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Auralic Taurus MKII

17.08.2015 // Dirk Sommer

Wie auch die CanJam in Essen beweist, die in diesem Jahr schon zum dritten Mal stattfindet, haben sich Kopfhörer und dafür entwickelte Verstärker zu einem prosperierenden Marktsegment entwickelt. Wenn sich der Konstrukteur eines solchen auch noch auf die Studio-Legende Rupert Neve beruft, kann ich das Gerät einfach nicht links liegen lassen: Das ist beim Auralic Taurus MKII der Fall.

Hinzu kommt noch, dass ich meinen recht neuen Audeze LCD-X bisher erst an einem Verstärker, dem hervorragenden Bryston BHA-1, in der symmetrischen Anschluss-Variante hören konnte und mich diese Betriebsart völlig überzeugte. Womit ich angedeutet hätte, dass auch der Auralic über die vierpolige XLR-Buchse verfügt. Hier gibt es allerdings eine Besonderheit: Auch wenn der Kopfhörer an diese Buchse angeschlossen ist, kann er unsymmetrisch betrieben werden. Ein Druck auf die „OUTPUT“-Taste erlaubt während der Wiedergabe die Wahl der Betriebsart. Entscheidet man sich für balanced oder symmetrisch werden allerdings die unsymmetrischen Ausgänge – das sind die 6,3-Millimeter-Kopfhörer-Klinkenbuchse und die Cinch-Vorverstärkerausgänge – stumm geschaltet. Man kann also, ohne die Anschluss-Kabel des Audeze zu tauschen, mit nur einem Knopfdruck die beiden Betriebsarten vergleichen.

Der Taurus MKII verfügt über eine 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse und eine vierpolige XLR-Buchse für symmetrische Kopfhörer
Der Taurus MKII verfügt über eine 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse und eine vierpolige XLR-Buchse für symmetrische Kopfhörer

Doch bevor ich Ihnen weitere Ausstattungsmerkmale des Taurus MKII vorstelle, möchte ich noch einmal kurz auf Rupert Neve zurückkommen, den englischen Elektronik-Ingenieur, der sich vor allem durch seine – heute würde man wohl sagen: High End – Mischpulte einen Namen in der Studioszene gemacht hat. Ähnliche Wertschätzung wie seine Kreationen genießen allenfalls noch die von Harrison oder SSL. Xuanqian Wang, einer der Gründer von Auralic und ausgebildeter Elektronik- und Aufnahmeingenieur, verrät auf der Website, dass er sich bei Entwicklung von Auralics ORFEO Class-A-Ausgangsmodul vom Schaltungsdesign von Rupert Neves in den 70-ern gebauten, handverdrahteten Mischpulten der 8078 Baureihe hat inspirieren lassen. In diesem Modul verwende er eine Menge von kleinen Signalkomponenten im Bereich ihrer linearsten Kennlinie. Dank eines thermischen Kopplungsverfahrens und der im Class-A-Betrieb arbeitenden Transistoren produziere ORFEO selbst beim Open-Loop-Betrieb weniger als 0,001% Verzerrungen.

Der OUTPUT-Schalter ist eine Besonderheit des Taurus: Mit ihr lässt sich wählen, ob an der vierpoligen XLR-Buchse ein symmetrisches oder unsymmetrisches Signal anliegt
Der OUTPUT-Schalter ist eine Besonderheit des Taurus: Mit ihr lässt sich wählen, ob an der vierpoligen XLR-Buchse ein symmetrisches oder unsymmetrisches Signal anliegt

Auralic legt Wert auf eine sehr saubere Stromversorgung und hat für seine Bemühungen den Begriff „Purer Power™ Solution“ geprägt. Noch bevor der Netzstrom zum in Kooperation mit Plitron gefertigten Transformator gelangt, durchläuft er ein sogenanntes „Auralic Power purification module“, in dem Gleichstromanteile und Störungen aus der Netzfrequenz herausgefiltert werden. Nach dem Trafo, den eine hohe Effektivität, ein geringer Innenwiderstand und eine niedrige Vibrationsanfälligkeit auszeichnen sollen, geht es in eine Filterstufe mit hoher Sieb-Kapazität und dann zu mehrstufigen, rauscharmen Reglern mit geringem Innenwiderstand. Xuanqian Wang zieht diese Lösung einer Batteriespeisung vor, da diese ihren Innenwiderstand je nach Ladungszustand ändere und konstant elektrochemisches Rauschen produziere. Um Einstreuungen zu vermeiden, hat Auralic ein eigenes Gehäusematerial namen AFN402™ entwickelt. Die spezielle Eisenlegierung mit Zusätzen von Nickel, Silicon und seltenen Metallen soll die Elektronik im Audiobereich um den Faktor drei und bei Frequenzen darüber bis um den Faktor zehn besser gegen elektromagnetische Interferenzen isolieren als herkömmliches Gehäusematerial und zudem Resonanzen entgegenwirken. Demselben Zweck dienen die ebenfalls von Auralic entwickelten Alire™ Resonance Damper, Platten, für die mehrere Schichten aus Materialen verschiedener Resonanzfrequenz verpresst werden und die im Inneren des Gehäuses verklebt werden.

Der Taurus MKII besitzt je einen symmetrischen und einen unsymmetrischen Ein- und Ausgang und kann daher auch als minimalistische Vorstufe eingesetzt werden. Einen Schalter für die Wahl zwischen Vorstufen- oder Kopfhörerbetrieb oder die Möglichkeit, an den Ausgangsbuchsen einfach nur das durchgeschleiftes Eingangssignal zu erhalten wie beim in Sachen Ausstattung vorbildlichen Phonitor 2 gibt es beim Auralic leider nicht. Aber letztlich geht es ja nicht um einzelne Features, sondern um den Klang.


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