tests/22-09-30_volumio
 

Volumio Rivo – Teil 1

30.09.2022 // Wolfgang Kemper

Die Anschlüsse auf der Rückseite erlauben beinahe jede Integration
Die Anschlüsse auf der Rückseite erlauben beinahe jede Integration

Das Innenleben des in Europa gefertigten Volumio Rivo konstruierten die Florentiner nach eigenen Angaben geradlinig und ohne Umwege. Durch die Verwendung von OFC-Trafos werden die S/PDIF- und AES/EBU-Anschlüsse galvanisch isoliert. Vielleicht haben diese mir deshalb so gut gefallen. Die Stromversorgung ist in mehrere Segmente geteilt, so auch für die interne USB-Taktgebung, die über einen eigenen Spannungsstabilisator verfügt. Den einzelnen Schaltkreisen ist eine Filterung der Stromversorgung vorgeschaltet. Diese besteht aus einer Reihe von Spulen, die Energie in ihrem Magnetfeld puffern, und leistungsstarken Elektrolyt-Kondensatoren, die eine hohe Ausgangsspannung und einen hohen Ausgangsstrom bereitstellen.

Neben der komfortablen und übersichtlichen Volumio-3-Software ist auch Roon aus einer Plugin-Liste installierbar. Mein Versuch scheiterte jedoch, weil Roon die Lizenz für den Rivo noch nicht erteilt hat. Also fällt Roon aus dem Testprogramm und damit die klangliche Beurteilung mit Roon im Vergleich zur Volumio 3 Software. Die Integration unterschiedlicher Plugins bietet für manchem Rivo-Eigner erfreuliche Erweiterungen: So schwärmt Christian Rechenbach vom Fusion DSP-Plugin, mit dem sich die hier abgelegten Musikdateien klanglich beeinflussen lassen. Auf diese Weise kann der Volumio Rivo Raumkorrekturen vornehmen, die Charakteristika von Lautsprechern korrigieren oder einfach den Soundwünschen seines Benutzers dienen. Der Rivo besitzt reichlich Rechenleistung für derartige Prozesse.

„Out of the box“ hatte ich mit der Musikalität des Rivo so meine Schwierigkeiten. Der Rivo braucht Einspielzeit; zuerst klang er sehr klar und ein wenig grundtonschwach. Da hatte ich gleich das Schaltnetzteil im Verdacht, für diese tonalen Gangart zumindest mitverantwortlich zu sein. Und damit lag ich richtig. Es ist schön, eine Ferrum Hypsos zu haben, das sich kurzerhand auf die fünf Volt Gleichspannung einstellten lässt. Damit ergab sich eine ganz andere Musikalität. Stimmen bekamen Körper und Instrumente erhielten Klangfarben und Plastizität. Die imaginäre Bühne gewann an Tiefe. So richtig zufrieden war ich allerdings noch immer nicht. Dies ist sicher auch der hochliegenden Messlatte in Form des aktuell bei mir etatmäßig spielenden Antipodes K50 geschuldet, wohl etwas unfair hinsichtlich des gewaltigen Preisunterschiedes. Ich habe übrigens den Großteil der Hörtests mit von Qobuz gestreamter Musik vorgenommen, auch um zu verhindern, dass die Klangqualität des Festspeichers, sei es eine interne Micro-SD-Card oder extern angeschlossene SSD, Einfluss nimmt. Wenn Sie einmal die Gelegenheit haben, ein Samsung Pro, Evo oder Qvo-SSD-Speichermedium miteinander zu vergleichen, wissen Sie, in welchen Größenordnungen hier Klangunterschiede begründet liegen. Der klangliche Vorteil des Ferrum Hypsos blieb, verringerte sich aber im Laufe einer Woche Einspielzeit zugunsten des Schaltnetzteil, so dass es das Musik-Genießen mit dem Beipack-Netzteil nicht nur erträglich, sondern nun auch richtig Spaß machte. Das Klangbild hatte eindeutig an Wärme und Grundtonintensität gewonnen und das anfänglich etwas nervige Schlanke war gänzlich verschwunden. Was erfreulicherweise nicht darunter litt, war die Klarheit in der Darstellung, die der Rivo in seinen Genen trägt. Vor allem bei Jazz überzeugte mich die Musikalität des Rivo, denn jetzt wirkten die Instrumente mit ihren Klangfarben authentisch. Interessant finde ich auch die Sensibilität des Rivo hinsichtlich der an seinen Ausgängen angeschlossenen Kabel, was allerdings zu einem tieferen Griff ins Portemonnaie führen kann. Aber es ist zweifellos ein deutliches Indiz für seine Qualität, wenn er Kabelunterschiede so klar hörbar macht. So fiel in meinem Setup das per S/PDIF angeschlossene Silver Sonic DH Labs D-750 für gut 100 Euro deutlich gegenüber dem kostspieligeren Boaacoustic Krypton AES/EBU oder auch der noch aufwändigeren USB-Verbindung über den Mutec-Reclocker ab. Auch war nachvollziehbar, ob das Ansuz Switch vorgeschaltet war oder nicht.

Gut gefüllt, ordentlich gegliedert und sauber gefertigt ist der Rivo im Innern
Gut gefüllt, ordentlich gegliedert und sauber gefertigt ist der Rivo im Innern

Mindestens ebenso musikalisch relevant ist die Nutzung des Oversampling, den die Volumio-3-Software anbietet. Da Mutec, AES/EBU oder S/PDIF keine Auflösung oberhalb von 192 Kilohertz zulassen, habe ich zum Verglichen auch nur diese als maximale Sampling-Frequenz genutzt, obwohl der Volumio 768 Kilohertz anbietet. Um so erstaunlicher ist der Gewinn, den man bereits beim Hochrechnen auf „nur“ 192/24 hören konnte. Meine zur Absicherung meines Klangeindruckes um Hilfestellung gebetene Gattin bestätigte mir nach nur wenigen Takten die eigene Wahrnehmung: Die Darstellung geriet nicht nur räumlich etwas tiefer, sondern deutlich sauberer. Das Upsampling befreite die Instrumente aus ihrer beinahe breiigen Verschmelzung. Meine Frau nannte das nicht upgesampelte Klangbild „verschmiert“. Dieser Unterschied ist nicht allein bei Material in CD-Qualität deutlich, sondern ebenso bei Lisa Batiashvili City Lights, dort dem umarrangierten J.S.Bach Stück „Ich ruf zu Dir, BWV 639“, das ich in 96/24 streamte. Im Grunde bin ich eher skeptisch gegenüber Upsampling, werde hier aber eindeutig vom musikalischen Mehrwert überzeugt – und zwar ganz erheblich. Puristen können sich die Mühe machen und jeweils ein Oversampling anwählen, welches einer reiner Multiplikation der Original-Auflösung der Quelldatei entspricht, was dann weniger Umrechnung beinhaltet. Bei Lisa Batiashvillis Album wären es die 192 Kilohertz, für den CD-Standard von 44,1 kHz ermöglicht der Volumio auch176,4 Kilohertz, also exakt das Vierfache oder bei USB-Nutzung auch 352,8 Kilohertz.


  • Unison Research Simply Italy Black Edition

    Unison Research feiert sich und seine erfolgreichsten Produkte selbst: Der Verstärkerklassiker Simply Italy kommt als Black Edition mit veränderten technischen Details und frischer Optik daher. Wir hinterfragen, ob es sich nur um pures Marketing oder tatsächlich um Neuerungen mit klanglich relevanten Verbesserungen handelt. Der Look der Black Edition zeichnet sich durch eine hochglanzlackierte Frontplatte, dunkel eloxierte Metalloberflächen und ein neues grafisches Design mit geänderter Typographie aus, ganz im Gegensatz zu den nach meinem Empfinden bisweilen…
    25.04.2025
  • Melco S1 und C1-D20 SFP+ Direct Attach Network Cable

    Während der letzten High End plante Melco, das LAN-Switch S1 noch Ende des Jahres auszuliefern. Nun dauerte es mit der Fertigstellung ein wenig länger, einerseits mit der des Produkts, andererseits mit der dieses Berichts. Ich wartete vergeblich auf technische Erklärungen, nutzte die Zeit aber, um die zahlreichen Möglichkeiten des S1 auszuprobieren. Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, zuvor ein derart reichhaltig ausgestattetes Switch gesehen zu haben: Neben den sieben RJ45-Anschlüssen für Ethernet-Kabel…
    22.04.2025
  • Taiko Audio Olympus XDMI + I/O XDMI

    TAIKO AUDIO wurde von Emile Bok gegründet, der im Alter von zwölf Jahren seinen ersten Lautsprecher baute. Im Jahr 2008 entwarf und produzierte er seine ersten Audioprodukte. Heute bietet das Unternehmen vor allem einen Audio File Server/Transport namens Olympus an, eines der fortschrittlichsten und teuersten Produkte seiner Art. Einem Unternehmen einen Namen aus einer Fremdsprache zu geben, ist etwas völlig Natürliches. In Polen ist es fast ausnahmslos Englisch: Orange, 11 Bit Studios, Arctic Paper. Wenn…
    18.04.2025
  • Senna Sound Orca und Onyx

    Der serbische Hersteller Senna Sound ist neu am Markt, hat aber eine sehr nahe, ja ursprüngliche Beziehung zu dem Röhrenverstärker-Spezialisten Trafomatic Audio. Von den drei Senna-Sound-Erstlingen stehen hier der Vorverstärker Orca und die Endstufe Onyx zum Test. Das dritte Gerät wäre der Phono-Vorverstärker Phönix. Diesen bietet der deutsche Importeur Audio Offensive für 2150 Euro an. Vor- und Endstufe Orca und Onyx kosten zusammen 5850 Euro. Aus mindestens zwei Gründen sind sie optisch ungewöhnlich. Ihre kleinen…
    15.04.2025
  • Cayin Jazz 100

    Mit dem Jazz 100 bringt Cayin einen puristischen Röhrenvollverstärker in Class-A Schaltung auf den Markt, dessen direkt geheizte Single-Ended-Triode 805A feiste 35 Watt Ausgangsleistung an die Lautsprecherklemmen bringt. Nicht nur das Interesse von Klanggourmets mit erhöhtem Leistungsbedarf ist geweckt, sondern vor allem meins! Als bekennender Fan der Marke Cayin war die Vorfreude nach der Ankündigung groß, den Jazz 100 für einen Test zur Verfügung gestellt zu bekommen. Zwar gaben auch schon etliche andere Geräte des…
    11.04.2025
  • XACT PhantomTM USB und LAN

    Netzwerk- und Streaming-Spezialist Marcin Ostapowicz baut sein Angebot immer weiter aus: Es begann mit Upgrade-Baugruppen für audiophil verwendete Computer und den entsprechenden Kabeln von JCAT und der JPLAY-App. Unter dem Markennamen XACT gibt es inzwischen zwei Server, Gerätefüße und nun auch zwei High-End-Datenleitungen: PhantomTM USB und LAN. Bisher wurden Kabel ausschließlich unter dem Label JCAT angeboten. Mit dem USB- und dem Reference LAN-Kabel beschäftigte sich Roland Dietl schon vor rund neun Jahren und war davon…
    04.04.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.