Ohne einen kompetenten Röhrenspezialisten ist die Redaktion eines Hifi-Magazins nicht komplett. Wir haben zum Glück Carsten Bussler, den Sie im Folgenden ein wenig näher kennenlernen können. In den letzten Jahren erweiterte er seinen Themenbereich über reine Röhrengeräte hinaus. Artikel über Streamer sollten Sie von ihm jedoch nicht erwarten.
Als Maschinenbauingenieur hatte ich von je her Probleme, Dinge zu verstehen, auf die man nicht mit dem Hammer hauen kann. Das sagte mir mein Elektrotechnik-Professor während des Studiums. Vielen Dank für die Blumen. Aber das ist nun schon über 30 Jahre her und konnte nicht verhindern, dass ich heute als freiberuflicher Ingenieur in Großinfrastrukturprojekten mithelfe, das Stromnetz in Deutschland auf dem Meer sowie an Land zu modernisieren. Stichwort: „Stromautobahnen“ durch Deutschland in Form von Erdkabeln mit Hochspannungsgleichstromübertragung auf 525-Kilovolt-Ebene.
Aus meinen Hobby HiFi und der „Frickelei“ seit Jugendtagen, also dem Bau von Lautsprechern, dem Löten von Frequenzweichen oder der Beschäftigung mit Röhrenverstärkern entstand meine Nebentätigkeit als Redakteur für Hifistatement. Meine früheren persönlichen Online-Präsenzen in Form von Blogs zu den Themen Röhren, Analoges und Hochwirkungsgrad führten letztlich zum Kontakt mit Dirk Sommer vor etwas über acht Jahren, und ich kann mein Hobby heute auf diese Weise auch beruflich ausleben.
Wer sich länger mit High Fidelity beschäftigt, merkt irgendwann, dass wir uns im Grunde viel zu sehr mit der Technik anstatt mit der Musik selbst beschäftigen. Gleichwohl ist die Technik notwendige Voraussetzung für die Musikwiedergabe und für mich viel mehr als nur ein Vehikel zur Musikreproduktion. Es geht um Haptik, um Emotionen, um Spieltrieb. Es geht um Entscheidungen. Um Vorlieben, Abneigungen und um die Bereitschaft, sich auf Dinge einzulassen, die nicht immer rational erklärbar sind, zumindest nicht unmittelbar. Meine eigene HiFi-Geschichte ist von genau diesen Momenten geprägt. Und sie führt, wenig überraschend, immer wieder zu einem zentralen Thema zurück: Röhren.
Röhrengeräte haben mich nie interessiert, weil sie angeblich „wärmer“ klingen oder nostalgische Gefühle bedienen. Im Gegenteil: Mich reizt ihre Konsequenz. Die oft radikale Reduktion auf das Wesentliche, die Klarheit der Schaltung, die Ehrlichkeit im Umgang mit dem Signal. Single Ended Trioden zum Beispiel produzieren hohen geradzahligen Klirr und verfügen über keine nennenswerte Ausgangsleistung. Objektiv gesehen nicht die besten Voraussetzungen, im Verbund mit der richtigen Lautsprecherlast sowie aufgrund psychoakustischer Effekte funktionieren solche Geräte in der Praxis jedoch hervorragend, und genau das macht sie für mich so spannend.
In meinen Berichten geht es mir deshalb nie um Superlative oder die vermeintlich perfekte Wiedergabe einer Musikkonserve. Mich interessiert, ob mich ein Gerät oder eine Kette emotional berührt, wie sie Spannung aufbaut oder weshalb ein Konzept auch jenseits von Messwertdiskussionen funktioniert. Nicht jede Röhre ist automatisch musikalisch, nicht jedes Transistorkonzept seelenlos. Entscheidend ist immer die Umsetzung. Röhren, Plattenspieler oder Hochwirkungsgrad-Lautsprecher sind für mich kein nostalgischer Selbstzweck, aber eine Vorliebe, die im besten Fall Nähe zur Musik schafft und etwas in mir auslöst, ohne den von vornherein zum Scheitern verurteilten Versuch der messtechnisch originalgetreuen Reproduktion zu unternehmen.
Am Ende schreibe ich für Leser, die selbst hören, vergleichen und (auch sich selbst) hinterfragen. Für Menschen, die wissen, dass High End kein Ziel, sondern ein Weg ist. Meine Texte sollen dabei keine Entscheidungshilfe für oder gegen ein Gerät sein, sondern die Neugier zur Auseinandersetzung damit wecken. Eine Einladung sein, genauer hinzuhören, Komponenten bewusster auszuwählen und eigenen HiFi-Spleens dabei ruhig zu vertrauen. Für mich war das der einzig richtige Weg, zufrieden Musik hören zu können. Wer irgendwann reflektiert, dass er seine Zeit hauptsächlich mit dem Sammeln von Tonträgern und dem Musikhören vor der Anlage verbringt anstatt mit der Technik, weiß, dass er angekommen ist.

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