Dann habe ich mal eine gute alte Schallplatte aufgelegt und war recht zufrieden – bis ich den Router probeweise vom Stromnetz getrennt habe: Plötzlich war der imaginäre Raum ein Stück tiefer, die Dynamik wirkte von einem schwärzeren Hintergrund noch beeindruckender und trotz mehr Feininformationen stellte sich das Klangbild geschmeidiger und einen Hauch wärmer dar. Das waren keine weltbewegenden Unterschiede, aber der Audiophile weiß ja, mit welchen finanziellen Kraftakten die letzten ein, zwei Prozent mehr Genuss ab einem gewissen, sehr hohen Niveau erkauft werden müssen – und da sollte man sie durch Einstreuungen nicht fahrlässig verschenken. Um bei solch delikaten Differenzen nicht der Autosuggestion zu erliegen, habe ich die beschriebenen Experimente übrigens mal in Begleitung von Helmut Baumgartner, mal mit Roland Dietl und auch mit Oliver Göbel gemacht. Glücklicherweise waren wir uns in der Beurteilung des Gehörten immer einig. In divergierende Richtungen hingegen gingen die Erklärungsversuche für klanglichen Beeinträchtigungen und die daraus abgeleiteten möglichen Lösungen.
Uns fielen drei Arten von Störungen ein, die die Schallplattenwiedergabe beeinflussen könnten: Da wären einmal die Verunreinigungen über das Stromnetz durch das Schaltnetzteil des Routers – was ich wegen des Netzfilters und des Power Regenerators für sehr unwahrscheinlich halte. Zweites könnte das Schaltnetzteil auch durch elektromagnetische Strahlung den Fremdspannungsabstand der analogen Kette verringern. Drittens wäre es möglich, dass die WLAN-Aktivität des Routers über den Tonabnehmer oder den Phonoentzerrer für einen höheren Störteppich sorgten. Natürlich haben wir die analoge Kette nicht nur mit an- und ausgeschalteten Router in Komponentennähe, sondern auch mit dem aktiven Router an seinem alten, entfernteren Platz gehört. Der größere Abstand kommt der Schallplattenwiedergabe deutlich zugute. Bei dieser Platzierung liegt der Unterschied zwischen an- und ausgeschaltetem Router nur minimal über der Wahrnehmungsgrenze. Allerdings haben wir für diesen Versuch ja nicht nur den Abstand geändert: Der Router war in beiden Fällen ja mit der jeweils nächstgelegenen Steckdose verbunden. Diese teilen sich zwar eine Sicherung, liegen aber einige Meter voneinander entfernt.
Als Zwischenergebnis ist festzuhalten, dass die Aufstellung des Routers in Anlagennähe und der Einsatz eines zweiten Göbel Lacorde Statement Ethernet deutliche klangliche Vorteile bei der Wiedergabe von Musik-Files bringt – was man erwarten durfte. Die veränderte Aufstellung beeinflusst aber auch die Schallplattenwiedergabe – und zwar negativ. Weiteres Experimentieren ergibt, dass die Aktivität des Routers, selbst wenn er wie zuvor wieder in größerer Entfernung zu den analogen Gerätschaften aufgestellt ist, eine minimale Verschlechterung der LP-Wiedergabe zur Folge hat. Über diesen Zusammenhang habe ich mir leider zuvor nie Gedanken gemacht.
Roland Dietl schlägt vor, den Router nun wieder in Anlagennähe zu betreiben, ihn aber versuchsweise über ein Verlängerungskabel mit der Steckdose auf der anderen Seite des Zimmers zu verbinden und zu hören, wie sich dies auf Plattenspieler und Co. auswirkt: Nun erklingt Keith Jarretts „God Bless Child“ in einem größeren Raum als zuvor, als der Router seinen Strom aus dem Sonic-Line-Netzfilter bezieht. So frei wie mit deaktiviertem Router wirkt es aber nicht. Mich überrascht, dass es einen Unterschied macht, woher das Schaltnetzteil des Routers seinen Strom bezieht, und der Sonic-Line-Filter und PS Audios Power Regenerator es nicht vollständig schaffen, den Schmutz des Schaltnetzteils von den analogen Komponenten fernzuhalten.
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