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XTZ 99.25 MK3

07.01.2016 // Matthias Jung

Zum Schutz vor Schäden muss das hauchdünne Bändchen hinter Gitter. Der Hochtöner von Fountek bestätigt alle Befürworter des Prinzips
Zum Schutz vor Schäden muss das hauchdünne Bändchen hinter Gitter. Der Hochtöner von Fountek bestätigt alle Befürworter des Prinzips

Auf die ersten leisen Takte wirkt die 99.25 – von denen ich mir explizit eingespielte Exemplare vom Vertrieb habe kommen lassen – eher unauffällig. Sauber, neutral, detailreich und mit ordentlichem Bass. Etwas mehr Lautstärke bringt dann die erste Schokoladenseite der Lautsprecher ans Licht. Dieser Bass! Tief, präzise, federnd, druckvoll und viel mehr, als man von der Gehäusegröße und besonders der Preisklasse erwarten darf. Für meine 20 Quadratmeter auf jeden Fall völlig ausreichend oder eher besser passend als diverse Standlautsprecher, die ich bisher zu Gast hatte. Es folgte ein regelrechter Parforceritt durch Live-CDs aus dem U-Bereich. Auf Kraftwerks Minimum-Maximum wird der Raum zwischen Bühne und Zuhörer durch Basssignale auf mehreren räumlichen Ebenen akustisch ausgefüllt. Das macht die XTZ sehr gut hörbar und ist dabei regelrecht physisch – das erinnert an einen sehr guten großen Subwoofer für Musik, nicht für Film. Nur gibt es den eben nicht. Die panisch herbeigeeilte Ehefrau wird vor die 101 Live von Depeche Mode verfrachtet und bleibt auch noch für die K&D Session von Kruder und Dorfmeister. Wie laut das Ganze eigentlich ist, merkt man erst, wenn man die Musik unterbricht und einen ordentlichen Druck auf den Ohren zurückbehält. Zum einen spielen die 99.25 auch in diesen Bereichen völlig sauber, zum anderen geht nichts von der Lockerheit verloren. Auch wenn es richtig knallt und einem die Membrane fast entgegen springen, verlieren sie nichts von ihrer Souveränität. Dafür sollte man allerdings einen etwas kräftigeren Verstärker zur Hand haben. Aber keine Angst, auch an einem zur Kontrolle angeklemmten kleinen T-Amp mit 2 x 20 Watt ist es noch laut genug, um die Nachbarn zu ärgern, wenn auch nicht mit dieser absurden Bassperformance und hohem Endpegel.

Mischwesen: Die teure Magnesiummembran katapultiert den Tiefmitteltöner aus der Prestige-Reihe nach vorne
Mischwesen: Die teure Magnesiummembran katapultiert den Tiefmitteltöner aus der Prestige-Reihe nach vorne

Das hat absolut nichts mehr mit einem Einsteigerlautsprecher der 1000,- Euro-Klasse zu tun und ist schlichtweg sensationell, da auch die grob- und feindynamischen Fähigkeiten weit über das Klassenübliche hinausragen und sich mit drei mal so teuren Konkurrenten messen können. Darüber geht es neutral weiter. Besonders die ausgeprägte Sauberkeit fällt sofort ins Ohr. Und noch ein anderer Effekt, nämlich die hochsensible Reaktion auf die Ansteuerung in Form von Lautsprecherkabeln. Normalerweise klemme ich für die ersten paar Tage ganz simples Kupferkabel an. Auch damit müssen Lautsprecher schon gut klingen, bessere Verseilung kann man immer noch nehmen. Die XTZ machen es mir in diesem Fall nicht ganz so einfach und ich ertappe mich schon bald bei etwas, was ich an sich gar nicht so gern mache: Kabeltauschen. Mit meinen Baumarktstrippen (sind vor allem sehr lang und gestatten das Umstellen „On the Fly“) neigen Stimmen etwas zum Abkippen nach hinten und sind, bei aller Deutlichkeit und Ausdruckskraft, etwas grau eingefärbt. Nach diversen Versuchen (Solid-Core-Kabel mögen die XTZ auch nicht) lande ich bei Supra-Kabeln ebenfalls aus Schweden, und die tonale Balance stimmt wieder. Der Bass wird sogar noch etwas genauer und kriegt mehr Punch – nicht dass vorher irgendetwas in dem Bereich gefehlt hätte…

So gerüstet bringen die 99.25 MKIII das Kunststück fertig, sehr detailliert und hochauflösend ohne irgendeine Betonung zu spielen. Des neckische Anheben im Mittel- oder Hochtonbereich, das einige Hersteller machen, um ja keinen Zweifel an der Auflösungsfähigkeit des besonderen Hochtöners zu lassen, verkneift sich XTZ dankenswerterweise. So etwas klingt nämlich erst mal ganz „wow“ und dann „bitte leiser“. Nein, keine Analytik, keine Betonung in irgendeinem Bereich, nicht einmal besonders auffällig klar spielt die XTZ und schafft es dabei, nicht nur nichts zu verschweigen, sondern wartet mit einer sehr hohen Informationsdichte auf. Der Raum ist weder besonders breit noch tief, wenn es auf der Aufnahme nicht drauf ist. Sind Rauminformationen vorhanden wie bei Arvo Pärts Lamentate oder auf alten Decca-Aufnahmen werden diese in ihrer ganzen Üppigkeit an den Hörer weitergereicht, allerdings nicht darüber hinaus. Dabei geht die 99.25 MKIII einen Schritt auf den Hörer zu. Stimmen werden als ganzes dargeboten, manchmal wünsche ich mir persönlich hier mehr Körper und Luft zwischen Instrumentengruppen beziehungsweise Glanz im Obertonbereich. Ob das jetzt aber nur meine persönliche Präferenz ist und nicht gerade die Aufnahme etwas hinterher hängt, ist nicht immer so ganz klar auszumachen. Aufnahmefehler, tonale Abweichungen und starke Kompression hauen einem die XTZ 99.25 MKIII schonungslos um die Ohren, der Charakter eher inquisitorisch denn verzeihend. Stimmt alles, gelingt die Trennung einzelner Stimmen und Gruppen in Chören vorzüglich, Klavieranschläge haben das richtige Verhältnis von Attacke, Volumen zum Nachhall. Auch im Mitteltonbereich herrscht eine bemerkenswerte Lockerheit vor. Die Ortbarkeit gelingt sehr gut, ohne den musikalischen Fluss zu sezieren.


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