tests/24-12-10_cayin
 

Cayin iDAP-8 und iDAC-8

10.12.2024 // Wolfgang Kemper

Beide Varianten haben ihren Charme bei leicht anderen Charakterzügen, so dass es mir nicht immer leicht fiel, mich zu entscheiden. Die freie Wahl hat man stets, egal ob man mit dem unteren Taster den iDAC-8 als reinen D/A-Wandler einsetzt oder ihn als Vorverstärker für digitale Quellen nutzt. Ein analoger Eingang existiert nicht. Für die Lautstärkeregelung sorgt der JRC NJW1195A Chip, der mit seinen vier Festwiderstands-Reihen die digitale Regelung ohne jegliche Auflösungsverluste rein analog ausführt. Die Ausgangsspannung ist bei Röhre wie Transistor beim Vorverstärkerbetrieb deutlich höher als im reinen D/A-Wandler-Modus. Die Wandlung vom Digitalen ins Analoge übernehmen Chips von Asahi Kasei Microdevices. Das Dreier-Chipset aus einem vollsymmetrischen AK4191EQ und zwei in Mono arbeitenden AK4499EX verantwortet in erheblichem Maße diesen musikalischen Charakter des Cayin iDAC-8. Wesentlich mitverantwortlich ist auch die aufwändige Stromversorgung. Der gleiche aufwändige Trafo wie im Streamer liefert den Strom für die getrennten Versorgungen einzelner Baugruppen. Beste Nichicon Kondensatoren filtern mit insgesamt 29.200 Mikrofarad in der ersten Stufe. Wie beim Streamer freut man sich auch hier beim Blick ins Innere über den vielversprechenden Aufwand und den für Cayin typischen, sauberen Aufbau. Dass die Lautstärkeregelung nicht fernbedienbar ist, deutet darauf hin, dass der IDAC-8 eher für den Einsatz als reiner D/A-Wandler gedacht ist. Während des Tests zeigte sich der Betrieb auch als Vorverstärker aber als musikalisch sehr ansprechend. Das konnte ich in meiner großen Anlage, wo ich den Cinch- und XLR-Ausgang gleichzeitig benutzte, mit Freude feststellen. Die fehlende Fernbedienung ist dabei das einzige Manko dieses ansonsten feinen Gerätes.

Egal, ob die Röhren- oder die Transistor-Ausgangsstufe gewählt ist, das AKM Chipset sorgt für eine sehr musikalische D/A-Wandlung
Egal, ob die Röhren- oder die Transistor-Ausgangsstufe gewählt ist, das AKM Chipset sorgt für eine sehr musikalische D/A-Wandlung

Dennoch schloss ich die Cayin Kombi im Vorverstärkermodus an den Pier Audio MS880SE Verstärker, der einen entsprechenden Eingang für den Endstufenbetrieb bietet, in der zweiten Anlage an und verglich über die Phonar Veritas Lautsprecher den Line und Pre-Ausgang. Einen klanglichen Unterschied konnte ich auch hier nicht heraushören. Vielmehr bestätigte sich die bereits zuvor über die große Anlage bemerkte Musikalität des Duos. Beim Live in Reykjavik Konzert von Lhasa De Sela war ich stark davon beeindruckt, wie intensiv ich die Atmosphäre im Auditorium vermittelt bekam und wie schön körperhaft und artikuliert die Sängerin auftrat. Feinste Details von Harfe und Gitarre waren zu hören und der tendenziell minimal warme Klangcharakter war dieser Musik dienlich. Dass machte so viel Spaß, dass ich dieses letzte Konzert, das Lhasa De Sela wenige Monate vor ihrem frühen Tod gab und dabei so erfrischend, das Publikum begeisternd musizierte und auch moderierte, bis zum Ende genoss. Bei Bass-intensiver Musik wie „Midnight Sugar“, das als FIM Ultra HD von der an der Front per USB angebundenen Festplatte gestreamt wurde, gerieten die tiefen Töne nicht zu dick, sondern, der Kontrabass spielte wohlkonturiert und energisch neben dem perlenden, akkurat gezeichneten Piano. Das Schlagzeug vollendet das Trio mit authentischen Klangfarben bei Trommeln und Blech. Auch die sonore Stimme von Lady Blackbird auf ihrem Album Black Acid Soul imponierte dank einer packenden Artikulation. Die Begleitmusiker sortieren sich aufgefächert hinter der grandiosen Stimme. Dabei wirkt das Miteinander homogen aus einem Guss. Die räumliche Darstellung überzeugt ebenso wie schon bei den Musikstücken zuvor. Auch hier fasziniert mich der rhythmische, musikalische Fluss. Besser geht das kaum, und in dieser Preisklasse ist eine Stimmigkeit auf diesem Niveau selten, wenn überhaupt zu finden. Nun höre ich diese Musik statt wie bis jetzt über die Transistor-Ausgangsstufe über die Röhren. Der Wechsel per Tastendruck dauert den fünfzehn Sekunden Countdown, währendessen im Transistor-Modus weiter gespielt wird. Somit erfolgt das Umschalten dann doch ohne Verzögerung. Bei Black Acid Soul gefiel mir in dieser Anlage die Röhre deshalb etwas besser, weil die Stimme etwas sphärischer klang und das gesamte Klangbild eine Spur leichtfüßiger und offener wirkte. Ob das authentischer ist, will ich stark bezweifeln, aber es hatte das gewisse Etwas.

Auch das Innenleben des Streamers iDAP-8 imponiert mit hohem Aufwand
Auch das Innenleben des Streamers iDAP-8 imponiert mit hohem Aufwand

Zurück zu Lhasa De Sela empfand ich die Röhre als schwer zu beschreiben anders, jedoch nicht als Verbesserung. Man sollte hier also experimentieren. Wenn man das nicht mag, darf man getrost bei der einmal subjektiv ausgewählten Ausgangsstufe bleiben. Riesige Veränderungen ergeben sich nicht, obwohl ich der Transistor-Stufe bei den meisten Musikstücken den Vorzug gäbe. Hören wir noch Romeo and Juliet von Sergej Prokofiev mit dem Oslo Philharmonic Orchestra unter dem Dirigat von Vasily Petrenko. Diese Einspielung des Labels LEWO entstand in DXD. In dieser Original-Auflösung kommt sie von meiner Festplatte. Per S/PDIF ist dieses Format nicht übertragbar, da ist hingegen die Cayin spezifizierte I2S Schnittstelle perfekt. Ich möchte diese auch jedem zur Nutzung empfehlen, nicht allein wegen der originären Übertragung aller Formate, sondern auch aus qualitativen Gründen. Ein hochwertiges HDMI-Kabel sollte mit im Spiel sein. Bei Nutzung einer S/PDIF-Verbindung zwischen iDAP-8 und iDAC-8 halbiert der DAC die DXD-Auflösung von 352,8 auf 176,4 Kilohertz. Den spektakulären „Tanz der Ritter“ löst die Röhrenstufe fein auf, lässt die Streicher geschmeidig, etwas sphärisch schweben, zeichnet das Bleich metallisch farbig und konturiert das Schlagwerk plastisch. Mit der Transistorstufe gerät die räumliche Staffelung konkreter und nach meinem Dafürhalten realistischer. Die Streicher behalten ihren Schmelz, auch wenn sie einen Hauch weniger zart klingen und das Blech ein wenig mehr Strahlkraft erhält. Aber, wie gesagt, hier sollte man den eigenen Geschmack bestimmen lassen. Dieses Cayin Duo vermittelt so oder so ein enorm hohes Maß an Musikalität und klingt hervorragend. Wenn man die Geräte nicht als zusammenspielend, sondern einzeln betrachtet, möchte ich den iDAC-8 hervorheben. Er dürfte als reiner D/A-Wandler oder auch als rein digitaler DAC-Vorverstärker in vielen anderen Umgebungen mit seiner Klangqualität begeistern. In der Bedienung, gibt es – siehe Fernbedienung – und auch hinsichtlich der App-Steuerung modernere Alternativen, die aber ihrerseits auch gern zur Spielerei verführen.


  • SV-Audio by Storgaard & Vestskov Frida

    Frida von Storgaard & Vestskov hat mich bereits auf den Hamburger HiFi-Tagen 2024 derart verblüfft, dass ich lange im Raum der Dänen verweilte und der Vorführung gespannt zuhörte, strafte der Lautsprecher seine physische Größe offensichtlich Lügen. Nun hat diese Pretiose endlich den Weg von Bornholm zu mir nach Hause gefunden. Für alte HiFi-Hasen wie mich werden lichte Momente auf Messen und Ausstellungen zunehmend seltener, damit spiele ich nicht auf meinen verblassenden persönlichen Geisteszustand an, sondern…
    26.08.2025
  • Finite Elemente Carbofibre° Statement

    On a trip to the West German Ruhr region, I stopped off in Meschede, where Finite Elemente is located. Luis Fernandes and Werner Moehring presented the new Pagode Signature MKII entry-level series, Carbofibre° shelves for optimizing the sound of USM Haller furniture, and an ultimate component platform called Statement. The acoustic characteristics of my listening room were discussed here not too long ago, but without very much going into detail about the tiled floor, which…
    22.08.2025
  • Eversolo DMP-A10

    Dieser Test hatte eine lange Vorlaufzeit, war jedoch nicht von langer Hand geplant. Ich hatte mir den Eversolo DMP-A10 ausgeliehen, da man mit ihm zwei Festplatten direkt vergleichen kann, wobei es aber allein um die kältebehandelten SSDs ging. Dann weckte das enorm günstige Preis/Klangverhältnis des Luxsin X9 aus demselben Konzern mein Interesse. Als ich plante, eine ganz normale, eine mit Musik bespielte und dann kryogen behandelte sowie eine tiefgefrorene und daraufhin mit Daten bespielte SSDs…
    19.08.2025
  • ramar Schallplattenbürste & Resonanzkontrollkonzept JEWEL

    ramar aus Berlin bringt frischen Wind in die Welt des High-End-Zubehörs: kompromisslos gestaltet, funktional durchdacht – eine Entdeckung, die audiophiles Zubehör zu einem echten Erlebnis werden lässt. Manchmal beginnt eine Geschichte aus einer Kombination von Leidenschaft und Frust – so auch im Fall von Rangel Vasev, dem Gründer und Kopf von ramar. Auf der Suche nach einer Plattenbürste fand er nichts, was sowohl qualitativ als auch optisch seine Erwartungen erfüllte. Auch der Besuch von Messen…
    15.08.2025
  • Luxsin X9

    Die intensive Bemühung um besten Klang aus digitalen Wiedergabeketten und die Beschäftigung mit Servern, DACs, Switches, Kabeln und Filtern haben ihre Spuren hinterlassen: Vor Jahren hätte ich eine Kopfhörerverstärker/DAC-Kombination wie den X9, der eingespeiste analoge Signale digitalisiert, einem Kollegen zugeschanzt. Jetzt finde ich ihn spannend. Dafür gibt es nicht nur einen Grund: Zum einen haben die inzwischen ausgesprochen positiven Erfahrungen mit digitalen Quellen – wie oben angedeutet – die alten Ressentiments eines Analogfans fast gänzlich…
    12.08.2025
  • The Chord Company PhonoARAY

    Beim Test der GroundARAYs der Chord Company fand ich es recht unerfreulich, dass keine genauen Informationen zur Funktionsweise dieser Art von Abschlusssteckern für freie Ein- und Ausgänge zu bekommen waren. Klanglich überzeugten sie mich aber derart, dass ich einige davon für die Kette im Wohnzimmer erstand. Nun präsentiert Chord das PhonoARAY. Auch wenn der Name es nicht auf der ersten Blick erkennen lässt, geht es beim PhonoARAY wirklich um den Ground, also die Erdung des…
    08.08.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.