tests/21-04-23_chord
 

ChordOhmic Transmission Fluid

23.04.2021 // Finn Corvin Gallowsky

Genauer gesagt kommen gleich zwei verschiedene Flüssigkeiten zum Einsatz: Die Reinigungsflüssigkeit Polish und das eigentliche „Leitmittel“ Polymer auf - Sie haben es erraten - Polymerbasis. Der Hintergrund dazu ist schnell erläutert: Für einen möglichst gut leitenden Kontakt zwischen zwei sich berührendenden Bauteilen, also in diesem Fall Stecker und Lautsprecherterminal, sind hauptsächlich zwei Voraussetzungen notwendig: Eine möglichst starke Kraft, die beide Komponenten gegeneinander presst und eine möglichst glatte Oberfläche beider Komponenten. Die erste Anforderung nach einer hohen Kontaktkraft wird durch die ChordOhmic Bananenstecker erfüllt. Sie sitzen vergleichsweise fest im Lautsprecherterminal. Die zweite Forderung nach möglichst glatter Oberfläche scheint der Stecker zu erfüllen, allerdings findet ein Kontakt immer auf mikroskopischer Ebene statt. Egal wie glatt ein Material für das Auge erscheint, auf mikroskopischer Ebene gleicht seine Oberfläche einem Bergmassiv mit Gipfeln und Tälern. Ein leitender Kontakt entsteht ausschließlich an den Gipfeln. Ziel des ChordOhmic Fluids ist es, die Täler im Material zu füllen, somit die Kontaktfläche zu vergrößern, den Kontaktwiderstand zu verringern und die Leitfähigkeit zu erhöhen. Dies funktioniert natürlich nicht nur bei Kabeln der Chord Company, sondern bei allen anderen auch. Von Joe Gormley, Chord Company Gebietsverkaufsleiter in England, erfahre ich, dass das Polymer ursprünglich entwickelt wurde, um elektrische Kontakte in großen Industriemaschinen und Produktionsketten zu optimieren. Das Ziel war es, die Maschinen länger, ohne eine notwendige Wartung der Kontakte betreiben zu können. Der Chemiker, der das dafür notwendige Polymer entwickelt hat, ist beim japanischen Vertriebspartner Andante Largo ein bekannter Gast und so kam der Kontakt zur Chord Company zustande. Der Hifi-affine Chemiker war ebenso interessiert daran, das Polymer für die Audiowiedergabe zu optimieren, wie die Chord Company.

Das Crimpwerkzeug ist akkubetrieben, somit leicht zu bedienen und jeder Crimpvorgang ist identisch
Das Crimpwerkzeug ist akkubetrieben, somit leicht zu bedienen und jeder Crimpvorgang ist identisch

Bevor das Behandlungsprozedere beginnt, ist es wichtig, sowohl den Reiniger- als auch das Polymer-Fläschchen für eine Minute gut zu schütteln, damit sich deren Bestandteile optimal vermischen. Zunächst trägt Mika Dauphin das Reinigungsmittel mit einem Wattestäbchen auf die Bananenstecker auf. Nach kurzer Zeit kann der Reiniger abgewischt werden und der Stecker ist optimal für das Polymer vorbereitet. Dies soll nach dem Auftragen zwischen zehn und 60 Minuten einwirken, und die Rückstände sollen abgewischt werden. Anschließend ist die Prozedur zu wiederholen. Mika und ich entscheiden uns, bei erster und zweiter Behandlung jeweils 20 Minuten zu warten. Für eine besonders nachhaltige Behandlung kann ein dritter Durchgang erfolgen, diesen haben wir uns für diesen Test jedoch gespart. Eine gleiche Behandlung der Gegenseite, hier also der Polkemme am Lautsprechertermimal, ist nicht obligatorisch, kann aber durchaus im Einzelfall Sinn machen. Bei Langzeiteinsatz empfiehlt die Chord Company, die Behandlung mit dem Poylmer – und nur dem Polymer – einmal im Jahr zu wiederholen.

Im ersten Schritt wird der Stecker gereinigt, das zweimalige, wahlweise dreimalige Auftragen der Polymer-Mischung erfolgt erst danach
Im ersten Schritt wird der Stecker gereinigt, das zweimalige, wahlweise dreimalige Auftragen der Polymer-Mischung erfolgt erst danach

Die frisch konfektionierten und somit nicht eingespielten Kabel kommen direkt zum Einsatz. Ein Paar vollkommen unbehandelt, das zweite nach der „Polymerkur“. Die Komponenten der Vorführkette im Drei-H-Hauptquartier sind allesamt im gemäßigten mittleren Preissegment angesiedelt. Die beiden Kompaktlautsprecher spielen im Vorführraum leichtfüßig mit ausgedehnter Räumlichkeit. Zunächst wandert das frisch konfektionierte ClearwayX zwischen Lautsprecher und Endstufe, das keine Sonderbehandlung mit dem ChordOhmic Fluid bekommen hat. Nach kurzer Zeit habe ich die meisten Klangeigenschaften der Kette und des Raumes erfasst und kann mich auf ein Vergleichshören konzentrieren. Der Unterschied beim Wechsel auf das behandelte Kabel fällt viel größer aus als erwartet, aber dennoch liegen beide Kandidaten nicht Welten voneinander entfernt. Mit dem behandelten Kabel macht die Kette einen leicht geschmeidigeren Gesamteindruck. Alles scheint ein bisschen besser zusammenzupassen und abgerundet zu werden. Trotz der insgesamt eher weicher wirkenden Wiedergabe scheint der extreme Hochtonanteil jenseits der 10 Kilohertz an Quantität hinzugewonnen zu haben. Was aber eben gerade nicht mit einer schärferen Wiedergabe einhergeht, sondern zu einer Fokussierung des Klangbildes im positiven Sinne führt. Wenn tatsächlich ein minimales Mehr an Höchsthochton anwesend ist, könnte dies auch erklären, weshalb ich das Gefühl habe, charakteristische Klänge, beispielsweise einer Stimme, etwas differenzierter und lebendiger wahrnehmen zu können. Mehr Oberwellen sorgen schließlich für ein etwas spritzigeres Timbre, welches sich durchaus auch in tieferen Frequenzen entfaltet.


  • Zavfino Goldrush und Midas

    Es gibt keine Kabelgattung, die in hifistatement.net seltener getestet wurde als Tonarmkabel. Das mag daran liegen, dass einige Arme bis zu den Anschlusssteckern hin durchgängig verkabelt sind, einige für Kabel mit Cinch- oder XLR-Steckern und andere für solche mit DIN- respektive SME-Stecker ausgelegt sind. Doch nun geht es um Zavfinos Topmodelle. Will Tremblet ist der Gründer und Inhaber von Zavfino. Falls Ihnen der Name bekannt vorkommt, könnte es daran liegen, dass ich Ihnen den Herrn…
    29.07.2025
  • HiFi-Tuning Supreme³

    In einem unserer letzten Telefongespräche kamen Vertriebschef Jan Sieveking und ich auf das Thema Sicherungen. Wir waren neugierig, ob und wenn ja welche Auswirkungen sich in meiner preislich insgesamt eher moderaten Kette einstellen würden und wie ich diese einordne. Kurz danach lag ein kleines Päckchen HiFi-Tuning Sicherungen in meinem Hörraum. HiFi-Tuning bietet Gerätesicherungen in verschiedenen Ausführungen an. Ich beschäftige mich in diesem Test mit der weit verbreiteten Standardgröße von 5x20 Millimetern. Wie üblich werden die…
    25.07.2025
  • OePhi Acoustics Ascendance 2

    Der dänische Hersteller Oephi Acoustics bietet ein breit gefächertes Sortiment an Audiokabeln, angefangen beim gehobenen Einsteigerpreis bis zu sehr kostspielig. Ein sehr gradlinig aufgebautes Lautsprecher-Portfolio bildet die zweite Produktgruppe. Die Kompaktbox Ascendance 2 gehört zu den eher niedrigpreisigen Modellen und klingt umwerfend gut. OePhi Acoustics ist in Dänemark beheimatet, in Birkerød. Die Kommune liegt etwa 20 Kilometer nördlich von Kopenhagen. Beachtlich, wie viele audiophile Lautsprecher-Marken Dänemark mit seinen gerade mal sechs Millionen Einwohnern hervorgebracht hat.…
    22.07.2025
  • Audio Fidelity Improvement FLAT.DUO

    Jeder Plattensammler besitzt einige Scheiben, die nicht plan auf dem Teller liegen. Der Brinkmann Avance meiner Gattin und mein LaGrange verfügen jedoch über eine Plattenklemme, mit der man in Kombination mit einer Scheibe selbst schüsselförmige LPs andrücken kann. Braucht man da einen Plattenbügler? Ich meine: Unbedingt! Die AFI Disc Flattener können nämlich mehr, als nur die Verwellung einer LP zu beseitigen. Denn da gibt es auch das sogenannte Relax-Programm, das der Scheibe – ähnlich wie…
    18.07.2025
  • SilentPower OMNI USB

    SilentPower OMNI – hatten wir das nicht gerade? Ja, Dirk Sommer hat sich kürzlich mit dem SilentPower OMNI LAN beschäftigt. Heute geht es um das Pendant für USB, den SilentPower OMNI USB. Rein technisch gesehen, ist USB denkbar schlecht für Audio geeignet. Entwickelt als universelle Schnittstelle für die Datenübertragung zwischen Computern und Peripherie-Geräten ist sie anfällig für Störgeräusche, Zeitfehler und Datenverluste; alles Dinge, welche bei der Übertragung von Audio-Daten besonders kritisch sind. Hinzu kommt die…
    15.07.2025
  • Ortofon MC X10

    Der renommierte Tonabnehmer-Hersteller Ortofon implementiert die Gene seiner großen MC-Systeme in die neue Einstiegsserie „X“ und bettet sie in ein innovatives Gesamtkonzept. Wir testen das günstigste Modell MC X10 zum Preis von 300 Euro, das bereits mit technischen Finessen wie um 90 Grad gedrehten Reinsilberspulen aufwartet. Wie sehr liebe ich Ortofon! Es gibt keinen anderen Tonabnehmer-Hersteller, von dem ich im Prinzip jedes Modell blind kaufen würde. Und dies bereits zur Genüge auch getan habe. Der…
    08.07.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.