tests/10-12-07_analysis
 

Analysis Audio Epsilon

07.12.2010 // Reinhold Martin

Während der 15 Jahre passierte folgendes: Beim nächsten Ausbruch des Virus – keine zwei Jahre waren vergangen – traf mich eine elegant in die Höhe bauende Martin Logan Sequel II, ihres Zeichens ein Hybrid-Elektrostat mit integriertem dynamischen Subwoofer, der sich schnell als zu langsam, jedenfalls viel zu langsam im Vergleich zum Elektrostaten-Panel erwies. Ende der neunziger Jahre schließlich konnte ich es mir nicht verkneifen, eine Quad 989 zu testen und zu erwerben, deren im Vergleich zur 63 deutlich stabileres Gerüst und größere Schallabstrahlfläche einen strafferen, substanzreicheren Tiefbass zeitigte. Von adäquater Röhrenelektronik angetrieben konnte ich nunmehr immerhin über fünf Jahre den Makel aller Quad-ESL ertragen, keinen wirklich knackigen Bass zu erzeugen. Längst nicht mehr die einzigen Schallwandler, mit denen ich Musik hörte, setzte sich schließlich die Erkenntnis durch, dass es tatsächlich der Mitteltonbereich ist, für den man immer wieder einmal einen Quad ESL hören sollte, weshalb die 988 schlussendlich durch die ESL 57 ersetzt wurden.

Beim Tief/Mitteltonpanel fungieren auf einer Mylarfolie fixierte Aluminiumbändchen als bewegliche Elemente des elektromagnetischen Antriebs
Beim Tief/Mitteltonpanel fungieren auf einer Mylarfolie fixierte Aluminiumbändchen als bewegliche Elemente des elektromagnetischen Antriebs

Wiederum fünf Jahre später wurde mein schlummernder Flächenstrahler-Virus auf der High End 2009 erneut virulent: nicht größer als die Quad ESL 988 machte dort die Analysis Audio Epsilon mit ihrem großen Basspanel neben dem Hochtonbändchen genau das, was ich bei allen Quads bislang vermisst hatte: einen knackigen, druckvollen Tiefbass. Warum das? Ich schätze mal, dass dies der speziellen Realisierung des Basspanels des Epsilon geschuldet ist, das natürlich angesichts der Übergangsfrequenz zum Hochtonbändchen von nominell 650 Hertz in Wirklichkeit ein Tief/Mitteltonpanel ist.  Nicht dem Unterschied zwischen dem elektrostatischen und dem magnetostatischen Antrieb dürfte der Bass beim Epsilon den Kick verdanken, sondern der Tatsache, dass beim Epsilon das bewegte Organ nicht wie bei Elektrostaten (und Magnetostaten) eine mit hauchdünnen Leitern belegte großflächige Folie ist, sondern eine Vielzahl von zieharmonikaartig gefalteten Aluminiumbändchen. Diese sind parallel zueinander vertikal verlaufend auf einer Mylarfolie befestigt, die in erster Linie dazu dient, den Verbund der Bändchen dauerhaft stabil zu halten. Der Antrieb der Bändchen erfolgt über das anliegende Signal in einem statischen Magnetfeld, das wie bei Magnetostaten durch perforierte Polplatten beiderseits der Mylarfolie erzeugt wird. Im Gegensatz dazu weist der  Antrieb des Hochtonbändchens bei der Epsilon Magnete beiderseits der Bändchen auf. Insofern ist das Tief/Mitteltonpanel bei der Epsilon weder eine klassische Magnetostatenanordnung noch eine klassische Bändchenanordnung, sondern ein tieftonimpulsfester Mix aus beiden.

Von den Hoch- und Tief/Mitteltonbändchen geht es übertragerfrei direkt auf biwiring- oder biampingfähige Lautsprecheranschlüsse. Die Weiche ist minimalistisch aufgebaut und trennt den Mittelton- vom Hochtonbereich mit einer Flankensteilheit von sechs Dezibel.  Eine entscheidende Eigenschaft für den praktischen Betrieb des Epsilon und aller anderen Flächenstrahler des griechischen Herstellers Analysis Audio – es gibt zwei größere und ein kleineres Modell – ist ein völlig unkritischer Impedanzverlauf über den gesamten Frequenzverlauf von etwa sechs Ohm. Durch diese verstärkerfreundliche Auslegung des Epsilon und seiner Brüder unterscheiden sich die griechischen Flächenstrahler von den auf den ersten Blick zum verwechseln ähnlichen Apogee-Flächenstrahlern aus den USA, die in den 80-er und 90-er Jahren in audiophilen Kreisen nicht nur aus klanglichen Gründen, sondern auch deshalb für großes Aufsehen sorgten, weil sie als wahre Endstufenkiller fast alles, was damals unter den Hochleistungsgiganten Rang und Namen hatte, in Schutt und Asche legten. Diese Killermentalität ist den Griechen fremd, die im übrigen auch keine gigantischen Endstufen benötigen, um auf Trab gebracht zu werden. Vielmehr empfiehlt der Hersteller angesichts eines Wirkungsgrads von 86 Dezibel eine Endstufenleistung von 100 Watt an acht Ohm, wobei der Epsilon auch mit 50 Watt schon ganz schön in Fahrt kommt, wie ein kurzer Versuch mit dem Vollverstärker Crayon CFA-1 zeigte.

In einen trapezförmigen Ausschnitt des Flächenstrahler-Rahmens eingespannt werden Partialschwingungen der Mylarfolie des Tief/Mitteltöners unterdrückt
In einen trapezförmigen Ausschnitt des Flächenstrahler-Rahmens eingespannt werden Partialschwingungen der Mylarfolie des Tief/Mitteltöners unterdrückt


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