tests/11-01-27_canor
 

CANOR TP106 VR + Vollverstärker

27.01.2011 // Amré Ibrahim

Der spannungsgeladene und gleichzeitig kühle Soundwall aus opulenter Orchestrierung, abgrundtiefen Subbässen und messerscharfer Beat-Electronica macht es keinem Verstärker einfach, die Übersicht zu behalten. Fast immer gerät irgendetwas bei der Wiedergabe des Tracks aus den Fugen. Nun, Röhrenkonzepte sind per se nicht unbedingt dafür ausgelegt, die metallische Soundästhetik der Produktionen von Künstlern wie Aphex Twin, Autechre oder stellenweise auch Björk adäquat zu transportieren, dafür fehlt ihnen schlichtweg die nötige Kühle oder Distanz. Obwohl auch der CANOR hier keine Ausnahme von der Regel bildet, gelingt es ihm scheinbar mühelos, das komplette Geschehen zu kontrollieren, die richtige Balance zwischen Organischem und Anorganischem herzustellen, die goldenen Mitte zwischen Menschlichem und Unmenschlichem zu finden und das Klangbild nicht zu einem ungenießbaren Klangbrei mutieren zu lassen – Kompliment! Freilich ist der TP106 VR+ kein Alchimist, der Dreck in Gold zu wandeln vermag. Heaven 17s The Luxury Gap klingt in der Original 80er-Jahre-Pressung mit dem CANOR genauso dünn wie auf allen anderen Verstärkern. Die unsäglich schlechten US-LP-Remaster der Jimi Hendrix Alben, bei denen man das Gefühl bekommt, dass man Höhen und Bässe beim Mastern im völlig zugedröhnten Zustand anhob, klingen mit dem TP106 VR+ auch nicht besser – aber die akustischen Missstände werden durch den CANOR etwas erträglicher.

Der CANOR TP106 VR+ ist ein Meister der Ausgewogenheit, der einen festen Platz unter den Vollverstärkern verdient. Ich kann mir gut vorstellen, dass er gerade im Zusammenspiel mit hochauflösenden Quellgeräten, Kabeln und Lautsprechern als homogenisierende und harmonisierende Schnittstelle wirken und den eventuell fehlenden Hauch von Magie in eine Kette transportieren kann.

 

STATEMENT

Mit dem TP106 VR+ ist CANOR ein eindrucksvoller Verstärker gelungen: Er ist tendenziell gutmütig, aber nie langweilig. An wirkungsgradstarken Lautsprechern liefert er Saft und Kraft im Überfluss. Er bewahrt stets die Contenance, behält dabei aber immer die Kontrolle über das Geschehen und … sorgt dabei noch für den Stoff, aus dem die Emotionen gemacht sind.
Gehört mit
Lautsprecher Bastanis Mandala Atlas (Crystal-Upgrade)
Phono-Preamps J. Binder (Tubeguru) Phono Stage, Brocksieper Phonomax
Übertrager Analog Tube Audio MCT 2
Laufwerke Nottingham Analogue Hyperspace mit Origin Live Encounter MK2 Tonarm,
Garrard 301 mit Thomas Schick Tonarm
Tonabnehmer Lignolab Denon DL-103, Audio Technica AT33PTG
CD-Player Panasonic DVD-S75
Kabel NF TMR Ramses, Acoustic System Int’l Liveline Series
Kabel LS TMR Ramses, HMS Concertato
Netzkabel Oyaide Tunami GPX, HMS Gran Finale Jubilee
Stromversorgung HMS Energia, HMS RC 1/1, AHP Klangmodul3
Racks Finite Elemente Tragwerk
Zubehör Schallwand Little Foot & Big Foot
Herstellerangaben
CANOR TP106 VR+
Herstellerland Slowakei
Röhren 4 x 12AT7/ECC81, 4 x 6550, 2 x 5AR4/GZ34
Schaltungskonzept Push-Pull
Ausgangsleistung 2 x 55 W / 4 Ohm (2 x 20 W Class A)
Eingangsempfindlichkeit 400 mV / 40 W / 1 kHz
Eingangsimpedanz 60 kOhm
Eingänge 5 x Line (Cinch)
Klirrfaktor < 0,05 % (1 kHz, 5 W)
Geräuschabstand > 93 dB
Netzspannung 230V/50Hz
Abmessung (B/H/T) 430/170/390 mm
Gewicht 26 kg
Gehäuseausführungen Silber oder Schwarz
Zubehör Fernbedienung
Listenpreis 4000 Euro

Vertrieb
EMPIRE Deutschland
Anschrift Jürgen Welte
Am Rembergsee 20
47259 Duisburg
Fon +49(0)203/75 999 004
E-Mail info@empire-hifi.com
Internet www.empire-hifi.com


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