tests/19-08-30_boulder
 

Boulder 508

30.08.2019 // Dirk Sommer

Als die Highendscouts Daniel Gottschalk und Frank Pietersen berichteten, dass sie den Vertrieb der High-End-Elektronik von Boulder übernommen haben und mir eine Phonostufe anboten, stimmte ich deren Test spontan zu – wohl wissend, dass Boulder auch 200-Kilogramm-Endstufen im Portfolio hat. Zum Glück bewegt sich die 508 in einer anderen Gewichtsklasse.

Die Phonostufe ist die erste Komponente der neuen 500-er Serie, die den Einstieg in die Welt von Boulder markiert. Laut Produktinformation ist sie das kleinste Gerät, das die Manufaktur in den letzten beiden Jahrzehnten vorgestellt hat. Und auch der Preis – 6450 Euro – und das Gewicht der 508 – gerade einmal 5,2 Kilogramm – sind nicht unbedingt typisch für die Komponenten des amerikanischen Nobelherstellers – im Gegensatz zur Verarbeitungsqualität. Die ist nämlich Boulder-typisch ganz hervorragend. Das Gehäuse wurde aus einem vollem Block Aluminiums des Typs 6061-T6 auf Boulders CNC-Maschinen gefräst und weist zwei Kammern auf: eine für das Netzteil, das um ein von Delta Electronic zugekauftes Power-Modul herum aufgebaut wurde, und eine zweite, in der die Signal-Platine untergebracht ist. Die wird im 2016 neu bezogenen Firmensitz in Louisville in der Nähe von Boulder maschinell in SMD-Technik bestückt und verlötet. Die auf der Oberfläche der Platine montierten kleinen Bauteile ermöglichen auch aufgrund der hohen Packungsdichte extrem kurze Signalwege. Dadurch sollen auch übermäßige Kapazitäten reduziert und Leiter-Induktivität eliminiert werden. Die Schaltung an sich ist schon deshalb recht komplex, da sie vollsymmetrisch aufgebaut ist. Das garantiert eine hohe Unterdrückung von Gleichtakt-Störungen, erhöht – so die Produktinformation – die Auflösung und bietet sich bei dem genuin symmetrischen Signal eines Tonabnehmer natürlich an. Dies erfordert allerdings nicht nur den doppelten Bauteileaufwand, sondern auch eine Selektion der verwendeten Transistoren, Widerstände und Kondensatoren.

Dass die 508 bisher die kleinste Boulder-Komponente darstellt, ändert nichts daran, dass sie ganz hervorragend verarbeitet ist. Das Gehäuse wurde aus einem massiven Aluminium-Block heraus gefräst, und zwar am Firmensitz in Louisville
Dass die 508 bisher die kleinste Boulder-Komponente darstellt, ändert nichts daran, dass sie ganz hervorragend verarbeitet ist. Das Gehäuse wurde aus einem massiven Aluminium-Block heraus gefräst, und zwar am Firmensitz in Louisville

Die Entzerrung gemäß RIAA-Kennlinie erfolgt aktiv und in zwei Stufen. Auf spezielle Entzerrungskurven für Schallplatten aus der Vor-RIAA-Zeit – Boulder nennt das Jahr 1954 als letztes dieser Periode – wird ebenso verzichtet wie auf von außen schaltbare Impedanzen für MC- respektive kapazitive Lasten für MM-Tonabnehmer. Boulder setzt hier auf Purismus, um beste klangliche Ergebnisse zu erzielen. Die Abschlussimpedanz für Moving-Magnet-Systeme liegt ganz klassisch bei 47 Kiloohm, die für Moving-Coil-Typen maximal bei 1.000 Ohm. Bei meinem Testexemplar wurden allerdings vier SMD-Widerstände eingelötet, so dass sich für den Tonabnehmer eine Last von 100 Ohm ergibt. Aufgrund der geringen Größe der Widerstände respektive der Kondensatoren bei MMs würde ich diese Anpassungen aber nicht gerne selbst vornehmen, sondern lieber dem Hersteller oder Vertrieb überlassen. Für das Subsonic- oder Hochpassfilter, das nur Frequenzen oberhalb von zehn Hertz passieren lässt, existiert kein Schalter. Es bleibt permanent eingeschaltet. Somit gibt es gerade einmal drei Bedienungselemente: den Umschalter für die Wahl zwischen MM- oder MC-Systemen neben den XLR-Eingängen, und auf der Frontseite den Taster für die Mute-Schaltung und daneben den Netzschalter. Wenn es denn ins analoge Umfeld passte, könnte man hier von Plug And Play sprechen.

Die Bedienungselemente auf der Frontplatte: der Netzschalter und die Taste für die Mute-Schaltung
Die Bedienungselemente auf der Frontplatte: der Netzschalter und die Taste für die Mute-Schaltung


  • Dan D’Agostino Progression S350

    Dan D’Agostino ist eine Legende im Verstärkerbau. Er folgte wohl nie einer Mode, sondern vertraut bei allen Entwicklungen seinem Gehör und seiner Leidenschaft für den guten Klang. Mehr als 50 Jahre baut er nun schon Verstärker, immer mit dem Ziel, das „Wesen der Musik hörbar zu machen“. Erfüllt auch der S350 diese hoch gesteckten Ambitionen? Die Progression S350 ist die kleinste Stereoendstufe im Gesamtprogramm. Optisch trägt sie alle charakteristischen Merkmale einer echten D’Agostino. Angefangen mit…
    25.11.2025
  • iFi Silent Power USB iPurifier Pro & Pulsar USB

    Ohne iFis iDefender+ würde das PC-Audio-Setup in meinem Arbeitszimmer überhaupt nicht störungsfrei funktionieren. Dementsprechend ist es für mich eines der besten Tools im Bereich Computer-Audio. Der iPurifier Pro vereint seine Fähigkeiten mit denen eines iSilencer+ und noch mehr Features in einem Gehäuse. Außerdem teste ich das Pulsar USB-Kabel. iFi ist seit Jahren eine Konstante für hochqualitative Audio-Produkte zu fairen Preisen. Zuletzt wurde die Sparte für Stromversorgung, Kabel und Signal-Verbesserer unter SilentPower zusammengefasst. Noch bevor wir…
    21.11.2025
  • Eversolo T8

    Der Eversolo T8 ist als Streaming-Transport ein neuer Baustein einer Konzeption, die auf Trennung der digitalen Komponenten setzt. Dennoch ist er nicht allein für Perfektionisten konzipiert, sondern bietet sogar Einsteigern vielfältige und sinnvolle Möglichkeiten. Die bislang allerorts hochgelobten Eversolo Streamer besitzen integrierte Digital/Analog-Wandler, sind teils auch als Vorverstärker nutzbar oder wie der Eversolo Play sogar als all-in-one Streamer, DAC und Vollverstärker. Mit dem T8 eröffnet Eversolo auf den ersten Blick eine neue anspruchsvolle Produktreihe, in…
    18.11.2025
  • Chord Huei

    Auf kompromisslos Weise transferiert Chord Electronics sein digitales Know-how in die analoge Welt und präsentiert uns den kompakten Phono-Vorverstärker Huei. Das massive Aluminiumgehäuse beherbergt moderne SMD-Technik auf kleinstem Raum, womit die Briten den Beweis antreten wollen, dass Vinylgenuss kein großes Gehäuse braucht. Jetzt mal ehrlich, dieses ganze Hifi-Zeugs nimmt doch ohnehin schon genug Platz im Wohnzimmer ein und ich persönlich bin dankbar für jedes Gerät, dass ein wenig sparsamer mit dem auf dem Rack verfügbaren…
    11.11.2025
  • HMS Armonia Carbon

    Sie haben vermutlich davon gehört, dass Hans Manfred Strassner, den man mit Fug und Recht als Vordenker hinsichtlich audiophiler Kabelentwicklung nicht nur in Deutschland anerkennen darf und sollte, sein Unternehmen HMS Elektronik aus Altersgründen zum 1.1.2024 an die International Audio Holding B.V., Inhaber der Marken Siltech und Crystal Cable, übergab. Dies ist inzwischen eine ganze Weile her, und nun ist der Zeitpunkt gekommen, an dem die Niederländer verbesserte Versionen des übernommenen Portfolios vorstellen. Dass seit…
    07.11.2025
  • dCS LINA X

    Es ist gerade zwei Jahre her, dass ich hier den dCS LINA Network DAC samt passender Clock vorgestellt und die Kombination als digitalen Glücksfall gerühmt habe. Nun steht der LINA DAC X im Hörraum, der natürlich auch über einen integrierten Streamer verfügt und aussieht, als habe man den Network DAC um den Headphone Amplifier erweitert. Der LINA DAC X ist aber, anders als der erste Eindruck suggerieren könnte, keine Kombination aus dem Kopfhörerverstärker und dem…
    04.11.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.