tests/19-08-20_mastersound
 

Mastersound Dueundici

20.08.2019 // Carsten Bussler

Das Röhrenensemble erscheint auf den ersten Blick zwar nicht besonders aufregend, ist bei genauerer Betrachtung aber doch interessant: Die aus einer ECC802 Doppeltriode pro Kanal bestehende Eingangsstufe steuert jeweils eine EL34 Pentode an, die hier in Klasse-A-Schaltung für elf Watt gut ist. Spannend ist das meines Erachtens deshalb, weil die EL34 hier endlich einmal nicht in typischer Push-Pull Anordnung daherkommt, mit dann zwei Röhren pro Kanal und gut 34 Watt Ausgangsleistung. Meiner Erfahrung nach sind Kleinleistungsverstärker unterhalb von sagen wir einmal 20 Watt Ausgangleistung im Verbund mit Hochwirkungsgrad-Lautsprechern viel besser in der Lage, ihre Qualitäten auszuspielen als „untertourig“ laufende Wattmonster mit ach so viel unnötigem Headroom… Es versteht sich also von selbst, dass man diese Kleinleistungspretiose aus dem Hause Mastersound nicht mit stromsaufenden Dreiwege-Lautsprechern mit komplexen Frequenzweichen verbindet, sondern lieber mit allenfalls leicht korrigierten Vollbereichsbreitbändern oder anderen vergleichsweise einfach beschalteten Hochwirkungsgrad-Lautsprechern. Als Beispiel empfehle ich kleine Hörner.

Die Röhren sind wie immer eine schöne Spielwiese zum Ausprobieren von Typen anderer Hersteller
Die Röhren sind wie immer eine schöne Spielwiese zum Ausprobieren von Typen anderer Hersteller

Die hier standardmäßig mitgelieferten Röhren stammen von JJ (ECC802) beziehungsweise von Electro Harmonix (EL34). Da ist überhaupt nichts gegen einzuwenden; wer gerade anständige New Old Stock Typen zur Hand hat, kann hier natürlich munter dem Tube Rolling frönen. Gleichwohl bezweifele ich, dass dann der Preis für den Mastersound und der Gegenwert der Röhren noch in einem sinnvollen Verhältnis stehen. Der Vollständigkeit halber sei noch das integrierte Phonomodul erwähnt, das freilich ohne Röhrenbestückung daherkommt. Als Dreingabe ein schönes Feature für Musikfans, die neben Hardware für die Hochpegeleingänge eben auch noch über eine Plattensammlung und einen Dreher mit MM-Tonabnehmer verfügen, Vinyl aber nicht hauptsächlich hören. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Der direkte Vergleich der Phonostufe des Mastersound Dueundici mit meiner eigenen hat gezeigt, dass erstgenannte alles andere ist als ein Alibiteil, für den folgenden Hörtest habe ich allerdings meine EAR Yoshino 834P Phono-Vorstufe an den Aux-Eingang gestöpselt (gelassen).

Das Anschlussfeld mit praxisgerechten Vier- und Acht-Ohm-Abgriffen für die Lautsprecher – 16 Ohm wären die Kür gewesen
Das Anschlussfeld mit praxisgerechten Vier- und Acht-Ohm-Abgriffen für die Lautsprecher – 16 Ohm wären die Kür gewesen

Endlich darf der kleine Vollverstärker von Mastersound das tun, was er am besten kann: Musik spielen! Nach knapp einer halben Stunde Warmlaufphase war der Dueundici voll da. Angefangen habe ich wieder mit meinen Lieblingen R.E.M. und dem Album Around the Sun (Warner Brothers, 2004). Ich erwähne deshalb keinen Titel gesondert, weil ich gleich das ganze Album vom ersten Track – „Leaving New York“ – bis zum letzten – „Around the Sun“ –durchgehört habe. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass man beim Hören sofort in die Musik eintaucht und mitgenommen wird. Der Italiener kommt sehr charmant daher, in die Sprache der Farben übersetzt wäre das Klangbild eher mit warmen Goldtönen als mit harten Silbertönen gemalt. Dabei straft der Dueundici seine geringe Leistung Lügen: Der Bass und der Grundtonbereich sind tendenziell kräftig und sorgen insbesondere bei Rock- und Popmusik für eine Extraportion Spaß. Dass das letzte Quäntchen Präzision sowie die unterste Oktave dabei fehlen, ist leicht verschmerzbar und stünde eher bei der Erbsenzählerfraktion ganz oben auf dem Notizzettel – nicht aber bei mir. Gerade bei kleineren Lautsprechern mit etwas schwachbrüstigem Tieftonbereich könnte diese Eigenschaft des Mastersound Vollverstärkers kompensatorisch wirken. Nur wer es bei hohen Lautstärken mit viel Tieftonanteilen mal gerne richtig krachen lässt – zum Beispiel bei RUN D.M.C. mit „Walk This Way“ - Raising Hell, Profile & Arista, 1986 –, der wird bemerken, dass dem kleinen Röhrenverstärker dann doch ein wenig die Puste ausgeht – geschenkt, zumal das Teil ja kaum im Diskobetrieb an Monsterlautsprechern eingesetzt werden wird…


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