tests/19-06-07_acousticplan
 

AcousticPlan PhonoMaster, PhonoMaster SE und PowerMaster

07.06.2019 // Carsten Bussler

Das separate externe Netzteil PowerMaster
Das separate externe Netzteil PowerMaster

Das Testprozedere selbst wollte ich weder für mich noch für den Leser zu unübersichtlich gestalten, denn immerhin ergaben sich insgesamt acht Kombinationen, die es zu hören und zu bewerten galt: die Standard- und die SE-Variante, bei beiden jeweils den MM- und den MC-Zweig, einmal ohne und einmal mit PowerMaster… Alles klar?! Grundsätzlich habe ich allerdings festgestellt, dass die MM-Zweige beider Geräte wie zu erwarten völlig identisch klingen, und zwar sowohl mit als auch ohne PowerMaster – damit bleiben nur noch sechs Kombinationen übrig.Zunächst ließ ich die PhonoMaster (Standard) ohne externes PowerMaster Netzteil warmlaufen, um dem MM-Eingang mittels Rega Planar 6 und Ortofon 2M Bronze auf den Zahn zu fühlen. Glücklicherweise handelte es sich bei allen mir zur Verfügung gestellten Geräten um bereits eingespielte und nicht um Neugeräte, die nach circa einer halben Stunde temperaturstabil und damit „voll da“ waren. Ohrenfälligstes Merkmal im Vergleich zu meiner Phonovorstufe EAR Yoshino 834P war ein sehr ausgeglichenes, neutrales Frequenzspektrum. Wo es meine 834P im Tiefton hin und wieder zu gut meint und zu Gunsten eines warmen Timbres durchaus mal etwas zu dick aufträgt, wirkt die AcousticPlan Phonovorstufe ein wenig schlanker, besser durchhörbar und liegt damit sicherlich auf der „richtigeren“ Seite. Überhaupt schienen das Ortofon 2M Bronze und die PhonoMaster eine blendende Liaison einzugehen. Dies offenbarte zum Beispiel „Downbound Train“, eins meiner Lieblingsstücke von Bruce Springsteen aus dem Album Born in the U.S.A. (Columbia Records, 1984): Unheimlich locker und transparent stand Bruce hier auf der virtuellen Bühne und der Raum schien den Instrumenten jede Menge Luft zur Entfaltung zu lassen. Einzelne Töne klangen sehr sauber und lang aus. Oberflächlich betrachtet könnte man von einem hohen, analytischen Auflösungsvermögen sprechen, aber derlei oft zu lesende Betrachtungen halte ich in solchen Zusammenhängen für falsch: Meines Erachtens gehen derlei Geräteeigenschaften in der Regel einerseits mit einem grundsätzlich weit ausgedehnten Frequenzbereich einher und andererseits mit einer sehr guten Balance zwischen dem oberen und dem unteren Frequenzspektrum. Als Stichwort möchte ich hier nur kurz die vor allem alten Tontechnikern wohlbekannte „Regel 400000“ erwähnen, nach der das Produkt aus oberer und unterer Grenzfrequenz (z.B. bezogen auf den -3dB-Punkt) eben 400000 betragen sollte. Diese Regel schien mir bei der PhonoMaster sehr gut erfüllt zu sein, was auf ein sehr sauberes technisches Design schließen lässt. Oder wie wäre es mit dem großartigen R.E.M. Song „Leaving New York“ aus dem Album Around the Sun (Warner Brothers, 2004): Sehr spielfreudig schien die Phonovorstufe förmlich auf jeden Melodienbogen nur zu warten und quasi schon im Voraus zu wissen oder zu ahnen, wohin die Reise geht… Das ist natürlich Quatsch, dieser Eindruck zeigte mir aber, wie blitzschnell und wieselflink das Gerät war und das Tempo niemals zu verschleppen schien.

PowerMaster: Hoher Aufwand bei der Stromversorgung
PowerMaster: Hoher Aufwand bei der Stromversorgung

Das weckte natürlich schnell die Gier nach „Mehr“ und ich habe daher bereits am zweiten Hörtag das Standardnetzteil durch den externen PowerMaster ersetzt. Was nun an Wucht und Druck, an Souveränität und Selbstverständlichkeit hinzukam, war wirklich bemerkenswert! Die Wut und Aggressivität, die Melissa Etheridge in „Like the Way I Do“ (Island Records, 1988) zum Ausdruck brachte, war unheimlich authentisch. Da ich diesen von Etheridge auf Konzerten gerne auf über zehn Minuten ausdehnten Klassiker selbst schon einmal live erleben durfte, meine ich, das gut beurteilen zu können. Beeindruckend!

Jetzt war ich natürlich gespannt, wie sich wohl die MC-Sektion schlagen würde. Das Ortofon 2M Bronze wurde nun gegen Regas Ania MC-Abtaster getauscht und die MC-Verstärkung auf „low“ gesetzt; das PowerMaster Netzteil habe ich am PhonoMaster gelassen, weil ich es nicht mehr missen wollte. Ich will auch gar nicht verhehlen, dass ich – voreingenommen, wie ich gegenüber „Sand“ nun einmal bin – aufgrund der Transistorbestückung der MC-Sektion schon etwas skeptisch war. Doch den Zahn hat Claus Jäckle mir schön gezogen! Ich wollte die PhonoMaster mit Marius Müller-Westernhagen ärgern, der das Intro von „Mit 18“ (Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz, WEA Records, 1978) etwas leise und nuschelnd vorträgt – dachte ich bisher zumindest. Aber nun kam es derart klar artikuliert und gut verständlich rüber, wie ich es bisher noch nicht gehört hatte. Und endlich, endlich trug Westernhagen „Mit 18“ schon eher so vor, wie ich es von seinen früheren Konzerten kannte: rotzig, dreckig, mehr nach Rock ´n´ Roll klingend. Ein Widerspruch? I wo! Das hohe Auflösungsvermögen der transistorisierten MC-Stufe legte derart viele zuvor nur vage von mir wahrgenommene Details frei, dass bisher eher „verschliffen“ und dadurch glatt klingende Passagen nun im positiven Sinne „dreckiger“ klangen. Ich hatte diese in meiner bisherigen Wahrnehmung klanglich etwas weiche Gesamtcharakteristik des Albums stets auf die eben etwas zu glatte Produktion zurückgeführt, um nun nach Jahrzehnten eines Besseren belehrt zu werden. Und das unvermeidliche, laut aufgedrehte „Dicke“ desselben Albums gab mir dann endgültig die richtige „Dröhnung“!


  • Audio Fidelity Improvement FLAT.DUO

    Jeder Plattensammler besitzt einige Scheiben, die nicht plan auf dem Teller liegen. Der Brinkmann Avance meiner Gattin und mein LaGrange verfügen jedoch über eine Plattenklemme, mit der man in Kombination mit einer Scheibe selbst schüsselförmige LPs andrücken kann. Braucht man da einen Plattenbügler? Ich meine: Unbedingt! Die AFI Disc Flattener können nämlich mehr, als nur die Verwellung einer LP zu beseitigen. Denn da gibt es auch das sogenannte Relax-Programm, das der Scheibe – ähnlich wie…
    18.07.2025
  • SilentPower OMNI USB

    SilentPower OMNI – hatten wir das nicht gerade? Ja, Dirk Sommer hat sich kürzlich mit dem SilentPower OMNI LAN beschäftigt. Heute geht es um das Pendant für USB, den SilentPower OMNI USB. Rein technisch gesehen, ist USB denkbar schlecht für Audio geeignet. Entwickelt als universelle Schnittstelle für die Datenübertragung zwischen Computern und Peripherie-Geräten ist sie anfällig für Störgeräusche, Zeitfehler und Datenverluste; alles Dinge, welche bei der Übertragung von Audio-Daten besonders kritisch sind. Hinzu kommt die…
    15.07.2025
  • Ortofon MC X10

    Der renommierte Tonabnehmer-Hersteller Ortofon implementiert die Gene seiner großen MC-Systeme in die neue Einstiegsserie „X“ und bettet sie in ein innovatives Gesamtkonzept. Wir testen das günstigste Modell MC X10 zum Preis von 300 Euro, das bereits mit technischen Finessen wie um 90 Grad gedrehten Reinsilberspulen aufwartet. Wie sehr liebe ich Ortofon! Es gibt keinen anderen Tonabnehmer-Hersteller, von dem ich im Prinzip jedes Modell blind kaufen würde. Und dies bereits zur Genüge auch getan habe. Der…
    08.07.2025
  • WestminsterLab Lumin Power X1 DC Cable

    Auch wenn dies bereits der fünfte Artikel ist, der Erzeugnisse von WestminsterLab zum Gegenstand hat, ist es der erste, in dem es um ein Kabel geht – und was für eins: ein Gleichstromkabel für die Verbindung von Netzteil zum Hauptgerät eines einzigen Herstellers: Lumin. Noch dazu ist das Kabel in Relation zu den Geräten recht kostspielig. Ich gebe gerne zu, dass ich von allein niemals auf die Idee gekommen wäre, mich mit WestminsterLabs Lumin Power…
    04.07.2025
  • Acousence dac-pre reference UX

    In vielen meiner Tests kommen Produkte von Acousence vor, wenn auch nicht namentlich. Denken Sie nur an Schostakowitschs Symphonie Nr. 15 mit den Duisburger Philharmonikern: ein vorzügliches klingendes Album, egal ob als File oder als LP. Doch Acousence steht nicht nur für Aufnahmen, sondern auch für Hifi- und Studio-Equipment der etwas anderen Art. Der Kopf hinter Acousence – ein Kunstwort aus „acoustics“ und „experience“ – ist Ralf Koschnicke. Er betreibt ein Tonstudio, ist Mitglied im…
    01.07.2025
  • Goldring Ethos SE

    Seit dem Bestehen von hifistatement – und das sind nun auch schon 14 respektive 16 Jahre – testeten wir einen einzigen Goldring-Tonabnehmer: Dabei tauchte das Elektra nur kurz im zweiteiligen Berichts über den Transrotor Crescendo auf. IDC Klaassen, der neue Goldring-Vertrieb, wollte das ändern und schickte das aktuelle Topmodell nach Gröbenzell. Auch wenn es in der Einleitung ein wenig anders erscheint, haben die Kollegen und ich schon durchaus Erfahrungen mit den Systemen oder zumindest den…
    24.06.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.