tests/24-12-10_cayin
 

Cayin iDAP-8 und iDAC-8

10.12.2024 // Wolfgang Kemper

Schaut man unter das Gerät, sieht man im Boden einen mit vier griffigen Rändelschrauben arretierten Deckel für den Schacht einer SATA-Festplatte, die bis zu vier Terabyte groß sein darf. Sehr erfreulich finde ich die Federmechanik unterhalb des Schachtdeckels, mit der die Festplatte solide an ihrem Platz gehalten wird. Hier haben wir anderswo häufig eine Schwachstelle bei Streamern mit intern nachrüstbarer Festplatte. Da hängen die Harddiscs oftmals nur an ihren elektrischen Anschlüssen. Selbst mein teurer Antipodes Oladra IV bekleckert sich an dieser Stelle nicht mit Ruhm. Diese optional integrierbare Festplatte ergänzt den werksseitigen internen Speicher, der mit seinen 128 Gigabyte nicht mickrig ist, aber auf Dauer doch zu wenig Kapazität für eine Musikbibliothek bietet. Beide Speicher, der interne und der im Boden implantierte, werden von der Betriebssoftware nicht zusammengelegt und können einzeln oder gemeinsam angewählt werden. Dies gilt auch für alle über die USB-A-Eingänge angebundenen Festplatten oder USB-Sticks und die SD-Card.

Der solideste Anschlussplatz, den ich je sah, für eine optionale interne Festplatte befindet sich unterhalb des Deckels
Der solideste Anschlussplatz, den ich je sah, für eine optionale interne Festplatte befindet sich unterhalb des Deckels

Der Cayin iDAP-8 arbeitet mit einem auf Android 9 basierenden Betriebssystem. Sein Herz ist ein Snapdragon 660 8-Kern-CPU. Das Innenleben wird optisch dominiert vom gekapselten 45-Watt-Ringkern-Transformator, den Cayin aus hochreinem Kupfer und mit viel Detail-Aufwand fertigt. Zwei Accusilicon Femtooszillatoren sorgen für den optimalen Takt mit 45,1584 Megaherz für auf 44,1 Kilohertz basierte Files und DSD sowie 49,152 Megahertz für 48 Kilohertz und deren Vielfachem. Der Cayin verarbeitet höchste Datenraten: PCM akzeptiert er bis zu 758 Kilohertz, bei DSD verarbeitet er sogar das seltene DSD512. Selbstverständlich hat auch ein Streamer wie dieser seinen klanglichen Fingerabdruck. Jedoch ist dieser schon deshalb schwer oder gar nicht auszumachen, weil bereits die verschiedenartigen Ausgänge und die daraus resultierenden unterschiedlichen Kabel ihre Klangcharaktere mit einbringen. Ich werde demnach den iDAP-8 zusammen mit dem iDAC-8 musikalisch bewerten. Aber schon jetzt möchte ich anmerken, dass die I2S-Schnittstelle über eine hochwertige HDMI-Verbindung mir den besten Klang vermittelt. Was die Anbindung über Bluetooth-Quellen oder ein NAS im heimischen Netzwerk anbelangt, bietet der Cayin optimalen Komfort, ebenso wie bei der Integration von Streaming-Portalen wie Qobuz oder anderen. Dank der Integration des Google Play Store lassen sich weitere Apps einbinden.

Stehen Streamer und DAC übereinander, harmoniert das andersartige Display des iDAC-8 bestens mit dem des Spielpartners. Hier handelt es sich um einen 3,25-Zoll-OLED-Bildschirm mit 256 mal 64 Punkte-Matrix, der leicht nach hinten gesetzt in die massive Frontplatte integriert ist. Der Drehknopf rechts regelt die Lautstärke, wenn der DAC auch als Vorverstärker eingesetzt wird. Ansonsten bietet er durch kurzes Drücken die Auswahl von drei Digital-Filtern für PCM-Files. Mir sagte das „Short Delay Sharp Roll-Off“ am meisten zu, als ich das Duo in meiner großen Anlage mit der Vorverstärker-Funktion nutzte. Das Timbre ist angenehm unaufdringlich und gefällt durch feine Auflösung. Dass es da Unterschiede zum etatmäßigen Trio aus Oladra, HoloAudio und Audio-gd gibt, darf bei der enormen Preisdifferenz nicht verwundern. Entscheidend ist die gelungene musikalische Abstimmung der Cayins. Doch zurück zum DAC: Ganz links auf der Front haben wir einen harten Netzschalter und rechts davon untereinander drei Taster: Mit dem oberen wählt man einen der Eingänge, die in ihrer Vielfalt genau denen des Streamers entsprechen. Der Taster darunter ist mit Timbre beschriftet und ermöglicht die Wahl zwischen der Transistor- der der Röhrenausgangsstufe, deren Vorheizzeit von 15 Sekunden im Display runtergezählt wird. Je nachdem, ob der symmetrische Ausgang oder single-ended Cinch genutzt wird, arbeiten jeweils zwei 6H6b-B Trioden einmal als Doppeltriode getrennt für plus und minus oder parallel. Sie sorgen für einen anderen etwas Sound als die alternative Transistorausgangsstufe.

Beim sauberen Aufbau des iDAC-8 sind die einzelnen Abteilungen gut zu erkennen, so auch die vier Doppeltrioden der Röhren-Ausgangsstufe
Beim sauberen Aufbau des iDAC-8 sind die einzelnen Abteilungen gut zu erkennen, so auch die vier Doppeltrioden der Röhren-Ausgangsstufe


  • SV-Audio by Storgaard & Vestskov Frida

    Frida von Storgaard & Vestskov hat mich bereits auf den Hamburger HiFi-Tagen 2024 derart verblüfft, dass ich lange im Raum der Dänen verweilte und der Vorführung gespannt zuhörte, strafte der Lautsprecher seine physische Größe offensichtlich Lügen. Nun hat diese Pretiose endlich den Weg von Bornholm zu mir nach Hause gefunden. Für alte HiFi-Hasen wie mich werden lichte Momente auf Messen und Ausstellungen zunehmend seltener, damit spiele ich nicht auf meinen verblassenden persönlichen Geisteszustand an, sondern…
    26.08.2025
  • Finite Elemente Carbofibre° Statement

    On a trip to the West German Ruhr region, I stopped off in Meschede, where Finite Elemente is located. Luis Fernandes and Werner Moehring presented the new Pagode Signature MKII entry-level series, Carbofibre° shelves for optimizing the sound of USM Haller furniture, and an ultimate component platform called Statement. The acoustic characteristics of my listening room were discussed here not too long ago, but without very much going into detail about the tiled floor, which…
    22.08.2025
  • Eversolo DMP-A10

    Dieser Test hatte eine lange Vorlaufzeit, war jedoch nicht von langer Hand geplant. Ich hatte mir den Eversolo DMP-A10 ausgeliehen, da man mit ihm zwei Festplatten direkt vergleichen kann, wobei es aber allein um die kältebehandelten SSDs ging. Dann weckte das enorm günstige Preis/Klangverhältnis des Luxsin X9 aus demselben Konzern mein Interesse. Als ich plante, eine ganz normale, eine mit Musik bespielte und dann kryogen behandelte sowie eine tiefgefrorene und daraufhin mit Daten bespielte SSDs…
    19.08.2025
  • ramar Schallplattenbürste & Resonanzkontrollkonzept JEWEL

    ramar aus Berlin bringt frischen Wind in die Welt des High-End-Zubehörs: kompromisslos gestaltet, funktional durchdacht – eine Entdeckung, die audiophiles Zubehör zu einem echten Erlebnis werden lässt. Manchmal beginnt eine Geschichte aus einer Kombination von Leidenschaft und Frust – so auch im Fall von Rangel Vasev, dem Gründer und Kopf von ramar. Auf der Suche nach einer Plattenbürste fand er nichts, was sowohl qualitativ als auch optisch seine Erwartungen erfüllte. Auch der Besuch von Messen…
    15.08.2025
  • Luxsin X9

    Die intensive Bemühung um besten Klang aus digitalen Wiedergabeketten und die Beschäftigung mit Servern, DACs, Switches, Kabeln und Filtern haben ihre Spuren hinterlassen: Vor Jahren hätte ich eine Kopfhörerverstärker/DAC-Kombination wie den X9, der eingespeiste analoge Signale digitalisiert, einem Kollegen zugeschanzt. Jetzt finde ich ihn spannend. Dafür gibt es nicht nur einen Grund: Zum einen haben die inzwischen ausgesprochen positiven Erfahrungen mit digitalen Quellen – wie oben angedeutet – die alten Ressentiments eines Analogfans fast gänzlich…
    12.08.2025
  • The Chord Company PhonoARAY

    Beim Test der GroundARAYs der Chord Company fand ich es recht unerfreulich, dass keine genauen Informationen zur Funktionsweise dieser Art von Abschlusssteckern für freie Ein- und Ausgänge zu bekommen waren. Klanglich überzeugten sie mich aber derart, dass ich einige davon für die Kette im Wohnzimmer erstand. Nun präsentiert Chord das PhonoARAY. Auch wenn der Name es nicht auf der ersten Blick erkennen lässt, geht es beim PhonoARAY wirklich um den Ground, also die Erdung des…
    08.08.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.