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Habst HPCL Majesty

03.12.2016 // Dirk Sommer

Noch bevor ich den XLR-Stecker mit dem Bryston BHA-1 – meiner aktuellen Kopfhörerverstärker-Referenz – verbinde, „höre“ ich das an den Audeze angesteckte Majesty: Die unvermeidliche Übertragung von mechanischen, etwa durch Reibung des Kabels an der Kleidung erzeugten Geräuschen ist erfreulicherweise nur schwach ausgeprägt und daher in keiner Weise störend. Musik höre ich über das Habst-Kabel erst ein, zwei Wochen später, da Daniel Steinert eine längere Einspielzeit empfahl. Zumindest was das Einspielen anbelangt, leben wir heute in unbeschwerten Zeiten: Hat man früher noch überlegt, ob man seinem CD-Laufwerk den mechanischen Stress tagelangen Dauerbetriebs zumuten wollte, genügen heute zwei oder drei Klicks, um alles im Fluss zu halten.

Diese kritische Stelle wird unter dem Schrumpfschlauch fein säuberlich mit Heisskleber stabilisert
Diese kritische Stelle wird unter dem Schrumpfschlauch fein säuberlich mit Heisskleber stabilisert

Der Server schickt eine vom Band gefertigte, native Quad-DSD-Datei an den Chord DAVE, und die genieße ich dreimal mit dem serienmäßigen Audeze-Kabel, das noch etwas flexibler und bei Berührung leiser ist als das Habst, was aber zu vernachlässigen ist, da bei laufender Musik die mechanisch induzierten Geräusch eh nicht mehr zu hören sind. Sobald dann derselbe Song über das Majesty zum LCD-X gelangt, interessiert einfach nicht mehr, ob eines der Kabel einen Hauch angenehmer in der Handhabung ist: Die opulent besetzte Band scheint dank des Habst in einem größeren Raum zu agieren, die Wiedergabe gerät durchsichtiger und detailreicher. Die Musiker gehen mit hörbar mehr Elan zu Sache. Kurz: Über das Majesty macht das File einfach mehr Spaß.

Da mehr Dynamik und Feinauflösung nicht selten auch eine gewisse Nervosität mit sich bringt, spiele ich mal wieder Van Morrisons „Whatever Happend To PJ Proby?“, das sich tonal nicht immer auf der angenehm satten Seite des Spektrums bewegt und in weniger gelungenen Kombinationen schon mal ein wenig zu viel Biss im Präsenzbereich aufblitzen lässt: Aber davon ist beim Habst nichts zu entdecken. Es geht ungemein spielfreudig, dynamisch und rhythmisch mitreißend zur Sache. Das Audeze-Kabel wirkt während der ersten paar Takte mit seinem fetteren Oberbass auch recht gefällig, danach aber dynamisch minimal eingeschränkt und rhythmisch eine Spur gebremst. Ja, man kann auch mit dem Original-Kabel durchaus lustvoll Musik genießen – allerdings nur, wenn man dasselbe Stück nicht kurz zuvor über das Majesty gehört hat.

Natürlich erspare ich Ihnen und mir den Ausflug ins Kloster von Noirlac, in dem das Concert Des Parfums aufgenommen wurde, auch diesmal nicht: Das Habst erlaubt einen klareren, besser fokussierten Blick in das stark reflektierende Gemäuer. Die Instrumente werden detailreicher abgebildet und die Ausbreitung des Nachhalls präziser dargestellt. Klangliche Verbesserung dieser Größenortung hätte ich eher von einer deutlich höheren Investition in einen noch besseren Kopfhörerverstärker erwartet.


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