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Cen.Grand DSDAC 1.0 Deluxe Model

28.11.2022 // Roland Dietl

Wie konsequent das DSD-Konzept im Cen.Grand umgesetzt ist, können wir gut an der Lautstärkeregelung festmachen. Es ist ja bekannt, dass eine digitale Lautstärkeregelung im 1-Bit-DSD-Format technisch nicht machbar ist. Die Umsetzung erfolgt deshalb auf der analogen Ebene mit dem exzellenten Spezialbaustein Muses 72320, der das Signal mit Hilfe eines hoch genauen Widerstandnetzwerks abschwächt, im Zusammenspiel mit einem extrem hochwertigen und teuren Muses OPAMP 02 – das findet man nicht in jedem nächst besten Gerät. Interessant ist ferner die verwendete Taktarchitektur des Cen.Grand DAC. Der Takt wird von einer hoch genauen Clock erzeugt und ohne Frequenzteiler direkt verteilt. Damit soll eine Verschlechterung der Clock-Genauigkeit und damit einhergehender zusätzlicher Jitter vermieden werden. Hinzu kommt ein Konzept, das „Clock blocking“ genannt wird und verhindern soll, dass der hochgenaue interne Takt durch den Takt von extern angeschlossenen Geräten außer Tritt gerät. Großen Wert legt man beim Cen.Grand auf eine saubere und stabile Stromversorgung. Zwei kräftige Ringkern-Transformatoren versorgen getrennt Digital- und Analogteil. Eine Vielzahl von Spannungsreglern – meist direkt vor Ort – sorgt für stabile Verhältnisse und eine Entkopplung der einzelnen Baugruppen.

Der Cen.Grand DAC von innen: oben die beiden Ringkern-Transformatoren, links darunter Siebkapazitäten und daneben die Digital-Sektion, links unten die Clock abgeschirmt unter dem goldfarbenen Deckel und rechts die analoge Ausgangsstufe
Der Cen.Grand DAC von innen: oben die beiden Ringkern-Transformatoren, links darunter Siebkapazitäten und daneben die Digital-Sektion, links unten die Clock abgeschirmt unter dem goldfarbenen Deckel und rechts die analoge Ausgangsstufe

Die verwendeten Bauteile sind durchwegs von hoher bis sehr hoher Qualität, wie die oben erwähnten Schaltkreise von Muses, Kondensatoren aus der Nichicon-Muse-Reihe oder WBT-nextgen-Cinch-Buchsen zeigen. Auch die Verarbeitung ist auf hohem Niveau; an der Haptik und Anfassqualität der Bedienungselemente, wie dem Lautstärkeregler oder der Fernbedienung, gibt es nicht das Geringste auszusetzen. In meine Kette ist der Cen.Grand DAC schnell integriert: Von der Diretta Lucia Piccolo Bridge geht es über USB in den Cen.Grand und von dort in meine Vorstufe. Ich wähle noch den „Rising“-Modus mit DSD1024 und die Filtereinstellung 2. Und dann folgt die vierte und eigentliche Überraschung, die mich unvorbereitet trifft. Der Cen.Grand DAC überzeugt mich mit einem völlig eigenständigen Klangcharakter, den ich in dieser Ausprägung von anderen DACs nicht kenne.

Ein Blick auf die beiden FPGA, links und rechts im Vordergrund
Ein Blick auf die beiden FPGA, links und rechts im Vordergrund

Was mir sofort ins Ohr sticht, ist die Basswiedergabe. Bei dem All-Time-Hit „Hotel California“ von den Eagles (Eagles: Hell Freezes Over - XRCD) verblüfft mich die wuchtige und knackige Basswiedergabe. Vielleicht bin ich deshalb so überrascht, weil ich viel mit dem PS Audio DirectStream höre und die Tieftonwiedergabe nicht zu dessen ganz großen Stärken zählt. Deshalb will ich genauer wissen, was der Cen.Grand DAC im tiefen Frequenzbereich wirklich macht und fühle ihm mit „Children Of Sanchez“ (Chuck Mangione: Children Of Sanchez) auf den Zahn. Nach etwa vier Minuten setzt das Schlagzeug mit Vehemenz ein und es geht im weiteren Verlauf ordentlich zur Sache. Der Cen.Grand DAC besticht mit einer tollen Mischung aus Attacke und Präzision in Verbindung mit einer erstaunlichen Portion Schmackes. Dabei wird keinesfalls mit einem fetten Bass Volumen vorgetäuscht, wo keines ist. Im Mittenbereich kommen zu dem kraftvollen Auftritt beeindruckende Klangfarben hinzu. Hören wir das wunderschöne „Alegrías“ mit Pepe Romero (Pepe Romero: Flamenco - K2HD): die Tremolo Passagen, bei denen die melodische Linie zwischen den einzelnen Tremolo-Gruppen wechselt, werden von Pepe Romero einfach herausragend gespielt. Der Cen.Grand DAC verleiht der Gitarre einen warmen und einfühlsamen Ton, ist aber bei den hart angeschlagenen Akkorden ultradynamisch und fetzig. In der „Tarantella“ von Sarasate (The Chasing Dragon – Audiophile Recordings) beginnt die Solo-Violine in der Einleitung lyrisch und einschmeichelnd, um dann in halsbrecherischem Tempo und im höchsten Schwierigkeitsgrad durch den gesamten Ton-Raum zu jagen. Weiche Töne wechseln sich mit in äußerster Härte gespielten Passagen ab, hohe Flageolett-Töne mit mittleren und tiefen Lagen. Gerade in den Höhen kann dieser Parforceritt schnell anstrengend werden und das Vergnügen ist dann dahin. Der Cen.Grand DAC bleibt ungerührt und seine vollen, satten Klangfarben lassen die Solo-Violine über das gesamte Frequenzspektrum ohne Bruch bis in die höchsten Töne rund und geschmeidig erklingen.

Im Vordergrund sind die beiden Chips von Muses für die Lautstärkeregelung eines Kanals gut zu erkennen
Im Vordergrund sind die beiden Chips von Muses für die Lautstärkeregelung eines Kanals gut zu erkennen


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