Eigentümlicherweise sind die Stücke, die ich bei der Beschäftigung mit Lautsprechern und Kopfhörern nahezu automatisch aussuche, nicht völlig identisch: Bei letzteren liegt der Anteil an Rock deutlich höher – vielleicht, weil ich abends vor dem Einschlafen hin und wieder gern mal in Nostalgie schwelge und mir per Kopfhörer auch Rockigeres anhöre. Einer der ersten Songs, der über den King erklang, war jedenfalls Van Morrisons „Big Time Operator“ vom Album Too Long In Exile: Unglaublich, wie locker, entspannt, klangfarbenreich und auch extrem detailreich The King dieses wohlvertraute Stück rüberbringt. Da bleibe ich gern noch ein wenig bei Van Morrison: So griffig und irgendwie plastisch habe ich auch die Instrumente auf „Whatever Happened To PJ Proby?“ noch nie über einen Kopfhörer empfunden. Ja, ich bin mir sicher, dass ich solche Klangunterschiede bei der Wiedergabe ohne klare Vorne-Ortung vor drei, vier Jahren nicht für möglich gehalten habe. Da hat mich der Audeze schon ein gutes Stück weit sensibilisiert. Vielleicht war der Qualitätsunterschied zwischen den gewohnten Schallwandlern in guter akustischer Umgebung und den damals verwendeten Kopfhörern einfach zu groß.
Zu einer einzigen Schwelgerei in Klangfarben, Details wie Griffgeräuschen und reichlich Studioeffekten machen die beiden Audezes auch Pat Methenys „Ferry Cross The Mersey“ vom Album One Quiet Night. Bei Nancy King und Glen Moores Version von „Ode To Billy Joe“ bekomme ich dann sogar eine recht überzeugende Illusion des Aufnahmeraumes präsentiert: Ich mir sicher, dass der Gastmusiker Rob Scheps mit seinem Saxophon ein Stückchen nach hinten rechts versetzt hinter der Sängerin und dem Bassisten steht. Und natürlich faszinieren die Audezes auch wieder mit einer enormen Farbigkeit. Dazu kommt hier eine ungeheure rhythmische Intensität und – dank der Absenz jeglicher Klangeffekte – ein hohes Maß an Natürlichkeit. Kommen wir zu einigen der vertrauten Testscheiben, wie beispielsweise dem ersten Teil von Keith Jarretts Köln Concert: Hier überrascht sehr positiv, dass trotz der Menge an Details der Präsenzbereich niemals auch nur einen Hauch von Härte aufweist: The King verbindet auf ideale Weise allerbeste Durchzeichnung und tonale Geschmeidigkeit. Damit garantiert er langes, ermüdungsfreies Hören. Beim enorm dichten Perkussionsgeflecht auf Arild Andersons „If You Look“ gefällt die außergewöhnlich gute Durchhörbarkeit und Feinzeichnung in Kombination mit den dynamischen Fähigkeiten. Dennoch wirkt die Wiedergabe zu keiner Zeit hektisch oder gar nervös. Ich bin mir sicher, dass ich nie zuvor so intensiv und dennoch entspannt über einen Kopfhörer Musik genossen habe.
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