tests/20-03-10_soundspace
 
Test.
Deutsch English|

Soundspace Systems Pirol

10.03.2020 // Dirk Sommer

Michael Plessmanns Hang zu ungewöhnlichen Lösungen zeigt sich vor allem beim Tiefmitteltöner. Der Supravox besitzt eine exponentiell geformte, leichte Papiermembran, und soll sich durch durch einen hohen Wirkungsgrad und geringe Verzerrungen auszeichnen. Diese würden durch die Entfernung der Staubschutzkappe noch weiter reduziert. Die kleine Druckkammer vor dem Chassis trage zur Verbesserung der Linearität bei und beseitige auch Resonanzen und Verzerrungen, die als unerwünschtes Nebenprodukt an der Sicke entstünden. Eine Öffnung in der Gehäuserückwand, die in etwa den Durchmesser des Chassis hat, läßt es frei atmen. Seine Aktivität wird auch nicht durch eine Frequenzweiche beschränkt. Der Entwickler möchte mit möglichst wenig Bauteilen im und neben dem Signalweg auskommen. Deswegen gibt es bei der Pirol auch keine Saugkreise und Impedanz-Linearisierungen.

Der Hochtöner ist ein Air Motion Transformer von Mundorf, bei dem ein Tractrix-Horn – beim Testmodell aus Massivholz – eine tiefe untere Übernahmefrequenz ermöglicht. Die Frequenzweiche mit einer Flankensteilheit von sechs Dezibel ist mit Kondensatoren von Mundorf aufgebaut. Es kommen Silber/Gold- und Silber/Gold-Öl-Typen zum Einsatz. Der benötigte Wert wird durch eine Parallelschaltung realisiert. Auf der Rückseite befindet sich ein Bändchen-Hochtöner, der den Frequenzbereich von vier bis 22 Kilohertz abdeckt und für mehr Luftigkeit im Klangbild sorgen kann. Der Pegel ist ganz nach Geschmack oder Raumsituation einstellbar.

Die beiden jeweils auf einer Seitenwand montierten Tieftöner sind bewährte PA-Chassis
Die beiden jeweils auf einer Seitenwand montierten Tieftöner sind bewährte PA-Chassis

Wenn man die Abmessungen des Lautsprechers noch halbwegs wohnraumfreundlich halten, auf Frequenzen bis hinab zu 30 Hertz aber nicht verzichten möchte, kommt man bei dem von Hoch- und Tief/Mitteltöner vorgegebenen Wirkungsgrad von 97 Dezibel um eine aktive Tieftonlösung nicht herum. Bei Soundspace Systems entschied man sich für zwei im Push-Push-Modus seitlich abstrahlende Zwölfzöller mit Karbonfaser-Membranen aus dem professionellen Bereich. Per DSP wird der Frequenzgang der Chassis in ihrem geschlossenen Gehäuse unterhalb von 100 Hertz linearisiert und auch das Tiefpassfilter zur Ankoppelung den Tiefmitteltöner realisiert. Der DSP arbeitet mit einer Abtastrate von 96 Kilohertz und könnte auch zur Bekämpfung von Raummoden eingesetzt werden. Michael Plessmanns puristischem Ansatz folgend verzichteten wir in meinem Arbeitszimmer aber auf eine Raumanpassung. Und trotz der vielfältige Möglichkeiten, die der DSP bietet, begnügt sich der Entwickler auch beim Bass mit einem Filter erster Ordnung. Bei einer Flankensteilheit von lediglich sechs Dezibel strahlen die beiden Tieftöner bis weit in den Grundtonbereich noch Energie ab – eine wirklich ungewöhnliche Lösung. Wie eingangs erwähnt stehen im Bassbereich 500 Watt zu Verfügung, die ein Class-D-Verstärker aus dem PA-Bereich bereitstellt. Da braucht man sich in Sachen Kontrolle respektive Dämpfungsfaktor und Zuverlässigkeit keine Sorgen zu machen.

Soundspace Systems fertigt die auf die einzelnen Chassis individuell abgestimmte Innenverkabelung in Handarbeit an. In der Standard-Version besteht sie aus Massivdraht aus kryogen behandeltem Kupfer, gegen Aufpreis ist auch eine Silbervariante erhältlich. Zur Kabelführung wird Massivholz verwendet. Auch wenn ich bisher wohl nicht einmal die Hälfte der mir zur Verfügung gestellten Informationen zu den Pirol referiert habe, dürfe klar geworden sein, dass es so gut wie kein Detail gibt, das der Aufmerksamkeit Michael Plessmann entgangen ist – und dass er in einigen Bereichen Lösungen gewählt hat, die nicht dem Mainstream entsprechen.


  • Unison Research Simply Italy Black Edition

    Unison Research feiert sich und seine erfolgreichsten Produkte selbst: Der Verstärkerklassiker Simply Italy kommt als Black Edition mit veränderten technischen Details und frischer Optik daher. Wir hinterfragen, ob es sich nur um pures Marketing oder tatsächlich um Neuerungen mit klanglich relevanten Verbesserungen handelt. Der Look der Black Edition zeichnet sich durch eine hochglanzlackierte Frontplatte, dunkel eloxierte Metalloberflächen und ein neues grafisches Design mit geänderter Typographie aus, ganz im Gegensatz zu den nach meinem Empfinden bisweilen…
    25.04.2025
  • Melco S1 und C1-D20 SFP+ Direct Attach Network Cable

    Während der letzten High End plante Melco, das LAN-Switch S1 noch Ende des Jahres auszuliefern. Nun dauerte es mit der Fertigstellung ein wenig länger, einerseits mit der des Produkts, andererseits mit der dieses Berichts. Ich wartete vergeblich auf technische Erklärungen, nutzte die Zeit aber, um die zahlreichen Möglichkeiten des S1 auszuprobieren. Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, zuvor ein derart reichhaltig ausgestattetes Switch gesehen zu haben: Neben den sieben RJ45-Anschlüssen für Ethernet-Kabel…
    22.04.2025
  • Taiko Audio Olympus XDMI + I/O XDMI

    TAIKO AUDIO wurde von Emile Bok gegründet, der im Alter von zwölf Jahren seinen ersten Lautsprecher baute. Im Jahr 2008 entwarf und produzierte er seine ersten Audioprodukte. Heute bietet das Unternehmen vor allem einen Audio File Server/Transport namens Olympus an, eines der fortschrittlichsten und teuersten Produkte seiner Art. Einem Unternehmen einen Namen aus einer Fremdsprache zu geben, ist etwas völlig Natürliches. In Polen ist es fast ausnahmslos Englisch: Orange, 11 Bit Studios, Arctic Paper. Wenn…
    18.04.2025
  • Senna Sound Orca und Onyx

    Der serbische Hersteller Senna Sound ist neu am Markt, hat aber eine sehr nahe, ja ursprüngliche Beziehung zu dem Röhrenverstärker-Spezialisten Trafomatic Audio. Von den drei Senna-Sound-Erstlingen stehen hier der Vorverstärker Orca und die Endstufe Onyx zum Test. Das dritte Gerät wäre der Phono-Vorverstärker Phönix. Diesen bietet der deutsche Importeur Audio Offensive für 2150 Euro an. Vor- und Endstufe Orca und Onyx kosten zusammen 5850 Euro. Aus mindestens zwei Gründen sind sie optisch ungewöhnlich. Ihre kleinen…
    15.04.2025
  • Cayin Jazz 100

    Mit dem Jazz 100 bringt Cayin einen puristischen Röhrenvollverstärker in Class-A Schaltung auf den Markt, dessen direkt geheizte Single-Ended-Triode 805A feiste 35 Watt Ausgangsleistung an die Lautsprecherklemmen bringt. Nicht nur das Interesse von Klanggourmets mit erhöhtem Leistungsbedarf ist geweckt, sondern vor allem meins! Als bekennender Fan der Marke Cayin war die Vorfreude nach der Ankündigung groß, den Jazz 100 für einen Test zur Verfügung gestellt zu bekommen. Zwar gaben auch schon etliche andere Geräte des…
    11.04.2025
  • XACT PhantomTM USB und LAN

    Netzwerk- und Streaming-Spezialist Marcin Ostapowicz baut sein Angebot immer weiter aus: Es begann mit Upgrade-Baugruppen für audiophil verwendete Computer und den entsprechenden Kabeln von JCAT und der JPLAY-App. Unter dem Markennamen XACT gibt es inzwischen zwei Server, Gerätefüße und nun auch zwei High-End-Datenleitungen: PhantomTM USB und LAN. Bisher wurden Kabel ausschließlich unter dem Label JCAT angeboten. Mit dem USB- und dem Reference LAN-Kabel beschäftigte sich Roland Dietl schon vor rund neun Jahren und war davon…
    04.04.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.