tests/21-08-17_weiss
 

Weiss DAC502 – Teil 1

17.08.2021 // Dirk Sommer

Heutzutage braucht man sich um die Reduzierung der S-Laute nicht mehr zu kümmern: Sie stellen kein technisches Problem mehr dar – wenn auch ein ästhetisches! Digitales Aufnahme-Equipment kennt keine Scheidekennlinie und verkraftet zudem jede Menge Hochtonenergie oder für meine Ohren „Gezischel“. Daher habe ich mich schon bei der Vorstellung der beiden Weiss-DACs, als die De-Esser-Funktion bereits angekündigt, in der damals aktuellen Firmware-Version aber noch nicht verfügbar war, sehr darüber gefreut, dass ich mit meiner Empfindlichkeit nicht alleine dastehe: Auch Daniel Weiss stören überbetonte S-Laute, und zwar so sehr, dass er auf Abhilfe sann und das Gezischel dank des leistungsfähigen DSPs in seinen Wandlern so gar noch nachträglich herausgefiltert werden kann!

Der De-Esser ist nur eines von vielen Klang gestaltenden Werkzeugen, das der DAC502 seinem Besitzer bietet. Als erstes wäre da einmal ein fünfbandiger Equalizer zur Unterdrückung von Raummoden, „Room EQ“ genannt. Der lässt sich zwar auch nach Gehör einstellen, wird aber erst dann richtig wertvoll, wenn man den Frequenzgang seines Raumes auch messen kann. Weiss steht daher mit der Firma Illusonic in Verhandlung, um deren Raummess-Software lizensieren zu können. Weiter geht’s mit einem dreibandigen, vollparametrischen Equalizer – schlicht „EQ“ betitelt –, mit dem man ganz nach Gusto Klangveränderungen vornehmen kann. Equalizer Numero Drei ist der „Schwede Loudness EQ“, der nur wenig mit dem zu tun hat, was man mit der guten alten Loudness-Taste bei Verstärkern oder Receivern der 80-er Jahre verbindet. Bernhard Schwede entwickelte auf der psychoakustischen Charakteristik des menschlichen Ohrs und seiner Anatomie basierende Frequenzkurven, die die Nicht-Linearitäten des menschlichen Gehörsinns kompensieren sollen und ließ sie sich patentieren. Beim DAC502 stehen für Pegel zwischen 60 und 105 Dezibel zehn unterschiedliche Loudness-Kurven zur Wahl.

Unter dem Menü-Punkt „Dynamics“ kann man den Dynamikumfang der Wiedergabe verringern, um Lautstärkespitzen zu vermeiden oder etwa bei geringen Pegeln Pianissiomo-Passagen besser hörbar zu machen. Da Weiss Engineering Ltd. schon seit Jahrzehnten bestens beleumundete Equalizer, Limiter, Kompressoren und De-Esser für Tonstudios entwickelt und fertigt, sind die genannten Features des DAC502 keine Spielzeuge für Audiophile, sondern State-ot-the-Art-Profi-Werkzeuge zur Klanggestaltung. Eher für den Kreis der Musikliebhaber dürfte der „Weiss Vinyl Emulator“ gedacht sein, der unter anderem minimalen Einfluss auf den Frequenzgang, das Verzerrungs- und Resonanzverhalten, das Übersprechen und die Amplitude nimmt. Der Effekt ist in seiner Intensität regelbar.

Die Fernbedienung erlaubt die Eingangs- und Ausgangswahl, die Lautstärkeregelung, die Umschaltung der Phase und die Wahl von zwölf zuvor abgespeicherten Presets für die DSP-Plugins
Die Fernbedienung erlaubt die Eingangs- und Ausgangswahl, die Lautstärkeregelung, die Umschaltung der Phase und die Wahl von zwölf zuvor abgespeicherten Presets für die DSP-Plugins

Wie der „Room EQ“ steht auch die „Weiss Crosstalk Cancellation“ nur bei aktiven Line- nicht aber für die Kopfhörer-Ausgänge zur Verfügung. Die erste Anwendung dafür ist die Wiedergabe von Kunstkopf-Aufnahmen über Lautsprecher: Während bei der Kopfhörerwiedergabe das rechte Ohr ausschließlich das Signal des rechten Kanals hört, erreicht der vom linken Lautsprecher abgestrahlte Schall minimal zeitverzögert und in Frequenzgang und Pegel leicht verändert auch das rechte Ohr und umgekehrt. Crosstalk Cancellation (XTC) sorgt nun dafür, dass möglichst wenig Signale das rechten Kanals das linke Ohr erreichen und vice versa. Dazu muss nicht nur der Abstand der Lautsprecher zueinander und zum Hörplatz angegeben werden, sondern auch noch die Kopfbreite des Zuhörers. Allerdings sollen für diese Anwendung die Lautsprecher selbst bei ungewöhnlich großer Entfernung zum Hörer nicht weiter als zwei Meter auseinander stehen. Ich werde die einmal gefundene, für meinen Raum optimale Aufstellung aber auf keinen Fall verändern. Was schade ist, denn Weiss verspricht für die eher im Studio übliche nahe Platzierung der beiden Lautsprecher in Verbindung mit XTC nicht nur bei Kunstkopf-, sondern auch bei Live- und einigen Studio-Aufnahme eine besonders eindrucksvolle Raumdarstellung.


  • Ortofon MC X10

    Der renommierte Tonabnehmer-Hersteller Ortofon implementiert die Gene seiner großen MC-Systeme in die neue Einstiegsserie „X“ und bettet sie in ein innovatives Gesamtkonzept. Wir testen das günstigste Modell MC X10 zum Preis von 300 Euro, das bereits mit technischen Finessen wie um 90 Grad gedrehten Reinsilberspulen aufwartet. Wie sehr liebe ich Ortofon! Es gibt keinen anderen Tonabnehmer-Hersteller, von dem ich im Prinzip jedes Modell blind kaufen würde. Und dies bereits zur Genüge auch getan habe. Der…
    08.07.2025
  • WestminsterLab Lumin Power X1 DC Cable

    Auch wenn dies bereits der fünfte Artikel ist, der Erzeugnisse von WestminsterLab zum Gegenstand hat, ist es der erste, in dem es um ein Kabel geht – und was für eins: ein Gleichstromkabel für die Verbindung von Netzteil zum Hauptgerät eines einzigen Herstellers: Lumin. Noch dazu ist das Kabel in Relation zu den Geräten recht kostspielig. Ich gebe gerne zu, dass ich von allein niemals auf die Idee gekommen wäre, mich mit WestminsterLabs Lumin Power…
    04.07.2025
  • Acousence dac-pre reference UX

    In vielen meiner Tests kommen Produkte von Acousence vor, wenn auch nicht namentlich. Denken Sie nur an Schostakowitschs Symphonie Nr. 15 mit den Duisburger Philharmonikern: ein vorzügliches klingendes Album, egal ob als File oder als LP. Doch Acousence steht nicht nur für Aufnahmen, sondern auch für Hifi- und Studio-Equipment der etwas anderen Art. Der Kopf hinter Acousence – ein Kunstwort aus „acoustics“ und „experience“ – ist Ralf Koschnicke. Er betreibt ein Tonstudio, ist Mitglied im…
    01.07.2025
  • Goldring Ethos SE

    Seit dem Bestehen von hifistatement – und das sind nun auch schon 14 respektive 16 Jahre – testeten wir einen einzigen Goldring-Tonabnehmer: Dabei tauchte das Elektra nur kurz im zweiteiligen Berichts über den Transrotor Crescendo auf. IDC Klaassen, der neue Goldring-Vertrieb, wollte das ändern und schickte das aktuelle Topmodell nach Gröbenzell. Auch wenn es in der Einleitung ein wenig anders erscheint, haben die Kollegen und ich schon durchaus Erfahrungen mit den Systemen oder zumindest den…
    24.06.2025
  • Transparent Audio XL Power Cord

    Als ich kürzlich Luis Fernades und Werner Möhring in Meschede besuchte und wir den Test der Finite Elemente Carbofibre° Statement verabredeten, schlug der Geschäftsführer des G8-&-Friends-Vertriebs vor, auch mal eines der besseren Stromkabel von Tranparent auszuprobieren. Doch wie testet man ein einzelnes Netzkabel in einer gut abgestimmten Kette? In meiner Anlage versorgt fast durchgängig von Garth Powell entwickelte Netztechnik der Marke Audioquest die Komponenten mit Energie. Allerdings ist seit der ungemein aufwendigen Beschäftigung mit den…
    20.06.2025
  • SilentPower Omni LAN

    Welch positive klangliche Auswirkung die Synchronisation mit einer 10-Megahertz-Clock hat, haben Roland Dietl und ich an dieser Stelle schon häufig beschrieben. Allerdings bewegten sich beispielsweise alle dafür geeigneten Switches im gehobenen vierstelligen Preisbereich. SilentPowers Omni LAN hat einen Clock-Eingang und kostet gerade mal 800 Euro. Wer vielleicht durch Wolfgang Kempers Test des SilentPower LAN iPurifiers Pro mitbekommen hat, dass SilentPower eine Untermarke von ifi ist, kann sich gewiss erklären, warum das Omni-LAN-Switch trotz seiner vielfältigen…
    17.06.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.