Freitag, 10 Juli 2015 02:00

AcousticPlan Aruna

Claus Jäckle baute schon immer Verstärker, die sich wohltuend vom einheitlichen Schwarz oder Silber unterscheiden. So auch der neue Vollverstärker Aruna, der auf Ideen der Firma Western Electric aufbaut.

Logischer Aufbau: oben der Netzschalter, in der Mitte der Eingangswahlschalter, die LEDs daneben zeigen den gewählten Eingang an. Unten dann die Lautstärkeregulierung, mit Anzeige der Ausgangsdämpfung über eine blaue LED Matrix
Logischer Aufbau: oben der Netzschalter, in der Mitte der Eingangswahlschalter, die LEDs daneben zeigen den gewählten Eingang an. Unten dann die Lautstärkeregulierung, mit Anzeige der Ausgangsdämpfung über eine blaue LED Matrix

Zunächst wollen wir uns doch einmal kurz ansehen, was es mit dem berühmten Vorbild Western Electric 91-A auf sich hat, ohne den historischen Bezug geht es nicht. Manch ein Röhrenfan wird jetzt zwar müde abwinken: Kennen wir doch schon alles, aber nicht jeder ist mit der Materie aus „prähistorischer“ Zeit vertraut. Das beweist auch die Frage eines Bekannten meiner Tochter, der beim Anblick einer alten Globe UX210 Röhre aus dem Jahre 1920 erstaunt fragte, ob die denn damals schon elektrischen Strom hatten? Besagte WE 91-A stammte aus den 30er Jahren und wurde als Verstärker für die Beschallung kleiner bis mittelgroßer Kinos eingesetzt. Aber auch für Bingo-Hallen. Mit HiFi hatten die Techniker damals also nichts am Hut, der Begriff wurde erst in den 60er Jahren geprägt.

Der WAF wäre heutzutage nicht sonderlich groß. Die Buchsen auf der rechten Seite sind die Eingangsbuchsen, Cinch Verbindungen gab es damals noch nicht
Der WAF wäre heutzutage nicht sonderlich groß. Die Buchsen auf der rechten Seite sind die Eingangsbuchsen, Cinch Verbindungen gab es damals noch nicht

Interessant sind deshalb auch die Spezifikationen dieses Verstärkers, die nach heutigen Gesichtspunkten, sagen wir einmal, unspektakulär daherkommen: Frequenzgang 50 – 8000 Hertz, 8 Watt Ausgangsleistung. Der Frequenzgang war zur damaligen Zeit übrigens völlig in Ordnung, weil die Aufnahmetechnik gar nicht mehr hergab. Nun wird sich manch einer beim Anblick der Bandbreite des WE91-A sagen, das schaffe ich locker mit einem integrierten Chip für ein paar Cent auch. Stimmt, blöderweise sagen die Daten auch hier nichts über den tatsächlichen Klang aus. Es muss also irgendeinen Grund haben, warum die Fans in Asien – insbesondere in Japan – total verrückt nach Geräten mit dem Western Electric Logo sind. Und das schon seit sehr langer Zeit.

Neben vier Eingängen gibt es einen Tape-Ausgang, einen Ground-Lift Schalter, eine separate Erdungsklemme und Trafoanschlüsse für hochohmige, historische Lautsprecher. Der Hersteller hat an alles gedacht
Neben vier Eingängen gibt es einen Tape-Ausgang, einen Ground-Lift Schalter, eine separate Erdungsklemme und Trafoanschlüsse für hochohmige, historische Lautsprecher. Der Hersteller hat an alles gedacht

Claus Jäckle hat bei seinem Design natürlich die Bandbreite modernen Anforderungen angepasst. Interessanterweise wird die obere Grenzfrequenz hier von der Kombination 310/300B vorgegeben und weniger vom Ausgangstrafo. Das Schaltungs-Konzept der WE 91-A hat der Hersteller in leicht abgewandelter Form übernommen. Aber hier nix mit 6SN7 oder ECC-irgendwas am Eingang, wie es heutzutage des Öfteren gemacht wird, sondern es kommt die amtliche Pentode WE 310 zum Einsatz. Hier als russisches Pendant, nicht jeder hat einen Sechser im Lotto gewonnen. Wer einmal sehen möchte, wie ein mit Original WE Röhren bestückter Aruna aussieht, kann sich dies auf der Homepage von AcousticPlan ansehen. Aber nicht neidisch werden!


Wie bereits erwähnt, war die Original WE 91-A konstruiert worden, um die geringen Ausgangsspannungen der Photozellen in den Filmprojektoren zu verstärken. Die WE 91-A hatte deshalb einen hohen Verstärkungsfaktor und war dreistufig ausgelegt. Vor die 300B Ausgangsröhre waren also zwei WE 310 Pentoden zur Spannungsverstärkung geschaltet. Im Konzept von Claus Jäckle fällt die erste WE 310 Pentode weg, 95 Dezibel Verstärkung benötigen wir heutzutage nicht mehr. Die zweite Stufe – die eigentliche Treiberröhre – kann von den heutigen Geräten problemlos direkt angesteuert werden. Somit entfällt auch die Über-Alles-Gegenkopplung der Original WE91-A. Einige Veränderungen hat nun Jäckle zusätzlich gegenüber dem Originalkonzept vorgenommen: So wurde beispielsweise die Wechselstromheizung der Röhren in eine Gleichstromheizung umgewandelt, um den Restbrumm zu minimieren. Was natürlich auch mit deutlich mehr Aufwand verbunden ist. Der Ausgangsübertrager stammt aus eigener Entwicklung, orientiert sich aber in Größe und Wicklungsaufbau an dem Original WE171-A Übertrager. In Anlehnung daran besitzt der Übertrager auch nur einen kleinen Eisenquerschnitt, was sich als klanglich beste Lösung erwiesen hatte. Gewickelt wird der Trafo nach Vorgaben von AcousticPlan in Deutschland. Der Ausgangstrafo ist ja eines der klangentscheidenden Bauteile, hierin dürfte ein großer Teil der Entwicklungsarbeit stecken.

Die Verarbeitung des Gerätes ist mustergültig, hier ist ein Perfektionist am Werk! Eingesetzt werden an den entscheidenden Stellen Kohlemassewiderstände oder Kohlefilmwiderstände, die Kondensatoren sind entweder Ölpapier- oder Zinnfolien- Typen. Die Mechanik wird komplett im Ländle hergestellt. Das Netzteil hat eine aufwändige CLCLC-Siebung für die Anodenspannung spendiert bekommen
Die Verarbeitung des Gerätes ist mustergültig, hier ist ein Perfektionist am Werk! Eingesetzt werden an den entscheidenden Stellen Kohlemassewiderstände oder Kohlefilmwiderstände, die Kondensatoren sind entweder Ölpapier- oder Zinnfolien- Typen. Die Mechanik wird komplett im Ländle hergestellt. Das Netzteil hat eine aufwändige CLCLC-Siebung für die Anodenspannung spendiert bekommen

Als Gleichrichterröhre wird eine russische Svetlana „Winged C“ 5U3C eingesetzt, die einen langsamen Aufbau der Anodenspannung ermöglicht und die 300B somit schont. Die Röhren lieben es generell nicht, wenn die Anodenspannung bereits anliegt, bevor die Heizung – und damit die Kathode – warm gelaufen ist. Die 300B stammt ebenfalls aus Russland und wird von Electro Harmonix geliefert. Mechanisch ist diese sehr sauber aufgebaut, wird sogar mit Keramiksockel geliefert, hier ist aber sicher noch Luft nach oben drin. Allerdings dürfte der Spaß dann auch erheblich teurer werden. Wobei gesagt werden muss, dass die Treiberröhre mindestens den gleichen Anteil am Klang hat wie die Endröhre und eine WE310A ist noch eher zu bezahlbaren Preisen zu bekommen. Was natürlich relativ ist.

Die eingesetzte 310 hat einen etwas kryptischen – Quatsch – kyrillischen Aufdruck, was wohl 10J12S heißen soll. Diese Svetlana „Winged C“ Röhre entspräche dann der WE 310A. Treiber- und Gleichrichterröhre sind übrigens NOS-Röhren aus alter russischer Produktion und machen einen sehr soliden Eindruck. Sollte jemand – nur so rein zufällig – ein paar Original WE328A Röhren im Keller rumliegen haben, so kann er diese ebenfalls an Stelle der 310A einsetzen. Allerdings müsste dann intern die Heizspannung auf 7,5 Volt reduziert werden. Jäckle hat die Ausgangsleistung gegenüber dem Original auf sechs Watt reduziert, um die Lebensdauer der 300B zu verlängern.

Die 300B von Electro Harmonix stammt aus neuerer Produktion vom Oktober 2013, wie der Aufdruck zeigt
Die 300B von Electro Harmonix stammt aus neuerer Produktion vom Oktober 2013, wie der Aufdruck zeigt

Eines muss allerdings erwähnt werden: Diese sechs Watt Ausgangsleistung sind nicht geeignet, um einen Lautsprecher mit 75 Dezibel Kennschalldruck und komplexer Mehrwege-Weiche anzusteuern. Ein Hornsystem oder ein Breitbänder mit 96 Dezibel Kennschalldruck beispielsweise wären geeignete Partner. In dem Zusammenhang fällt mir immer die Vorstellung von Silbatone auf der Highend 2015 ein, bei der ein Spud Amp mit 0,8 Watt Ausgangsleistung einen riesigen Lautsprecher in einem noch riesigeren Raum befeuerte. Aruna hat vier Eingänge, die individuell um minus sechs Dezibel abgeschwächt werden können. Dies lässt sich mit dem Mehrzweck-Lautstärkeregler durch Drücken und Drehen bewerkstelligen. Aber nicht nur das, auf diesem Wege kann auch der Strom, der durch die einzelnen Röhren fließt angezeigt werden. Pfiffig gemacht! Die Lautstärke wird über ein Widerstandsnetzwerk geregelt und kann auch ferngesteuert werden. Es existieren 32 Stufen à 2,5 Dezibel. Im Zusammenhang mit der Möglichkeit, den Eingangspegel um sechs Dezibel abzuschwächen, ist der Regelbereich mehr als ausreichend. Man kann aber Aruna auch als Endstufe betreiben, hierfür gibt es einen Schalter an der Rückseite, der den Lautstärkeregler und den Eingangswahlschalter überbrückt.


Die weiße Kappe oben auf der 310A ist kein Anodenanschluss, sondern hier wird das Gitter angesteuert. Ängstliche Gemüter können also beruhigt sein, hier liegt keine hohe Spannung an. Typisch für diese Röhre, der zylinderförmige Aufbau der Anode
Die weiße Kappe oben auf der 310A ist kein Anodenanschluss, sondern hier wird das Gitter angesteuert. Ängstliche Gemüter können also beruhigt sein, hier liegt keine hohe Spannung an. Typisch für diese Röhre, der zylinderförmige Aufbau der Anode

Bei all der Begeisterung für die Technik habe ich einen Aspekt total unterschlagen: Der Verstärker sieht richtig gut aus und macht Aruna, dem Gott der Morgenröte in der indischen Mythologie alle Ehre! Das Gehäuse besteht aus CNC-gefrästen und geschliffenen Aluminiumplatten und macht einen unheimlich soliden Eindruck. Hier ist ein Perfektionist am Werk! Dazu passt auch, dass jeder Verstärker komplett von Jäckle persönlich hergestellt wird. Ein Blick ins Innere vermittelt einem das Gefühl, dass Aruna auch nach 20 Jahren noch klaglos seinen Dienst verrichtet. So, nun wollen wir doch einmal hören, was Aruna neben den technischen Qualitäten akustisch zu bieten hat. Dafür ist er ja schließlich da. Als erstes habe ich in Anbetracht der geringen Ausgangsleistung von sechs Watt einen Titel mit kleiner Besetzung ausgewählt, „Sonata Settima I“ von Dario Castello aus seinem Werk Sonate concertate in stil moderno a 2 & 3 voci. Über den Komponisten Castello ist nicht sehr viel bekannt, außer dass er im 17. Jahrhundert in Venedig gelebt hatte. Zu hören sind Violine, Cembalo und Dulzian, ein Vorläufer des Fagotts. Diese nicht so ganz einfach wiederzugebende Aufnahme meistert Aruna mir Bravour. Violinen aus der Barockzeit können mitunter etwas kratzbürstig daherkommen, zumindest von der Konserve. Über diesen Verstärker gespielt ist die Darstellung völlig stimmig und lädt zum längeren Hören ein. Homogenität scheint überhaupt eine der Stärken dieses Verstärkers zu sein. Als Zweites würden mir die fantastischen Klangfarben einfallen. Dies ist nun etwas, was mir persönlich sehr wichtig ist. Alle Facetten, die diese antiken Instrumente so drauf haben, kommen mit Aruna unheimlich natürlich rüber. Die typischen HiFi-Attribute wie Tiefenstaffelung, Fokussierung und räumliche Trennung der einzelnen Instrumentalisten sind für den Verstärker ebenfalls kein Problem. Wobei ich allerdings gestehen muss, dass es mir ziemlich egal ist, ob der Solist nun 50 Zentimeter weiter hinten steht oder nicht. Für mich sind andere Gesichtspunkte der Musikwiedergabe wichtiger, aber das kann natürlich jeder anders sehen.

Ein „Verhüterli“ gibt es auch zu dem Verstärker, damit erfüllt er alle sicherheitstechnischen Vorgaben. Besser gefällt mir Aruna allerdings oben ohne. Wie immer, könnten böse Zungen jetzt behaupten
Ein „Verhüterli“ gibt es auch zu dem Verstärker, damit erfüllt er alle sicherheitstechnischen Vorgaben. Besser gefällt mir Aruna allerdings oben ohne. Wie immer, könnten böse Zungen jetzt behaupten

Nun gut, dass ein 300B Verstärker diese Art von Musik wiedergeben kann, war irgendwie zu erwarten, sofern er eben vernünftig konstruiert wurde. Deshalb habe ich als nächstes eine Scheibe mit mehr Grobdynamik aufgelegt: Listen here mit dem Pianisten Eddie Palmieri und daraus den gleichnamigen Titel. Die Musik gehört in die Kategorie Latin Jazz. Auf dieser Scheibe geht es so richtig ab, Palmieri lässt hier nichts anbrennen. Allerdings kann sie einem, wenn nicht alles stimmt, ziemlich schnell auf den Wecker gehen. Das drückt dann mitunter richtig auf die Ohren. Fetzige Bläsersätze, die Conga-Legende Giovanni Hidalgo, und stellenweise Michael Brecker als Gastsolist am Tenorsaxophon. Auch hier zieht sich Aruna zu meiner Überraschung sehr gut aus der Affäre. Der abartige Drive dieser Musik scheint den Verstärker vor keine allzu großen Probleme zu stellen. Wenn der nämlich fehlt, dann klingt das wie kalter Kaffee. Auch wird das Saxophon von Brecker sehr plastisch dargestellt, was einige Verstärker nicht so drauf haben. Generell bekommt man das Gefühl, dass vor einem Musiker aus Fleisch und Blut stehen. Fehlt eigentlich nur der Cuba Libre! Oder so.

James, die Röhren bitte! Yess Sir!
James, die Röhren bitte! Yess Sir!

Dies konnte Aruna also auch nicht beeindrucken... aber Max und Moritz dachten, wie sie ihn verdrießlich machten... So ähnlich ging es mir im Kopf herum. Als letzten Versuch habe ich dann Deep Purple Made in Japan ausgegraben. Ein Klassik-Fan wird jetzt natürlich sofort die Nase rümpfen mit dem Hinweis, dass dies eigentlich keine Musik sei. Aber egal, jedenfalls fallen als erstes wieder die vielen Klangfarben auf, mit der die Musik dargeboten wird. Klangfarben? Klangfarben! Auch bei dieser Art von Musik. Eine Fender Stratocaster Gitarre, hier über riesige Marshall Towers gespielt, hat einen sehr prägnanten Sound, der unheimlich authentisch rüberkommt. Das berühmte Riff aus „Smoke on the Water“ kommt mit Druck und Kraft, wie überhaupt die eindrucksvollen Soli von Ritchie Blackmore die 300B nicht aus der Fassung bringen können.


Ähnliches gilt für den aggressiven Sound von „The Beast“, einer umgebauten Hammond C3 Orgel, die ebenfalls über einen Marshall Verstärker gespielt, hier nicht so klingt, als würde lediglich das Mikrofon übersteuern. Die normale C3 klang John Lord wohl zu harmlos. Die Darbietung wirkt wie ein Livekonzert im Miniformat im Wohnzimmer. Völlig unangestrengt, das hätte ich dem Verstärker in der Form nicht zugetraut! Dies Alles habe ich nun nicht als Memorandum an Wilhelm Busch arrangiert, sondern um zu zeigen, dass Aruna nicht nur mit der Sonate für Triangel, Maultrommel und Kastagnetten klar kommt. Ähm, der Komponist ist mir gerade entfallen. Mozart, Beethoven, Bach, Dvorak, alles macht der Schneider Böck, denn das ist sein Lebenszweck... Mist, ich krieg den Wilhelm Busch nicht aus dem Kopf. Also noch einmal im Ernst: klassische Musik jeglicher Couleur ist ein Heimspiel für den Aruna. Bei großorchestralen Aufnahmen kommt noch eine weitere Stärke des Verstärkers hinzu, nämlich die exzellente Auflösung. Dies führt dazu, dass auch bei geringen Lautstärken die Musik spannend bleibt.

Allgemein lässt sich sagen: Aruna spielt mit unglaublicher Autorität, betont den Groove der Musik, sofern diese einen hat. Es ist also nicht so, dass aus einem Trauermarsch plötzlich eine Reggae-Party wird. Ob man damit nur Kammermusik hören kann,hängt letztlich vom Lautsprecher ab. Wenn nun einer sich unbedingt die Kodo Drummers auf der alten Reference Records Aufnahme in Originallautstärke reinziehen muss, dann kann es sein, dass der 300B stellenweise der Dampf ausgeht. Wie übrigens vielen anderen Verstärkern auch. Unglaubliche Klangfarben! Dies ist eine Erfahrung, die ich meistens mit direkt geheizten Single Ended Trioden gemacht habe. Ein Paiste Ride-Becken ist aus Bronze gemacht und ist kein dünner Aluminiumteller, das ist hier sehr deutlich zu hören. Schwierig ist – wie immer – die Wiedergabe eines Flügels; hier kann man nun genau hören, dass das Instrument aus Metall und Holz gemacht ist und nicht entweder oder. Die Anschläge wirken samtig, aber trotzdem mit Kraft und Druck. Natürlich abhängig von der Spieltechnik des Interpreten.

Sie kennen sicher die alte Weisheit, dass die 300B zwar wunderbare Mitten liefert, aber oben und unten dann der liebe Gott nachhelfen muss. Dies kann man hier nicht so sagen, allerdings wird aus dem Aruna kein Bassmonster für die Hip-Hop-Party. Trotzdem bekam ich bei allen Titeln, die ich in der Testphase gespielt hatte, nie das Gefühl, dass der Bass zu weich war. Im Gegenteil, der Bass ist sehr gut konturiert, zudem wird ein Kontrabass mit sehr vielen Klangfarben und Nuancen wiedergegeben; in dieser Hinsicht haben unsere transistorisierten Kollegen manchmal ein Problem. Auch eine Scheibe des Bassisten Jonas Hellborg mit geslapten Einlagen auf dem Wal E-Bass kommen mit Speed und Druck und wirken völlig mühelos. Egal, welche Art von Musik ich gespielt habe, Aruna macht immer das Beste daraus. Das merkt man besonders bei eher mittelmäßigen Aufnahmen, bei denen die Wiedergabe viel mehr Substanz bekommt. Wenn natürlich der Interpret eine langweilige Vorstellung abgeliefert hat, dann wird der Verstärker auch nichts daran ändern. Soll er ja auch nicht. Die Wiedergabe wirkt immer leichtfüßig und mühelos, Aruna kann aber richtig hinlangen, wenn es die Musiker verlangen. Bei dem Gebotenen kommt man als Musikliebhaber eigentlich nicht auf die Idee, die Musik in Einzelteile zu zerlegen. Dazu spielt Aruna viel zu homogen. Wenn nun einer unbedingt irgendetwas finden muss, dann könnte man sich vielleicht ein paar Zentimeter mehr Tiefenausdehnung wünschen.

Eine Fernsteuerung für die Lautstärke gibt es auch, die nicht ganz auf dem Level des Verstärkers ist, um es einmal euphemistisch auszudrücken. Aber natürlich funktioniert
Eine Fernsteuerung für die Lautstärke gibt es auch, die nicht ganz auf dem Level des Verstärkers ist, um es einmal euphemistisch auszudrücken. Aber natürlich funktioniert

Zudem kann ich ängstliche Gemüter beruhigen, der Verstärker spielt völlig problemlos, kein Brummen, kein Knistern kein Rauschen; einfach nur Einschalten und Musikhören. Single Ended Verstärker sind nicht für den Messfetischisten gemacht, die sich am liebsten ihre Messschriebe anhören würden. Wenn es aber um Musik geht, dann sind sie kaum zu schlagen. Das kann aber natürlich jeder anders sehen. Für mich hätte ich hier einen Verstärker für die berühmte einsame Insel ­– wenn es da nicht das Problem mit der Stromversorgung gäbe.

STATEMENT

Machen wir es kurz: mit dem Aruna kommt einfach Musik aus den Lautsprechern! Und das kann ich weiß Gott nicht von jeder Elektronik behaupten. Das Ding ist ein Hammer – wenn der Lautsprecher passt!
Gehört mit
Digitallaufwerk Ayon CDT
D/A Wandler Borbely Audio
Laufwerk Apolyt
Tonarm Triplanar
Tonabnehmer Clearaudio Goldmund, Van den Hul Grashopper
Vorstufe Shindo Monbrison, Thomas Mayer 10Y
Endstufe Thomas Mayer 211SE Elrog, 6HS5 PSE, Shindo Cortese
Lautsprecher Wolf von Langa, Ancient Audio Studio Oslo
Kabel Audio Consulting Reference RCA, Swisscables Reference NF, Swisscables Reference LS, Auditorium23 LS, Swisscables Reference und Reference Plus Netz, VertexAQ Jaya Netzfilter, VertexAQ Taga Verteilerdose, VertexAQ Roraima Netzkabel
Zubehör LeadingEdge Gerätebasis, LeadingEdge Minipaneele
Herstellerangaben
Gerätebezeichnung
Ausgangsleistung 2 x 6 Watt
Eingangsempfindlichkeit für Vollaussteuerung 700mV
Abstufung Lautstärkeregelung 2,5 dB pro Stufe, insgesamt 32 Stufen
Preis 8800 Euro

Hersteller
AcousticPlan
Anschrift Gustav Schwabstr. 14m
78467 Konstanz
Telefon +49 7531 73562
E-Mail info@acousticplan.de
Web www.acousticplan.de

Weitere Informationen

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Freitag, 08 Juli 2005 02:00

Sound Service GmbH

Vertrieb
Sound Service GmbH
Anschrift Am Spitzberg 3
15834 Rangsdorf
Telefon +49 33708 9330
E-Mail info@sound-service.eu
Web www.sound-service.eu

Swisscables, die dritte: Die Reference-Serie der Swisscables haben Jürgen Saile und ich gemeinsam vorgestellt um zu zeigen, wie sie sich in Ketten mit „normalem“ und hohem Wirkungsgrad verhalten. Die neue Top-Version der Netzkabel präsentierte kürzlich der Kollege, während ich mich hier um die Plus-Version der Lautsprecherkabel kümmere, worauf des Zusatz „(LS)“ im Titel hinweisen soll

Bevor ich mich näher mit den neuen Swisscables beschäftigte, habe ich mir noch einmal kurz den Test angesehen, den Jürgen Saile und ich vor fast anderthalb Jahren verfassten. Auch wenn die Preise für die Kabel inzwischen moderat gestiegen sind, darf man der Reference Serie noch immer ein hervorragendes Preis/Klang-Verhältnis bescheinigen: Diese Kombination von Durchhörbarkeit, Detailverliebtheit und einem extrem hohen Maß an Stimmigkeit findet man nur ausgesprochen selten, und wenn, dann zu meist deutlich höheren Preisen. Ein extremes Beispiel dafür wären die Göbel Lacorde Statement, die die enormen Fähigkeiten der Swisscables Reference noch um etwas mehr Druck im Tieftonbereich ergänzen, preislich aber auch in einer völlig anderen Liga spielen. Während Jürgen Saile in seiner Kette die enormen Leistungen der Schweizer Kabelkonstruktionen uneingeschränkt genießen konnte, wiesen meine manchmal überstrengen LumenWhite unbarmherzig auf das Fehlen von wenig Wärme im Tieftonbereich hin.

Die Lautsprecherkabel der Plus-Serie haben einen etwas größeren äußeren Durchmesser als die bisherigen Reference-Version. Im Inneren gibt es einen größeren Querschnitt und eine neue Kabelgeometrie
Die Lautsprecherkabel der Plus-Serie haben einen etwas größeren äußeren Durchmesser als die bisherigen Reference-Version. Im Inneren gibt es einen größeren Querschnitt und eine neue Kabelgeometrie

Das blieb Thomas Wendt, dem Chef des deutschen Swisscables-Vertriebs, ebenfalls nicht verborgen, als er mich mit einem Satz geschirmter XLR-Kabel in meinem Hörraum besuchte. Auch für seinen Geschmack könnten die Swisscables zumindest in eher schlank abgestimmten Ketten in Räumen ohne Überhöhungen im Tieftonbereich ein wenig mehr Bass-Energie rüberbringen. Ob diese Hörerfahrung bei der Weiterentwicklung der Reference- zu Reference-Plus-Labeln mit eingeflossen ist, vermag ich nicht zu sagen. Jedenfalls meinte Anton Suter, der Geschäftsführer von Swiss Cables, bei seinem Besuch kurz vor der High End, dass die Plus-Variante bestimmt noch besser in meine Kette passe als die reine Reference-Version. Zu der Zeit standen aber noch die überaus beeindruckenden, teilaktiven AudioMachina Maestro GSE in meinem Hörraum, so dass der Test der Swisscables noch ein wenig warten musste. Und nach Jürgen Sailes fast schon überschwänglichen Bericht über die Reference-Plus-Netzkabel verschob ich dann noch einmal die Beschäftigung mit den dickeren Lautsprecherkabeln – und zwar genau so lange, bis auch drei Plus-Netzkabel in für mein Verstärkertrio passenden Längen aus der Schweiz eintrafen. Die technischen Besonderheiten der Swisscables hat Jürgen Seile ausführlich und unter besonderer Berücksichtigungen von MDI-Verzerrungen in unserem gemeinsamen Artikel beschrieben. Da dieser ja nur einen Klick entfernt ist, erspare ich Ihnen und mir die Wiederholung ergänze lediglich, dass sich nach Aussagen von Anton Suter die Plus-Version nicht nur durch einen höheren Querschnitt, sondern dadurch bedingt auch durch eine völlig neu entwickelte Kabelgeometrie vom „normalen“ Reference unterscheidet.

Üblicherweise werden die Lautsprecherkabel mit Hohl-Bananas konfektioniert. Aber auch diese Spades für unterschiedlich dicke Terminals sind lieferbar
Üblicherweise werden die Lautsprecherkabel mit Hohl-Bananas konfektioniert. Aber auch diese Spades für unterschiedlich dicke Terminals sind lieferbar


Noch liegen bei mir die erwähnten, sündhaft teuren Göbel High End Lacorde Statement. Bevor ich zu den Swisscables wechsele, höre ich über die Göbels einmal kurz Pink Floyds „Money“ von der Festplatte, eben den Song, dessen wenig audiophile Attribute Thomas Wendt und mir vor einiger Zeit das Fehlen von ein wenig Druck im Bass bei Swisscables deutlich machte. Hier stimmt die Balance, wenn auch aufnahmebedingt die Geräusche der klingelnden Kassen ein wenig topfig klingen. Nach dem Wechsel auf die Swisscables Reference sowohl zwischen Vor- und Endstufen als auch zwischen letzteren und den Lautsprechern klingen zwar die Kassen etwas weniger muffig, dafür rücken aber die Becken und Gitarren ein wenig zu weit in den Vordergrund. Egal, ob man das nun als ein Quäntchen zuwenig Tieftonenergie oder als leichte Überbetonung des Präsenzbereiches beschreiben will: Die Balance zwischen den genannte Frequenzbereichen ist zumindest an meinen LumenWhite nicht so stimmig wie zuvor bei den mehr als zehnfach teureren Göbels.

Dann sind die Reference Plus an der Reihe und überzeugen schon in der ersten Minute: Die Kassen auf „Money“ klingeln zwar nicht so durchsichtig wie beim „einfachen“ Reference, wobei dieser Anflug von Topfigkeit aber – wie gesagt – der Aufnahme geschuldet sein dürfte. Der E-Bass pulsiert mit mehr Druck, klingt sonorer und satter. Und das beste daran: Die schon beim Reference hoch gelobte Durch- und Feinzeichung wir durch die, wie ich finde, stimmigere tonale Balance des Plus nicht im mindesten beeinträchtigt. Für mich steht jetzt schon fest: Das Reference Plus ist ein großer Schritt nach vorn und den im Vergleich zum „einfachen“ Reference fast doppelten Preis allemal wert. Ja, ich traue mich gar zu sagen, dass das Reference Plus selbst dem Göbel Kabel unverschämt nahe kommt. Um zu dieser Einschätzung zu kommen, habe ich natürlich nicht nur „Money“ gehört, sondern meine Playlist mit den üblichen Test-Songs. Dabei fallen dann immer wieder die ungeheure Offenheit, die riesigen virtuellen Räume und die ganz leicht ins Strahlende tendierenden und gleichzeitig satten Klangfarben der großen Swisscables auf. Hier ist dem Team in der Schweiz ein wirklich großer Wurf gelungen!

Ob an dieser Trennstelle für die „Plus“- und „Minus“-Leiter oder bei den Hülsen für Stecker oder Spades: Swisscables setzt auf Holz
Ob an dieser Trennstelle für die „Plus“- und „Minus“-Leiter oder bei den Hülsen für Stecker oder Spades: Swisscables setzt auf Holz

Aber das ist ja noch nicht das Ende der Fahnenstange: Anton Suter hatte von Synergieeffekten zwischen dem Plus-Lautsprecher- und Netzkabel gesprochen und Jürgen Saile schlicht festgestellt, dass das Musikhören noch mehr Spaß macht, wenn man Swisscables' Reference durch das Reference Plus Netzkabel ersetzt. Ich hatte zumindest bei bei Vor- und Endstufen bisher immer auf Experimente mit Stromzuleitungen verzichtet, da sich in der Vergangenheit eine vom ehemaligen deutschen Cello-Vertrieb in Handarbeit gefertigte Zuleitung mit großem Querschnitt bestens bewährt hatte. Jetzt wagte ich erst einmal bei den Ayon Epsilon einen Versuch – und fand Antons Suters Ankündigung bestätigt: Die Wiedergabe gewinnt noch einmal ein wenig an Druck. Aber das ist beileibe nicht alles: Die imaginäre Bühne scheint nochmals breiter und tiefer. Die Musiker wirken engagierter: Käme die Musik nicht von der Festplatte, würde ich überprüfen, ob nicht jemand die Geschwindigkeit des Plattenspielers minimal erhöht hat. Nach nicht einmal zwei Stunden steht für fest, dass ab sofort die Reference Plus die Ayons mit Strom versorgen.


Natürlich ist bei den Kabeln die Laufrichtung eindeutig markiert
Natürlich ist bei den Kabeln die Laufrichtung eindeutig markiert

Das legt natürlich den Gedanken nahe, auch die Einstein-Vorstufe über ein Reference Plus mit dem PS Audio Power Plant zu verbinden. Da sich die IEC-Buchse beim Einstein aber vorne links unter dem Gehäuse befindet und daher ein abgewinkelter Stecker verwendet werden muss, können hier üblicherweise nur Spezialanfertigungen verwendet werden. Beim Artesania Audio Rack, das ohne Stellflächen auskommt, ist aber zumindest ein provisorischer Aufbau möglich: Es sieht schon eigentümlich aus, wenn sich ein nicht gerade flexibles Kabel in einem großen Bogen von unten in einen Verstärker windet. Aber solche Äußerlichkeiten sind schnell vergessen, sobald The Preamp sein Signal nun noch feiner differenzierter, kraftvoller und subjektiv empfunden auch schneller an die Endstufen schickt. Die Abbildung erreicht jetzt das volle Breitwandformat und die Tiefe der imaginären Bühne passt bestens zur seitlichen Ausdehnung. Feininformationen gibt es in Hülle und Fülle. Bei Keith Jarretts Köln Concert versteht man es plötzlich, dass der Pianist oft gereizt auf Geräusche aus dem Publikum reagiert: Wenn sie so klar zu vernehmen sind wie jetzt, stören sie wirklich. Auch unterschiedlich intensive Betonungen der einzelnen Anschläge kommen nun so deutlich wie nie. Die Swisscables' Netzkabel in der Plus-Ausführung befähigen das Verstärker-Trio in meinem Hörraum zu bisher nicht gehörten Großtaten. Fantastisch!

STATEMENT

Durch die ein wenig andere Balance – die Swisscables Reference Plus Lautsprecherkabel bringen das entscheidende Quäntchen mehr Druck im Tieftonbereich – sind sie nun auch in tendenziell hellen Ketten erste Wahl. Und das nicht nur in ihrem Preisbereich, sondern noch ein gutes Stück darüber hinaus. Lassen Sie sich von den Swisscables Plus zeigen, wie zu wie viel Feinzeichnung, zu welcher großer Raumillusion, zu wie viel Dynamik und Spielfreude Ihre Anlage fähig ist. Und wenn's von allem noch ein wenig mehr sein darf, sind die Plus-Netzkabel das Mittel der Wahl.
Gehört mit
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm AMG Viella 12‟, Thales Simplicity
Tonabnehmer Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos
Phonostufe Einstein The Turntable’s Choice
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.8.5
Audioplayer Amarra Symphony 2.6, Audirvana
D/A-Wandler M2TECH Young DSD und Van der Graaf
Vorverstärker Einstein The Preamo
Endstufe Ayon Epsilon mit KT150
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel Precision Interface Technology, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest Wild und Diamond
Zubehör PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße
Preise
Swisscables
Lautsprecherkabel Reference Plus 2950 Euro für 2,5m
Netzkabel Reference 810 Euro für 1m

Hersteller / Vertrieb
Swisscables GmbH
Anschrift Bahnhofstr. 2A
CH-6162 Entlebuch
Telefon +41 41 566 77 11
E-Mail info@swisscables.com
Web www.swisscables.com

Weitere Informationen

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Selbstverständlich tut Oliver Göbel alles, um bei den alljährlichen Präsentationen auf der High End die enormen Fähigkeiten seiner außergewöhnlichen Schallwandler zur Geltung zu bringen. Noch ein gutes Stück besser gelingt das naturgemäß im firmeneigenen Hörraum

Schon kurz vor der Messe rief der Entwickler und Firmenchef in Personalunion an und berichtete nicht ohne einen Anflug von Stolz, dass es endlich soweit sei und der neue Hörraum nun so klinge, wie er es sich vorgestellt habe. Ein passenden Termin für einen Besuch haben wir dann aber erst einige Zeit nach der Münchener Messe finden können. Schon vor dem Test der „kleinen“ Epoque, der Fine, war ich einmal im nicht einmal 20 Kilometer entfernten Alling, habe dort kurz die Fertigung besichtigt und im – wie man jetzt wohl sagen muss: alten – Hörraum die Epoque Reference genießen dürften. Ich kann wirklich nicht sagen, dass mir damals klanglich etwas gefehlt hätte. Das war auch bei der Beschäftigung mit der Fine im eigenen Arbeitszimmer nicht anders. Fehlen tat es nur am nötigen Kleingeld für die eleganten Schallwandler und die zu ihrem Antrieb zwingend notwendigen, auch an niederohmigen Lasten stabilen Endstufen. An diese dynamische und ganzheitliche Wiedergabe hätte ich mich gerne gewöhnt.

Die Leistung liefern drei Kraftwerke von Analog Domain. Dass der Subwoofer außerhalb der Stereo-Basis aufgestellt wurde, ist nicht zu hören. Die Struktur der Decke ist akustisch sinnvoll, war aber schon der Einrichtung des Studios in diesem Raum vorhanden
Die Leistung liefern drei Kraftwerke von Analog Domain. Dass der Subwoofer außerhalb der Stereo-Basis aufgestellt wurde, ist nicht zu hören. Die Struktur der Decke ist akustisch sinnvoll, war aber schon der Einrichtung des Studios in diesem Raum vorhanden

Oliver Göbel hat sich High End reinsten Wassers verschrieben: Er entwickelt seine Lautsprecher nicht mit dem Gedanken an das Preisschild, das sie einmal tragen werden. Bei seinen größtenteils in Handarbeit gefertigten Lautsprecher- und NF-Kabeln bleibt er sich ebenfalls treu und lässt sich bei Materialeinsatz und Aufbau nicht von Kosten, sondern nur von klanglichen Überlegungen leiten. Dass dabei dann letztendlich Preise herauskommen, die sich im aller obersten Teil des Spektrums bewegen, liegt in der Natur der Dinge. Andererseits bekommt der Hifi- und Musik-Freund heute ja dank Computer-Hifi, im besten Wortsinne preiswerten Wandlern und Hi-Res-Dateien für absolut überschaubare Investitionen mehr Musikqualität geboten als je zuvor: Das Angebot ist deutlich breiter geworden.

Im neuen Hörraum findet das Göbelsche Familienwappen dezent in weiß auf weiß an zentraler Stelle seinen Platz
Im neuen Hörraum findet das Göbelsche Familienwappen dezent in weiß auf weiß an zentraler Stelle seinen Platz


Für diesen Artikel wollen wir aber in höchsten High-End-Gefilden und Preisregionen bleiben. Oliver Göbels Luxus-Hifi-Schmiede hat sich in den letzten Jahren als so erfolgreich erwiesen, dass er auf die Entwicklungen für andere namhafte Hersteller, die verständlicherweise nicht genannt werden wollen, inzwischen verzichten kann und mit seinen vier Mitarbeitern ausschließlich Göbel-High-End-Produkte entwickelt und fertigt. Seine Firma befindet sich in einem ehemals landwirtschaftlich genutzten, inzwischen den Anforderungen des Unternehmens vollständig angepassten Gebäude im Umkreis von München. Die letzten Veränderungen waren der Umzug des nun lichtdurchfluteten Büros in den ehemaligen Hörraum und die Gestaltung des neuen. Dabei ging es nicht nur darum, einen idealen Ort für die akustische Überprüfung von Entwicklungsschritten zu haben, sondern auch darum, einen repräsentativen Rahmen für Kundenbesuche zu schaffen. Der erwähnte Erfolg der Marke stellt sich nämlich vorrangig in Asien ein. In Deutschland und den angrenzenden Ländern gibt es nicht so viele potentielle Kunden, dass es sich für Händler rentierte, in eigene, ständig präsente Vorführmodelle zu investieren. Aber wer die Anschaffung solch einzigartiger Schallwandler erwägt, scheut auch den Weg zum Hersteller nicht, um sie in perfekter Umgebung zu hören.

Oliver Göbel verwendet die Wandler und Server von Totaldac. Rechts neben der Einstein-Vorstufe steht der rein analoge Controller für den Epoque Baforce Subwoofer
Oliver Göbel verwendet die Wandler und Server von Totaldac. Rechts neben der Einstein-Vorstufe steht der rein analoge Controller für den Epoque Baforce Subwoofer

Ohne lange Anreise, aber leider auch ohne eigene Musikdateien auf MacBook oder USB-Stick kam ich in den neuen Hörraum, der auf den ersten Blick ungemein aufgeräumt und cool wirkte – nicht schlecht bei den momentan herrschenden Temperaturen. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man dann doch das ein oder andere Akustik-Element, das aber sehr dezent in die weißen Wände integriert wurde. Schon bei einer recht leisen Unterhaltung auf dem Weg vom Vor- in den den Hörraum merkt man, dass dieser zwar klanglich behandelt, aber keinesfalls überbedämpft wurde. Jeglicher Anflug von Halligkeit fehlt, aber der Raum bleibt dennoch lebendig: Hier wurde mit Augen- respektive Ohrenmaß optimiert. Auf der Längsseite des Raumes ist nicht allzu großem Abstand voneinander ein Paar Epoque Reference aufgebaut. Rechts neben dem rechten Schallwandler steht eine Epoque Baforce, die sich mit ihren 16 Treibern um den Frequenzbereich von 100 bis 15 Hertz kümmert. Ihr rein analoger Controller erlaubte auch den Anschluss der beiden Hauptlautsprecher, doch wird diese Option nicht genutzt. Die Reference laufen im Full-Range-Betrieb. Die drei Schallwandler-Skulpturen mit einem Gesamtgewicht von 700 Kilogramm werden von drei Mono-Kraftwerken aus dem Hause Analog Domain befeuert. Die erhalten ihr Signal direkt aus den in der Lautstärke regelbaren Ausgängen des d1-twelve DAC von Totaldac, der vom d1-server mit Musik-Dateien gespeist wird. Ein NAS samt Router komplettieren den recht puristischen Aufbau. Sämtliche Totaldac-Komponenten finden Platz auf einem breiten Pagode-Master-Reference-Rack in Nussbaum mit polierten Aluträgern.

Hier ein Blick hinter die Mono-Endstufe von Analog Domain: Die komplette Verkabelung stammt natürlich aus eigener Fertigung
Hier ein Blick hinter die Mono-Endstufe von Analog Domain: Die komplette Verkabelung stammt natürlich aus eigener Fertigung

Der Hausherr wählt per iPad einen Song von Diane Krall, und ich bin sofort wieder begeistert von der ebenso stimmigen wir detailreichen Wiedergabe des Biegewellenstrahlers – und mittelmäßig entsetzt über die Aufnahmequalität: Da zischeln die S-Laute, dass es einen nur so graust. Zur Blütezeit der Schallplatte wäre so etwas nicht gegangen: Die Anhebung gemäß der RIAA-Kurve hätte mehr Energie verlangt, als die Schneideverstärker locker und entspannt abgeben. Treibt man sie zu solchen Extremen, funktioniert auch die Absenkung der dann brutalen Hochtonpegel in den Rillen durch den Entzerrervorverstärker nicht mehr hundertprozentig, mit der Folge, dass die betroffenen Frequenzen bei der Wiedergabe noch störender als zuvor auf dem Band wirken. Deshalb hat man in den guten alten Zeiten rein analoge De-esser eingesetzt, um das Zischeln zu unterdrücken bevor es überhaupt auf die Aufnahme gelangte. Darauf braucht man bei rein digitalen Produktionen nicht mehr zu achten. Entsprechend klingt es dann auch. Oder sollte ich hier ein wenig übersensibel reagieren?


Nachdem dann sorgfältig produzierte Songs bestätigt haben, dass die Epoque Reference keinesfalls für das Ärgernis verantwortlich zu machen sind, experimentieren Oliver Göbel und ich noch wenig mit den Filtern des Totaldac, wobei sich die klanglich sanftere Variante als die angenehmere herausstellt. Dabei entpuppt sich die Kombination aus Analog Domain und den drei Epoques als ideales Werkzeug: Nie treten die Schallwandler selbst in den Vordergrund. Sie agieren so souverän und selbstverständlich und zeigen dabei doch unbestechlich jede noch so kleine Veränderung auf, dass man ihre Beteiligung am akustischen Geschehen komplett vergisst und sich nur noch auf den Klang konzentriert.

Relativ neu im Angebot ist das Göbel Lacorde Statement Power. Die Steckkontakte unter der typischen Göbel-Hülse stammen von Furutech, die Leiter bestehen aus einer Göbel-eigenen Legierung und das Dielektrikum ist Teflon
Relativ neu im Angebot ist das Göbel Lacorde Statement Power. Die Steckkontakte unter der typischen Göbel-Hülse stammen von Furutech, die Leiter bestehen aus einer Göbel-eigenen Legierung und das Dielektrikum ist Teflon

Schließlich haben wir die ideale Einstellung gefunden und Oliver Göbel überlässt mir das Tablet, um in seinem Fundus nach bekanntem zu stöbern. Bei Aufnahmen mit Michel Godard und Steve Swallow aus dem ehemalige Kloster von Noirlac entfalten die großen Epoque wieder den Zauber, mit den mich auch die Fine in meinem Hörraum für sich einnahm. Ein so kohärentes, ja natürliches Klangbild lässt sich nach meinen Erfahrungen mit einem üblichen Mehrwege-Lautsprecher nicht erreichen. Die Epoque musizieren wie aus einem Guss, auch dass bei dieser großartigen Vorstellung ein Subwoofer beteiligt ist, kann man nicht entdecken. Allerdings geht die Größe der Abbildung, die Unbeschwertheit der Wiedergabe und die Höhe der noch als angenehm empfundenen Lautstärke hier noch ein gutes Stück über das hinaus, was ich in meinen vier Wänden erlebt habe. Es stellt sich auch wieder das Gefühl oder die Erkenntnis ein, dass die Epoque die Musik mit einer schwer beschreibbaren, aber deutlich wahrzunehmenden Richtigkeit und Stimmigkeit präsentiert. Allerdings bleibt das bei aller Faszination eine eher intellektuelle Einsicht. Klingt hier vielleicht alles zu perfekt, um einen auch emotional anzusprechen?

Schon bei unserer Verabredung hatte Oliver Göbel erwähnt, dass seine Kette bisher ohne Vorstufe auskomme, da er noch nicht das Richtige gefunden habe. Als ich ihm von meiner Begeisterung für Einsteins The Preamp erzählte, bat er mich, diesen mitzubringen, was ich auch gerne tat. Sobald die Röhrenvorstufe die Lautstärkereglung in seinem Hörraum übernahm, gewan die Kette noch einmal deutlich, um nicht zu sagen dramatisch: Plötzlich floss die Musik noch geschmeidiger und – das ist das Entscheidende – voller Emotion dahin. Bisher hatte sich die Anlage mit ihrer Klarheit, Feinzeichnung, Dynamik und stimmigen Geschlossenheit die Hochachtung des Hörers verdient, jetzt aber rührte sie an. Auf diesem Niveau macht selbst Musik von der Festplatte süchtig.

PS: Eine Erklärung für die enorm positive Wirkung der Einstein-Vorstufe in dieser Kette könnte sein, dass der Subwoofer-Controller und die großen Kabellängen zwischen DAC und Endstufen – selbst wenn hier das feine Lacorde Statement zum Einsatz kommt – eine zu große Last für die Ausgangsstufen des Totaldac darstellen.

Hörraum mit Hausherr. Die stark strukturierten Flächen wie die in der Mitte der Rückwand sind spezielle Akustik-Elemente
Hörraum mit Hausherr. Die stark strukturierten Flächen wie die in der Mitte der Rückwand sind spezielle Akustik-Elemente

STATEMENT

Wenn ein solches in einem Feuilleton-Artikel denn überhaupt zulässig ist: Falls Sie die Chance haben, das große Göbel-System zu hören – natürlich am besten beim Hersteller selber – scheuen Sie keine Kosten und Mühen, um dies zu tun. Es erwartet Sie ein unvergessliches Musikerlebnis.

Hersteller
Göbel High End
Anschrift Roedersteinstr. 9
84034 Landshut
Telefon +49 87197511657
E-Mail info@goebel-highend.de
Web www.goebel-highend.de

Weitere Informationen

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Samstag, 02 Juli 2005 02:00

Göbel High End

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Donnerstag, 30 Juni 2005 02:00

music line Vertriebs GmbH

Vertrieb
music line Vertriebs GmbH
Anschrift Geschäftsführer: Andreas Kayser
Hainbuchenweg 14–18
21224 Rosengarten
Telefon +49 4105 77050
Fax +49 4105 770529
E-Mail info@music-line.biz
Web www.music-line.biz
Sonntag, 28 Juni 2015 02:00

RHA T20 In-Ear Kopfhörer

Es hatte mir Spaß gemacht, zu Beginn dieses Jahres den In-Ear-Kopfhörer T10, das Top-Modell des schottischen Herstellers RHA, zu testen. Ich war so begeistert, dass ich ihn mir kaufte. Kürzlich bekam ich den neuen T 20 direkt aus Glasgow zugesandt. Und der ist sehr vielversprechend.

Die schmucke Verpackung gibt auch Auskunft über die Technik des RHA T20. Noch ist das gesamte Zubehör nicht zu sehen. Etui und Befestigungsclip befinden sich auf einer unteren Ebene
Die schmucke Verpackung gibt auch Auskunft über die Technik des RHA T20. Noch ist das gesamte Zubehör nicht zu sehen. Etui und Befestigungsclip befinden sich auf einer unteren Ebene

Da gehe ich nun als glücklicher und stolzer Eigentümer eines RHA T10, der nicht nur ausgezeichnet klingt, sondern mit seinen Edelstahl-Hörkapseln auch noch ungemein gut aussieht, über die High End – natürlich ohne den T10 im Ohr. In Halle vier haben die Schotten ihren Stand. Ich werde von Frau Berninger, der für Deutschland zuständigen PR-Mitarbeiterin, nett begrüßt. Und sie zeigt mir ohne Rücksicht auf meinen Besitzerstolz den neuen T 20 und macht mir mit freundlichen wie fachlich kundigen Worten klar, dass es nun was Besseres gibt als meinen T 0. Aha. Ob ich den Neuen testen würde, war ihre Frage. Klar, dass ich da nicht widerstehen kann.

Reicht das: sechs Paar Dual-Density-Ohrstöpsel (2 x S, 2 x M, 2 x L), zwei Paar Doppelflansch-Ohrstöpsel (1 x S, 1 x L) und zwei Paar Schaumstoff-Stöpsel mit universeller Passform?
Reicht das: sechs Paar Dual-Density-Ohrstöpsel (2 x S, 2 x M, 2 x L), zwei Paar Doppelflansch-Ohrstöpsel (1 x S, 1 x L) und zwei Paar Schaumstoff-Stöpsel mit universeller Passform?

Betrachtet man die beiden, T10 und T20, gibt es auf den ersten Blick einen Unterschied bei der Farbe des Kabels. Das des T 20 ist schwarz statt grau. Der so angenehm zu tragende, flexible Drahtbügel ist nicht wie beim T10 transparent überzogen sondern ebenfalls schwarz. Das Kabel des T20 aus Sauerstoff-freiem Kupfer scheint ein ganz klein wenig dicker zu sein. Ebenfalls gehören die zwei Filter zum Lieferumfang, die es ermöglichen, den In-Ear etwas basskräftiger oder heller abzustimmen. Die geschieht einfach durch Austausch der verschraubten Endstücke der Hörer. Genau die gleiche üppige Auswahl an Ohrstöpseln liegt bei, praktisch im Metall-Bord aufgereiht. Mitgeliefert werden ebenfalls das schwarze Reißverschluss-Etui und der etwas einfache Clip zum Befestigen des Kabels an der Kleidung. Auch weitere Blicke offenbaren keinerlei Unterschiede. Die finden sich dafür an anderer Stelle: Da wäre das Preisschild zu nennen, das mit 230 Euro glatte 60 Euro mehr fordert. Wofür? Für den besseren Klang, wie ich gesagt bekam. Wo soll der herkommen? Im Inneren der Edelstahl-Muschel arbeitet nun in Zwei-Wege-Lautsprecher. Dieser Aufwand führe zur erheblichen Klangsteigerung. So schmückt die Verpackung des T20 auch das lizensierte Logo „HiRes Audio“ der japanischen Audio Society. Auf der Website von RHA finde ich diese Auszeichnung inzwischen auch beim T10. Die Verpackung meines T10 ziert es noch nicht, er wurde also wohl zwischenzeitlich lizensiert.

Zusätzlich zur Farbcodierung wurde ein „L“ oder ein „R“ in den Edelstahl geprägt
Zusätzlich zur Farbcodierung wurde ein „L“ oder ein „R“ in den Edelstahl geprägt


Der zwei-Wege-DualCoil™ Treiber im resonanzarmen Edelstahlgehäuse ist eine koaxiale Konstruktion und raffiniert gemacht. Das Schaubild auf der Verpackung skizziert deutlich den Aufbau. Auf kleinstem Raum sind zwei Antriebe integriert. Zwei Schwingspulen bewegen die Quad-apex-Membran, die im inneren Teil das untere und im äußeren Teil das obere Frequenzspektrum dynamisch umsetzt. Der T20 wiegt übrigens nur 39 Gramm und damit zwei Gramm weniger als der T10. Dies, so spekuliere ich, mag aus etwas weniger Edelstahl resultieren, da der Innenraum beim neuen DualCoil™ Treiber etwas anders gestaltet sein könnte.

Die kleine, vergitterte Öffnung des Gehäuses besitzt der T10 ebenfalls
Die kleine, vergitterte Öffnung des Gehäuses besitzt der T10 ebenfalls

Als ich den Hörer bekam, ließ ich ihn erst einmal knapp 30 Stunden an meinem Cowon-Player einspielen. Da hat mein geschätzter T10 inzwischen einiges mehr an Spielzeit absolviert. Den ersten Hörtest mach ich dann auch gleich am Cowon D2, und zwar mit den in Abbey Road remasterten Beatles Songs in 320kHz-MP3 Qualität, wie ich sie von meinem Apple-Stick übertragen habe. Weil mir bei meinem T10 das Reference-Filter, das laut RHA den linearsten Frequenzverlauf aufweist, am besten gefiel, habe ich dieses auch auf dem T20 benutzt. Es ist ja auch der Auslieferungs-Zustand.

Schwarz und kupferfarben sind die alternativen Schallaustritt-Filter, die statt des Reference-Moduls aufgeschraubt werden können
Schwarz und kupferfarben sind die alternativen Schallaustritt-Filter, die statt des Reference-Moduls aufgeschraubt werden können

Schon beim MP3-Format ist auf Anhieb ein deutlicher Unterschied zu Hören: Der T20 tönt wärmer und liefert gleichzeitig eine klarere Detail-Verarbeitung. Feinheiten werden präziser reproduziert. Auch spielt der T20 etwas lauter, benötigt also weniger Leistung. Das ist nie ein Nachteil. Im Gegensatz zum T10 gibt es aber keine Version des T20, die ein für den Betrieb am Smartphone sinnvolles Telefonier-Modul bereitstellt. Der T10i, der dieses Regel- und Mikrofon-Modul beinhaltet, kostet nur 10 Euro mehr als der T10. Somit ist der T20 nicht für das Telefonieren, sondern ausschließlich für den Musik-Genuss geschaffen – gern auch am Smartphone. In dieser Hinsicht scheint der T20 nach dem ersten Test am Cowon Beachtliches zu leisten.

Der Aufbau des Innenlebens des Hörers ist gut schematisch auf der Verpackung zu erkennen…
Der Aufbau des Innenlebens des Hörers ist gut schematisch auf der Verpackung zu erkennen…


Im Folgenden betreibe ich beide RHAs an meinem Asus Laptop, dessen Audio-Ausgabe über den Audioquest Dragonfly Digital-Analog-Wandler erfolgt und so auf ein recht hohes Niveau gehoben wird. Hier höre ich Abbey Road noch einmal in CD-Qualität an, und zwar diesmal die gerippte MFSL-Version. Die klingt deutlich anders als die remasterte Version. Die Vorzüge des T20 gegenüber meinem T10 bleiben, obwohl die im Bass fettere MFSL-Variante dem T10 kompensatorisch etwas entgegenkommt. Aber der T10 klingt flacher. Ich muss leider sagen, im Vergleich sogar etwas langweilig. Bitte nicht missverstehen, beides ist hohes In-Ear Niveau. Aber es geht hier ja um die Unterschiede. Diese werden richtig deutlich bei hoch aufgelöstem Material. So ist der 24bit/96kHz-Download von Highresaudio.com von Patricia Petibons Nuveau Monde, barocke Lieder und Arien mit dem Orchestra La Cetra über den Neuling ein weitaus größerer Genuss. Mehr Klangfarben, mehr Details und Genauigkeit, mehr Plastizität sorgen für mehr Hörvergnügen. Dasselbe gilt beim Anhören von Iiro Rantalas My History of Jazz. Der T20 hat den überlegenen Spaß-Faktor und das ist keine Frage des persönlichen Geschmacks. Dies gilt hingegen wohl für die Auswahl der Filter. Beim T10 mag ich das Reference- Filter und manchmal auch das Bass-Modul, nie jedoch den Höhen-Adapter. Der T20 verträgt sich nach meinem Empfinden auch mit dem Höhen-Filter; bevorzugen würde ich aber die Reference-Variante, weil sie für mich klanglich richtig ausbalanciert ist.

…ebenso wie die Beschreibung des DualCoil™ Antriebs und die Auswirkung der drei Filter auf den Frequenzverlauf
…ebenso wie die Beschreibung des DualCoil™ Antriebs und die Auswirkung der drei Filter auf den Frequenzverlauf

STATEMENT

Das Bessere ist des Guten Feind. Der überragende RHA T20 verweist meinen T10 auf einen immer noch beeindruckenden zweiten Platz. Meinen Kauf muss ich nicht bereuen, aber heute hätte ich mich anders entschieden.
Gehört mit
Computer Asus Laptop, Windows 7
Audioplayer Foobar 2000
DA-Wandler Audioquest Dragonfly
Portable Player Cowon D-2, 16GB
Herstellerangaben
RHA T20 In-Ear Kopfhörer
Treiber DualCoil™ dynamisch
Frequenzbereich 16 bis 40.000 Hz
Impedanz 16 Ohm
Empfindlichkeit 90 dB
Nennleistung 2 Milliwatt
Höchstleistung 5 Milliwatt
Gewicht 39 Gramm
Kabel 1,35m Multicore OFC
Anschluss 3,5mm Klinke
Preis 230 Euro

Vertrieb
digital-highend Higoto GmbH
Anschrift Isenbergstraße 20
45130 Essen
Telefon +49 201 832 5825
E-Mail info@digital-highend.com
Web www.digital-highend.de

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Sonntag, 26 Juni 2005 02:00

REICHMANN AudioSysteme

Vertrieb
REICHMANN AudioSysteme
Anschrift Inhaber: Jürgen W. Reichmann
Graneggstrasse 4
78078 Niedereschach im Schwarzwald
Telefon +49 7728 1064
Fax +49 7728 1005
E-Mail info@reichmann-audiosysteme.de
Web www.reichmann-audiosysteme.de
Freitag, 26 Juni 2015 02:00

Musical Fidelity M8-700m

Wer möchte nicht gerne der Nachfolger eines Titanen sein? Fußballweltmeister Manuel Neuer hat den Titan Oliver Kahn erfolgreich beerbt und Musical Fidelity Gründer Antony Michaelson preist die Monoblöcke M8 700m als preisgünstige und mindestens ebenbürtige Nachfolger zu den nicht mehr gebauten Limited-Edition-Referenzendstufen Titan.

In die Fußstapfen eines 158 Kilogramm schweren Vorbildes zu treten ist beileibe kein einfaches Unterfangen – vor allem dann, wenn man selbst „nur“ 30 Kilogramm (pro Monoblock) in die Waagschale wirft. Vielleicht ist das aber auch die Chance, eigene Fußspuren im High End Olymp zu hinterlassen. Das schafft bekanntlich nur der, der nicht in die Fußstapfen eines anderen tritt. Antony Michaelson ist Mr. Musical Fidelity und verfügt über fast 35 Jahre High-End-Erfahrung. Bei seinen Entwicklungen war er aber nie ideologisch auf ein Konstruktionsprinzip festgelegt. Neben Röhren hat er Transistoren verwendet und Class-A Konzepte ebenso verwirklicht wie AB-Endstufen. Im Class-A Bereich schuf er den legendären A1 Vollverstärker und zuletzt die AMS Serie. Für viele wohl überraschend bleibt er jedoch bei der klanglichen Weiterentwicklung von Verstärkern nicht beim Class-A Konzept. Besonderen Wert legt er auf ein ausgeklügeltes Platinenlayout und Schaltungsdesign. Beim Auspacken der Endstufen stößt man auf den ersten Blick auf eher unauffälliges britisches Understatement und eine sehr gute Verarbeitung. Als ich dann die Rückseite betrachte, meine ich dort zu meiner eigenen Überraschung die Info „Made in Germany“ entdeckt zu haben. Etwas verwirrt sehe ich daraufhin nochmals genauer hin und tatsächlich lese ich hier nun „Made for Germany“. Ansonsten bieten die Monos vielfältige Anschlussmöglichkeiten auf der Rückseite. Neben den RCA- Eingängen stehen die für die Hörtests verwendeten XLR-Eingänge und insbesondere für Bi-Amp Betrieb auch noch RCA- sowie XLR-Loop Out Verbindungen zur Verfügung. Die Lautsprecherterminals sind aus hochreinem Kupfer gefertigt.

Klassisches britisches Understatement, aber Vorsicht: Hier steckt ein echter lupenreiner Wolf im Schafspelz
Klassisches britisches Understatement, aber Vorsicht: Hier steckt ein echter lupenreiner Wolf im Schafspelz

Die Typbezeichnung M8-700m steht bei den Monos übrigens für die Nennleistung von 700 Watt an acht Ohm. Ein gewaltiger Wert für vergleichsweise kompakte Endstufen, zumal die Monos bei vier Ohm eine Nennleistung von sagenhaften 1300 Watt abgeben. Damit sind sie von der Titan mit 1000 Watt an acht Ohm nicht allzu weit entfernt. Das macht natürlich neugierig, wie diese Leistung erzeugt wird. Nach dem Öffnen eines Monoblocks wird die Sache klarer. Zunächst einmal sind die M8-700m absolut vollsymmetrisch ausgelegt. Schaltungstechnisch sollen Sie mit der Titan identisch sein. In jedem Monoblock befinden sich zwei vollkommen identische Verstärkerzüge und auch jeweils zwei großzügig dimensionierte kräftige Trafos.

Das Zauberwort für die enorme Leistung der AB-Endstufen lautet Brückenschaltung, bei der sich durch eine Phasenverschiebung um 180 Grad der Spannungshub verdoppelt und die Leistung sogar vervierfacht. Ausdrücklich wird in der Bedienungsanleitung darauf hingewiesen, dass man aufgrund der Brückenschaltung besonders bei Elektrostaten, aktiven Subwoofern und anderen teilaktiven Systemen auf die Masseverbindung unbedingt verzichten soll. Als Leistungstransistoren kommen insgesamt 20 Sanken Darlington-Transistoren zum Einsatz, deren Wärme über massive geriffelte Kühlkörper abgeleitet wird. Diese Kühlkörper sind so groß dimensioniert, dass sie wohl auch jederzeit bei einem Class-A Konzept verwendet werden könnten.

Gerippte Hochleistungskühlkörper, die von der Dimension auch für ein Class-A Konzept ausreichen würden
Gerippte Hochleistungskühlkörper, die von der Dimension auch für ein Class-A Konzept ausreichen würden

Ich muss gestehen, dass ich bei Endstufen immer ein Faible für große Class-A Endstufen hatte und auch privat einige dieser besonders üppigen Exemplare wie Mark Levinsons 20.5, die Classé Audio Omega Monos und zuletzt auch ein Paar Gryphon Antileon Monos lange Jahre mit großer Begeisterung gehört habe. Eine gewisse Skepsis, ob eine brückengeschaltete Class-AB Endstufe in diese Klangsphähren vorstoßen kann, möchte ich daher nicht ganz verhehlen. Gott sei Dank ist guter Klang aber keine Glaubensfrage.


Vielfältige Anschlussmöglichkeiten: Die Lautsprecherterminals sind aus hochreinen Kupfer. Umschaltbare Eingänge für RCA und XLR und Loop-Out-Verbindungen insbesondere für Bi-Amp Betrieb sowie einen Trigger-Eingang
Vielfältige Anschlussmöglichkeiten: Die Lautsprecherterminals sind aus hochreinen Kupfer. Umschaltbare Eingänge für RCA und XLR und Loop-Out-Verbindungen insbesondere für Bi-Amp Betrieb sowie einen Trigger-Eingang

Die M8-700m Monos waren, wie mir Jürgen Reichmann vom Musical Fidelity Vertrieb mitteilte, völlig neu und noch nicht eingespielt worden. Meine Erwartungshaltung beim Anschließen und dem ersten Probehören der natürlich noch kalten Geräte war dementsprechend gering. Wie oft hatte ich schon High End Geräte erlebt, die ziemlich lange am Netz sein mussten um ihr volles Potential zu entfalten. Umso überraschter war ich, als ich den ersten Klängen lauschte. Die Musical Fidelity Monos spielten in einer so selbstverständlichen Art und Weise, als wären sie schon immer integraler Bestandteil meiner Anlage gewesen. Dabei habe ich anfangs noch relativ leise gehört.

Zum Hörtest verwendete ich ausschließlich die XLR-Ausgänge, die auch Antony Michaelson empfiehlt – auch wenn der Umschalter hier im RCA-Modus steht
Zum Hörtest verwendete ich ausschließlich die XLR-Ausgänge, die auch Antony Michaelson empfiehlt – auch wenn der Umschalter hier im RCA-Modus steht

Die Neugierde war schnell geweckt, ich wollte der Sache auf den Grund gehen und hörte immer lauter. Angerissene Gitarrensaiten bei Paco de Lucios „Live in America“ kamen dabei sehr stimmig, rhythmisch überzeugend und schnell. Auch bei großer Lautstärke hörte man kein Rauschen. Die exzellenten Rauschabstandswerte – größer 120 Dezibel –, auf die Antony Michaelson ebenso Wert legt wie auf extrem niedrige Verzerrungswerte wurden in der Hörpraxis bestätigt. Als nächstes lauschte ich Steve Ray Vaughans „Tin Pan Alley“, ein Song, der in Sachen Dynamik hohe Ansprüche an die Wiedergabe stellt. Die elektrischen Gitarrenklänge kamen mit einer selten gehörten Souveränität, Lässigkeit und auch Autorität. Die räumliche Darstellung der Bühne war dabei überaus realistisch mit großer Tiefe.

Vollsymmetrischer Aufbau mit zwei völlig identischen Verstärkerzügen und gebrückter Schaltung
Vollsymmetrischer Aufbau mit zwei völlig identischen Verstärkerzügen und gebrückter Schaltung

Eine Reise in die Vergangenheit führte mich zur Sängerin Sandra, die in Enigmas MCMXC eine unglaublich erotische Stimmung transportierte. Auffällig war hier, wie die M8-700m Monos auch bei komplexesten und lautesten Passagen niemals aus der Ruhe gerieten und stets den Überblick behielten. Dasselbe Stück hörte ich dann nochmals, aber diesmal bewusst deutlich leiser. Die räumliche Abbildung und auch kleinste Details dieser facettenreichen Musik klangen überaus überzeugend. Auch bei geringer Lautstärke vermittelten die Monos ein körperhaftes Klangbild. Anschließend schwebte Ulla Meineckes Klassiker „Die Tänzerin“ durch den Raum. Die extremen Dynamiksprünge meisterten die Musical Fidelity Monos dabei völlig ansatzlos.

Die Stimme der Sängerin Joanne Shaw Taylor in ihrem Stück „Heavy Heart“ vermittelte dagegen ein wahres Gänsehaut-Feeling. Generell bringen die M8700m Stimmen sehr plastisch und realistisch rüber und die räumliche Abbildung wirkt niemals flach. Stimmen sind auch stets in der richtigen Höhe abgebildet. Ein weiterer für mich sehr wichtiger Teilaspekt, den viele andere Endstufen bei weitem nicht so gut beherrschen. Gerade solche Details tragen meiner Meinung nach entscheidend zum Live-Charakter einer Aufnahme bei.


Gut sichtbar die leistungsstarken Sanken Darlington-Transistoren vom Typ STP03P; insgesamt kommen davon 20 Stück per Monoblock zum Einsatz
Gut sichtbar die leistungsstarken Sanken Darlington-Transistoren vom Typ STP03P; insgesamt kommen davon 20 Stück per Monoblock zum Einsatz

Überzeugungsarbeit für eigentlich eingefleischte Class-A Enthusiasten leisten die Musical Fidelitys auch bei den tieffrequenten Tönen. Bei der „Invitation To The Blues“ der Blues Company war ich froh, dass ich mir ein Glas Wasser für den ultratrockenen und tiefschwarzen, auch körperlich spürbaren Bass bereitgestellt hatte. Die Tieftonwiedergabe profitiert natürlich von der enormen Leistung, aber die Art und Weise der Wiedergabe ist dennoch ungemein differenziert. Herrlich swingende und singende Basssaiten offenbarte „My baby just cares for me“ in einen Neuinterpretation von Friend`N Fellow und war dabei dank des ausgeprägten Live-Charakters zum Greifen nahe. Zuletzt lauschte ich Keri Nabels Klängen von „Last Warning“, erlebte ihre klare Stimme mit Emotionen weckenden feinziselierten Höhen und einen Klavieranschlag, der so klar und fest im Raum stand, dass man glaubte dabei zu sein. Dabei sind gerade Klavierklänge eigentlich eine typische Domäne von Class-A Endstufen. Die M8-700m Monos glänzten aber auch hier mit einer Klarheit, Durchzeichnung und Klangfarben, die ihres gleichen suchen.

Zwei dieser kräftigen Trafos werden in den jeweils identischen symmetrischen Verstärkerzüge eingesetzt
Zwei dieser kräftigen Trafos werden in den jeweils identischen symmetrischen Verstärkerzüge eingesetzt

STATEMENT

Ein Freund von mir sagte einmal, dass die meisten Audiophilen oft nur krampfhaft nach Fehlern suchten, anstatt sich an der Musikwiedergabe zu erfreuen. Daran ist sicher ein wahrer Kern. Bei den Musical Fidelity Monoendstufen kann man sich voll auf die Musik konzentrieren: Der Spaßfaktor ist enorm, denn die M8-700m erlauben sich keinen Fehler. Jede klanglich relevante Dimension meistern sie souverän und begeistern mit ihrer ungemein kraftvollen und authentischen Wiedergabe. Für mich war es Liebe auf den ersten Ton. Und das nicht nur in dieser Preiskategorie, sondern weit darüber hinaus!
Gehört mit
Plattenspieler Le Tallec Stad S
Tonarme Clearaudio Souther, Eminent 1
Tonabnehmer Van den Hul Grashopper
CD Transport Wadia 7
D/A Wandler Mark Levinson 360
Vorverstärker Classé Audio Omega und Gryphon Sonata Allegro
Endstufen mt -audio-design Monoblöcke
Lautsprecher Audiophil
Kabel Sun Wire Reference, Audioquest
Zubehör Copulare Aural Endstufenständer, Copulare Laufwerkstisch, Paralyse Rack Proto
Herstellerangaben
Musical Fidelity M8-700m
Ausgangsleistung 700 Watt pro Kanal an 8 Ohm (28 dbW), 1300 Watt an 4 Ohm
Verzerrwerte <0,005%
Rauschabstand >120 dB
Frequenzgang +0, -1dB, 10 Hz bis 80kHz
Eingänge 2x RCA Hochpegel, 1x Hochpegel (symmetrisch), 1x Trigger-Eingang, 3,5mm Mono Klinke ±4,5 bis ±15V DC
Abmessungen (BxHxT) 440 x 160 x 460 mm
Gewicht (unverpackt / verpackt) 30 kg / 35,5 kg
Farben schwarz und silber
Preis 10998 € (Paar)

Vertrieb
REICHMANN AudioSysteme
Anschrift Inhaber: Jürgen W. Reichmann
Graneggstrasse 4
78078 Niedereschach im Schwarzwald
Telefon +49 7728 1064
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Die Aufnahmen dieses wunderbaren Konzertes waren nicht geplant, daher stand auch nicht das komplette, bewährte Aufnahme-Equipment zur Verfügung. Aber die Musik von Alain Jean-Marie und seinem Trio hat uns so fasziniert, dass ich sie Ihnen keinesfalls vorenthalten möchte

Eigentlich wollten meine Gattin und ich nur für eine in Kürze anstehende Analogaufnahme einen Teil der technischen Ausrüstung nach Neuburg bringen, da sie zur Gänze auch die Kapazität einen größeren Kombis überschreitet, was eben zwei Fahrten nötig macht. Es war geplant, sich den ersten Teil des Konzertes anzuhören und sich dann wieder auf den Weg nach Gröbenzell zu machen. Weder hatten wir die Musiker oder deren Management im Vorfeld um die Erlaubnis zur Aufnahme gefragt – was sich manchmal als reine Formsache, manchmal aber auch als ausgesprochen kompliziert erweisen kann –, noch hatten wir die Bryston-Mikrofonvorstufe mit dabei, mit der die Nagra VI erst zum vollwertigen Recorder für sechs Mikrofonsignale wird. Als die Geräte ausgeladen und im Lager des Birdland verstaut waren, schlug Manfred Rehm, der Vorsitzende des Jazzclubs, ganz spontan vor, die Band aufzunehmen. Während wir aus unserem arg eingeschränkten Fundus ein halbwegs stimmiges Set-up zusammenstellten, kümmerte er sich um das Einverständnis der Musiker: kein Problem. Und schon nach dem ersten Song stand fest, dass die Nagra bis zum letzten Ton des Konzertes an bleiben würde. Die Würdigung des Klaviertrio überlasse ich gerne Barbara Sagel, die den Auftritt in der Neuburger Rundschau rezensierte.

Alain Jean-Maries Virtuosität war nie Selbstzweck und beeindruckte gerade dadurch
Alain Jean-Maries Virtuosität war nie Selbstzweck und beeindruckte gerade dadurch

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Alain Jean-Marie Trio (02.05.2015)

Mit dem „Slow Boat To China“ begann die Jazzreise am Samstag im Birdland eigentlich gar nicht so slow, gar nicht so gemächlich wie der Titel vermuten lässt. Die Geschwindigkeit wurde schon eher von einem kleinen Außenbootmotor getrieben, den Bernd Reiter am Schlagzeug und Michel Rosciglione am Bass frisch voran und unablässig mit dem nötigen Treibstoff versorgten. Als Kapitän fungierte der renommierte französische Pianist Alain Jean-Marie am Flügel, der mit den ersten Tastenschlägen souverän den Takt vorgab. Solchermaßen „eingenordet“ war das Publikum im Hofapothekenkeller bereit für die vergnügliche Fahrt durch das Weltmeer der klassischen Standards. Dabei trafen die Passagiere – so liegt es in der Geschichte des Jazz – natürlich immer wieder auf die stilprägenden Landmassen zwischen Atlantik und Pazifik. Der von der französischen Karibikenklave Guadeloupe stammende und heute in Paris lebende Alain Jean-Marie machte dabei mehrfach deutlich, welches die maßgeblichen Akteure des Jazz waren. „Kein Duke Ellington, kein Jazz“, bemerkte der Pianist, nachdem die ruhigen Gewässer von „In a Sentimental Mood“ durchschifft waren. Der reiche, konzertante Klang des Flügels, das entspannt elegante Spiel Jean-Maries hatten das Publikum sanft in den Bann gezogen. „Ohne Thelonious Monk, kein Jazz“, hieß es weiter im Programm, und das berühmte „Round Midnight“ ließ den Österreicher Bernd Reiter die Becken seines Drum-Sets zart mit den Besen streicheln. Gehörig mehr Fahrt kam mit Joe Hendersons Bossa „Recordame“ auf. Und so richtig rasant wurde die Sache – „No Charlie Parker, no Jazz“ – und der Titel ist schon wieder trügerisch – mit „Relaxin‘ at Camarillo“. Keinesfalls entspannt, sondern hochenergetisch brachte das Trio mit dieser Nummer mehr als nur die Füße der Zuschauer zum Wippen. Vielmehr vibrierte wohl angesichts der enormen „Tightness“, angesichts des engsten Zusammenspiels zwischen Bass und Schlagzeug die Luft im Birdland. Voller Energie setzte der Italiener Michel Rosciglione die Töne des Kontrabasses in rasanter Abfolge genau auf die Schläge der Snaredrum. Solierend hielten die Musiker das dynamische Level, während einige wenige, aber genau die richtigen, außerirdischen hochperlenden Töne des Pianos die Spannung noch steigerten. Doch das war noch nicht alles. Nach der Pause gab es – „kein Jazz ohne Cole Porter“ – weiteren Up-Tempo-Swing mit „Don’t Know What Love Is“. In Ellingtons „Things Ain’t What They Used To Be“ bewies Rosciglione, dass der Bass auch zum Melodie-Instrument taugt. Und das ganz große Finale gelang dem Trio mit „Just in Time“. Super Schlagzeug, kleine Schläge auf das Gestänge können so reizvoll sein… Ein fulminantes, reiches, großartiges Pianosolo zum Abschluss – fast. Die Reise endete – „No Jazz without Blues“ – mit „After Hours“. Hier deutete sich noch eine neue stilistische Reiseroute an, der man gerne einmal folgen würde. Standards, ja – aber ganz und gar nicht auf Standardniveau!

Barbara Sagel

Michel Rosciglione vertraute auf seinen weittragenden Sound und schaltete den Verstärker nach dem ersten Stück ab
Michel Rosciglione vertraute auf seinen weittragenden Sound und schaltete den Verstärker nach dem ersten Stück ab

Da die Nagra VI leider nur über vier Eingänge mit Mikrofonverstärkern verfügt, wir die Bryston wie gesagt aber nicht im Gepäck hatten, mussten wir uns auf das Earthworks PianoMic System als Stütz- und das Neumann SM 69 als Hauptmikrofon beschränken. Beim letzteren wählten wir für beide Kanäle eine 8-er Richtcharakteristik, nahmen also in Blumlein-Konfiguration auf. Das ansonsten übliche Stützmikrofon für den Kontrabass musste leider entfallen. Und das war doppelt schade, da Michel Rosciglione nicht nur bezaubernde Bass-Linien und -Soli beisteuerte, sondern in Vertrauen auf seinen kräftigen Sound völlig akustisch spielte. Er ist zwar auch während lauterer Passagen seiner beiden Kollegen immer zu hören, hätte es aber verdient, ein wenig weiter in den Vordergrund gerückt zu werden: Deshalb haben wir für Sie „Things Ain’t What They Used To Be“, in dem der Bassist ein wenig in den Vordergrund tritt. Darüber hinaus versprechen wir, bei nächsten Besuch des Alain Jean-Marie Trios im Birdland bestimmt mit dem kompletten Equipment zugegen sein.

Bernd Reiter ist ein einfühlsamer Begleiter, der seine Becken und die Snare flüstern lassen kann, aber gerne auch heftig groovende, dynamische Akzente setzt
Bernd Reiter ist ein einfühlsamer Begleiter, der seine Becken und die Snare flüstern lassen kann, aber gerne auch heftig groovende, dynamische Akzente setzt

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PS: Immer mal wieder werden wir gefragt, ob man die Musik-Dateien denn nur auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen. Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft's.

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