tests/20-08-18_ethernet
 

Medienkonverter für Ethernet – Teil 1

18.08.2020 // Dirk Sommer

Ja, zwischen den beiden Netzwerken, dem mit Internet-Zugang und dem isolierten Audio-Netzwerk, gibt es Klangunterschiede. Aber die sind jetzt deutlich geringer als bei der Verbindung zum Internet per LAN-Kabel: Bei Keith Jarretts „God Bless The Child“ scheinen die Instrumente eine Spur weiter vom Hörplatz entfernt zu sein, der imaginäre Raum wirkt minimal größer und die Hi-Hat klingt ein bisschen weniger vordergründig, wenn die Steuersignale des iPad Pro vom Audio-Netzwerk empfangen werden. Diese Tendenz wird durch Schostakowitschs „Symphonie Nr. 25“ mit den Duisburger Philharmonikern unter Jonathan Darlington bestätigt: Auch hier agieren die Musiker scheinbar in einem kleineren Saal, wenn das Switch über die Fritzbox mit dem Internet verbunden ist. Der Hochtonbereich hat einen Hauch Geschmeidigkeit eingebüßt, die Durchzeichnung erreicht auch nicht ganz das Niveau, das ich bei der Integration der Digital-Komponenten ins Audio-Netzwerk gewohnt bin. Auch wenn die Verbindung mit der Außenwelt noch nicht die Qualität meiner bisherigen Insel-Lösung erreicht, klingt sie doch recht vielversprechend und ermuntert zu weiteren Optimierungsversuchen.

Der erste Schritt ist natürlich, das Schaltnetzteil des Medienkonverters im Hörraum gegen ein analoges auszutauschen – selbst wenn das mit dem drei- respektive vierfachen Betrag, der für den Lichtleiter-Übertragungsstrecke zu entrichten ist, zu Buche schlägt. Ich werde jetzt keine Vergleiche zwischen SBooster und dem etwas teureren Keces P3 anstellen, das dafür aber auch zwei unterschiedliche Spannungen bereitstellen kann. Denn je nach Anwendungsfall ziehe ich mal das eine, mal das andere Netzteil vor. Da das Keces zuerst eintraf, beginne ich auch gleich damit: Wie nicht anders zu erwarten, profitiert vor allem die Raumdarstellung von der sauberen Energie. Dank des P3 nähert sich das Niveau des Netzwerks mit Internet-Zugang dem des reinen Audio-Netzwerks ein gutes Stück weit an. Für recht unwahrscheinlich halte ich es, dass Tuning-Maßnahmen auf der anderen Seite der Übertragungsstrecke einen ebenso positiven Effekt haben. Trotzdem probiere ich einmal Audioquests Diamond statt der Allerwelts-Strippe zwischen Fritzbox und Medienkonverter aus. Glauben Sie mir, was ich gehört habe, hätte ich lieber nicht wahrgenommen: Mit dem Diamond zwischen Fritzbox und Medienkonverter erhält die Wiedergabe mehr Tiefe – und das im doppelten Sinne. Das Bassfundament wirkt noch eine Spur solider und die Bühne dehnt ich noch ein Stückchen weiter in den Raum aus. Dabei gewinnt sogar noch die Präzision der Abbildung. Ein Versuch, das fast Unerklärliche zu erklären: Wenn ein präziseres oder vielleicht saubereres Signal an den Medienkonverter geliefert wird, kann er dies auch für den Transport über den Lichtleiter besser aufbereiten. Zugegeben: Wenn man bedenkt, dass es sich um digitale Signale handelt, ein eher schwacher Erklärungsansatz.

Der Medienkonverter von innen
Der Medienkonverter von innen

Nichtsdestotrotz sollte ich ausprobieren, ob eine bessere Stromversorgung für den Medienkonverter hinter der Fritzbox sich ebenfalls bemerkbar macht. Glücklicherweise tut sie das nicht sehr deutlich. Ich hatte den Eindruck, dass der SBooster die Plastizität und Luftigkeit der Abbildung noch leicht verbessert habe, aber bevor ich mich hier weit aus dem Fenster lehne, höre ich lieber noch das ein oder andere Teststückchen. Aber egal, ob Schostakowitschs „Polka“ oder Van Morrison: Immer, wenn das analoge Netzteil mit im Spiel ist, macht die Musik mehr Spaß. Hier ist es ein Detail mehr, da eine etwas sattere Klangfarbe, dort ein minimal kräftiger Impuls, dann wieder ein wenig mehr rhythmische Spannung – mit dem SBooster sind die Stücke ein noch intensiverer Genuss, auch wenn es sich um Nuancen handelt, die man oft nicht einmal beim ersten Hören entdeckt, beim zweiten oder dritten Vergleich aber schon.

Deswegen bleibt auch das Sbooster-Netzteil aktiv, wenn ich abschließend noch einmal die hochgetunte Lichtleiter-Verbindung gegen das Audio-Netzwerk höre. Ich habe mit einer Menge sehr vertrauter Test-Klassiker häufiger als sonst die beiden unterschiedlichen Konfigurationen und selbstverständlich marginale Unterschiede gehört. Ein wenig öfter tendierte ich zum Audio-Netzwerk, aber den damit verbundenen Klang bin ich schon seit langem gewohnt. Dass die Anbindung ans Internet per Lichtwellenleiter schlechter klingt, kann ich ruhigen Gewissens nicht behaupten. Ich werde diese Variante einfach mal eine Weile hören. Wenn man auf Musik aus dem Netz nicht verzichten möchten, ist die Lichtleiter-Verbindung für mich ab sofort das Mittel der Wahl.


  • Unison Research Simply Italy Black Edition

    Unison Research feiert sich und seine erfolgreichsten Produkte selbst: Der Verstärkerklassiker Simply Italy kommt als Black Edition mit veränderten technischen Details und frischer Optik daher. Wir hinterfragen, ob es sich nur um pures Marketing oder tatsächlich um Neuerungen mit klanglich relevanten Verbesserungen handelt. Der Look der Black Edition zeichnet sich durch eine hochglanzlackierte Frontplatte, dunkel eloxierte Metalloberflächen und ein neues grafisches Design mit geänderter Typographie aus, ganz im Gegensatz zu den nach meinem Empfinden bisweilen…
    25.04.2025
  • Melco S1 und C1-D20 SFP+ Direct Attach Network Cable

    Während der letzten High End plante Melco, das LAN-Switch S1 noch Ende des Jahres auszuliefern. Nun dauerte es mit der Fertigstellung ein wenig länger, einerseits mit der des Produkts, andererseits mit der dieses Berichts. Ich wartete vergeblich auf technische Erklärungen, nutzte die Zeit aber, um die zahlreichen Möglichkeiten des S1 auszuprobieren. Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, zuvor ein derart reichhaltig ausgestattetes Switch gesehen zu haben: Neben den sieben RJ45-Anschlüssen für Ethernet-Kabel…
    22.04.2025
  • Taiko Audio Olympus XDMI + I/O XDMI

    TAIKO AUDIO wurde von Emile Bok gegründet, der im Alter von zwölf Jahren seinen ersten Lautsprecher baute. Im Jahr 2008 entwarf und produzierte er seine ersten Audioprodukte. Heute bietet das Unternehmen vor allem einen Audio File Server/Transport namens Olympus an, eines der fortschrittlichsten und teuersten Produkte seiner Art. Einem Unternehmen einen Namen aus einer Fremdsprache zu geben, ist etwas völlig Natürliches. In Polen ist es fast ausnahmslos Englisch: Orange, 11 Bit Studios, Arctic Paper. Wenn…
    18.04.2025
  • Senna Sound Orca und Onyx

    Der serbische Hersteller Senna Sound ist neu am Markt, hat aber eine sehr nahe, ja ursprüngliche Beziehung zu dem Röhrenverstärker-Spezialisten Trafomatic Audio. Von den drei Senna-Sound-Erstlingen stehen hier der Vorverstärker Orca und die Endstufe Onyx zum Test. Das dritte Gerät wäre der Phono-Vorverstärker Phönix. Diesen bietet der deutsche Importeur Audio Offensive für 2150 Euro an. Vor- und Endstufe Orca und Onyx kosten zusammen 5850 Euro. Aus mindestens zwei Gründen sind sie optisch ungewöhnlich. Ihre kleinen…
    15.04.2025
  • Cayin Jazz 100

    Mit dem Jazz 100 bringt Cayin einen puristischen Röhrenvollverstärker in Class-A Schaltung auf den Markt, dessen direkt geheizte Single-Ended-Triode 805A feiste 35 Watt Ausgangsleistung an die Lautsprecherklemmen bringt. Nicht nur das Interesse von Klanggourmets mit erhöhtem Leistungsbedarf ist geweckt, sondern vor allem meins! Als bekennender Fan der Marke Cayin war die Vorfreude nach der Ankündigung groß, den Jazz 100 für einen Test zur Verfügung gestellt zu bekommen. Zwar gaben auch schon etliche andere Geräte des…
    11.04.2025
  • XACT PhantomTM USB und LAN

    Netzwerk- und Streaming-Spezialist Marcin Ostapowicz baut sein Angebot immer weiter aus: Es begann mit Upgrade-Baugruppen für audiophil verwendete Computer und den entsprechenden Kabeln von JCAT und der JPLAY-App. Unter dem Markennamen XACT gibt es inzwischen zwei Server, Gerätefüße und nun auch zwei High-End-Datenleitungen: PhantomTM USB und LAN. Bisher wurden Kabel ausschließlich unter dem Label JCAT angeboten. Mit dem USB- und dem Reference LAN-Kabel beschäftigte sich Roland Dietl schon vor rund neun Jahren und war davon…
    04.04.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.