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Keces S300

11.01.2022 // Finn Corvin Gallowsky

Viel Platz ist nicht – auf diesem Foto kann man sich vom sauberen Aufbau der Endstufe überzeugen
Viel Platz ist nicht – auf diesem Foto kann man sich vom sauberen Aufbau der Endstufe überzeugen

Mit dem zweiten Song bleibe ich bei Synthsound, nur diesmal mit E-Gitarre und bewege mich jetzt voll in finnischem, metallenen Fahrwasser. Beast In Black zollen mit dem Song „Moonlight Rendezvous“ und dessen aufwendigem Musikvideo von ihrem aktuellen Album Dark Connection nicht zuletzt dem Filmklassiker Blade Runner Tribut. „Moonlight Rendezvous“ ist eine typische Metalproduktion: stark komprimiert mit einer Flut an Instrumenten und Effekten, gerade an Synthsounds herrscht eine ungewöhnliche Fülle. Aber selbst in dieser Produktion weiß die Endstufe aufzuräumen. Einige Synthsounds werden erst mit der S300 richtig voneinander separiert und deutlich leichter wahrnehmbar und zuzuordnen. Wieder gerät die Bass Drum trockener, straffer als noch mit der NAD Endstufe. Alle Instrumente und Ebenen der Mischung sitzen millimetergenau und unverrückbar auf ihrem Platz im Stereopanorama. Meine NAD spannt das Klanggeschehen als Bogen auf, der mittig deutlich hinter den Lautsprechern liegt. Stark nach links oder rechts gemischte Elemente, wie in diesem Song typischerweise die E-Gitarren, stechen mit der NAD als deutlich vordergründig und an den Lautsprechern verortbar hervor. Die S300 geht das Ganze etwas anders an: Die Wiedergabeebene verschiebt sich insgesamt deutlich hinter die Lautsprecher, auch ganz links und rechts außen, dafür öffnet der zur Mitte hin gezogene Bogen nicht ganz so tief in die Hörraumrückwand hinter den Lautsprechern wie mit der NAD. Dies führt zu einer auf den ersten Blick weniger spektakulären räumlichen Wiedergabe, erweist sich aber bei genauerem Hinhören als viel homogener, ausgewogener und vor allem genauer. Die Tiefenstaffelungen der Instrumente lässt sich so nämlich über die gesamte Stereobreite bruchlos nachvollziehen. So wirken Klangquellen, die nicht gänzlich nach außen, aber auch nicht voll in die Mitte gemischt sind, viel eingebundener in ein räumliches Gesamtbild, das sich fein gestaffelt von vorne nach hinten erstreckt.

Keces setzt auf Sanken-Transistoren
Keces setzt auf Sanken-Transistoren

Dem Class-A-Betrieb möchte ich mich sanft annähern und wähle dafür Valentin Silvestrovs zweite Bagatelle von der ECM-Produktion Bagatellen und Serenaden. Das zerbrechliche Klavierstück sollte zum Heraushören kleinster Unterschiede bestens dienen. Die Aufnahme ist recht leise, deshalb muss ich die Vorstufe meines Brooklyn DACs schon etwas stärker bemühen. Im AB-Betrieb gelingt der S300 eine wunderbar kohärent freischwebende Projektion des Klaviers in meinen Hörraum. Nicht nur der Saitenklang, sondern auch die Schwingung des gesamten Resonanzbodens und des Klavierkorpus lassen sich wunderbar erleben. Gerade bei den tiefen Tönen habe ich das Bild der angeschlagenen Saiten geradezu vor Augen. Wieder ist alles extrem gut sortiert, jede Saite, respektive Saitengruppe, hat ihren festen Platz im Stereopanorama. Der sich hebende und senkende Dämpfer vermittelt eine gewisse Strenge, ist aber dennoch nicht aufdringlich. Mit dem Umschalten in den High-Bias-Betrieb verschmelzen Saiten und Dämpfer stärker miteinander und das Aufsetzen des Dämpfers wirkt sanfter und weicher, besser eingebunden. Der Flügel wird noch stärker als Gesamtklangkörper wahrnehmbar und scheint etwas flächiger und raumgreifender zu erklingen. Einerseits wird einzelnen Tönen eine größere Entfaltungsfreiheit eingeräumt und die Bagatelle wirkt lebendiger und wohltuender, andererseits lässt sich ein gewisser gutmütiger Anflug der Wiedergabe nicht verstecken. Dem Klavierstück und auch klassischer Musik im Allgemeinen steht dies sehr gut. Alles wird gefühlvoller dargeboten, die S300 geht die Aufgabe mit mehr Fingerspitzengefühl, Ruhe und Genauigkeit an. Springe ich zurück zum vorherigen Testtrack, lassen sich auch dort beispielsweise noch feinere Nuancen in der ungewöhnlich hohen Stimme des Sängers heraushören. Die unnachgiebige Kontrolle, die dem musikalischen Brett im Low-Bias-Modus sehr gutgetan hat, vermisse ich dennoch ein bisschen. Glücklicherweise steht einem die Wahl des Betriebsmodus vollkommen frei und man muss bei keinem Genre Kompromisse eingehen.

Die Eingangssektion teilt sich die S300 augenscheinlich mit dem kleineren Vorgängermodell S125
Die Eingangssektion teilt sich die S300 augenscheinlich mit dem kleineren Vorgängermodell S125


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