tests/20-07-06_psaudio
 

PS Audio Stellar M1200, Stellar Gain Cell Preamplifier, Stellar PowerPlant 3

06.07.2020 // Wolfgang Kemper

Sehr edel und vor allem funktional ist die Infrarot-Fernbedienung für die vielseitigen Einstellungen des Gain Cell, hilfreich vor allem bei der Auswahl der digitalen Filter, Phase und Balance
Sehr edel und vor allem funktional ist die Infrarot-Fernbedienung für die vielseitigen Einstellungen des Gain Cell, hilfreich vor allem bei der Auswahl der digitalen Filter, Phase und Balance

Kommen wir zum Vergleich der DAC-Vorverstärker, dem eigentlichen Anlass dieses Berichts. Ja, es ist wie ich vermutet hatte. Die klanglichen Leistungen des Antelope waren im Vergleicht mit denen des Stellar Gain Cell – ich möchte beinahe sagen – desaströs. Der Antelope ist musikalisch tonal zwar in Ordnung, jedoch legt er einen Schleier über die Musik, und zwar einen aus sehr dickem Stoff. Da bedarf es keiner detaillierten Beschreibung. Der moderne PS Audio Gain Cell macht eindeutig die bessere Musik. Dies zeigte er sowohl an langen Hörsessions mit den Air Tights als auch an seinen Stellar Mono-Partnern.

Beim Betrachten des Gain Cell, ist schon sein Gewicht nicht unerheblich. Wie alle Stellar-Komponenten besitzt er ein sehr massives Metall-Gehäuse, das in sich sehr resonanzarm ist. Ansonsten besticht er optisch durch seine funktionale Schlichtheit, ein Merkmal, das alle PS Audio-Geräte für sich in Anspruch nehmen dürfen. Schnickschnack ist der Sache nicht dienlich und somit auch nicht Stil des Hauses. Blickt man ins Innere, fallen neben dem großen Ringkerntrafo die zwei gekapselten, blauen Gain-Cell-Module auf. Hier soll Besonderes geschehen, was genau gibt PS Audio oder genauer gesagt der für die Stellar-Linie verantwortliche Darren Myers, nicht detailliert preis. Bei der Gain Cell handelt es sich um eine Weiterentwicklung durch den PS Audio-Gründer und Mastermind Paul McGowan, die auf Schaltungen basiert, die 1963 von Howard Jones entwickelt und unabhängig von diesem 1967 von Barry Gilbert neu und komplexer konstruiert wurden. Es geht um die Lautstärke-Regelung, die hier sehr exakt funktioniert. Dazu dies Zitat aus Wikipedia zur Gilbert-Zelle: „Die spezifische Eigenschaft dieser Zelle besteht darin, dass der differentielle Ausgangsstrom ein präzises algebraisches Produkt ihrer beiden differentiellen analogen Stromeingänge ist.“ Die Gilbert Cell regelt die Lautstärke nicht im Signalweg. Geregelt wird vielmehr der Verstärkungsfaktor. Das erlaubt einen mehr als ausreichenden Umfang von 80 Dezibel und vermeidet jegliche zusätzlichen Baugruppen im Signalweg. Das Netzteil, gespeist aus dem groß dimensionierten Ringkerntrafo, besitzt laut Beschreibung von PS Audio eine Siebkapazität von 15 Farad. Die symmetrische, direkt gekoppelte Class A-Verstärkerstufe, bestehend aus Halbleitern und ICs, hat eine Bandbreite bis 60 Kilohertz und mündet direkt in der Gain Cell. Diese gibt das Musiksignal symmetrisch an XLR oder single-ended an Cinch aus.

Der integrierte D/A-Wandler des Stellar Gain Cell bietet vielerlei Zugang: Die Anschlüsse lassen zwar AES/EBU vermissen, dafür offeriert er aber neben Toslink und USB gleich zwei SPDIF-Koax-Eingänge sowie einen I2S-Eingang. Bei PS Audio legt man Wert darauf, zu betonen, dass der Wandler vom DAC-Chefentwickler Bob Stadtherr technisch verfeinert und musikalisch von Paul McGowan und Darren Myers abgestimmt wurde. Alle zugeführten digitalen Signale, und die dürfen PCM bis 384 Kilohertz oder DSD128 sein, gelangen ohne Upsampling nativ an ein CPLD (Complex Programmable Logic Device), ein vereinfachtes FPGA. Der USB-Pfad basiert auf der gleichen XMOS-Technologie wie der beim kostspieligen DirectStream DAC. Im CPLD erfahren die Einsen und Nullen in einer sogenannten digitalen Linse vielfältige Optimierung und gelangen neu getaktet, jitterreduziert, in Wellenform und laufzeitoptimiert zum 32-Bit-Sabre-Hyperstream-Chip, der am Ausgang passiv gefiltert wird.

Die zwei blau vergossenen Gain Cell sind zentrales Merkmal der Vorstufe
Die zwei blau vergossenen Gain Cell sind zentrales Merkmal der Vorstufe

Die Filtercharakteristik ist im Bedienmenü in drei Variablen wählbar. Klanglich sind ihre Unterschiede keinesfalls gering. Mir war nach kurzem Hörtest klar, dass ich das Standard-Filter 1 wähle, weil es mir die angenehmste, klarste und von Rauheiten unbelastete Wiedergabe bot. Die gesamte Bedienung des Stellar DA-Wandler-Vorverstärkers ist sinnvoll, intuitiv, unproblematisch und leicht per Setup-Taster und Lautstärkeregler vorzunehmen. Den Lautstärkeregler empfinde ich haptisch als ungemein sympathisch, so dass ich die Fernbedienung kaum nutzte. Der Regelumfang beträgt 80 Dezibel in 100 Schritten von einem oder einem halben Dezibel. Das Display zeigt in blauen Zahlen die Lautstärke an. Man kann die Anzeigedauer des Displays auf mehrere Zeiten programmieren. Beim Bedienen des Stellar wird es sofort wieder sichtbar. Neben den drei digitalen Filtern zeigt das Display im Digital-Betrieb auch die Auflösung des Eingangsignals an. Neben der Auswahl der digitalen und vier analogen Eingänge bietet das Menü eine Balance-Einstellung mit einem Umfang von zwei mal 24 Dezibel in ½-dB-Schritten, zwei Pegel-Limiter, getrennt einstellbar für die Vorverstärker- und den Kopfhörer-Ausgänge sowie eine Phasen-Umkehr für die digitalen Eingänge. Für die Trigger-Anschlüsse, mit denen über den Vorverstärker weitere Geräte wie die Monos, aber auch Fremdgeräte mit Trigger-Anschluss, ein- und ausgeschaltet werden können, ist eine Verzögerung programmierbar. Auch können Sie den einzelnen Eingängen Namen ihrer Wahl zuordnen. Fall Sie den Wunsch hegen, den Stellar Gain Cell in eine Heinkino-System einzubinden, können sie einem Eingang den Verzicht auf die Lautstärkeregelung fest zuordnen. Zudem lässt sich der Gain Cell auf reinen DAC-Betrieb mit fixem Pegel umstellen, wenn er eben nur als Digital-Analog-Wandler funktionieren soll. Das wäre aber im Grunde bedauerlich.


  • Eversolo DMP-A10

    Dieser Test hatte eine lange Vorlaufzeit, war jedoch nicht von langer Hand geplant. Ich hatte mir den Eversolo DMP-A10 ausgeliehen, da man mit ihm zwei Festplatten direkt vergleichen kann, wobei es aber allein um die kältebehandelten SSDs ging. Dann weckte das enorm günstige Preis/Klangverhältnis des Luxsin X9 aus demselben Konzern mein Interesse. Als ich plante, eine ganz normale, eine mit Musik bespielte und dann kryogen behandelte sowie eine tiefgefrorene und daraufhin mit Daten bespielte SSDs…
    19.08.2025
  • ramar Schallplattenbürste & Resonanzkontrollkonzept JEWEL

    ramar aus Berlin bringt frischen Wind in die Welt des High-End-Zubehörs: kompromisslos gestaltet, funktional durchdacht – eine Entdeckung, die audiophiles Zubehör zu einem echten Erlebnis werden lässt. Manchmal beginnt eine Geschichte aus einer Kombination von Leidenschaft und Frust – so auch im Fall von Rangel Vasev, dem Gründer und Kopf von ramar. Auf der Suche nach einer Plattenbürste fand er nichts, was sowohl qualitativ als auch optisch seine Erwartungen erfüllte. Auch der Besuch von Messen…
    15.08.2025
  • Luxsin X9

    Die intensive Bemühung um besten Klang aus digitalen Wiedergabeketten und die Beschäftigung mit Servern, DACs, Switches, Kabeln und Filtern haben ihre Spuren hinterlassen: Vor Jahren hätte ich eine Kopfhörerverstärker/DAC-Kombination wie den X9, der eingespeiste analoge Signale digitalisiert, einem Kollegen zugeschanzt. Jetzt finde ich ihn spannend. Dafür gibt es nicht nur einen Grund: Zum einen haben die inzwischen ausgesprochen positiven Erfahrungen mit digitalen Quellen – wie oben angedeutet – die alten Ressentiments eines Analogfans fast gänzlich…
    12.08.2025
  • The Chord Company PhonoARAY

    Beim Test der GroundARAYs der Chord Company fand ich es recht unerfreulich, dass keine genauen Informationen zur Funktionsweise dieser Art von Abschlusssteckern für freie Ein- und Ausgänge zu bekommen waren. Klanglich überzeugten sie mich aber derart, dass ich einige davon für die Kette im Wohnzimmer erstand. Nun präsentiert Chord das PhonoARAY. Auch wenn der Name es nicht auf der ersten Blick erkennen lässt, geht es beim PhonoARAY wirklich um den Ground, also die Erdung des…
    08.08.2025
  • PS Audio PMG Signature Vorverstärker

    Der PMG Signature Vorverstärker von PS Audio ist nach seiner internationalen Premiere Anfang dieses Jahres nun auch offiziell auf dem deutschen Markt erhältlich. Wir haben vom deutschen Vertrieb eines der ersten Exemplare für einen ausführlichen Test erhalten. Der PMG Vorverstärker ist Teil der brandneuen PMG Signature Serie, die die langjährige PerfectWave-Reihe ersetzen soll und neben dem Vorverstärker aus einem DAC, einem SACD-Transport und einem Phono-Vorverstärker besteht. Dass die neue Serie mit dem Vorverstärker eröffnet wird…
    05.08.2025
  • Stenheim Alumine FIVE SX

    Long-time Hifistatement readers may remember that the Alumine FIVE was already a topic here eight years ago. During this time, Jean-Pascal Panchard and his team have continuously developed the FIVE, as evidenced by the SE, SX, and LE model variants. A little spoiler on the side: for me, the SX now plays in a much higher league. At that time, both the significantly more expensive Kawero! Classic and the LumenWhite DiamondLight competed against the FIVE…
    01.08.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.