tests/22-09-23_apertura
 

Apertura Swing

23.09.2022 // Finn Corvin Gallowsky

Ist die grau bespannte Frontabdeckung wieder auf dem Lautsprecher platziert, ist er mit seiner makellosen weißen Hochglanzlackierung dann aber doch eher unauffällig. Ich möchte ehrlich sein, wenn ich an die einprägsamen asymmetrischen Gehäuse anderer Apertura Lautsprecher denke, gerät der Swing für meinen Geschmack dann schon etwas zu unauffällig, um nicht zu sagen langweilig. Die graue Frontabdeckung reißt es leider auch nicht raus und der Lautsprecher verschwindet optisch in meinem HiFi-Zimmer, obwohl die Verarbeitung und Lackqualität so gar keinen Grund zur Beanstandung liefern und ich ihm eine gewisse Eleganz nicht absprechen kann. Wer sich wie ich ausleben möchte, kann auf Wunsch RAL-Farben bestellen, muss dann allerdings etwas länger auf seine Lautsprecher warten. Auf der Rückseite des Swings befindet sich lediglich die Bassreflexöffnung, das Single-Wiring Lautsprecherterminal und ein goldener Aufkleber mit Apertura-Logo und Seriennummer. Für den Test hat Jan Sieveking mir dankenswerterweise auch gleich zwei hochwertige Lautsprecherständer von Quadraspire zur Verfügung gestellt, auf denen die Swings in meinem Hörraum Platz nehmen. Zunächst positioniere ich sie auf meiner Standardposition, die mir für jeden Test als Ausgangspunkt dient. Wie so oft landen sie nach einigem Herumschieben auch genau wieder dort. In meinem recht kleinen Hörraum entlockt dieser Platz den meisten Lautsprechern den homogensten Klang. Sie stehen etwa 1,8 Meter voneinander entfernt, im gleichseitigen Dreieck auf den Hörplatz eingedreht.

Einen Hochtöner in Ringradiator-Bauform sieht man eher selten
Einen Hochtöner in Ringradiator-Bauform sieht man eher selten

Als erstes lege ich Eye In The Sky des Alan Parsons Project auf. Moment, genau genommen lege ich überhaupt nichts auf, sondern streame das Album von Qobuz in 96/24. Der tiefe Synth-Bass, mit dem das „Sirius“-Intro das Album eröffnet, steht kraftvoll und einnehmend im Raum, die nach links gemischte Gitarre ist sauber platziert und löst sich gut vom Lautsprecher. Die Bass-Drum fadet sich etwas zurückhaltend aber doch druckvoll und punchig in den Fokus der Wiedergabe und dann kommt der erste Akkord der E-Gitarre von rechts und der Keys in Stereo mit viel mehr Dynamik als erwartet. Impulse und auch feine Lautstärkeunterschiede werden mit einer Energie und Präzision wiedergegeben, die ich den kleinen Lautsprechern wirklich nicht zugetraut hätte. Zwischen alledem bleibt noch immer genügend Platz für feine Zwischentöne wie die Synth-Streicher gegen Ende des Intros, die aus dem klanglichen Geschehen samtweich herausschweben. Spätestens beim Erklingen der Sololinie der Gitarre, die in Overdubbing-Manier einmal für den linken und einmal für den rechten Kanal eingespielt wurde, habe ich bereits vergessen, dass ich kurz vorher noch mit Standlautsprechern Musik gehört hatte – und der Swing hat mich für sich gewonnen. So schnell kann es manchmal gehen. Es folgt das Titelstück „Eye In The Sky“. Obwohl es sich um eine Aufnahme ohne natürlichen Raumanteil handelt, offenbart der Swing eine Weite und Tiefenstaffelung der Aufnahme, die nicht nur in seiner Preisklasse herausragend ist. Es zeigt sich mal wieder, dass ein sauberer Phasenverlauf eines Lautsprechers eben nicht nebensächlich, sondern für eine beeindruckende Raumreproduktion unerlässlich ist. Die Instrumente stehen unverrückbar und messerscharf umrissen an ihrem Platz, verfügen dafür aber nicht über die größte individuelle Ausdehnung. Der Tieftonbereich ist prominent und reicht für einen Lautsprecher dieser Größe enorm tief, der Hochton ist leicht zurückgenommen, fällt dafür im Gegenzug, Ringradiator sei Dank, auch weit über 20 Kilohertz nicht ab. Inwiefern sich dies tatsächlich auf die Realitätsnähe der Wiedergabe auswirkt, ist schwer zu ermitteln, zu viele Faktoren spielen hier eine Rolle. Ich habe aber zumindest den Eindruck, dass im Hochton nie Details verloren gehen, lediglich Aufnahmen die weithin für ihren bissigen Hochton bekannt sind, werden von den Swings nicht als solche entlarvt.

Der Seas Tiefmitteltöner verfügt über einen grundsoliden Aufbau
Der Seas Tiefmitteltöner verfügt über einen grundsoliden Aufbau

Die Membran des Tiefmitteltöner besteht aus gewebtem Polypropylen
Die Membran des Tiefmitteltöner besteht aus gewebtem Polypropylen


  • exD konNET-k und konNET-o

    exD ist eine Marke aus Hongkong, von der Sie vielleicht zum ersten Mal hören. Der Hersteller hat kürzlich die Netzwerk-Switches konNET-k und konNET-o vorgestellt, die speziell für den Einsatz in hochwertigen Audio-Setups entwickelt worden sein sollen. exD hat ganz offensichtlich eine Passion für eigenwillige Typografie bei Marken- und Produktnamen, aber auch dafür, die klangliche Qualität der digitalen Audiowiedergabe bereits an der Quelle zu optimieren. Der Designer hinter der Marke ist Albert Leung und er hat…
    16.09.2025
  • WireWorld Aurora 10, Electra 10 und Silver Electra 10

    Der Kabelspezialist WireWorld bietet über die gesamte Breite seiner neuen Serie 10, die Ende des vergangenen Jahres vorgestellt wurde, wieder einmal klangrelevante Innovation im Aufbau. Wir haben hier drei Stromkabel zum Test, die zudem auch preislich gefallen können. Ich gestehe, dass eine Bewertung gerade bei Netzkabeln mir immer wieder Probleme bereitet, da hier häufig kompensatorische Effekte gegen eine objektive Einschätzung stehen. Ich begrüße es, wenn mir ein Hersteller ausreichend Exemplare zur Verfügung stellt, um alle…
    12.09.2025
  • SPL electronics Phonos duo

    2017 stellte SPL die erste Phonostufe der Professional-Fidelity-Linie vor, die sich trotz des leicht irreführenden Namens an Hifi-Nutzer wendet. Wolfgang Kemper bescheinigte ihr in seinem Test einen extrem guten Klang und ein ebensolches Preis/Leistungsverhältnis. Mich irritierte das Fehlen eines symmetrischen Eingangs. Den besitzt die Phonos duo. Das Gute daran ist, dass die XLR-Buchsen nicht die Cinch-Eingänge der „alten“ Phonos ersetzen, sondern zusätzlich auf der Rückseite des Gerätes Platz gefunden haben: Den Beinamen „Duo“ hat die…
    09.09.2025
  • AIM Flagship Premier NAX

    Der japanische Kabelhersteller AIM erfreut sich großer Beliebtheit. Dies nicht zuletzt wegen seiner attraktiven Preise gemessen an der vieler Orts bescheinigten vorzüglichen Klangqualität der digitalen Audio-Kabel. Mit dem neuen Spitzenmodell unter den LAN-Kabeln AIM NAX habe ich nun einen doch recht kostspieligen Vertreter dieser Gattung zum Test. Mein Kollege Dr. Roland Dietl hat im vergangenen Jahr die preiswerteren Modelle aus dem AIM LAN-Portfolio besprochen und in seinem Bericht sowohl die Firmengeschichte umrissen als auch die…
    05.09.2025
  • Cardas Clear Sky Interconnect & Speaker Cable

    In meinem Freundeskreis genießt Cardas für den eigenwilligen Humor ihres Youtube-Kanals Legendenstatus. Ein hervorragender Ruf eilt Cardas-Kabeln ebenso voraus. Dennoch hat es bis heute gedauert, dass sie ihren Weg in meinen Hörraum gefunden haben. Mit der Clear Sky Serie befinde ich mich im mittleren Preissegment des Portfolios. Zur Einstimmung auf diesen Test habe ich mir selbst noch einmal „Soldering With Jesus“ von Cardas' Youtube-Kanal zu Gemüte geführt, um den Test amüsiert und in bester Laune…
    29.08.2025
  • SV-Audio by Storgaard & Vestskov Frida

    Frida von Storgaard & Vestskov hat mich bereits auf den Hamburger HiFi-Tagen 2024 derart verblüfft, dass ich lange im Raum der Dänen verweilte und der Vorführung gespannt zuhörte, strafte der Lautsprecher seine physische Größe offensichtlich Lügen. Nun hat diese Pretiose endlich den Weg von Bornholm zu mir nach Hause gefunden. Für alte HiFi-Hasen wie mich werden lichte Momente auf Messen und Ausstellungen zunehmend seltener, damit spiele ich nicht auf meinen verblassenden persönlichen Geisteszustand an, sondern…
    26.08.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.