieb der AudioMachina mit vier seiner Einstein Silver Bullet OTL Mono-Endstufen vorgeschwärmt. Der Betrieb der vier Class-A-Heizungen in meinem recht kleinen Hörraum wollte ich mir allerdings ebenso wenig vorstellen wir deren Transport dahin. Laut Vertrieb wäre der Bi-Amping-Betrieb an zwei The Poweramp Hybrid-Stereo-Endstufen dann die zweitbeste Lösung. Nicht, dass mir beim Betrieb der Maestro GSE an den kraftstrotzenden Ayon Epsilon mit den KT 150 auch nur das Mindeste gefehlt hätte, aber es interessiert mich schon, ob die getrennte Ansteuerung des oberen Mittelhochton-Bereich und der tiefen Mitten die Investition in eine zweite Endstufe klanglich rechtfertigen, denn Dr. Karl Schuemann hat mit seinem MAPS System ja dafür gesorgt, dass Leistungsverstärker mit der Maestro leichtes Spiel haben. Bevor ich jedoch die beiden The Poweramp verkabele, tausche ich erst einmal eine Stereoendstufe gegen die beiden Ayons.
Dank der aktiven Subwoofer der Maestro GSE reichen die zweimal 90 Watt des Poweramp auch für größere Lautstärken völlig aus. Zu meiner Überraschung suggeriert die Hybrid-Endstufe sogar noch etwas größere virtuelle Räume als die Epsilons oder anders ausgedrückt: Sie glänzt mit mehr Durchzeichnung und Details. Aber ich habe die Epsilon ja auch nicht als Ergänzung zu einem teilaktiven Lautsprecherkonzept ausgesucht, sondern weil sie die nötige Kraft hat, die drei Bass-Chassis einer LumenWhite für höhere Pegel auf Trab zu bringen und dennoch an der kurzen Leine zu führen. Für die AudioMachinas würde sich im Ayon-Portfolio gewiss auch noch feinsinnigeres als die mächtige Epsilon finden. Aber das wäre eine andere Geschichte. Bevor ich auf Bi-Amping umrüste, genieße ich noch ein wenig den musikalischen Fluss und die weiten Räume, mit denen der Poweramp im Zusammenspiel mit den Maestro GSE den Zuhörer verwöhnt. Da macht es gar nichts, dass sich in der Amarra-Playlist noch ausschließlich die oft gehörten Songs zum Testen befinden, mit denen ich die Ayons und den Poweramp verglichen habe. Wie hochkarätige Jazzer vertrauten Standards noch immer neue Facetten abgewinnen können, so gelingt es Einstein und AudioMachina, die alten Stücke spannend zu präsentieren.
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