Freitag, 06 Juli 2012 02:00

Wirkungsgrad von Lautsprechern

Anfang des 20. Jahrhunderts hatten alle Lautsprecher zwangsläufig einen hohen Wirkungsgrad, weil die vorhandenen Verstärker nur Ausgangsleistungen im einstelligen Bereich hatten. Mittlerweile ist Verstärkerleistung in fast beliebiger Größe verfügbar, so dass sich die Frage stellt, wozu diese effizienten Lautsprecher überhaupt noch nötig sind.

Auf der High End waren ja wieder die Koreaner mit dem Western Electric 15A Horn vertreten und konnten eindrucksvoll zeigen, was mit der Ausgangsleistung einer 300B (allerdings push pull) in dem riesigen Raum alles möglich ist. Technologie von circa 1930.

Neben dem Western Electric Modell 15A rechts erscheint die „wohnzimmerfreundliche“ Variante von GIP Laboratories Japan ganz links schon fast winzig
Neben dem Western Electric Modell 15A rechts erscheint die „wohnzimmerfreundliche“ Variante von GIP Laboratories Japan ganz links schon fast winzig

Damit möchte ich keineswegs darauf hinaus, dass alt automatisch gut ist und neu ist automatisch schlecht. Ich möchte eigentlich nicht zwischen historischem Sound und modernem Sound unterscheiden, sondern nur zwischen gutem und schlechtem.

Aber zurück zum Thema. Der Schalldruck wird in Bel, nach dem Physiker Graham Bell angegeben. Um praktikable Zahlen zu bekommen, nimmt man ein Zehntel von Bel, also Dezibel, abgekürzt dB. Dies ist keine Einheit wie Gramm oder Liter, sondern eine Verhältniszahl. Sie gibt die Differenz zwischen zwei Werten an. Möchte man einen absoluten Wert haben, so muss man einen Bezugspunkt definieren. Bei Schallpegelmessungen – dB SPL – nimmt man dafür die Hörschwelle eines gesunden Menschen her. Um die Sache nicht zu verkomplizieren nehme ich zwei für uns wichtige Statements  heraus:

  • Der Schalldruckpegel nimmt bei Verdoppelung der Entfernung um 6dB ab.
  • Zur Erhöhung des Schalldruckpegels um 3dB wird die doppelte Verstärkerleistung benötigt.


Mit dieser Infomation betrachten wir einmal – quick and dirty - einen Lautsprecher mit einem Kennschalldruck von 85dB pro Watt und Meter, was heutzutage eher die Norm ist. Wir sitzen in einem Wohnraum in einer Entfernung von 4m vor dem Lautsprecher. Der Einfachheit halber stellen wir uns einen Schalldruck am Hörplatz von 85dB vor. Dies ist bereits eine knackige Lautstärke und ein Bereich, bei dem in gewerblichen Betrieben ein Hörschutz vorgeschrieben ist. Wer diesem Pegel jahrelang ausgesetzt  ist, muss mit Hörschäden rechnenden. Zudem wünschen wir uns einen Headroom von circa 20dB, damit die Anlage nicht bei der ersten Tutti-Passage sofort schlapp macht. Dies beruht auf einer Empfehlung von Paul Klipsch, festgestellt durch seine eigenen Messungen symphonischer Musik. Unser Lautsprecher liefert also in 1m Entfernung mit einem Watt Ausgangsleistung vom Verstärker einen Schalldruck von 85dB. An unserem Hörplatz in 4m Entfernung bleiben davon nur noch 73dB übrig. Um auf unsere gewünschten 85dB am Hörplatz zu kommen muss der Verstärker 16 Watt bereitstellen. Bisher kein Problem. Jetzt hatten wir uns ja noch einen Headroom von 20 dB gewünscht, dies entspräche einem Schalldruckpegel von 105dB. Dies ist übrigens ein Wert, der auf dem Oktoberfest im Bierzelt als Spitzenwert durchaus erreicht wird. Um diesen zu realisieren, benötigen wir eine Verstärkerleistung von 1590 Watt. Da wird die Luft dann schon dünner. Was sagt eigentlich die Schwingspule zu dieser Verstärkerleistung?

Die ersten grünen Lautsprecher, 103 dB Wirkungsgrad, pneumatische Schallerzeugung, Null Stromverbrauch!
Die ersten grünen Lautsprecher, 103 dB Wirkungsgrad, pneumatische Schallerzeugung, Null Stromverbrauch!

 

Weitere Informationen

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  • Aperion Audio Novus Tower 5
    in Test

    Aperion was? Audio? Nie gehört. Dies war meine erste Reaktion auf die Anfrage der Redaktion, ob ich Lautsprecher von Aperion Audio aus den USA zum Test haben will. Normalerweise hat man, selbst wenn man das angesprochene Gerät noch nie gesehen hat, zumindest irgendwann, irgendwo etwas davon gehört oder darüber gelesen. Aber diesmal? Fehlanzeige.

    Tatsächlich existiert Aperion Audio bereits seit 20 Jahren in den USA als Lautsprecherhersteller der unteren Preisklassen. Dass man in Europa bisher nie etwas davon gehört hat, liegt daran, dass die Produkte nur im Direktvertrieb zu haben waren, was Service und Reparaturen auf die Entfernung unattraktiv und teuer macht. Auch werden Kunden weiterhin gern in ihrer eigenen Sprache betreut und beraten.

    Bei den diesjährigen Süddeutschen Hifi-Tagen gab das Team von Hifipilot aus Eisingen bekannt, dass man den Vertrieb für Deutschland übernimmt. Unter dem Dach von Hifipilot werden bereits die Lautsprecher von XTZ und Buchardt Audio sowie die Elektronik von IOATVX betreut. Also alles Marken, die in ihren Ursprungsländern nur per Versand zu bekommen sind, womit sich Hifipilot langsam als professioneller Spezialist auf diesem Gebiet entpuppt. Die Geschichte von Aperion Audio liest sich wie ein Klassiker. Unzufrieden mit der Performance der gerade abgerauchten alten Lautsprecher beginnt die Suche nach neuen Exemplaren. Das Angebot für Ersatz ist riesig und stellt sich von dem Wert der eingesetzten Teile als günstig, im Verkauf als sehr teuer heraus. Der Forscher- und Basteldrang ist geweckt und der Wunsch genährt, das alles besser und gleichzeitig günstiger zu machen. Als dann noch ein mexikanischer Produzent günstige Gehäuse liefern konnte, wurde Aperion Audio 1998 aus der Taufe gehoben. Inzwischen umfasst das Angebot vier Hauptlinien nebst passenden Subwoofern und Centern für Mehrkanalanlagen, diverse In-Wall-Lautsprecher, Superhochtöner und Bluetooth-Lautsprecher. Die Gehäuse werden inzwischen, wie die kompletten Lautsprecher, nicht mehr in Mexiko, sondern den marktwirtschaftlichen Zwängen folgend in China gefertigt.


    In Deutschland kommen vorerst die beiden größeren Reihen Verus III und die neuen Novus auf den Markt. Aus dieser Reihe kommt auch der Testkandidat, die Novus T5 Tower. Den niedrigen Preis von gerade mal 1400 Euro für das Paar sieht man den schmalen Standlautsprechern nicht an. Direktvertrieb und fernöstliche Fertigung erlauben eine hohe Qualitätsanmutung und hochwertige Verarbeitung. Besonders die polierte Mehrschichtlackierung verleiht dem Lautsprecher eine fast noble Qualitätsanmutung. Die Zeiten, als man günstige Lautsprecher an mäßig sauber verklebter Echtholzfolie und halbwegs abgesenkten Chassis erkennen konnte, sind wohl zum Glück endgültig vorbei. Besonders viele Informationen sind vom Vertrieb noch nicht zu bekommen, weswegen ich kurz vom Auspacken berichte: Endlich mal wieder eine stabile, durchdachte Verpackung, die man auch in fünf Jahren noch versteht und nicht nur einmal benutzen kann. Dafür gibt es nur eine rudimentäre Bedienungsanleitung, aber die liest in der Regel ja sowieso niemand. Mitgeliefert werden Handschuhe und Spikes, die man anstatt der serienmäßig an den Fußauslegern montierten Gummifüße verwenden kann. Bei mir bleibt‘s beim Gummi, der Holzboden dankt es.

    Optisch heben sich die Aperion Audio Novus 5T besonders durch die ungewöhnliche Bassreflexöffnung an der Front aus der Masse der nicht wenigen Mitbewerber heraus. Anstatt der sonst üblichen Rohre verwendet der Hersteller einen vertikalen Kanal, der vorne in eine abgeschrägte Führung mündet. Das sieht zum einen mal anders aus, zum anderen soll die Konstruktion Strömungsgeräusche des Kanals reduzieren und dazu noch eine definierte Abstrahlung im Bassbereich bewirken. Mein älterer Sohn, der sonst nur noch desinteressiert an den Testobjekten vorbeiläuft, fragte gleich hoffnungsvoll, ob wir die Lautsprecher behalten, die sähen so toll aus. Um ihn über die Antwort hinwegzutrösten, kriegt er zu Weihnachten eine tragbare Bluetooth-Boom-Box. Klang ist ihm eh egal. Ich brauche dann nur einen Raum, der etwas weiter von seinem Zimmer entfernt liegt. Oder vielleicht doch lieber das autonom fahrende Roboterfahrzeug mit Arduino Controller und Programmierung in Scratch? Man muss ja auch an die Bildung denken und an die eigenen Nerven.

    Zurück zu den Novus. Die beiden 13-Zentimeter-Tiefmitteltöner mit Aramidmembran – oder auch Kevlar oder Nomex – in pseudo D‘Appolito Anordnung werden von Aperion selbst hergestellt. Der 25 Millimeter messende Kalottenhochtöner wird mit einer Seidenmembran aus Deutschland und einem Neodymantrieb beworben, Ferrofluid kühlt den Antrieb und erhöht die thermische Belastbarkeit. Ob nur die Membran oder der komplette Hochtöner aus hiesigen Gefilden stammt, ist unbekannt. Er sitzt etwas näher beim oberen Tiefmitteltöner und übergibt seine Arbeit bei 2300 Hertz an seine Kollegen. Es handelt sich um ein reines Zwei-Wege-Design, auch wenn die Chassisanordnung auf den ersten Blick etwas anderes vermuten lässt.

    Oberhalb des Single-Wiring-Terminals zur Aufnahme der Lautsprecherkabel gibt es über eine Steckbrücke die Möglichkeit, den Hochtonfrequenzgang der Aperion Audio an die persönlichen Präferenzen oder entsprechend der räumlichen Gegebenheiten anzupassen. Neutral bedeutet mit, ohne resultiert in einem sanften Abfall der hohen Töne mit minus drei Dezibel bei 20 Kilohertz. Bei der Aufstellung habe ich ein wenig rumprobieren müssen. Empfohlen wird im Manual eine parallele Aufstellung zu den Seitenwänden im Stereobetrieb. Mir gefallen die Novus 5T besser, wenn man sie leicht auf den Hörer hin anwinkelt, dabei ist ein großzügiger Abstand zu jeder Wand anzuraten. Die Basisbreite kann groß ausfallen, die schlanken Säulen füllen den Zwischenraum mit Leichtigkeit auf. Bei sorgfältiger Ausrichtung verschwinden die Lautsprecher akustisch völlig, was für eine ausgezeichnete Paargleichheit spricht.


    Beim ersten Reinhören erstaunt mich vor allem die Fülle, die man den kleinen Säulen so gar nicht zugetraut hat. Voll und mit nicht wenig Druck steht ordentlich Bass im Raum. Nach längerem Hören wird klar, dass der Hersteller zu einem kleinen Trick gegriffen hat, indem er den Oberbass etwas anhebt. So etwas kann zu einem undeutlichen und weichen Tiefton führen. In diesem Fall hat Aperion Audio eine sehr gelungene Abstimmung gefunden. Trotz des Volumens behalten gezupfte Kontrabässe Struktur und den richtigen Slap. Darüber, dass man auch aus kleinen Lautsprechern mal den Korpus gut hören kann, will ich mich nicht beschweren. Trotzdem werden die darüber liegenden Bereiche nicht überdeckt und verschmiert, auch Stimmen komplett ungestört wiedergegeben.

    Es liegt gerade eine alte Aufnahme des Tschaikowsky-Violinkonzerts im Player, und obwohl ich da ansich nur kurz reinhören wollte, bleibe ich tatsächlich dabei, bis alle Sätze durch sind. Neben den bulligen Kontrabässen verfügt die Novus T5 nämlich über eine andere Gabe: Sie kann mitreißen. In dem an sich sehr neutralen Mittenband entwickelt sie einen richtigen Drive, der einfach nur Spaß macht. Darüber recht prominente Höhen, die sehr gut aufgelöst und klar, aber auch mit ordentlich Pegel spielen, und mir in Verbindung mit dem ebenfalls ausgeprägten Bass in meinem Raum zu viel werden. Das erinnert ein wenig an die traditionelle amerikanische Abstimmung mit ein paar Pfund zu viel im Bass und ordentlich kräftigen Höhen ohne Mittenloch – ein Resultat der vielen Holzhäuser in den Staaten, die auch noch dämpfende dünne Wände haben. Auf der einen Seite ist der Bassbereich der Novus T5 dafür aber viel zu sauber, auf der anderen gibt es ja noch die Höhenanpassung, und nachdem ich die Brücken entfernt habe, passt alles. Der Hochton verliert Pegel, aber keine Auflösung und Brillianz und lässt die Mitten klarer und offener durchscheinen. Bis zum Einpacken blieb die Absenkung drin beziehungsweise die Steckbrücken draußen.

    Durch die höhere Durchhörbarkeit im Mitteltonbereich bekommt das Klangbild seine Ordnung zurück und auch der Raum gewinnt. Nicht in den Abmaßen, sondern in seiner Struktur. Die Aperion Audio vermögen jetzt eine beachtliche Raumtiefe aufzubauen, während es nach links und rechts zwar keine Überbreite gibt, aber genug Weite. Dabei verstehen es die Novus 5T, ohne jede analytische Ambition Atmosphäre zu verbreiten. Detailfetischisten kommen hier zwar nicht auf ihre Kosten, aber der Markt ist ja groß. Es macht mir einen Riesenspaß, auch ältere Pop-Produktionen rauszukramen. Wann habe ich wohl das letzte mal Talking Heads oder Stereolab gehört? Ich frage mich spontan, warum eigentlich? Bemerkenswert auch die klare ungetrübte Stimmwiedergabe mit guter Abbildungsgröße und Höhe. Nett dazu die Fähigkeit, höhere Pegel und Lautstärken lässig wegzustecken. Gerade elektronische Musik verführt geradezu zum Aufdrehen. Allerdings fällt dann auch auf, dass unten im Keller doch noch mehr geht und der Tiefsttonbereich weitestgehend ausgeblendet wird. Richtig harte E-Drums weichen die Aperion dann doch auf. Auch richtig bösem Filmton von „Antman“ gehen sie etwas aus dem Weg und drücken sich um zerbrechende Gebäude herum – die Kinder hatten trotzdem einen Heidenspaß und ich auch!


    Aber halt, wir reden hier von kleinen Chassis in einem sehr preisgünstigen Lautsprecher. Dafür können sie, wie bereits erwähnt, Stimmungen transportieren. Thom Yorkes Filmmusik zu „Suspiria“ ist düster, verhallt und streckenweise so bedrohlich, dass einem die Haare auch ohne Bilder zu Berge stehen können. Und das klappt mit den Aperion Audio ganz hervorragend, die die teilweise böse Atmosphäre fast greifbar machen. Über teurere Lautsprecher mag man mehr reine Information bekommen, viel involvierender wird das dann aber auch nicht. Das Gleiche gilt für „Listen Here“ von The Electrifying Eddie Harris: viel Stimmung, Rhythmus und Groove. Das nuancenreiche Spiel von Eddie Harris auf dem Tenorsaxophon vor percussiver Kulisse ist vielleicht etwas dichter als gewohnt, dafür möchte man mal wieder tanzen. Soloklavier bekommt die gelungene Abstimmung außerordentlich gut. Auch wenn dem Diskant die letztmögliche Schärfe fehlt, sind Anschlaghärte und Klavierkorpus genau austariert, und auch bei schwierigen Stücken bleibt alles im Fluss.

    STATEMENT

    Die preisgünstigen Lautsprecher aus den USA vermitteln viel Spaß beim Hören und überzeugen neben der feinen Auflösung durch ihre Allroundqualitäten Raum und Bassfülle. Man kann damit sowohl Partys feiern, aber auch einen festlichen Abend mit Klassik oder akustischem Jazz passend untermalen. Wenn das dann nicht gefällt, liegt es an der Musik – und nicht an den Aperions.
    Gehört mit
    CD-Laufwerk Technics SL-P471A
    Streamer Raspberry Pi / Volumio
    Wandler Audioquest Beetle
    Vorverstärker thorhauge Intersection preamplifier
    Endverstärker Parasound HCA-1100
    Lautsprecher PMC Twenty5 .22
    Kabel Wireworld, Funk-Tonstudiotechnik, Supra Cable, Audioquest, Sommer Cable
    Zubehör Apollo Stands, Audioquest JitterBug
    Herstellerangaben
    Audio Novus Tower 5
    Lautsprecher-Typ 2-Wege Standlautsprecher
    Konstruktionsprinzip Bassreflex
    Hochtöner 1 x 25 mm Kalotte aus deutscher Naturseide
    Tiefmitteltöner 2 x 135 mm Tiefmitteltöner aus Aramid-Gewebe
    Frequenzgang (+/- 3dB) 36 - 30.000 Hz
    Trennfrequenzen 2.300 Hz
    Impedanz 4 - 8 Ohm
    Wirkungsgrad (2,83 V / 1 m) 88 dB
    Abdeckung Schwarz (Magnetisch)
    Einstellungsmöglichkeiten Hochtöner (2-fach anpassbar)
    Abmessungen (B x H x T) 200 x 950 x 270 mm (inkl. Standfüße)
    Gewicht 12,3 kg
    Farbe schwarz matt, weiß matt
    Herstellergarantie 5 Jahre
    Einspielzeit 50 - 100 Stunden
    Preis 1400 Euro

    Vertrieb
    HifiPilot GmbH
    Anschrift Höhenstr. 7
    75239 Eisingen
    Telefon +49 7232 3640155
    E-Mail kontakt@hifipilot.de 
    Web www.hifipilot.de

  • Clarus Aqua und Clarus Crimson
    in Test

    Bis vor wenigen Monaten war Clarus für mich kein Begriff, den ich mit einem Hifi-Produkt in Verbindung gebracht hätte. Die amerikanische Marke für hochwertige Audio-Kabel wird neuerdings in Europa vom Digital-Geräte-Spezialisten Mytek verkauft. Das macht neugierig, und die nähere Betrachtung lohnt sich.

    An Kabeln herrscht auf dem hiesigen Audio-Markt wahrlich kein Mangel. Wenn aber die rührigen, kreativen und weltweit erfolgreichen Mannen des polnisch-amerikanischen Digital-Wandler-Herstellers Mytek sich der Clarus Kabel annehmen, sollte man hellhörig werden. Denn die Mytek-Leute haben es merkantil keineswegs nötig, ihr professionelles und für die Hifi-Kundschaft optimiertes Geräte-Portfolio durch irgendein zweitklassiges Fabrikat zu ergänzen. Das Kabel-Angebot von Clarus umfasst die beiden Produktgruppen Aqua – als preisgünstiges Sortiment – und Crimson, preislich und vom Anspruch darüber angesiedelt. Beide Sortimente enthalten digitale Leitungen aller Art, Stromkabel, Lautsprecherkabel und symmetrische wie asymmetrische Audio-Verbindungen. Grundsätzlich liegt beiden Linien die gleiche Technologie zugrunde. Die klanglichen und preislichen Unterschiede zwischen Aqua und Crimson resultieren aus einem unterschiedlichen quantitativen Material-Aufwand.

    Auf der HighEnd lernte ich den Firmenchef Joe Perfito kennen, der mir die Technologie und Historie von Clarus beschrieb. Clarus ist ein Markennahme der Gordon J.Gow Technologies Inc. in Orlando in Florida. Eine weitere Marke – Tributaries – desselben Hauses stellt ebenfalls Audiokabel her, aber weniger aufwendig und weniger kostspielig. Der Firmengründer und Präsident Joe Perfito arbeitete von 1975 bis 1990 für McIntosh und auch für Gordon Gow, der im Sommer 89 verstarb. Bereits 1978 hatte Joe Perfito die Schwester von Gordon Gow geheiratet. Joe Perfito beendete 1990 sein Engagement bei McIntosh und gründete mit seiner Frau Pam vor nunmehr fast 30 Jahren das Unternehmen Gordon J.Gow Technologies Inc. Der Markenname Tributaries ist als Homage an Gordon Gow von Tribut Cables abgeleitet. Clarus hingegen kommt aus dem Lateinischen und wird laut Pons-Wörterbuch mit klar, hell, leuchtend oder glänzend übersetzt.

    Maßgeblich für das technische Design der Clarus Kabel ist Jay Victor, der seinen Aufgabenbereich mit Orbital-Entwicklung benennt. Mit Orbital ist meines Wissens das Wellen- und Molekular-Verhalten in Kabeln gemeint. In dem auf der Clarus-Website hinterlegten Whitepaper aus dem März 2013 erklärt Jay Victor ausführlich die technologischen Hintergründe und Zusammenhänge seiner aktuellen Kabel-Entwicklung. Darin beschreibt er Clarus Aqua und Crimson Kabel zusammengefasst wie folgt: Als Basis werden sehr verschiedene Leitertypen in jedem Kabel verwendet. Diese sind so aufgebaut, dass sie unterschiedliche Frequenzspektren optimal übertragen. So dienen den Bässen schwere, runde, massive Leiter am besten, die Mitten werden durch flache, einadrige Leitungen verlustarm geführt und hohe Frequenzen fließen besonders gut über eine spiralförmige Anordnung dünner Kupferfolie um einen nicht leitenden Kern aus Polyethylen. Die verschiedenen Leiter sind individuell isoliert. Die Flussdichte in unterschiedlich starken Kupferadern oder der Skin-Effekt sind nur zwei von vielen Forschungs-Kriterien. Diese Erkenntnisse bedurften etlicher Jahre. Fünf Patente resultierten aus der Forschung für Clarus®. Als Leiter-Material wird hochwertiges, nach dem Ohno-Stranggussverfahren hergestelltes, lang-kristallines Kupfer verwendet (PCOCC). Das Whitepaper im Original zu lesen lohnt die Mühe, denn Jay Victor erklärt sehr detailliert das Für und Wider unterschiedlicher Optionen und Theorien. Zu meinen Test-Kandidaten aus dem Hause Clarus gehörten ein Paar Lautsprecherkabel und Cinch-Kabel aus der preisgünstigen Aqua-Linie sowie ein Stereopaar Cinch-Kabel aus der Crimson Linie. Letzteres kostet ungefähr doppelt soviel wie das Aqua.


    Angefangen habe ich meine Hörsitzungen mit dem Aqua Lautsprecherkabel zwischen der NAD 2200 PE und den Analysis-Audio Epsilon Vollbereichsbändchen. Das ovale, mit schwarzem, blaudurchwirkten Gewebe ummantelte Aqua Speaker Cable besitzt eine ovale Form und lässt sich ausgezeichnet verlegen. Dank seiner Masse und Flexibilität folgt es jedem gewünschten Verlauf. Dadurch sind im Vergleich zu störrischen Kabeln auch kleine Radien möglich. Logischerweise bezieht sich diese sympathische Beweglichkeit auf die schmale Seite des Kabel-Ovals. Insgesamt ist das Clarus Aqua sehr gut verarbeitet und besitzt eine markierte Laufrichtung. Sie können wählen, ob Sie einseitig oder beidseitig Gabelschuhe oder Hohl-Bananas möchten. Am Preis von 1510 Euro für ein Stereo-Paar mit knapp 2,5 Meter Länge – so das Test-Set – ändert das nichts. Zum Vergleich diente mein sehr ausgewogen musizierendes Lautsprecherkabel Real-Cable HD-TDC.

    Die erste CD im Primare Player war Scandinavian Tunes, eine Produktion der High End Society Marketing GmbH, dem Veranstalter der High End, mit unterschiedlichen Interpreten und diversen Stilrichtungen. Es dauerte nicht lange und bedurfte nicht des mehrfachen Kabel-Wechselns, um Klarheit zu haben. Real-Cable und Clarus Aqua lagen tonal ganz dicht beieinander. Das Aqua bot ein wenig mehr Energie in den tiefsten Lagen, was mir gefiel. Der evidente Mehrwert des Aqua bestand in dessen Akkuratesse, Prägnanz und feinfühligen Zeichnung, so dass die Klangfarben der Instrumente und Stimmen sehr schön zur Geltung kamen. Gleichzeitig begeisterte mich diese exakte Darstellung durch ein hohes Maß an Unaufdringlichkeit. Dabei fesselte mich das groß gezeichnete Klangbild an die Musik als Ganzes, lockte aber auch, den Details Aufmerksamkeit zu schenken.


    Beim zweiten Satz der Symphony No.3 von Camille Saint-Saëns mit dem Boston Symphony Orchestra und Charles Munch war dann zusätzlich zur farbenreichen Transparenz und Präzision der Schmelz der Streicher ein wahrer Genuss. Die Orgel ertönte mächtig und konturiert. Das Real-Cable konnte da in Sachen Nuancierung nicht mithalten und wirkte im Vergleich besonders bei den Streichern ein wenig langweilig – trotz dieser herrlichen Musik. So hörte ich noch Frank Zappas Yellow Shark und Joni Mitchells Ladies of the Canyon, die beide den gewonnenen Eindruck untermauerten. Ich habe außer bei der Orgel-Symphony, wo ich zum direkten Vergleich den zweiten Satz gewählt hatte, alle CDs komplett gehört und vor allem genossen. Das Clarus Aqua Speaker Cable macht das intensive Musikhören angenehm leicht.

    Nun war es an der Zeit, die gewohnte In-Akustik NF-1302-Verbindung zwischen Antelope Zodiac+ Wandler und der NAD Endstufe gegen eines der Clarus Cinch-Leitungen auszutauschen. Ich entschied mich zuerst für das Aqua und spielte wieder den zweiten Satz aus der Symphony No.3. Schnell fiel mir auf, dass die Höhen eine Spur dezenter klangen. Dabei wirkten sie keineswegs weniger offen. Der Glanz der Streicher gefiel in seiner feinen Auflösung. Bezogen auf den Detailreichtum im gesamten Frequenzspektrum bot das Clarus Aqua noch etwas mehr Klangfarben-Vielfalt. Die Bühne mochte vielleicht eine Spur weniger tief erscheinen, aber das gesamte Klanggeschehen war beeindruckend stimmig. Die Merkmale des Aqua Lautsprecherkabels besitzt das Aqua NF in ähnlicher Weise und verstärkte so die Konturenschärfe, Feinzeichnung und Intensität der Farbigkeit. Am auffälligsten war für mein Empfinden, dass die Darbietung noch mehr innere Ruhe vermittelte und dabei gleichzeitig die feine Dynamik ein wenig steigern konnte. Mit dem gleichen Musik-Material kam nun das Clarus Crimson anstelle des Aqua zum Einsatz und zeigte tonal, dynamisch und in den Auflösungs-Qualitäten, dass es aus dem gleichen Holze geschnitzt war. Recht schnell wurden seine Vorzüge evident, die vor allem mit einer nochmals gesteigerten Feindynamik einhergingen. Zudem glänzte das Crimson farbenprächtig mit abermals gesteigerter Feinzeichnung und überlegener Tiefenstaffelung. Dadurch gewann das räumliche Bild und die Bühnendarstellung zusätzlich zur großflächigen Abbildung. Technisch unterscheiden sich Aqua-NF und Crimson-NF nicht grundsätzlich. In beiden Typen ist das hochwertige PCOCC- Kupfer verwendet, ebenso die oben beschriebenen drei frequenz-spezifisch sehr unterschiedlichen Leiter und deren Isolierung. Allein die Stärken dieser drei Stränge machen den Unterschied.

    Durch ihre klanglich leicht dezente Intensität im obersten Frequenzspektrum fürchte ich, sind das Clarus Aqua und das Clarus Crimson Cinch-Kabel nicht in allen Fällen jedermanns Liebling. Im direkten Vergleich mag man möglicherweise vorschnell den vermeintlich offeneren Klang eines In-akustik oder ähnlichen bevorzugen. Das würde den beiden Clarus jedoch nicht gerecht. Es wäre schade, wann man durch eiligen Vergleich die Qualitäten dieser zwei musikalisch sehr stimmigen Cinch-Kabel nicht würdigte. Es lohnt, sich Zeit zu nehmen und sich auf ihre feinen Charakterzüge einzulassen. Denn nichts fehlt und gar nichts nervt. Auf Frank Zappas Album Yello Shark wimmelt es nur so von Klangfarben-starken Titeln. Die Clarus Cinch-Kabel präsentieren dem Hörer diesbezüglich einen herrlich bunten Blumenstrauß. Die Musik, über Aqua oder Crimson wiedergegeben, konnte mich nicht ermüden, im Gegenteil: es klang immer hochgradig spannend.


    Ich gebe gerne zu, dass ich wohl selten irgendeine Audio-Komponente so lässig und entspannt getestet habe wie diese Kabel von Clarus. Ganz sicher waren da nicht die sommerlichen Temperaturen verantwortlich, sondern eindeutig die Eigenschaften von Aqua und Crimson. Wenn ich mich sonst schon mal leicht genervt fühle, sobald ich mir einen Musiktitel, um ganz sicher zu urteilen, mehrfach nacheinander anhören muss, war das bei Clarus kein Problem, sondern ich habe es mit Vergnügen getan. Denn Clarus Aqua und Crimson haben einen ganz speziellen Charakter. Sie sind so unauffällig wie kaum ein anderes mir bekanntes Kabel. Unauffällig ist im Sinne der musikalischen Natürlichkeit ein Kompliment. Artefakte oder Verfärbungen scheint schon das preisgünstige Aqua-NF nicht zu kennen. Die Stärke der drei Clarus sehe ich in der klanglichen Qualität, vor allem jedoch in der begeisternden Fähigkeit, mich als Hörer entspannt an die Musik zu fesseln. Bei den beiden Cinch-Kabeln Aqua und Crimson gewinnt das Crimson, weil es noch ein wenig feiner, noch eine Spur dynamischer und noch großartiger musiziert. In Verbindung mit dem Aqua Lautsprecher-Kabel ist aber – solange man das Crimson nicht kennt – bereits das Aqua-Cinch ein stimmiger und faszinierender Mitspieler.

    STATEMENT

    Die Clarus Kabel Aqua und Crimson begeistern den anspruchsvollen und geschulten Musik-Liebhaber. Sie bestechen nicht durch Effekte, sondern durch ihre Natürlichkeit. Sie überzeugen in allen relevanten musikalischen Kriterien und schaffen es, dem Hörer Entspannung – körperlich – und Spannung – musikalisch – gleichzeitig zu vermitteln.
    Gehört mit
    DA-Wandler-Vorverstärker Antelope Zodiac plus
    CD-Player Primare DVD 30
    Endstufe NAD 2200PE
    Lautsprecher Analysis Audio Epsylon
    Zubehör JIB Boaacoustic Krypton AES/EBU, DH-Labs Silver Sonic SPDIF, In-akustik Black&White NF-1302, Real-Cable HD-TDC, Mudra Akustik Max Netzleiste und Netzkabel, Audioquest Hurricane Source Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Raum-Absorber von mbakustik und Browne Akustik
    Möbel Audio Exklusiv d.C.d. Basis
    Herstellerangaben
    Clarus Aqua Speaker
    Preise pro Mono-Kabel CASP-060 695 Euro - 6 Fuß gleich etwa 1,83m
    CASP-080 755 Euro - 8 Fuß gleich etwa 2,44m
    CASP-100 815 Euro - 10 Fuß gleich etwa 3,05m
    CASP-120 875 Euro - 12 Fuß gleich etwa 3,66m
    Jede weitere etwa 30cm (ein Fuß): 25 Euro
    Herstellerangaben
    Clarus Aqua Audio
    Preise für Stereo-Cinch CAA-005 445 Euro - 50cm
    CAA-010 495 Euro - 100cm
    CAA-015 545 Euro - 1,5m
    CAA-020 595 Euro - 2m
    jeder weitere Stereo-Meter bis zu 10m Länge 100 Euro
    Herstellerangaben
    Clarus Crimson Audio
    Preise für Stereo-Cinch CCA-005 845 Euro - 50cm
    CCA-010 995 Euro - 100cm
    CCA-015 1,145 Euro - 1,5m
    CCA-020 1,295 Euro - 2m
    jeder weitere Stereo-Meter bis zu 10m Länge 300 Euro

    Hersteller
    Gordon / Gow Technologies Inc.
    Anschrift 6448 Pinecastle Blvd #101 Orlando, Florida 32809
    E-Mail joe@tributariescable.com
    Web www.claruscable.com
    Vertrieb
    HEM Electronics Marcin Hamerla
    Anschrift Aleje Jerozolimskie 475
    05-800 Pruszków
    Poland
    Telefon +48 22 823 7238
    E-Mail info@hem-e.com
    Web ferrum.audio

  • Buchardt Audio S400
    in Test

    Nach dem furiosen Debüt bei Hifistatement mit der S300 Mk II legt Buchardt Audio mit der S400 nach und will die bereits bemerkenswerten Eigenschaften des Basismodells noch gesteigert haben.

    Für Spannung war gesorgt. Das Abschneiden der Buchardt Audio S300 Mk II im Test bei Hifistatement war für Größe und Preis außergewöhnlich. Als sich die S400 ankündigte, folgte natürlich gleich der Versuch, ein Exemplar zur Besprechung zu bekommen. Allerdings verzögerte sich erst die Auslieferung, und dann waren die Lautsprecher gleich ausverkauft. Hören war nur auf Messen drin, von denen es jeweils hymnische Berichte zu lesen gab. Im Grunde musste der Inhaber Mads Buchardt überhaupt keine Werbung für die Lautsprecher machen. Monate vor der Marktauslieferung war das Internet voll von Hörberichten und Kaufabsichten. Als dann die ersten Exemplare ausgeliefert wurden, gab es auf Youtube geradezu liebevolle Vorstellungen und Besuchsberichte beim glücklichen Besitzer. Wenn Hifi jemals virales Onlinemarketing erfahren hat, dann hier. Und so hat es ewig gedauert, bis Hifistatement – als erstes Magazin in Deutschland – ein Pärchen ergattern konnte.

    Inzwischen haben die Lautsprecher aus Dänemark auch einen deutschen Vertrieb und werden durch Hifipilot in Eisingen betreut, die die den Hifistatement-Lesern bestens bekannten Produktlinien von IOATVX und XTZ vertreten. Bekommt man die S400 endlich in die Hände, ist man erstaunt eingedenk der Tatsache, dass sie von den Abmaßen her kleiner sind als ihre immerhin 700 Euro billigeren Geschwister. Betrachtet man den Aufbau wird schnell klar, wohin die zusätzlichen Investitionen geflossen sind. Sind die S300 Mk II sehr konventionell aufgebaute Lautsprecher, haben sich Mads Buchardt und Entwickler Kaspar Raun bei der Buchardt Audio S400 einiges einfallen lassen. Bei beiden Modellen handelt es sich um ein Zwei-Wege-Design im handlichen Format, das sich am wohlsten auf einem stabilen Ständer fühlt.

    Besonderes Augenmerk wurde bei der Entwicklung auf die Abstrahlcharakteristik gelegt, weswegen der 19-Millimeter-Gewebekalottenhochtöner nach unten gewandert ist und am Ende eines großen tiefen Waveguides sitzt. Darüber angeordnet auf ganzer Frontbreite ein 150-Millimeter-Konus-Tiefmitteltöner aus Aluminium. Die Wahl der Chassis wird zum einen mit der Fähigkeit zur sauberen Höchsttonwiedergabe der Kalotte und zum anderen mit der hohen Belastbarkeit und strukturellen Integrität des Konustöners begründet. Um das bei Aluminiumchassis gefürchtete Aufbrechen zu hohen Frequenzen hin zu unterbinden, bekommt die Membran Prägungen, die an entsprechender Stelle derartiges verhindern soll. Getrennt wird bei 2000 Hertz mit einer Weiche mit jeweils zwölf Dezibel/Oktave. Dies ist durchaus sportlich für eine Kalotte mit so einem kleinen Durchmesser. Das klassische Spielfeld solch kleiner Hochtöner ist an sich ein Einsatz ab drei bis vier Kilohertz in Drei-Wege-Konstruktionen. Und hier kommt der Hornvorsatz beziehungsweise das Waveguide ins Spiel. Einerseits wird der Schalldruck gesteigert und dem Chassis zu tiefen Frequenzen hin Hub erspart, andererseits das Abstrahlverhalten optimiert. In diesem Fall ist das auch nötig, sonst wäre eine so tiefe Ankopplung des Hochtöners technisch gar nicht machbar. Die genannten Positiveffekte sind dabei gern mitgenommene Zugaben. Um die daraus resultierenden Phasenverschiebungen auszugleichen, wurde dann die Anordnung des Hochtöners unten gewählt und die Front um zwei Grad angeschrägt, weswegen man den Lautsprecher möglichst nicht umgedreht betreiben sollte. Der Hersteller beschreibt das zwar als Möglichkeit, das ist dann aber eher Glückssache. Nach Angaben von Mads Buchardt sind die Chassis von SB-Acoustics – abgesehen vom homogenen Abstrahlverhalten – rein nach klanglichen Gesichtspunkten ausgewählt worden. Die Verarbeitung der in Schleiflack weiß, schwarz und mit Eichenfurnier erhältlichen Lautsprecher ist übrigens ausgezeichnet. Die beiden ersten Varianten sind jeweils für 2000 Euro erhältlich, die Variante mit Echtholzfurnier gibt es für einen maßvollen Aufpreis von zusätzlichen 150 Euro. Passende Ständer kann man für 275 Euro gleich dazunehmen, diese gibt es allerdings nur in schwarz.


    Ein weiteres Schmankerl findet sich auf der Rückseite. Anstatt die vom Basschassis rückwärtig abgestrahlte Energie mittels Helmholtzresonator (Bassreflexrohr) in den Raum zu werfen, kommt eine ovale Passivmembran zum Einsatz, die drei Viertel der Rückseite des Lautsprechers einnimmt. An sich eine simple Sache. Diese Membran muss ungefähr die doppelte Abstrahlfläche haben und gleichzeitig den doppelten Hub des aktiven Chassis machen und wird über die träge Masse der Membran abgestimmt. An sich hat das Prinzip nur Vorteile: Es gibt keine Strömungsgeräusche vom Bassreflexrohr und damit einen unbeeinflussten Mitteltonbereich und die Impulswiedergabe auf der Abstimmfrequenz im Bass ist so sauber wie bei einer geschlossenen Konstruktion. An sich eine technisch schöne Lösung. Warum das nicht alle machen? Ist halt erheblich teurer und aufwendiger, als einfach ein Rohr in ein Gehäuse zu setzen.

    Der Lohn des ganzen Aufwands soll eine Basswiedergabe in Qualität und Tiefe sein, die großen Standboxen in nichts nachsteht und die dazu noch vom Aufstellungsort nahezu unbeeinflusst abgerufen werden kann. Das stimmt auch – wenn man von extremen Situationen wie der Platzierung in Raumecken oder auf dem Fussboden einmal absieht. Dies ist wirklich bemerkenswert; trotzdem ist die Aufstellung nicht ganz so trivial wie bei der kleineren Schwester. Das Abstrahlzentrum sitzt genau zwischen Waveguide und Tieftöner, weswegen dieser Bereich mindestens auf Ohrhöhe sitzen sollte. Da der Hochtöner durch den Waveguide stark richtet, schaden einige zusätzliche Zentimeter in der Höhe auch nicht. Es lohnt sich in jedem Fall, hier ausführlicher zu testen, das Potential für Verbesserungen ist nicht unerheblich.

    Auch die S400 preist Mads Buchardt auf seine betont zurückhaltende Art als reinen High-End-Lautsprecher mit den Abmaßen eines Schuhkartons, aber dem Bass einer ausgewachsenen Standbox. Am besten gefällt mir ein Satz aus der Produktbeschreibung: „Um das klar zu machen: Das ist nicht irgendein kleiner Hifi-Monitor, der nur gut klingt, wenn kleine Mädchen singen und dazu auf ihrer Gitarre spielen.“ Irgendwie stellt sich mir die Frage, wie der Hersteller mit dieser Marketingstrategie jemals einen Standlautsprecher vermarkten möchte. Aber vielleicht hat er das ja gar nicht vor. Nach den Erfahrungen mit dem kleineren Modell wird die Buchardt Audio S400 nach dem Auspacken und Platzieren auf den Ständern erst mal angeschlossen und leise mit Musik zurückgelassen. Das schnieke Lautsprecherterminal mit sehr hochwertigen Polklemmen gibt es im Rahmen eines Upgrades übrigens jetzt auch an den S300 Mk II. Der Hersteller empfiehlt eine Einspielzeit von 50 bis 100 Stunden, und nach meinen Erfahrungen brauchen die Lautsprecher von SB Acoustics durchaus eine Weile, bis sie ganz da sind.


    Und tatsächlich tut sich mal wieder einiges, besonders in der Abbildungsschärfe legen die S400 noch ordentlich zu. Und natürlich fühlt man den Lautsprechern nach den ganzen Ankündigungen erst einmal mit schwerer Kost auf den Zahn. Electronic mit „Smitten“ von Inga Copeland hämmert schon manisch tief vor sich hin, um dann auch noch von einem bösen Synth-Bass unterlegt zu werden. Und da man solche Musik nur laut hören kann, wird gleich mal geguckt, ob die Chassis wirklich so viel Hub machen können. Die einzelnen synthetischen Bassschläge kommen mit Wucht und Nachdruck, wie ich es an sich tatsächlich nur von wesentlich größeren Lautsprechern gewohnt bin. Aber das ist nicht alles. Der Tieftonbereich bleibt dabei absolut fest, ohne das bei Bassreflexlautsprechern fast immer vorhandene Nachschwingen. Erinnert mich an geregelte aktive Bässe oder eher an geschlossene Lautsprecher, die vor dem für das Gehäuse an sich zu großen Tieftöner einen zusätzlichen Hochpasskondensator haben, der den Bassbereich ausdehnt. Nur begrenzen solche Konstruktionen bei höheren Lautstärken recht schnell, was die S400 definitiv nicht macht. Selbst bei sehr hohen Pegeln bleibt sie auch von heftigsten Bassattacken und Dynamiksprüngen komplett unbeeindruckt und sauber. Das ist nun doch etwas unerwartet, selbst wenn man die in dem Bereich sicher nicht ausgemergelt spielende kleine Schwester kennt. Dazu kommt, dass es keine Überhöhung im Oberbass gibt. Zwischen 50 – 80 Hertz sind die Buchardt voll auf der Höhe und produzieren so richtig Druck, verschmieren aber darüber eben auch nichts. Nun besteht Musik ja nicht nur aus Bass.

    „Romance“ von Beth Gibbons, Sängerin von Portishead und Rustin Man, Bassist von Talk Talk, zusammen auf out of season. Gibbons‘ Stimme vor Bass, Bläsern und Streichern mit Hintergrundchor. Das projizieren die Buchardt sehr präzise und plastisch in den Raum, setzen die Hallfahnen der Hintergundsänger ab. Die Bläser intonieren genau richtig, viele feine Dynamiksprünge machen den langsamen Song zum Genuss. Gibbons‘ immer etwas brüchige Stimme kommt ungewohnt facettenreich daher. Überhaupt gibt es kein Fragezeichen, wie jetzt was wo passiert und vor allem nicht warum. Es wohnt den Buchardt eine große Selbstverständlichkeit inne, da sie ihre Abbildungsschärfe nie einbüßen, dabei aber nicht nur Strukturen, sondern auch Körper frei im akustischen Rund verteilen. Wie schon oft bei Lautsprechern mit Waveguide im Hochton beobachtet, läuft der abgebildete Raum nicht automatisch bis unter die Decke, oder weit über die Ränder links und rechts hinaus, sondern orientiert sich an der Aufnahme. Große Kuppel bei Arvo Pärt? Vorhanden. Weiter Raum bei trockener Studioaufnahme? Fehlanzeige. Man könnte die S400 durchaus als Monitor verwenden. Als sehr ausgeglichen ohne Ausreißer kann man sie beschreiben. Lediglich im Hochtonbereich scheinen sie mir im Pegel manchmal etwas reduziert. Dabei bleibt dieser Bereich aber immer sauber neutral. Besser so, als wenn sie einem die Ohren zersetzen.


    Um eine Einordnung vorzunehmen, sei gesagt, dass die Buchardt Audio keine „lieben“ Lautsprecher sind. Sie zerlegen zwar die Musik nicht in alle Einzelteile, machen aus einer kalten Aufnahme aber auch keine Wohlfühloase, dafür sind sie einfach zu genau. Ich habe im Netz bei den Beschreibungen oft gelesen, dass die Buchardt den neuen glücklichen Besitzer „weggeblasen“ haben und so „groß“ klingen. Stimmt ja alles, aber machen solche Attribute diesen Lautsprecher wirklich aus? Nein, das kann ja nicht alles sein. Und da kommt mir der vierte Satz (Allegro Poco Mos) der „Cellosonate in A-Dur“ von Cesar Franck gespielt von Martha Argerich und Mischa Maisky gerade recht. An sich wunderschön und gefällig am Anfang wird die Aufnahme hundsgemein. Extrem dynamisch und richtig druckvoll habe ich schon hoch angesehene und auch sehr teure Lautsprecher räumlich auseinanderfallen und ins Dröhnen gehen gehört, wenn das Cello ins Tutti geht und Frau Argerich so richtig in die Tasten haut. Da der Satz sehr leise anfängt, dreht man am Anfang eigentlich immer zu weit auf und macht dann irgendwann instinktiv leiser. Die Buchardt Audio S400 lassen beide Instrumente unabhängig vom Pegel an ihren Plätzen, gehen jeden harten Klavieranschlag inklusive Resonanz mit, ohne aufzuweichen, und auch das Cello darf den ganzen Körper in den Raum werfen, ohne den Anstrich einzubüßen. Dabei kommen Druck und Volumen, ohne das Gebilde auseinanderfallen zu lassen und eben ohne lästig zu werden. Der nicht besonders große Raum bleibt stabil, die Instrumente plastisch voneinander getrennt ohne Verdeckungseffekte. Mit den Buchardt hat man in diesen Fall nicht leiser gedreht und möchte den beiden Musikern nach dem letzten Ausklang am liebsten applaudieren.

    STATEMENT

    Monitor? Audiophiles Kabinettstückchen? Fullrangelautsprecher? Universaltalent? Klassik? Jazz? Pop? Ja!
    Gehört mit
    CD-Laufwerk Denon DCD-1290, Technics SL-P471A
    Wandler/Streamer Phonosophie DAC1, Audioquest Beetle, Lindemann Limetree Network
    Verstärker Creek 5350 SE, Thorhauge ST.ONE, Rotel RB-980BX
    Lautsprecher PMC Twenty5 .22, Dynaudio Evoque 30
    Kabel Wireworld, Funk-Tonstudiotechnik, Supra Cable, Audioquest, Sommer Cable
    Zubehör Apollo Stands
    Herstellerangaben
    Buchardt Audio S400
    Lautsprecher – Typ 2-Wege Kompaktlautsprecher mit Passivmembran
    Hochtöner 19mm spezialgewebtes Textil mit CDC-Wellenleiter aus Aluminium
    Tiefmitteltöner 150-mm-Aluminum-Tiefmitteltöner mit Auflösungsoptimierung
    Passivmembran 125x200 mm Langhub-Tieftöner
    Frequenzgang (+/- 3dB) 47 - 40.000 Hz (im Raum: 33 - 40.000 Hz)
    Impedanz 4 Ohm
    Wirkungsgrad (2,83 V / 1 m) 88 dB
    Belastbarkeit (Musik / Dauer (IEC 268-5)) 300 W / 200 W
    Abdeckung magnetisch, schwarz
    Anschlüsse vergoldetes Terminal
    Abmessungen (B x H x T) 180 x 365 x 240 mm
    Gewicht 9 kg
    Farben Schwarz Matt, Weiß Matt, Eichen Furnier
    Herstellergarantie 20 Jahre
    Einspielzeit 50 - 100 Stunden
    Preis ab 2000 Euro

  • Lumiks Performance Line 2 – SAT K2 PS & SUB W 45 PS
    in Test

    In der oberbayrischen Lautsprecher-Manufaktur Lumiks werden ausschließlich Satelliten-Systeme gefertigt. Dabei geht es dem Inhaber Wolfgang Kühn nicht um einen Kompromiss zwischen bestem Klang und Wohnkultur. Im Gegenteil, er treibt beide Aspekte auf die Spitze.

    Lautsprecher-Hersteller im Allgemeinen verbindet genau das, was sie wunschgemäß eigentlich von einander unterscheiden soll: Der Anspruch, in der jeweiligen Preisklasse den best klingenden Lautsprecher anzubieten. Von dieser Motivation wurde Wolfgang Kühn eher nicht geleitet. Ihn beflügelte in all den Jahren, seit er Lumiks ins Leben gerufen hat, seine persönliche Unbescheidenheit hinsichtlich realitätsnaher Musikreproduktion. Die Idee, als Grundkonzept für seine Lautsprecher Gehäuse in Form von Kugeln aus Keramik zu verwenden, resultiert in erster Linie aus seinem Wissen um die hervorragenden akustischen Eigenschaften dieses Materials. Ausgehend von der Kugel als Form, die praktisch keine stehende Wellen zulässt, wurde im oberbayrischen Edling zuvor ausgiebig mit Holz, Metall, Stein und Kunststoff gearbeitet und getestet. Keramik setzte sich als akustisch bester Werkstoff dank seiner hohen Dichte und geringen Eigenschwingung durch.

    Die Umsetzung in die Realität war jedoch eher schwierig und ohne einen der audiophilen Zielsetzung zugetanen Fachmann kaum möglich. Doch den fand Wolfgang Kühn unweit seiner Fertigungsstätte. Mit diesem Ofenbauer zusammen erarbeitete er einen Materialmix, der hinsichtlich der Risiken der Brenn-Prozedur und der erstrebten amorphen Struktur genau richtig ist. Die Keramik ist also eine spezielle Mischung. Zusätzlich wird das Resonanzverhalten der Keramik-Kugeln im Inneren durch Faser-Streifen optimiert. Wolfgang Kühn hat im Laufe seines beruflichen Werdegangs weltweit Kontakte zu Herstellern hochwertiger Audio-Komponenten aufgebaut und gepflegt. So kennt er sich bestens aus, wenn es um die Auswahl der weiteren verbauten Komponenten geht.


    Satelliten-Systeme haben grundsätzliche Vorteile, wenn man klug damit umgeht und nicht willkürlich die Basseinheiten im Raum platziert, oftmals, um sie unsichtbar unterzubringen. Aber auch dies wäre bei Lumiks kein Problem. Im Unterschied zu vielen Satelliten-Systemen ist das Performance Line 2 optisch außergewöhnlich attraktiv. Ich würde die Lumiks deshalb eher als Klang-Skulpturen bezeichnen. Damit die Oberfläche der Bass- und Satelliten-Kugeln je nach Lichteinfall leicht schimmert und auf diese Weise noch ein wenig reizvoller wirkt, ist der Glasur vor dem Einbrennen eine kleine Menge Aluminium beigemischt. Die Oberfläche der Keramik-Kugeln ist nicht nur in sämtlichen RAL-Farben erhältlich. Wer will, kann auch ausgefallene Dekor-Wünsche erfüllt bekommen. Individuellem Geschmack sind hier kaum Grenzen gesetzt. Das dürfte die Akzeptanz im Wohnraum nochmals steigern. Dazu ist diese Oberfläche sehr unempfindlich, was das Risiko von Kratzern sehr gering hält.

    Betrachten wir erst einmal die Bass-Kugeln. Eine Ventilier-Öffnung macht klar, dass es sich um ein Bassreflex-System handelt. Innen arbeitet ein 25-Zentimeter-Tieftonchassis mit einer Sandwich-Membran aus Glasfaserschichten und Polyestergewebe. Die ist extrem fest und neigt nicht zu Partialschwingungen. Mittels eines Profil-Ringes aus Holz sind die Chassis in die Keramik eingepasst. Die Bässe werden aktiv angesteuert. Dies funktioniert so: Der Sockel der Bässe ist aus neunzehn Lagen Buchen-Multiplex-Holzes aufgebaut. Die Holzoberflächen sind mit mehreren Lagen Hartwachs-Öl behandelt. In einem dieser zwei Sockel sind die Stromversorgung, ein Stereo-DSP und zwei Class-D-Endstufen als jeweils einzelne Module integriert. Eine dieser Endstufen versorgt über ein Lautsprecherkabel die zweite Bass-Kugel. Die ist also passiv. Das DSP übernimmt die Aufgabe der aktiven Frequenzweiche und ermöglicht zudem die wichtige akustische Anpassung an den Hörraum. Je nach Raum-Gegebenheiten ist eine Übernahmefrequenz für die Bässe im Bereich zwischen 30 und 120 Hertz wählbar.

    Die optimale Einstellung wird bei der Auslieferung beim Kunden vor Ort messtechnisch ermittelt. Per Messmikrofon erfasst Wolfgang Kühn die Raumverhältnisse. Darauf werden alle Parameter wie Trennfrequenz, Art der Filter für Tiefpass und Subsonic-Filter, Zeitverzögerung (abhängig von der Positionierung der Woofer im Bezug zu den Satelliten), Pegel und Frequenzgang-Korrekturen manuell angepasst. Auf eine automatische DSP-Korrektur wird bewusst verzichtet, weil diese nicht immer optimal linearisiert. Raummoden und ausgeprägte Welligkeit im Frequenzverlauf werden auf diese Weise in der Elektronik geglättet. Damit herrschen beste Voraussetzungen für einen linearen Frequenzgang, eine korrekte Phasenlage und präzisen Klang bei tiefsten Tönen.


    Schon in der Beschreibung des Tieftöners liest man beeindruckende Informationen: So ist ein Hub von insgesamt achtzehn Millimetern unter Beibehaltung der Linearität eine erstklassige Prämisse für druckvolle Bässe. Der Schwingspulenträger aus Kapton vermeidet Wirbelstromverluste. Belüftungsmaßnahmen an den Schwingspulen reduzieren Wirkungsgrad-Einbußen und vermeiden Strömungsgeräusche. Die Konstruktion insgesamt unterstützt ein sauberes, klirrarmes Verhalten der Chassis auch bei hohen Schallpegeln. Durch die bewegliche Lagerung der Keramik-Bass-Kugel auf drei passgenauen Halterungen aus Holz und Edelstahl kann das Chassis und damit auch die Bassreflex-Öffnung nach Belieben und akustischer Anforderung positioniert werden. Die Halterungen der Kugel bestehen aus massiven Holzstäben, welche säuberlich in einer Fassung aus Edelstahl verklemmt sind. Überhaupt bildet in dem Satelliten-System die Kombination aus naturbelassenem oder lackiertem Holz und Edelstahl neben der Keramik den optischen Schwerpunkt. An dieser Stelle nur ein Beispiel für die ungewöhnlich hohe handwerkliche Qualität, die Lumiks auszeichnet: Alle sichtbaren Edelstahl-Schrauben, wie die, mit denen die Chassis in den Holz-Profilringen verschraubt sind, werden manuell geschliffen und poliert.

    Die Satelliten werden nicht von der DSP realisierten Trennfrequenz für die Basseinheiten in irgendeiner Weise beeinträchtigt. Sie werden wie ganz normale Passiv-Lautsprecher durch den Verstärker bedient, in meinem Falle die Air Tight Monos oder die NAD-Endstufe. Der Anschluss erfolgt vom Verstärker-Ausgang mit zwei hochwertigen Lumiks-Kabeln als Bi-Wiring-Verbindung. Die Kabel gehören in der benötigten Länge zum Lieferumfang des Sets. Sie bestehen, ebenso wie die internen Signalleitungen zu den Chassis, aus Feinsilber mit eine Reinheit von 99,99 Prozent. Die einzelnen Adern sind mit Teflon isoliert. Der Anschluss an den Satelliten SAT K2 PS erfolgt am Sockel über zwei Paar Bananen-Buchsen im Bi-Wiring. Deren Sockel sind wiederum aus Buchen-Multiplex-Holz geschichtet, diesmal aber aus 15 Lagen von 20 Millimetern. Oben schließen sie mit einer quadratischen, eingelassenen Edelstahlplatte ab. In den Sockeln ist jeweils die aufwändige Zwei-Weg-Frequenzweiche untergebracht. Diese passive Weiche wurde technisch puristisch, mit hochwertigen Bauteilen konzipiert: Im Signalweg der Frequenzweiche kommen ausgesuchte MKP-Kondensatoren, mikrofoniearme Folienspulen und nicht magnetische Widerstände zur Anwendung. Die freie Verdrahtung ist ebenso für den Klang verantwortlich, wie die sorgsam in relativ großen Radien gebogenen Bauteile-Anschlussdrähte. Seitens des Verstärkers sind die schwarzen Lumiks-Kabel einmal mit Bananas und einmal mit Gabelschuhen ausgestattet. Damit wird der Bi-Wiring-Anschluss an allen üblichen Polklemmen recht leicht und sicher gemacht. Um die Qualität dieser Lumiks-Kabel zu verifizieren, habe ich an ihrer Stelle mein Real-Cable HD-TDC mit einem Bi-Wiring-Adapter von Phonosophie eingesetzt. Schnell war klar, dass die Lumiks-Leitungen überlegen waren, wenn es um Feinheiten in der Auflösung ging. Tonal hatten die Lumiks eine Spur mehr Glanz in den Höhen, klangen ansonsten aber genau so warm und homogen. Vom Sockel mit der Frequenzweiche bringt ein Edelstahl-Holz-Ständer das Lautsprecher-Dreigestirn auf die definierte Höhe. Das Holz ist auch hier Buchen-Multiplex. Die sichtbaren Seiten sind mit Edelholz furniert. Bei der Testvesion ist es geapfelte Birke. Lieferbar ist eine Vielzahl an Alternativen. In den beiden Schenkeln der Ständer sind die Lautsprecherkabel, Plus und Minus getrennt voneinander, nach oben geführt und durch Verkleidungen aus Edelstahl verdeckt.


    Grundsätzlich können die Satelliten SAT K2 PS auch allein und ohne die Bass-Kugeln als vollwertige Lautsprecher genutzt werden. Ich habe dies probiert und es gefiel mir durchaus. Hat man jedoch einmal das stimmige Zusammenspiel mit den Tiefton-Kugeln im Ohr, mag der Alleingang wohl nicht mehr genügen. Ein lohnenswerter oder sinnvoller Einstieg in die Lumiks Gesamt-Konzeption wäre es aber allemal. Technisch betrachtet arbeiten die Satelliten als Bassreflex-System mit jeweils einer Öffnung in der Keramik hinter den Tief-Mitteltönern. Durch Einbringen der zum Lieferumfang gehörenden Stopfen lassen sich eine oder beide Öffnungen verschließen. Auf diese Weise ist das Bassverhalten veränderbar und der Frequenzgang nach unten erweiterbar. Im Miteinander mit den Basskugeln arbeiten die Satelliten als geschlossene Gehäuse, die Stopfen sind also eingesetzt. Denn hier entlasten die aktiven und an den Raum angepassten Tieftöner die Satelliten, wo sonst die Ventilieröffnungen noch für Bass-Druck sorgen sollten und können. Der Vorteil des geschlossenen Gehäuses der Satelliten liegt in der höheren mechanischen Dämpfung der Membran-Bewegungen der Tief-Mittel-Töner. In Kombination mit den Basskugeln verhalten sie sich auf diese Weise stimmig. Erwähnen will ich an dieser Stelle, dass die Performance Line 2 auch mit nur einer, dann Mono arbeitenden Bass-Kugel zu bekommen ist. Die zwei Keramik-Gehäuse pro Satellit sind in Ihrer Art identisch mit dem Materialmix der Bässe. Auch die Tief-Mittelton-Chassis werden über einen hölzernen Profil-Reif in die Keramik eingepasst. Der Gewebe-Kalotten-Hochtöner ist, angelehnt an d´Appolito, handwerklich beeindruckend fein und liebevoll in einem Holzgehäuse zwischen den Kugeln eingefügt. Die Front des Hochtöner-Korpus besteht aus mehreren Furnierlagen mit einer Stärke von jeweils sechs Zehntel-Millimetern. Die einzelnen Lagen sind um 45 Grad versetzt miteinander verleimt. Im Tiefmittelton-Chassis, einem Wavecor WF120CU07, bewegt sich eine unbeschichtete Papier-Membrane. Das bedeutet wenig zu bewegende Masse und somit Schnelligkeit und Präzision bei Impulsen. Die Spulenträger aus Glasfaser unterbinden Wirbelstromverluste. Im Magnet-System erfolgt eine Impedanz-Korrektur. So können die Membranen bei sehr niedrigen Klirrwerten fehlerfrei stabil in ihrem Einsatzbereich bis 2000 Hertz schwingen. Zu den Tiefen hin ist der Wavecor nicht beschnitten sondern läuft im geschlossenen oder auch im Bassreflex-Gehäuse entsprechend natürlich aus.

    Die Gewebe-Kalotte des Hochtöners hat einen Durchmesser von drei Zentimetern. Dank der kompakten Bauform beträgt der gesamte Durchmesser nur 76 Millimeter, was die Integration in die d´Appolito-nahe Anordnung und deren positive Auswirkung auf das Abstrahlverhalten zusätzlich unterstützt. Diese Kalotte ist in der Lage, Frequenzen bis 30 Kilohertz linear und mit sehr geringem Klirr zu übertragen. Dabei mischen sich noch die Werte von K2, K3 und K5 musikalisch vorteilhaft. Im Hochtöner wird kein Ferrofluid benötigt, um hervorragendes Ausschwingen und hohe Pegelfestigkeit zu gewährleisten. So liest es sich auf der Lumiks- Website.
    Beim Einhören mit meinen Röhren-Mono-Endstufen klang das System genau so, wie ich es von der HighEnd in München in Erinnerung hatte. Deutlich klarer als bei meinen Analysis-Audio Dipolen löste sich die Musik vom Lautsprecher und spielte breit und tief im Raum gestaffelt. Besser ist das kaum denkbar, denn auch die Aufstellung der Musikanten war ebenso geordnet wie stabil. Diese Offenheit der virtuellen Bühne alleine hebt die Lumiks in eine eigene Klasse und stellt einen wesentlichen Aspekt in der Bewertung des Klangeindrucks insgesamt dar. So etwas muss man mit normalen Boxen, unabhängig vom Preis, erst einmal hinbekommen. Dabei ist mit „man“ weniger der Entwickler des Systems gemeint als viel mehr Der Besitzer einer großvolumigen Box, der im heimischen Hörraum die geeignete Platzierung finden muss. Da dürfte der optische Anspruch in Sachen Wohnambiente schnell in Gefahr geraten. Die Form der Kugel ist in der Aufstellung weit weniger kritisch als klassische Gehäuse. Geringe Wandabstände wirken sich hier deutlich weniger stark aus.

    Über die mitgelieferte Fernbedienung, mit der sich auch der Pegel der Basskugeln bei Bedarf in vernünftigem Rahmen verändern lässt, kann der Bass per Taste stumm geschaltet werden. Auf den ersten Eindruck ist es quantitativ gar nicht so viel, was die kostspieligen Bass-Skulpturen zum Klangeindruck beitragen. Dummerweise ist dieses Wenige entscheidend – wie gesagt, wenn man es einmal gehört hat. Die Präzision in den tiefen Tonlagen macht einfach Spaß, sobald die Bass-Kugeln mitspielen. Die beiden Woofer tragen zudem erheblich zum gesamten Räumlichkeits-Eindruck bei. Druckvoll und sauber legen sie in richtigen Maßen das Fundament aus tiefsten Tönen. Trotz aller Akkuratesse ist das Klangbild frei von Härte. Die Transparenz des gesamten Systems wird nicht mit akustischer Coolness erkauft. Nuancierte Klangfarben erfreuen den Hörer. Bei großartiger, räumlicher Offenheit stehen Instrumente und Stimmen glaubhaft körperlich vor dem geistigen Auge. In allen musikalischen Genres überzeugen die Lumiks auf gleichem, höchstem Niveau. Dies gilt auch für unterschiedlichste Lautstärken. In meinem 20-Quadratmeter-Hörraum war die Leistungsgrenze des Systems nicht zu ermitteln, ohne dass es unerträglich laut wurde. Dynamik ist für die Lumiks weder im Groben noch in der so wichtigen Feinzeichnung nicht nur kein Problem, sondern eine ihrer Stärken. Bei dieser Qualität erspare ich Ihnen die Beschreibung der Darbietung einzelner Musikstücke. Nur eines möchte ich erwähnen, weil es mir beinahe den Atem stocken ließ: Es war der erste Titel vom Album Treasures Of Pacific Asia, (Fim XRCD 064) „The Sixth Dalai´s Love Song“: Gut sieben Minuten lang erlebte ich einen mit grandioser Tonmalerei angefüllten Raum mit sehr filigran strukturierten Lauten, Klängen und Geräuschen – unglaublich! Die Lumiks sind ihr Geld wert, schon allein musikalisch. Den Objekt-Wert bekommt man on top.


    In diesen Tagen wurde mein neuer PS-Audio Direct Stream DA-Wandler geliefert. Der besitzt die Möglichkeit zur Lautstärke-Regelung und nimmt deshalb in der Anlage anstelle des zwar musikalischen, aber in der Räumlichkeit eher zurückhaltend spielenden Antelope Zodiac plus dessen Platz ein. Auch wenn der PS Audio thermisch und einspiel-technisch vielleicht noch nicht auf der Höhe war, konnte er in puncto Tiefenstaffelung, Durchhörbarkeit und Feinzeichnung noch deutlich mehr bieten. Somit ist bewiesen, dass die Lumiks mit einer Qualitätssteigerung der Zuspieler entsprechend aufblühen und ihrerseits nichts limitieren.

    Aber muss es denn ein Endstufen-Kaliber wie die Air Tights Monos sein? Das wollte ich mit meiner NAD-Endstufe überprüfen. Ich war überrascht, wie gut das ging, nachdem ich die doppelte Lumiks-Verkabelung mittels Adaptern an die altmodischen Anschlüsse der 2200PE angebracht hatte. Es klang hervorragend. Ich hatte bei vielen Musikstücken das Gefühl, die NAD harmoniert noch besser als die Air Tights. Denn der Grundtonbereich war etwas kraftvoller, was vielleicht mit der tonalen Charakteristik der NAD zu tun haben kann oder auch mit deren Phasenlage im Zusammenspiel mit den Basskugeln im Überlappungsbereich erklärbar wäre. Ernst zu nehmende klangliche Nachteile habe ich beim Wechsel zur NAD nicht wahrnehmen können, die sich als bestens geeigneter Zuspieler für die Satelliten qualifizierte und mit ihrer Art, kraftvoll frech loszulegen, die Performance Line 2 munter aufspielen ließ.


    STATEMENT

    Die Lumiks Performance Line 2 sind unter klanglichen Aspekten ihr Geld allemal wert, zumal das integrierte aktive DSP-Bass-System nur einen geeigneten Verstärker für die Satelliten nötig macht. Die räumliche Auflösung des Systems ist famos und dürfte ihresgleichen suchen. Bei jeder Art von Musik begeistert die Fähigkeit der Lumiks zur natürlichen Musik-Reproduktion. Optisch handelt es sich weniger um Lautsprecher als um Skulpturen, die im Wohnraum wohl bewundernde Blicke auf sich ziehen.
    Gehört mit
    Computer Dell G5 15 i7 Hexacore mit Windows 10 Pro, Audirvana Plus für Windows 10, Roon, Qobuz
    Clock Mutec MC-3+Smart Clock USB
    DA-Wandler Antelope Zodiac +, PS Audio Direct Stream Dac
    CD-Player Primare DVD 30
    Vorverstärker Antelope Zodiac +
    Endstufe Air Tight ATM-3 oder NAD 2200PE
    Zubehör Audioquest Diamond, Audioquest Jitterbug, JIB Boaacoustic Krypton AES/EBU, DH-Labs Silver Sonic AES/EBU, DH-Labs Silver Sonic SPDIF, In-akustik Black&White NF-1302, Real-Cable HD-TDC, Mudra Akustik Max Netzleiste und Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Raum-Absorber von mbakustik und Browne Akustik
    Möbel Creaktiv Audio mit Absorberböden, Audio Exklusiv d.C.d. Basis, Acapella Basis
    Herstellerangaben
    Lumiks SAT K2 PS
    Nennbelastbarkeit 80 Watt
    Nennimpedanz 4 Ohm
    Trennfrequenz 2000 Hertz, passiv
    Durchmesser Gehäuse 24 cm
    Höhe mit Standfuß 111 cm
    Gewicht 18 kg
    RAL-Farbe wählbar
    Herstellerangaben
    Lumiks SUB W45 PS
    Nennbelastbarkeit des Chassis (aktiv) 200 Watt
    Nennimpedanz 8 Ohm
    Trennfrequenz variabel 30 - 120 Hertz
    Durchmesser Gehäuse 46 cm
    Höhe mit Standfuß 60 cm
    Gewicht 30 kg
    RAL-Farbe wählbar
    Herstellerangaben
    Lumiks Performance Line 2
    Preis für das Komplettsystem mit zwei Bass-Kugeln inklusive Verkabelung in üblichen Längen 17.400 Euro

    Hersteller/Vertrieb
    Lumiks – Lautsprecher und mehr
    Anschrift Wolfgang Kühn
    Kesselseestr. 2
    83533 Edling
    Telefon +49 8071 5979806
    E-Mail info@lumiks.de
    Web www.lumiks.de

  • XTZ Spirit 4
    in Test

    Den größeren Lautsprechern von XTZ wird allenthalben ein ausgezeichnetes Preis-/Leistungsverhältnis attestiert. Interessant ist die Frage, wie sich die Spirit 4 aus der Einstiegsreihe schlägt.

    Nachdem bei Hifistatement die Divine Alpha, Delta und die 99.25 MK 3 jeweils hervorragend bewertet worden sind, war es an der Zeit, sich auch mal im Einsteigersegment beim schwedischen Direktvermarkter umzugucken. Die Wahl fiel auf den Kompaktlautsprecher Spirit 4, der für gerade einmal 480,00 Euro angeboten wird. Das Paar wohlgemerkt! Nach den bisher gemachten Erfahrungen ist gerade bei XTZ ein niedriger Preis in der Regel allerdings kein Indiz dafür, dass bei der Performance Abstriche gemacht werden müssen.

    Die Spirit Reihe umfasst neben der „4“ zwei Center-, Wand- und Standlautsprecher sowie einen Subwoofer. Kommen bei den größeren Modellen, deren Entwicklung ausgelagert wurde, durchweg teure und namhafte Chassis zum Einsatz, sind die Spirit eine schwedische Eigenentwicklung, was auch für die eingesetzten Systeme gilt.

    Günstig kommt einem nicht unbedingt in den Sinn, wenn man die jeweils zehn Kilogramm schweren Lautsprecher aus dem Karton zieht. Dank dickwandigem verstrebtem Aufbau strahlen sie eine ungewöhnliche Solidität für die Preisklasse aus, die Verarbeitung ist perfekt und der Schleiflack – wahlweise in weiß oder schwarz – hochwertig. In der klassischen Zwei-Wege-Bassreflex-Konstruktion wird der Hochtonbereich einer 25-Millimeter-Seidenkalotte übertragen, die am Ende eines Waveguides beziehungsweise Hornvorsatzes sitzt. Der Trichter ist mit Gummi überzogen und fühlt sich toll an. In der Praxis kann so ein für den Hochtöner stressfreier tieferer Übergang an den Tiefmitteltöner realisiert und das Bündelungsmaß besser definiert werden. Die Freiheitsgrade bei der Aufstellung steigen. Ganz nebenbei gibt es mehr Schalldruck bei weniger Klirr. Unterhalb von 2.000 Hertz kommt ein 18-Zentimeter-Langhubchassis mit einer Sandwich-Membran mit Wabenstruktur zum Einsatz. Als Membranmaterial wird Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS) und Langfaserzellstoffmischung genannt. Einigen wir uns auf ausgeschäumten Kunststoff und Papier. Die Weiche begrenzt den Tiefmitteltonbereich mit wenigen Bauteilen bei 12 Dezibel per Oktave, der Hochtöner wird nach unten hin mit einem Filter dritter Ordnung von der Arbeit entlastet. XTZ betont übrigens die Rückstellkräfte der Hochtonmembran beim Eindrücken. Diese sollen nicht allzu rigides Anstubsen ohne dauerhafte Verformungen überstehen, was besonders die Nerven geplagter Eltern schonen dürfte. Kaum hat man der eigenen Brut unter Strafandrohung eingebläut, die keck zur Schau gestellte Halbkugel nicht anzufassen, kommen garantiert irgendwelche verzogenen Nachbarkinder zu Besuch und stechen sofort zielgerichtet – es gäbe ja auch noch andere Dinge im Raum – mit ausgestrecktem Zeigefinger in die Hochtonmembran. Einfach so. Die Kalotte der XTZ verzeiht so eine Attacke auf jeden Fall rückstandslos. Wirklich. Ich hab‘s extra, wenn auch vorsichtig ausprobiert...


    Zur Anpassung an den Raum kann das rückseitige Bassreflexrohr mit beiliegenden Schaumstoffstopfen verschlossen werden, über eine Steckbrücke oberhalb des durchaus hochwertig anmutenden Lautsprecherterminals der Hochtonbereich bei Bedarf um drei Dezibel abgesenkt werden. Bemerkenswert ist die Angabe des Herstellers, dass die Lautsprecher noch 42 Hertz wiedergeben können. Für Lautsprecher dieser Größe und Preisklasse eher unüblich.

    Um die XTZ Spirit 4 zu platzieren, benötigt man stabile Ständer – passendes in schwarz oder weiß findet sich auch direkt beim Hersteller für überschaubare 160 Euro pro Paar – und etwas Geduld. Zum einen wird der Hochtonbereich relativ stark gerichtet abgestrahlt, weswegen die Hochtöner am besten direkt auf Ohrhöhe ausgerichtet werden sollten, auch empfiehlt sich ein Einwinkeln direkt auf den Hörer. Zum anderen ist es hilfreich, wenn die Lautsprecher nicht nur einen obligatorischen Achtungsabstand zu Seiten-/Rückwand und Ecken haben, sondern mindesten 50 Zentimeter von allen umgebenden Flächen weg aufgestellt werden. Dabei sollte eine Basisbreite von 2,5 Metern nicht überschritten werden.

    Guckt man nach Konkurrenzprodukten in der Preisklasse, wird die Luft dünn. Sieht man ab von den 780 Watt Kisten aus den Elektronikmärkten, gibt es nicht viele Lautsprecher, die auch einen Anspruch an hochwertigere Musikwiedergabe erfüllen sollen. Sicher gibt es auch die Möglichkeit, Klein(st)lautsprecher noch günstiger zu bekommen, diese verzichten dann aber gern mal auf Volumen beziehungsweise Bass, und darauf will man dann doch nicht gänzlich verzichten.


    Eine Platzierung im Regal oder direkt vor der Wand ist zwar prinzipiell möglich, wenn die Bassreflexöffnung verschlossen wird, beschränkt den Lautsprecher aber zu doll – generell betrachte ich so etwas immer nur als Not- oder Übergangslösung, bis der Platz vorhanden ist. Denn erst bei freier Aufstellung und ohne Schaumstofftopfen kommt man in den Genuss einer der vielen Schokoladenseiten der Spirit 4, den Bassbereich. Man ist das von den höheren Preisklassen bei XTZ eigentlich schon gewohnt, dass die Lautsprecher für die Größe Überdurchschnittliches leisten. Die Einsteigerbox will da nicht zurückstehen und punktet mit einem ordentlichen Pfund. Beim Pressure-Drop-Klassiker „Everything Will Be Alright Tomorrow“ vom Erstling Upset gehen sie schön tief und offenbaren eine weitere Tugend, die räumliche Abbildung. Schlagzeug und Percussion mit Saft und Kraft links und rechts geben der Produktion die nötige Autorität auch untenrum. Tiefe Töne bleiben sauber und klar unterscheidbar. Auch wenn der Oberbass ein wenig kräftiger hinlangt als die tieferen Lagen, bleiben Stimmen davon unberührt. Der Trick mit der Schippe mehr Grundton ist aber auch bei anderen Herstellern kleiner Lautsprecher in sehr viel höheren Preisklassen nicht unbeliebt.

    Ein wenig Lounge Musik von ‎combustible edison mit „The Millionaire's Holiday“ von der I, Swinger: Die auf Live-Atmosphäre getrimmte Aufnahme kann etwas lästig klingen, wenn das Abhörequipment zu hell agiert. Die XTZ gehen ganz entspannt zur Sache und lassen Orgel, Schlagzeug und Bläser schön im Raum vor sich hinswingen. Hier verrät die Spirit 4, dass sie nicht vorhat, mit aufgesetzter Analytik oder vorlauten Höhen die Nerven des Zuhörers zu strapazieren. Das tönt alles dynamisch und ausgewogen, dabei erstaunlich erwachsen. Die Stimme bleibt auch hier frei und ungestört vor dem Rest des Orchesters erhalten. Überhaupt leisten die XTZ generell Beachtliches in diesem Bereich. Volumen, Phrasierung und Ausdruck – egal ob Chor oder Solostimme – werden absolut überdurchschnittlich wiedergegeben.

    Kompletter Szenenwechsel zu Mendelssohn mit den Psalmen unter Philippe Herreweghe mit dem Ensemble Orchestral de Paris: Weit aufgefächert der Chor, schöne Stimmen und wieder eine überzeugende Räumlichkeit. Ganz oben tönt es etwas milder als gewohnt, Streicher behalten aber ihren gewohnten Glanz mit allerdings leicht verminderter Strahlkraft. Dem Fluss und der unglaublichen Melodik schadet das allerdings nicht. Gerade der Umstand, dass man nicht dauernd der letzten Feinheit hinterher hört, lässt einen tief eintauchen und länger bei der Musik verweilen.

    Überhaupt lässt sich die Spirit kaum zu Aggressivität und Härte hinreißen. Brutale Anschläge auf einer Snare löst sie lieber über den Raum nach hinten auf, als diese nach vorne platzen zu lassen. Wer eine betont fetzige Ansprache bevorzugt, sollte vielleicht woanders gucken. Andererseits geht die XTZ einem aber auch nie klingelnd auf die Nerven, wenn es mal lauter wird. Pegelfestigkeit und Lautstärke auch im Tieftonbereich sind beachtlich und qualifizieren die Spirit 4 durchaus als Hauptlautsprecher in Räumen bis 20 Quadratmetern. Dass sie dabei den Verstärker vor lösbare Aufgaben stellen, macht die Sache noch besser. Auch ältere leistungsschwache Verstärker kommen gut mit der Spirit 4 klar. Mit einem alten NAD 302 lässt sich durchaus hoher Schalldruck ohne Abstriche realisieren. Gern hätte ich einen kleinen tendenziell etwas heller aufspielenden Verstärker probiert, es war aber gerade nichts passendes zur Hand.


    „Faith In Strangers“ vom gleichnamigen Electronic Album des Londoner Klangtüftlers Andy Stott startet mit brachialen Electrodrums. Im Verlauf des minimalistischen Techno-Pop-Songs kommen dann noch fiese tiefe Bässe obendrauf, konterkariert von weiblichem Gesang, etwas Synthesizer und einem gesampleten Hi Hat. Hier behält die XTZ nicht nur die Übersicht, sondern drückt mit viel Wucht bei großer Übersicht viel Energie in den Raum und macht auch rhythmisch alles richtig. Um jetzt nicht falsch verstanden zu werden: Natürlich wahrt die XTZ Spirit bei all ihren guten Eigenschaften einen Achtungsabstand zu den größeren Modellen des Herstellers. Der wäre sonst auch ganz schön doof. Aber man kann ganz vortrefflich mit ihnen Musik hören, und sie sind damit eben viel mehr als nur ein günstiger Einstieg in die Welt des Musikhörens.

    STATEMENT

    In ihrer Preisklasse dürfte es schwer werden, andere so sauber, natürlich ausgewogene und komplett aufspielende Lautsprecher zu finden. Mit leichter Zurückhaltung in den oberen Lagen füllen sie auch mittlere Räume als Hauptlautsprecher aus. Die Verarbeitung ist dabei nicht nur für die Preisklasse ausgezeichnet.
    Gehört mit
    PC Acer Espire, I3 CPU 1.70 GHz, 8 GB RAM
    Interface Audioquest Jitterbug
    Software Foobar2000 mit WASAPI Treiber
    CD-Laufwerk Technics SL-P471A
    Wandler Audioquest Beetle
    Verstärker Creek 5350 SE, NAD 302
    Lautsprecher Genelec 8040BPM, Castle Trent II
    Kabel Sommer, Oehlbach, Funk-Tonstudiotechnik, Wire World, Audioquest
    Herstellerangaben
    XTZ Spirit 4
    Frequenzgang (+/- 3dB) 42 - 22.000 Hz
    Wirkungsgrad (2,83 V / 1 m) 86 dB
    Übergangsfrequenz 2.000 Hz
    Belastbarkeit (Musik / Dauer (IEC 268-5)) 200 W / 100 W
    Abmessungen (B x H x T) 190 x 350 x 270 mm
    Gewicht 10 kg
    Farbe Schwarz matt, Weiß matt
    Gewicht 10 kg
    Preis 480 Euro

    Vertrieb
    XTZ-Deutschland
    Anschrift Berthold Daubner und Jens Hörmann GbR
    Höhenstr. 7
    75239 Eisingen
    Telefon +49 7232 3225616
    E-Mail kontakt@xtz-deutschland.de
    Web www.xtz-deutschland.de

  • BETONart-audio SYNO supreme
    in Test

    Zurück in die Zukunft oder voran in die Steinzeit? Jörg Wähdel, der Chef und Gründer von BETONart-audio macht das Beste daraus und hat sich bei seinen Lautsprechersystemen für beide Wege entschieden. Die SYNO supreme gibt es erst seit September dieses Jahres, das Basismodell SYNO ist seit zwei Jahren auf dem Markt.

    In den achtziger Jahren gab es einen Werbeslogan für Beton: Es kommt darauf an, was man daraus macht. Das gilt auch heute noch. Wähdel nennt den vom ihm entwickelten Werkstoff High-Performance-Gussbeton, bei dem Beton unter anderem auch Carbon beigemischt wird. Das Material hat er über lange Zeit entwickelt und die Fertigungsschritte stetig optimiert, um seinem Ziel, einer livehaftigen Musikwiedergabe, ganz nahe zu kommen. Jörg Wähdel stammt aus einer Architektenfamilie und hat ein Faible für die minimalistische Bauhaus-Architektur, was man seinen Lautsprechern und den Gerätebasen auch ansieht. Der studierte Physiker und Musikliebhaber beschäftigt sich seit den 90-er Jahren mit Lautsprechern. Beton ist für ihn das optimale Material für deren Gehäuse. Während bei Musikinstrumenten das Gehäuse durchaus schwingen darf, soll ein Lautsprechergehäuse idealerweise „tot“ sein und Resonanzen möglichst vollständig eliminieren. BETONart-audio Lautsprecher werden als Monolith in einem Stück gefertigt, um durch das hohe Gewicht und die hohe Steifigkeit die Impulsgenauigkeit zu verbessern sowie ein verfärbungsfreies Musiksignal zu reproduzieren.

    Dabei besitzt ein aus diesem High-Performance Gussbeton gefertigtes Gehäuse die dreifache Dichte im Vergleich zu einem MDF-Gehäuse und ist auch deutlich schwerer. Die SYNO supreme ist ein ästhetischer und wirklich schlanker Zwei-Wege-Lautsprecher mit Bassreflexunterstützung im Tieftonbereich und bringt dennoch sage und schreibe 75 Kilogramm auf die Waage. Die Fertigung ist extrem aufwändig, sowohl was handwerkliches Know How, als auch was die zeitliche Dimension betrifft. Im Makers Book, das der sicherlich stolze neue Eigentümer mit den BETONart-audio Lautsprechern überreicht bekommt, ist akribisch mit Datum eine genaue Produktionsbeschreibung dokumentiert. Mein Testexemplar wurde demnach Ende Juni dieses Jahres zur Betonschalung vorbereitet. Drei Tage später wurde es dann mit einem Anteil von 185 Gramm Schwarzpigmenten gegossen – je nach Kundenwunsch sind hier auch andere Farben möglich –, partiell mit Carbon armiert und weitere drei Tage später erfolgreich ausgeschalt. Vier Tage darauf wurde der oval-elliptische Innenausbau eingegossen und nach Mitte Juni erfolgten die Endbearbeitungsschritte am Betongehäuse und der Einbau der Bedämpfung mittels Styrol-Buthadien-Kautschuk und Basotech-Komponenten. Tags darauf wurde das Gehäuse dann hydrophobiert und für die Assemblierung der elektrischen Komponenten finalisiert. Bis dahin sind schon vier Wochen vergangen. Solange dauert es, bis der Beton komplett ausgehärtet ist. Erst danach erfolgt der Einbau der Weiche und das Zusammenführen von Chassis und Weiche sowie zuletzt die abschließende Frequenzgangmessung, die auch im Makers Book dokumentiert ist und einen sehr linearen Verlauf zeigt.


    Die BETONart-audio Lautsprecher werden ausschließlich direkt angeboten. Ausgiebige Hörtests sind dabei am Firmensitz in Leimen bei Heidelberg möglich. Gegen eine Kostenpauschale von 280 Euro, die beim Kauf angerechnet wird, können Interessenten auch eine Hörprobe in den eigenen vier Wänden erleben. Entscheidet sich ein Interessent zum Kauf, dann liefert Jörg Wähdel die Lautsprecher, stellt sie optimal auf und passt die Weiche an den Hörraum an. Da insbesondere modern gestaltete Wohnräume alles andere als ideal für den High-End-Genuss konzipiert sind, hat man dies bei der Auslegung der Weiche bereits berücksichtigt. In meinem Wohnraum habe ich vor gut einem Jahr so ziemlich alles für HiFi optimiert und Jörg Wähdel war überrascht, wie perfekt bedämpft der Raum ist. Wähdel sagt, es mache keinen Sinn, Lautsprecher für den Privatgebrauch auf Studiobedingungen zu entwickeln. In Räumen mit viel Nachhall ist seine Standardeinstellung sicher ideal. Bei mir haben wir die Höheneinstellung etwas nach oben angepasst. Grundsätzlich ist bei den SYNO supreme eine Anpassung der Höhen und auch des Mittenbereichs durch steckbare Clarity Caps möglich. Die Weiche ist sehr gut zugänglich und befindet sich auf der rückwärtigen Unterseite im Fußbereich des Gehäuses und ist dennoch räumlich völlig getrennt vom Hauptgehäuse. Zudem ist die freiverdrahtete puristische Sechs-Dezibel-Weiche schwingungsarm auf Buchenholz platziert und wird wie die Gerätefüße unter der Verwendung des Spezialgummis Sorbothane gelagert. Vor jedem Chassis werden nur jeweils eine Spule respektive ein Kondensator vorgeschaltet. Für die SYNO supreme kommen nur die hochwertigsten Mundorf-Komponenten wie die Supreme Silber-Gold Kondensatoren und CFC-Kupferfolien-Spulen sowie die bereits erwähnten Clarity Caps zum Einsatz, um die höchstmögliche Phasentreue und Phasenkohärenz zu erreichen.

    Die Innenverkabelung erfolgt mit SUPRA RONDO während die bei HiFi-Liebhabern bestens beleumdeten WBT Nextgen als Bi-Wiring Terminals für den optimalen Signaltransport zur Verfügung stehen. Jörg Wähdel verspricht sich hier eine verbesserte Räumlichkeit und eine transparentere Wiedergabe feinster Nuancen. Bei der Auswahl der Chassis hat er sich bei diesem Modell für Wavecor-Komponenten entschieden. Für die Hochtonwiedergabe kommt hier ein 30-Millimeter-Kalottenhochtöner mit Gewebemembran und Waveguide zum Einsatz, der ab einer Frequenz von 1840 Hertz angekoppelt wird.

    Die Trennfrequenz muss möglichst tief liegen, um ein perfektes Abstrahlverhalten nach D´Appolito zu erhalten. Um dies realisieren zu können, muss der Hochtöner eine tiefe Resonanzfrequenz und eine möglichst große Membranfläche besitzen. Der 30-Millimeter-Wavecor-Hochtöner mit seiner von Dr. Müller entwickelten Seiden-Kalotte soll alle diese Eigenschaften vereinen, sehr fein bis weit über 20 Kilohertz auflösen und bedingt durch eine extrem tiefe Resonanzfrequenz von 420 Hertz ein einzigartiges Klirrverhalten auch bei hohen Pegeln aufweisen. Die Konstruktion des Hochtöners mit Waveguide soll die Phasenlage und die Ankopplung der Tief-/Mitteltöner in puncto Abstrahlverhalten verbessern.

    Unterhalb der Trennfrequenz arbeiten zwei Tief-Mitteltöner aus einer Sonderserie von Wavecor, die in einer D’Appolito Anordnung symmetrisch ober- und unterhalb des Hochtöners platziert sind. Der Anrieb erfolgt dabei parallel, um Phasenverschiebungen und Interferenzen zu minimieren und die räumliche Abbildung weiter zu verbessern. Die 15-Zentimeter-Tief-/Mitteltöner mit Glasfaser/Papier-Membranen und Aluminiumgusskorb sollen wegen des Phaseplugs im Abstrahlverhalten perfekt mit dem Hochtöner harmonieren. Sie ermöglichen eine schmale Schallwand von nur 17,5 Zentimeter, was für eine räumliche, vom Lautsprecher gelöste Wiedergabe optimal sein soll. Zudem sind sie mit der Balance-Drive-Technologie ausgerüstet. Das bedeutet, dass durch eine spezielle Formgebung des Polkerns das Magnetfeld weit über den Luftspalt hinaus in beide Richtungen symmetrisch bleibt. Damit lassen sich Verzerrungen auch bei größeren Membranhüben verhindern.


    Auf meine Frage, warum er die von ihm eingesetzten Chassis nicht selbst entwickelt oder zumindest modifiziert, stellt mir Jörg Wähdel eine Gegenfrage: Wenn Sie die Aufgabe hätten, ein Formel 1 Auto zu bauen und könnten den kompletten Antriebsstrang von Mercedes oder Ferrari bekommen, würden Sie dann noch ernsthaft versuchen hier bessere Komponenten zu entwickeln? Er konzentriert sich hier lieber auf das perfekte Zusammenspiel der Komponenten. Dazu hat er beim Modell SYNO supreme auch den Innenraum des Gehäuses im Vergleich zur normalen SYNO deutlich optimiert. Zur Vermeidung von Reflexionen und stehenden Wellen gestaltete er einen oval-elliptischen 3D-Innenraum mit wechselnden Wandstärken zwischen zwei bis fünf Zentimeter, die das Gehäuse zudem noch deutlich schwerer und steifer machen. Die SYNO supreme legt vor allem deshalb gegenüber dem Basismodell um satte 15 Kilogramm zu.

    Trotz des relativ hohen Gewichts war es ohne fremde Hilfe mit einer Sackkarre überhaupt kein Problem, die BETONart-Audio Lautsprecher in meinem Hörraum zu bekommen. Jörg Wähdel ist ein Perfektionist durch und durch. Er sagt selbstkritisch schmunzelnd über sich, dass das wohl an seinem Sternkreiszeichen Jungfrau liege. Die Konstruktion der Verpackung ist einfach und zudem genial. Man kann sie nach vorne wegziehen, da sie hinten und unten offen ist. Das geht natürlich nur deshalb, weil eine persönliche Anlieferung erfolgt. Kurz vor den Hörtests hatte ich gerade wie mein Kollege Dirk Sommer zum Feintuning das neue AHP Klangmodul IV G in meinen Sicherungskasten einbauen lassen, was den Klang der SYNO supreme sicher weiter positiv beeinflusste.

    Da ich eine Woche zuvor ein Livekonzert von Till Brönner und Dieter Ilg genießen durfte, spielte ich als erstes „Scream & Shout“ aus deren aktuellem Album Nightfall. Auffällig war die sehr offene Wiedergabe der Trompete, die der Virtuosität von Till Brönner voll gerecht wurde und das griffige Kontrabassspiel von Dieter Ilg. Aus demselben Album gibt es das Stück „The Fifth Of Beethoven“, das der SYNO supreme strahlende Trompetenklänge bis in die höchsten Lagen entlockte und auch feinste Anblasgeräusche deutlich machte. Aber auch die sehr gut durchhörbare und sonore Wiedergabe des Kontrabasses sowie eine ansatzlose Dynamik begeisterten mich.

    Beim Wechsel des Genres von Jazz zu Klassik stieß ich auf Antonio Vivaldi und die Opernsängerin Cecilia Bartoli. Die Arie „Solo Quella Guancia“ aus La Verita In Cimento kannte ich gut und musste unweigerlich schmunzeln. Sollte La Verita In Cimento etwa heißen: Die Wahrheit über Zement? Tatsächlich heißt es übersetzt: Die Wahrheit auf dem Prüfstand. Die Prüfung der BETONart-audio SYNO supreme bestand sie mit einer feinziselierten Wiedergabe von Bartolis Stimme bis in höchste Gefilde jedenfalls sehr erfolgreich.


    Eine weitere Frauenstimme, die ich sehr schätze, ist die von Keri Noble. Bei „Last Warning“ geht es aber vor allem um einen Test des Mitteltonbereichs. Hier gibt es ein paar kritische Passagen, die besonders Verfärbungen im genannten Bereich aufdecken. Die SYNO supreme kann gerade im Mittenbereich besonders klar punkten: Man hängt förmlich an den Lippen der Sängerin. Die Stimme ist klar ortbar und wird herrlich musikalisch wiedergegeben. Die oft zitierte Gänsehaut wird hier real.

    Schwierig in der Wiedergabe ist „My old Flame“ von Phil Woods aus dem Album Birds Of A Fever. Bei mittelmäßigen Schallwandlern klingt es dann schnell nervig, vor allem bei höheren Lautstärken. Ganz anders die BETONart-audio SYNO supreme, die das strahlende Saxophon von Phil Woods klanglich geradezu zelebrierte: völlig losgelöst und dynamisch und dennoch ohne jegliche Schärfe im Hochtonbereich. Dabei waren Becken gut durchhörbar und einzelne Instrumente klar aufgeräumt und gut ortbar. Gegen Ende des Stücks gibt es eine ungemein dynamische Passage. Hier schien die SYNO supreme beinahe zu explodieren, ohne die Übersicht zu verlieren. Ich hörte mir das mehrmals mit immer höherer Lautstärke an und genoss die mächtigen Paukenschläge, die in Anbetracht der Größe der Tieftöner erstaunlich druckvoll am Ohr ankamen.

    Weniger grobdynamische Eigenschaften, sondern eher viel Feingefühl ist bei Jazz at the Pawnshop gefragt. Diesen audiophilen Klassiker hat Qobuz in einer 24-Bit-88,2-Kilohertz-Version mit dem Namen Jazz at the Pawnshop 30th Anniverversary neu im Programm. Die legendäre Aufnahme des „Limehouse Blues“ erweckt die SYNO supreme auf faszinierende Weise zu neuem Leben. Selten habe ich die Passage mit dem perlenden Vibraphon so schön und prägnant ausklingen hören. Generell spielt die SYNO supreme sehr lebendig auf, die Musik atmet mit ihr und macht einfach Spaß.

    Als Jörg Wähdel seine Lautsprecher bei mir zu Hause wieder abholt, hören wir zusammen noch zwei Stücke. Bei Bert Kaempferts „Bye Bye Blues“ erstaunt, mit welcher Verve diese ältere Aufnahme wiedergegeben wird, wie knochentrocken der Bass rüberkommt und kein bischen nachschwingt, während die Bläser in einer überaus stimmigen Weise erstrahlen. Jörg Wähdel macht mich noch sehr neugierig als er erwähnt, dass er die SYNO auch schon öfter zusammen mit seinem aktiven 54 Zentimeter Bass verkauft hat. Den solle ich mir doch unbedingt einmal bei ihm zu Hause anhören. Kurz vor Weihnachten habe ich nun endlich schon einen guten Vorsatz fürs neue Jahr.


    Die Auswahl des letzten Musikstückes überlasse ich ihm. Er wählt Ana Brun mit „Stay“ aus dem Album Leave Me Breathless. Die Wiedergabe ihrer wunderschönen, klaren Stimme mit der SYNO supreme macht einen tatsächlich sprachlos. Aber auch wenn Ana Brun förmlich bettelt und Stay With Me haucht, muss ich mich von der SYNO supreme verabschieden, so schwer es auch fällt. Das Gesamtkonzept hat mich voll überzeugt. Die SYNO supreme ist ein ungemein ausgewogener Lautsprecher, bei dem sich kein Frequenzbereich in den Vordergrund spielt – auch wenn ich den für die Wiedergabe des musikalischen Flusses überaus wichtigen Mittenbereich als ihre größte Stärke sehe. Oftmals klingen Lautsprecher mit einem sehr linearen Frequenzgang zwar neutral, aber auch langweilig. Von Langeweile kann bei diesem BETONart-audio Lautsprecher aber keine Rede sein – ganz im Gegenteil sind Dynamik, aber auch subtile Feindynamik weitere Stärken. Zudem erwirbt der Käufer der BETONart-audio Lautsprecher echte Unikate. Im Zeitalter industrieller Massenfertigung und der Digitalisierung erlangen gerade individualisierte Manufakturobjekte eine neue Bedeutung.

    STATEMENT

    Bei der BETONart-audio SYNO supreme paart sich musikalischer Fluss, Spielfreude, Dynamik und funktionale Ästhetik zu einem harmonischen Gesamtkunstwerk, das zum genussvollen und entspannten Hören animiert.
    Gehört mit
    Plattenspieler Le Tallec Stad S
    Tonarme Clearaudio Souther, Eminent 1
    Tonabnehmer Van den Hul Grashopper
    Musikserver Aurender N100
    D/A Wandler MYTEK Brooklyn DAC+ mit Keces 8 Netzteil, Audiobyte Hydra Z USB Bridge und Hydra ZPM Netzteil
    Vorverstärker Grandinote Genesi
    Endstufen Grandinote Demone Monos
    Kabel Audioquest, HABST, Swiss Cables, Sun Wire Reference
    Zubehör Ictra design Rack PROTO und Endstufenbasen, Sun Leiste, AHP Klangmodul IV G
    Raumakustik Sonitus Leviter Absorber, Creation Baumann Deltacoustic Vorhangstoff, Deckensegel Ova Selecta Grande, Renz VPR 1 Verbundplattenresonatoren, Basotect Schaumstoffplatten, Vogl Akustikdesignplatten mit Streulochung
    Herstellerangaben
    BETONart-audio SYNO supreme
    Material High-Performance-Gussbeton in verschiedenen Farben
    Nennbelastbarkeit 100 Watt
    Empfindlichkeit (2,82V) 91 dB/1Watt
    Impedanz 4 Ohm (linearisiert – auch für Röhrenverstärker geeignet)
    Übertragungsbereich 44–25.000 Hz (- 3 dB)
    Übergangsfrequenz 1840 Hz
    Maße (HxBxT) 112 x 17 x 30 cm
    Gewicht 75 kg/Stück
    Paarpreis 10.830 Euro (inklusive Anlieferung und Anpassung der Weiche auf die Räumlichkeiten)

    Hersteller/Vertrieb
    BETONart-audio
    Anschrift Dipl. Phys. Jörg Wähdel
    Steige 2
    69181 Leimen
    Telefon +49 6224 994741
    Mobil +49 151 42427127
    E-Mail kontakt@betonart-audio.de
    Web www.betonart-audio.de

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