tests/19-08-09_antipodes
 
Test.
Deutsch English|

Antipodes EX

09.08.2019 // Wolfgang Kemper

Sie können an die blauen USB-Ports jedes beliebige USB-Laufwerk zum Rippen ihrer CDs auf die interne Festplatte des EX anschließen. Dazu bietet Antipodes-Audio das eigene P-1 Laufwerk an, das sich von den Abmessungen her als Basis für den EX eignet. Welches Laufwerk man auch zum Rippen wählen mag, die Software erkennt es und bietet als Format-Alternativen zur Speicherung auf der oder den internen Festplatte(n) entweder verlustfrei komprimiertes FLAC oder unkomprimiertes FLAC an. Da Speicherplatz heutzutage nicht mehr die Welt kostet, empfiehlt es sich, im unkomprimierten FLAC zu speichern, da beim Lesen die Daten nicht entpackt werden müssen. So wird der Computer wieder weniger belastet, was zu hörbaren Klangunterschieden führen kann. Ich habe meine Mobile-Fidelity-CD von Patricia Barbers Album Companion auf diese Weise gerippt und mit der Wiedergabe der CD vom Wadia-Laufwerk über den Mutec-Reclocker zum AES/EBU-Eingang meines PS-Audio DirectStream-DACs verglichen. Für diesen ersten Hörtest habe ich an den Antipodes per Audioquest-USB-Kabel meinen PS-Audio DAC angeschlossen. Denn ich wollte erst einmal wissen, wie gut der Server des EX klingt, um das Gerät einstufen zu können. Ich rechne mich zum Kreis der Hörer, die die direkte Wiedergabe vom CD-Player einer gerippten CD als File mittels Computer oder Server in der Regel vorziehen.

Der Antipodes EX ändert diese „Weltanschauung“ zweifelsfrei. Erstaunlich ist das Ausmaß, mit dem der Neuseeländer sich klanglich von CD-Player-Konfiguration abhebt. Es bedarf keiner vergleichenden Wiederholungen. Der Antipodes platziert die Stimme von Patricia Barber unüberhörbar freier und sogar sauberer artikuliert in den Raum. Es ist, als würde sich ein Schleier oder Vorhang lüften. Die Tiefe der imaginären Bühne gewinnt ein wenig. Auch das dynamische Verhalten profitiert auf frappierende Weise. So klingt beispielsweise das an Percussion reiche „Touch of Trash“ befreit und explosiver. Gleichzeitig nimmt die Transparenz deutlich zu und die einzelnen Töne der Percussion legen eine Spur Klangfarbe zu. Das Klangbild des Antipodes über den PS-Audio-Wandler ist sowohl bei Wiedergabe im nativen Format, hier also 16 Bit und 44,1 Kilohertz als auch mit der in Roon auf DSD 128 konvertierten Alternative sehr ähnlich und in beiden Fellen bestechend klar und energiegeladen. Diese explosive Offenheit lässt sich auch im Bass sehr deutlich wahrnehmen. Hier ist die Konturenschärfe des Antipodes verknüpft mit tief im Raum ausklingenden Tönen. Die oberen Tonlagen überzeugen in gleicher Weise durch Nuancen-Reichtum und Offenheit vor dem berühmten schwarzen Hintergrund. Der EX serviert reichlich Detailvielfalt und Präzision, besitzt jedoch niemals auch nur ansatzweise so etwas wie Lästigkeit.

Insgesamt ist der musikalische Gewinn durch den Antipodes EX erheblich: Er ist in allen Aspekten musikalisch besser. Hier geht es nicht um einen anderen Klangcharakter. Der EX macht einfach die bessere Musik. Nach dieser Hör-Erfahrung steht logischerweise der Vergleich mit meinem Apple-Rechner an, ebenfalls mit Roon und alternativ mit Audirvana Plus als Player. Dem Computer fehlt in jedem Falle die Lebendigkeit und Spielfreude, mit der der Antipodes EX seinerseits mächtig beeindruckt. Die Feinzeichnung ist auch nicht die Gleiche und ich habe das Gefühl, über den Mac ist alles ein wenig zu seicht. Die Offenheit und großartige, explosive Darstellung des Antipodes verdirbt mir den Spaß an der Computer-Konfiguration. Wechsle ich auf klassische Musik, tut sich etwa bei Tschaikowskys Violinkonzert, beim Nussknacker-Ballett oder der Orgel-Symphony von Camille Saint-Saëns ein deutlicher Unterschied zur Wiedergabe vom Apple MacMini auf. Auf den ersten Eindruck ist das Klangbild ungewöhnlich klar. Es fehlt die gewohnte einlullende, leicht dickliche Seichtheit. Der Antipodes gestaltet eine viel spannendere Darbietung. Die Musik erklingt präziser und durchhörbar, geradezu entschlackt. Jetzt erlebe ich klare Konturen der einzelnen Instrumente und fühle mich aufgefordert, genau hinzuhören. Das macht deutlich mehr Spaß.

Hier wird FLAC ausgewählt: komprimiert oder nicht komprimiert
Hier wird FLAC ausgewählt: komprimiert oder nicht komprimiert

Die Informationen zum CD-Inhalt sind übersichtlich
Die Informationen zum CD-Inhalt sind übersichtlich

Darunter erhält man Informationen zum Fortgang der Ripp-Prozedur
Darunter erhält man Informationen zum Fortgang der Ripp-Prozedur

Der Antipodes EX für knapp 5000 Euro zuzüglich Festplatten beinhaltet, wie bereits erwähnt, auch einen DA-Wandler und ist als Komplettgerät konzipiert, das nur noch den hauseigenen P1 oder ein anders USB-CD-Laufwerk zum Rippen der CDs benötigt. Highresfiles, wie Sie sie bei Highresaudio.com oder Qobuz erwerben können, übertragen Sie ganz einfach vom Computer im Netzwerk in den „Storage“-Ordner des Antipodes. Dort steht das Gesamtvolumen der einen oder zwei installierten Festplatten zur Verfügung. In Unterordnern können Sie Musik von Video-Material separieren, falls Fotos oder Filme auf dem EX gespeichert werden sollen. Nach der beeindruckenden Hörerfahrung mit dem Antipodes EX in Verbindung mit meinem PS-Audio DAC ist es schwierig und fast schon ein wenig unfair, die wesentlich preiswertere komplette Lösung des Antipodes EX mit dem internen Wandler zu beschreiben. Denn logischerweise ist eine Qualität auf dem bisherigen Niveau nicht zu erwarten. Und das ist auch so. Meine Verwunderung und Freude über das, was der EX selber analog zu Gehör bringt, möchte ich aber nicht verhehlen. So weit weg vom PS-Audio ist das gar nicht. Vor allem, wenn man die Tonalität, Lebendigkeit, Farbenpracht und Dynamik im Auge oder besser im Ohr behält, macht der EX an sich richtig Spaß. Zugegeben, vom allem hört man etwas weniger und die Offenheit und Tiefenschärfe durch den gefallenen Vorhanges ist ein Stück zurückgenommen, aber insgesamt ist das ein toller Klang und mit Hinblick auf den Preis für mich eine positive Überraschung. Somit bewerte ich den Antipodes EX weit höher als etwa nur als Einsteigermodell von Antipodes-Audio.


  • CoolTech revisited: -180 Grad für SSDs

    Schon bei den Gesprächen während unseres ersten Besuchs hatte CoolTech-Chef Wolfgang Lausecker erwähnt, dass einige seiner Kunden auch Festplatten zur Kryo-Behandlung geschickt und von klanglichen Verbesserungen berichtet hätten. Mir erschienen die Auswirkungen der Kälte auf Schallplatten und Kabel aber erst einmal deutlich spannender. Auf Messen, Veranstaltungen von Herstellern und im privaten Bereich habe ich immer mal wieder „normale“ LPs gegen Frozen-Editions gespielt, wobei mir wegen des höheren Informationsgehalts und der besseren Durchzeichnung die zwischenzeitlich auf…
    03.06.2025
  • Finite Elemente Carbofibre° Statement

    Auf einer Reise ins Ruhrgebiet machte ich einen Zwischenstopp in Meschede, wo sich die Produktion von Finite Elemente befindet. Luis Fernandes und Werner Möhring präsentierten die neue Einsteigerserie Pagode Signature M, Carbofibre°-Böden zur klanglichen Optimierung von USM-Haller-Möbeln und eine ultimative Geräteplattform namens Statement. Die akustischen Besonderheiten in meinem Hörraum waren an dieser Stelle ja vor nicht allzu langer Zeit Thema, allerdings ohne näher auf den gefliesten Boden einzugehen, der sich beispielsweise bei der Aufstellung der…
    30.05.2025
  • Palma DHS-1

    Mit dem Palma DHS-1 haben wir mal wieder einen ersten seiner Art im Test bei Hifistatement: Der Kopfhörer mit dynamischem Schallwandler kann mittels einer drehbaren, perforierten Ohrmuschelabdeckung sowohl offen als auch geschlossen betrieben werden. Ein Umschalten ist in Sekunden möglich. Palma ist als Kopfhörerhersteller aus dem Nichts aufgetaucht. Deshalb habe ich mich selbst erst einmal informieren müssen, wie es denn eigentlich zum DHS-1 gekommen ist. Letztendlich stecken mit Pascual und Mario zwei Kindheitsfreunde hinter der…
    26.05.2025
  • TAD-ME1TX

    TAD ist seit vielen Jahren für seine herausragenden Lautsprechersysteme bekannt. Als uns kürzlich Jürgen Timm vom deutschen Vertrieb in der Redaktion besuchte, hatte er die brandneue TAD-ME1TX im Gepäck. Dieses Modell der TAD „Evolution Series“ ersetzt die allseits geschätzte TAD-ME1 die 2016 vorgestellt wurde, und ist der Einstieg in die TAD-Welt. Die Technical Audio Devices Laboratories, Inc. (TAD) wurde 2007 als 100-prozentiges Tochterunternehmen von Pioneer gegründet und gehört unverändert zum Unternehmensverbund, auch wenn Pioneer seine…
    14.05.2025
  • Stenheim Alumine FIVE SX

    Langjährige Hifistatement-Lesern dürften sich daran erinnern, dass die Alumine FIVE vor acht Jahren hier schon einmal Thema waren. In dieser Zeit entwickelten Jean-Pascal Panchard und sein Team die FIVE kontinuierlich weiter, wie die Modellvarianten SE, SX und LE beweisen. Kleiner Spoiler: Für mich spielt die SX in einer deutlich höheren Liga. Damals traten die nicht unerheblich teureren Kawero! Classic und die LumenWhite DiamondLight gegen die FIVE an und machten schnell klar, dass in Sachen Raumdarstellung…
    12.05.2025
  • AudioMaster21 The GoldBug

    Wenn Audio Freak respektive dessen Inhaber Markus Wierl einen Tonabnehmer von AudioMaster für einen Test vorschlägt, lehne ich nicht ab: Seine letzte Empfehlung, der MK Audio Röhren-Phonoentzerrer samt Übertrager, überzeugte mich rundum, obwohl ich bis dahin Step-Up-Trafos eher ablehnend gegenüber stand. Das GoldBug weckt also hohe Erwartungen. Das liegt nicht nur daran, dass Audio Freak diesen Tonabnehmer aus Italien importiert, sondern vor allem an seiner Entstehungsgeschichte: AudioMaster ist „das italienische Highend Urgestein Joseph Szall“, wie…
    09.05.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.