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VTL IT-85

13.12.2022 // Carsten Bussler

Die Röhrenprofis von Vacuum Tube Logic aus dem kalifornischen Chino bauen mit dem IT-85 einen scheinbar stinknormalen EL34 Gegentaktverstärker, der in vielerlei Hinsicht anders konstruiert ist als es der gemeine Röhrenfreak erwarten würde und dabei völlig anders klingt als jeder EL34-Verstärker, den ich jemals zuvor gehört habe.

Der Name Vacuum Tube Logic ist vielen wahrscheinlich weniger geläufig als das Kürzel VTL. Hinter der nahe Los Angeles im Westen der Vereinigten Staaten ansässigen Firma steckt die Familie Manley. Bereits 1980 wurde VTL von David Manley in Südafrika gegründet, bevor er nach einigen Stationen in Europa schließlich 1988 in den Westen der USA umzog. Dort gründeten David und seine damalige Ehefrau EveAnna Manley das zweite Unternehmen Manley Laboratories Inc. für professionelles Studioequipment wie Mikrofonvorverstärker oder Equalizer. Wer sich heute auf der Webseite von Manley Laboratories umschaut, wird dort neben Profigeräten für Studios übrigens ebenfalls HiFi-Röhrenverstärker antreffen, die jedoch weitaus unkonventioneller daherkommen als jene unter dem Label VTL, doch das nur mal so am Rande. Der eine oder andere wird sich womöglich an den ikonischen Kultvollverstärker „Stingray“ erinnern, den es bis heute in der Version „II“ gibt und dessen grundlegende Formgebung an die eines Rochens erinnert, daher auch der Name des Geräts.

Im Gegensatz zu den meisten Röhrenvollverstärkern mit offenem Chassis verbirgt der VTL IT-85 sein Röhrenensemble unter einem Gehäuseblech mit Lochraster beziehungsweise einer dunklen Glasfront
Im Gegensatz zu den meisten Röhrenvollverstärkern mit offenem Chassis verbirgt der VTL IT-85 sein Röhrenensemble unter einem Gehäuseblech mit Lochraster beziehungsweise einer dunklen Glasfront

Unser VTL IT-85 jedenfalls gefällt mir schon rein optisch ausgesprochen gut. Auf den ersten Blick gibt er sich nämlich gar nicht als Röhrengerät zu erkennen, sondern kommt mit seinem geschlossenen Gehäuse eher im klassischen Erscheinungsbild daher, quasi getarnt als herkömmlicher Transistorvollverstärker. Gut, das gelochte Gehäuseblech mutet etwas verdächtig an und die typischen Kühlrippen, auf denen die Transistoren üblicherweise rücklings sitzen, fehlen hier, aber zur Bekämpfung etwaiger Hitzeentwicklung könnten ja grundsätzlich ein paar Löcher im Deckel auch nicht schaden. Und auch das Rauchglas in der Mitte der Frontplatte könnte ja ein optisches Gimmick sein, allerdings geben sich die Röhren im Inneren spätestens nach dem Einschalten des Geräts durch ihr rötliches Glimmen zu erkennen und dann ist es vorbei mit dem Täuschungsmanöver. Normalerweise kommen Röhrenverstärker ja eher im Angebermodus daher und ziehen mit ihren vielen auf einem offenen Chassis angeordneten Röhren, das oft genug wie eine Art Altar anmutet, eine große Show ab. Für mich ist diese eher unprätentiöse Bauweise des VTL jedenfalls eine durchaus willkommene und für meinen Geschmack auch hinsichtlich der Größe und Proportionen sehr gelungene Abwechselung.

Mittlerweile sind ein klassischer Kopfhörerausgang via 6,35-mm-Klinkenbuchse sowie ein zugehöriger mechanischer Umschalter zwischen Lautsprecher und Kopfhörer im Retrostil längst nicht mehr die Regel…
Mittlerweile sind ein klassischer Kopfhörerausgang via 6,35-mm-Klinkenbuchse sowie ein zugehöriger mechanischer Umschalter zwischen Lautsprecher und Kopfhörer im Retrostil längst nicht mehr die Regel…

…ebensowenig wie die Kippschalter für die Funktionen „Processor“ und „Mute“
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