tests/21-01-01_odeon
 

Odeon Rigoletto 2020

02.01.2021 // Carsten Bussler

Verzweifelt klammerte ich mich quasi an den einzigen Strohhalm, den ich noch zu fassen bekam und rief im Februar 2020 initiativ bei Odeon Audio an. Unter anderem deshalb, weil mir das leider in 2016 eingestellte Modell Rigoletto stets in sehr guter Erinnerung geblieben war und ich es schlicht versäumt habe, rechtzeitig zuzugreifen. Und außerdem, weil ich auf den Hamburger HiFi-Tagen am Anfang des gleichen Monats fast eine auf einem Flur umherstehende Odeon Audio Midas in wunderbarem Pappelfurnier umgerannt hätte… Der wahre Grund ist natürlich, dass Axel Gersdorff die drei wichtigsten Dinge mitbringt, die wesentliche Voraussetzungen für erfolgreichen Lautsprecherbau sind: Erfahrung, Erfahrung und nochmals Erfahrung, und davon mittlerweile über 40 Jahre. Zudem steht Odeon Audio für eine mir persönlich ganz besonders wichtige, heutzutage immer seltener anzutreffende Eigenschaft: Authentizität. Hektische, kurze Produktzyklen sind hier ein Fremdwort, bei Odeon Audio wird einfach nicht jedem kurzlebigen Modetrend hinterher gehechelt. Gut so! Und vielleicht am wichtigsten: Odeon Audio baut schicke, wirkungsgradstarke Hornlautsprecher.

Oben das aus dem Vollen gedrehte Multiplex-Hochtonhorn, unten der großartige Tiefmitteltöner aus Papier inklusive mehrfach gefalteter Papiersicke von GAP oder Galm Audio Produkte
Oben das aus dem Vollen gedrehte Multiplex-Hochtonhorn, unten der großartige Tiefmitteltöner aus Papier inklusive mehrfach gefalteter Papiersicke von GAP oder Galm Audio Produkte

An irgendeinem Vormittag im besagten Februar 2020 hatte ich also Constantin Buchholz an der Strippe und schilderte mein Problem. Die Midas mit ihren sechs Ohm und den beiden parallelen Tiefmitteltönern auf Bassreflex war nicht so ganz nach meinem persönlichen technischen Geschmack und bei den größeren Modellen in Odeons Portfolio hatte ich etwas Sorge, dass meine Single Ended Trioden mit ihren kaum nennenswerten Dämpfungsfaktoren die großen Tieftöner unter Kontrolle bekommen würden, Stichwort: Rückinduktion. Herr Buchholz entgegnete, dass Odeon Audio tatsächlich ein neues Modell bereits fast fertig entwickelt habe. Mit dem für Odeon typischen, klassischen Hochtonhörnchen – hier experimentierte man noch mit zwei unterschiedlichen Treibervarianten – und einem 18 Zentimeter großen Tiefmitteltöner aus Papier mit mehrfach gefalteter Sicke als Backloaded Horn. Ich war mehr als baff! Zu behaupten, dass mein Interesse geweckt war, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts, ich war furchtbar aufgeregt! Sicher, ich hätte mich einfach darauf beschränken können, diesen Lautsprecher, sobald verfügbar, bei Odeon zum Test vorzumerken. Aber ich habe ihn sofort bestellt. Ich wusste sofort mit jeder Faser meines Körpers: Das ist mein Ding! Ein Blindkauf eines Modells also, das noch keinen Namen hatte, noch nicht zu Ende entwickelt war und von dem der Marktpreis noch nicht feststand. Aber ich war der festen Überzeugung, dass auch hier Odeons klangliches Erbgut wieder fest verankert sein würde und habe daher keine Sekunde gezögert. Um ehrlich zu sein, fällt mir aber auf die Schnelle kein anderer Hersteller ein, bei dem ich auch so gehandelt hätte.

Natürlich tauschte ich mich in der Folge sowohl mit Axel Gersdorff als auch mit Constantin Buchholz regelmäßig telefonisch aus und blieb hinsichtlich der Entwicklung und Fertigstellung „meines“ Lautsprechers immer eng am Ball. Selbst Fotos der ersten vom Schreiner gefertigten Rohgehäuse bekam ich zugeschickt. Unnötig zu erwähnen, dass beide stets auskunftsfreudig waren und es ein Genuss war, mit ihnen über Details, Kniffe und Finessen des Lautsprecherbaus zu fachsimpeln. So sind wir zum Beispiel der gemeinsamen Auffassung, dass man einen erstklassigen Tiefmitteltöner daran erkennt, dass er bereits ohne weitere Beschaltung direkt an eine Endstufe gehängt eine gute Figur macht – übrigens ohne Schallwand, auf dem Tisch liegend.

Close-up I: Der auf dem Hochtonhorn sitzende Ein-Zoll-Druckkammertreiber aus italienischer Produktion besitzt eine 38 Millimeter große Mylar Membran
Close-up I: Der auf dem Hochtonhorn sitzende Ein-Zoll-Druckkammertreiber aus italienischer Produktion besitzt eine 38 Millimeter große Mylar Membran


  • Lumin U2x

    Es war heuer schon das dritte Mal, dass mich Angus Leung und Krey Baumgartl vom deutschen IAD-Vertrieb, der sowohl WestminsterLab als auch Lumin im Portfolio hat, am Sonntag vor der High End besuchten. Diesmal präsentierten sie den U2x. Dessen Test wäre dann mein dritter Bericht über Lumin. Dennoch habe ich neue Fakten über die Firma erfahren. Die Treffen vor der Messe waren zudem nicht die einzigen mit dem Firmenchef von WesterminsterLab. Aber beim ersten Besuch…
    10.06.2025
  • CoolTech revisited: -180 Grad für SSDs

    Schon bei den Gesprächen während unseres ersten Besuchs hatte CoolTech-Chef Wolfgang Lausecker erwähnt, dass einige seiner Kunden auch Festplatten zur Kryo-Behandlung geschickt und von klanglichen Verbesserungen berichtet hätten. Mir erschienen die Auswirkungen der Kälte auf Schallplatten und Kabel aber erst einmal deutlich spannender. Auf Messen, Veranstaltungen von Herstellern und im privaten Bereich habe ich immer mal wieder „normale“ LPs gegen Frozen-Editions gespielt, wobei mir wegen des höheren Informationsgehalts und der besseren Durchzeichnung die zwischenzeitlich auf…
    03.06.2025
  • Finite Elemente Carbofibre° Statement

    Auf einer Reise ins Ruhrgebiet machte ich einen Zwischenstopp in Meschede, wo sich die Produktion von Finite Elemente befindet. Luis Fernandes und Werner Möhring präsentierten die neue Einsteigerserie Pagode Signature M, Carbofibre°-Böden zur klanglichen Optimierung von USM-Haller-Möbeln und eine ultimative Geräteplattform namens Statement. Die akustischen Besonderheiten in meinem Hörraum waren an dieser Stelle ja vor nicht allzu langer Zeit Thema, allerdings ohne näher auf den gefliesten Boden einzugehen, der sich beispielsweise bei der Aufstellung der…
    30.05.2025
  • Palma DHS-1

    Mit dem Palma DHS-1 haben wir mal wieder einen ersten seiner Art im Test bei Hifistatement: Der Kopfhörer mit dynamischem Schallwandler kann mittels einer drehbaren, perforierten Ohrmuschelabdeckung sowohl offen als auch geschlossen betrieben werden. Ein Umschalten ist in Sekunden möglich. Palma ist als Kopfhörerhersteller aus dem Nichts aufgetaucht. Deshalb habe ich mich selbst erst einmal informieren müssen, wie es denn eigentlich zum DHS-1 gekommen ist. Letztendlich stecken mit Pascual und Mario zwei Kindheitsfreunde hinter der…
    26.05.2025
  • TAD-ME1TX

    TAD ist seit vielen Jahren für seine herausragenden Lautsprechersysteme bekannt. Als uns kürzlich Jürgen Timm vom deutschen Vertrieb in der Redaktion besuchte, hatte er die brandneue TAD-ME1TX im Gepäck. Dieses Modell der TAD „Evolution Series“ ersetzt die allseits geschätzte TAD-ME1 die 2016 vorgestellt wurde, und ist der Einstieg in die TAD-Welt. Die Technical Audio Devices Laboratories, Inc. (TAD) wurde 2007 als 100-prozentiges Tochterunternehmen von Pioneer gegründet und gehört unverändert zum Unternehmensverbund, auch wenn Pioneer seine…
    14.05.2025
  • Stenheim Alumine FIVE SX

    Langjährige Hifistatement-Lesern dürften sich daran erinnern, dass die Alumine FIVE vor acht Jahren hier schon einmal Thema waren. In dieser Zeit entwickelten Jean-Pascal Panchard und sein Team die FIVE kontinuierlich weiter, wie die Modellvarianten SE, SX und LE beweisen. Kleiner Spoiler: Für mich spielt die SX in einer deutlich höheren Liga. Damals traten die nicht unerheblich teureren Kawero! Classic und die LumenWhite DiamondLight gegen die FIVE an und machten schnell klar, dass in Sachen Raumdarstellung…
    12.05.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.