tests/22-09-23_apertura
 

Apertura Swing

23.09.2022 // Finn Corvin Gallowsky

Kurz bevor ich aus beruflichen Gründen nach Paris aufbreche, beende ich passend den Test des Kompaktlautsprechers Apertura Swing. Die Manufaktur von Apertura liegt etwa eine halbe Autostunde nördlich von Nantes. Insgesamt leider etwas zu weit entfernt für einen schnellen Besuch aus Paris.

Angezogen durch die französische Musik und insbesondere die Folk-Szene, werde ich mich in Zukunft aber sicher noch öfter in Frankreich aufhalten und bestimmt auch mal „um die Ecke“ sein und bei Apertura auf der Matte stehen. Bis dahin muss aber der Höreindruck in den eigenen vier Wänden genügen und der hat es in sich. Grundlegend ist der Swing schnell vorgestellt. Auf den ersten Blick ist er ein klassischer Zweiwege-Lautsprecher und mit seiner Grundfläche von 31 mal 19 Zentimetern und einer Höhe von 28 Zentimetern wirklich sehr kompakt. Auf den zweiten Blick hinter die magnetisch befestigte Staubschutzabdeckung fällt der Hochtöner ins Auge – zum Glück nur sinnbildlich. Mit seinem für einen Hochtöner ungewöhnlichen Mitteldorn hat er im Auge auch wirklich nichts zu suchen. Der Mitteldorn, präziser Phase-Plug, lässt erkennen: Es handelt sich um einen Ringradiator, in diesem Fall von Peerless respektive Tymphony. Entgegen der vergleichsweise großflächigen Membran eines klassischen Kalottenhochtöners schwingt bei einem Ringradiator eine kleinere Membran zwischen der äußeren Aufhängung und dem Phase-Plug in der Mitte. Dieses Modell verfügt auf der Rückseite über eine Bedämpfungskammer und einen sehr linearen Frequenzgang ab 1000 Hertz bis weit jenseits von 20 Kilohertz. Die Ankopplung an den 16-Zentimeter-Tiefmitteltöner von Seas aus Norwegen gelingt durch die hohe Linearität auch im niedrigeren Frequenzbereich laut Apertura besonders gut.

Die Chassis sind perfekt in das Gehäuse eingepasst, der Lack makellos
Die Chassis sind perfekt in das Gehäuse eingepasst, der Lack makellos

Der Hochtöner ist somit nicht alltäglich, aber wirklich besonders wird es erst wenn man weiß, dass hinter Apertura im Kern ein Spezialisten-Duo mit Vision steht. Christian Yvons Entwicklererfahrung speziell im Bereich der Frequenzweiche trifft auf Eric Poyers Ingenieurswissen in Sachen Mechanik, Produktion und Materialkunde. Alle Apertura Lautsprecher basieren auf ihrem über die Jahre akkumulierten Wissen. Äußerlich werden sie charakterisiert von geschwungenen Gehäuselinien. Dieser Aspekt tritt bei den Swings weniger stark zu Tage. Bei ihnen sind entgegen vollständig geschwungener Seitenwände anderer Modelle nur die hinteren Ecken abgerundet. Letztendlich dient die Rundung einer erhöhten Stabilität und Steifigkeit. Im Inneren dominiert die DRIM-Frequenzweiche, ein weiterer Kernpunkt der Apertura-Vision. Sie wird für jeden einzelnen produzierten Lautsprecher individuell auf die jeweils verbauten Treiber abgestimmt. Dazu werden noch vor dem Einbau alle Treiber auf ihre akustischen Eigenschaften vermessen und für jedes Lautsprecherpaar Treiber gewählt, die möglichst ähnliche Messergebnisse aufweisen. Die DRIM-Frequenzweiche arbeitet mit ungewöhnlich steilen Flanken. Dies soll sicherstellen, dass der Tiefmitteltontreiber über der gewählten Übergangsfrequenz von 3.500 Hertz möglichst schnell an Pegel verliert und somit keine unerwünschten Artefakte in den Hochtonbereich übersprechen und der Hochtöner seine Arbeit absolut ungestört und verfärbungsfrei verrichten kann. Vice versa soll auch der Hochtöner unter 3.500 Hertz möglichst schnell schweigen. In der Konzeption der Frequenzweiche wird außerdem berücksichtig, dass eine derart steile Flanke starke Phasenunreinheiten erzeugt, verschiedene Frequenzen also zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten das Ohr erreichen. Deshalb werden diese Phasenfehler in jeder Frequenzweiche ausgeglichen, um eine phasenkohärente Wiedergabe zu erreichen. Schlussendlich wird das Gehäuseinnere mit Dämmfilzen und Luftpolsterfolie bedämpft. Ja, sie lesen richtig – kein Scherz. Luftpolsterfolie ist die Spezialzutat Poyers für die Bedämpfung des Bassbereichs innerhalb der Lautsprechergehäuse. Sowohl die ungewöhnliche Frequenzweiche als auch die Luftpolsterfolie verdeutlichen, dass die Dinge bei Apertura wirklich anders angegangen werden.

Es liegt weder ein Produktionsfehler vor noch hat sich unser Fotograf einen Scherz erlaubt, die Luftpolsterfolie gehört tatsächlich zum inneren Dämpfungskonzept bei Apertura
Es liegt weder ein Produktionsfehler vor noch hat sich unser Fotograf einen Scherz erlaubt, die Luftpolsterfolie gehört tatsächlich zum inneren Dämpfungskonzept bei Apertura


  • LessLoss Firewall 640x

    Mit dem Filter-Netzkabel Firewall 640x von LessLoss betreten wir testmäßig durchaus dünnes Eis, bewegen wir uns hier rein wissenschaftlich betrachtet in einer Grauzone zwischen Voodoo und technisch-nebulöser Geheimniskrämerei. Oder etwa doch nicht? Nach anfänglicher Skepsis überwog die Neugier und ein Test war ausgemachte Sache! Bevor ich mich dem eigentlichen Gegenstand dieses Berichts nähere, muss ich Sie, liebe Leser, vorwarnen. Und das kann anstrengend werden, ich verspreche aber, so kurzweilig wie möglich zu bleiben. Denn qua…
    30.08.2024
  • MSB Technology Cascade DAC

    Vor rund vier Jahren testete ich den großartigen Reference DAC, der mit verschiedenen Ein- und Ausgangsmodulen bestückt werden konnte. Kurz darauf stellte MSB seinen Wandlern den Digital Director zur Seite, ein Konzept das Jonathan und Daniel Gullman Roland Dietl erläuterten. Die Kulmination der diversen neuen Ansätze ist nun der Cascade DAC. Während beispielsweise beim Reference DAC die Module für die digitalen Eingänge, mit denen der Wandler den Erfordernissen seines Besitzers entsprechend konfiguriert werden kann, im…
    27.08.2024
  • Lotoo PAW D2

    Der Lotoo PAW D2 ist nicht mehr nur ein digitaler Schnittstellenwandler wie sein Vorgänger, sondern verfügt zusätzlich über einen Digital-Analogwandler mit Cinch-Ausgängen. Der kleine Formfaktor und die Handschmeichlerqualität des hochwertigen Vollmetallgehäuses bleiben erhalten. Zusätzlich wurde dem D2 ein kleines Display spendiert. Äußerlich unterscheidet sich der D2 deutlich vom D1. Zwar bleiben der XLR-Ausgang für AES/EBU, Cinch- und TOSLINK-Ausgang für S/PDIF erhalten, Display und Lautstärkeregler geben dem D2 jedoch ein neues Erscheinungsbild. Der eingesetzte ADI Blackfin…
    23.08.2024
  • Silent Power LAN iPurifier Pro

    Vor einem Jahr beschäftigte sich Dirk Sommer mit dem ifi Audio LAN iSilencer, einem preiswerten LAN-Filter zur Beseitigung von Netzwerk-Störungen. Sein Testurteil war ausgesprochen positiv, nicht nur wegen des günstigen Preises von 89 Euro, sondern vor allem wegen der überzeugenden Wirkung. Nun darf es ein wenig mehr sein. Das bezieht sich erst einmal auf den Preis des neuen Silent Power LAN iPurifier Pro von 300 Euro. Dafür bekommt man ein kleines aktives Gerät inklusive eines…
    20.08.2024
  • Buchardt Audio P300

    Als ich Anfang 2022 die großen Schwestern der P300 erhielt, war ich hin und weg. Die S400 MKII überzeugte mit dynamischer Basswiedergabe und hervorragender Raumdarstellung. Sie zählt nach wie vor neben meinen Aperions zu meinen absoluten Favoriten. Die mit 1.400 Euro Paarpreis um 700 Euro günstigere P300 stehen nun im Wohnzimmer der Familie. Das Produktportfolio der dänischen HIFI-Schmiede aus Silkeborg wird stetig erweitert und umfasst inzwischen mehrere Produktlinien. Neben passiven Lautsprechern wie der S400 MKII…
    16.08.2024
  • darTZeel NHB-18NS und NHB-108

    Die Geschichte darTZeels und einige der sehr eigenständigen, in einem Fall sogar weltweit patentierten technischen Lösungen bei den Geräten der Schweizer Nobelmarke erläuterte Firmeninhaber Hervé Delétraz im zuvor veröffentlichten, ausführlichen Interview. Mindestens ebenso spannend sind aber praktische Erfahrungen mit der Vor- und Endstufe. Die Lektüre des ersten und zweiten Teil des Interviews kann ich nur empfehlen: Zum einen unterscheidet sich Hervé Delétraz' beruflicher Werdegang von dem der meisten Eigner von Hifi- oder High-End-Firmen, denn für…
    13.08.2024

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.