tests/22-01-18_danclark
 

Dan Clark Audio Stealth

18.01.2022 // Dirk Sommer

Kein Mangel an Leistung lässt sich feststellen, wenn Chord Electronics' MOJO die Daten wandelt und das analoge Signal verstärkt. Plötzlich kommen nicht komprimierte Stücke wieder sehr dynamisch und packend rüber. Allerdings zeigt die Färbung der beiden bunten Kugeln zur Lautstärkeeinstellung, dass der MOJO schon recht weit aufgedreht ist. Das dürfte nur für diejenigen Kopfhörerfreunde ein Nachteil sein, die gern lange mit ihrem mobilen Equipment unterwegs sind. Ein Stealth wird die Akkus des angeschlossenen Verstärkers schneller zur Aufgabe bewegen als die meisten anderen Magnetostaten. Wenn man sich erst länger an das ungemein hohe Niveau eines Stealth gewohnt hat, ist es gewiss nicht leicht, unterwegs darauf zu verzichten – zumal die Größe des Cases und das relativ geringe Gewicht den mobilen Einsatz nahelegen. In meinen Augen prädestinieren die elegante Erscheinung und die sehr gut verarbeiteten Oberflächen den Stealth jedoch eher für die heimische Nutzung – als Reisebegleiter oder professionelles Werkzeug erscheint er mir fast zu schade. Deswegen ist mein D/A-Wandler nun auch mit dem SPL Phonitor x verbunden, der sowohl über einen symmetrischen als auch über einen unsymmetrischen Kopfhörerausgang verfügt.

Das Kopfband wurde aufwändig bestickt
Das Kopfband wurde aufwändig bestickt

Da ich wie so oft mit einer im Pegel eher zurückhaltenden ECM-Produktion begonnen habe, musste ich das Poti des Phonitor am recht leisen Beginn von „God Bless The Child“ bis auf über drei Uhr aufdrehen. Aber der SPL hat ja noch eine Menge Reserven: Mit den DIP-Schaltern auf der Unterseite lässt sich die Leistung um zwölf, 22 und 24 Dezibel erhöhen. Schon der kleinste Schritt genügt, um bei etwa zwölf Uhr mit richtig Druck Musik genießen zu können. Man merkt sofort, wie positiv der Stealth auf einen kräftigen Verstärker reagiert: Ihm gelingt beispielsweise bei Ruta And Daitya, dem Duo-Album von Keith Jarrett und Jack DeJohnette, die Differenzierung der Schallereignisse absolut hervorragend. Tiefe Trommeln kommen mit viel Druck und präziser Definition. Die Flöte, die Perkussionsinstrumente und das verzerrte, teils mit einen Wah-Wah verfremdete Fender Rhodes scheinen dank der vielfältigen, aber immer glaubwürdigen Klangfarben zum Greifen plastisch. Eine besonderes Erlebnis sind die Becken: Über einen Kopfhörer habe ich das Blech nie so detailreich und realitätsnah gehört. Bei der recht fetten Bassdrum nimmt man nicht nur das Fell und den Kessel wahr – ja sogar die Geräusche der Fussmaschine sind zumindest gegen Anfang von „Overture – Communion“, als das Klangbild noch nicht so dicht ist, zu erahnen. Und das schönste an dieser Detailfülle ist, dass das Stück dennoch ebenso packend und spannend rüberkommt wie gewohnt. Beim Stealth sind Analyse und Spielfreude keine Gegensätze.

Dass ich mich mit der Vorne-Ortung bei Kopfhörern schwertue, habe ich ja schon bekannt. Daran vermag auch der Stealth nichts zu ändern: Bei Schostakowitschs Symphonie Nr. 15 fehlt mir daher die über Lautsprecher erfahrbare Tiefenstaffelung, dennoch vermittelt die hervorragende Aufnahme über den Dan Clark Audio eine Vorstellung von der Größe des Saals, in dem die Duisburger Philharmoniker agierten. Schon hier sind Pauken und Bässe in den Fortissimo-Passagen fast körperlich zu spüren. Im ersten Satz von Mahlers Symphony Nr. 3 in der Interpretation des Symphonieorchesters des Bayrischen Rundfunks unter Mariss Jansons – übrigens ein Anspieltipp eines Kollegen für den wenig Klassik affinen Autor – werden dann die enormen Fähigkeiten des Magnetostaten in Sachen Dynamik und Tieftonwiedergabe besonders deutlich. Die vom Phonitor straff kontrollierten Membranen setzen eine Menge bestens dosierter Energie frei: ein Hochgenuss! Weniger spektakulär, aber mindestens genauso wichtig für das Gesamtergebnis sind die fantastische Feinzeichnung, die tonale Stimmigkeit und die Klangfarbenpracht des Stealth. Da muss man kein Klassikfan sein, um zumindest während der über 30 Minuten des ersten Satzes dabeizubleiben.

Die filigrane Konstruktion über dem bestickten Kopfband trägt ihren Teil zum geringen Gewicht von nur etwas mehr als 400 Gramm bei
Die filigrane Konstruktion über dem bestickten Kopfband trägt ihren Teil zum geringen Gewicht von nur etwas mehr als 400 Gramm bei


  • CoolTech revisited: -180 Grad für SSDs

    Schon bei den Gesprächen während unseres ersten Besuchs hatte CoolTech-Chef Wolfgang Lausecker erwähnt, dass einige seiner Kunden auch Festplatten zur Kryo-Behandlung geschickt und von klanglichen Verbesserungen berichtet hätten. Mir erschienen die Auswirkungen der Kälte auf Schallplatten und Kabel aber erst einmal deutlich spannender. Auf Messen, Veranstaltungen von Herstellern und im privaten Bereich habe ich immer mal wieder „normale“ LPs gegen Frozen-Editions gespielt, wobei mir wegen des höheren Informationsgehalts und der besseren Durchzeichnung die zwischenzeitlich auf…
    03.06.2025
  • Finite Elemente Carbofibre° Statement

    Auf einer Reise ins Ruhrgebiet machte ich einen Zwischenstopp in Meschede, wo sich die Produktion von Finite Elemente befindet. Luis Fernandes und Werner Möhring präsentierten die neue Einsteigerserie Pagode Signature M, Carbofibre°-Böden zur klanglichen Optimierung von USM-Haller-Möbeln und eine ultimative Geräteplattform namens Statement. Die akustischen Besonderheiten in meinem Hörraum waren an dieser Stelle ja vor nicht allzu langer Zeit Thema, allerdings ohne näher auf den gefliesten Boden einzugehen, der sich beispielsweise bei der Aufstellung der…
    30.05.2025
  • Palma DHS-1

    Mit dem Palma DHS-1 haben wir mal wieder einen ersten seiner Art im Test bei Hifistatement: Der Kopfhörer mit dynamischem Schallwandler kann mittels einer drehbaren, perforierten Ohrmuschelabdeckung sowohl offen als auch geschlossen betrieben werden. Ein Umschalten ist in Sekunden möglich. Palma ist als Kopfhörerhersteller aus dem Nichts aufgetaucht. Deshalb habe ich mich selbst erst einmal informieren müssen, wie es denn eigentlich zum DHS-1 gekommen ist. Letztendlich stecken mit Pascual und Mario zwei Kindheitsfreunde hinter der…
    26.05.2025
  • TAD-ME1TX

    TAD ist seit vielen Jahren für seine herausragenden Lautsprechersysteme bekannt. Als uns kürzlich Jürgen Timm vom deutschen Vertrieb in der Redaktion besuchte, hatte er die brandneue TAD-ME1TX im Gepäck. Dieses Modell der TAD „Evolution Series“ ersetzt die allseits geschätzte TAD-ME1 die 2016 vorgestellt wurde, und ist der Einstieg in die TAD-Welt. Die Technical Audio Devices Laboratories, Inc. (TAD) wurde 2007 als 100-prozentiges Tochterunternehmen von Pioneer gegründet und gehört unverändert zum Unternehmensverbund, auch wenn Pioneer seine…
    14.05.2025
  • Stenheim Alumine FIVE SX

    Langjährige Hifistatement-Lesern dürften sich daran erinnern, dass die Alumine FIVE vor acht Jahren hier schon einmal Thema waren. In dieser Zeit entwickelten Jean-Pascal Panchard und sein Team die FIVE kontinuierlich weiter, wie die Modellvarianten SE, SX und LE beweisen. Kleiner Spoiler: Für mich spielt die SX in einer deutlich höheren Liga. Damals traten die nicht unerheblich teureren Kawero! Classic und die LumenWhite DiamondLight gegen die FIVE an und machten schnell klar, dass in Sachen Raumdarstellung…
    12.05.2025
  • AudioMaster21 The GoldBug

    Wenn Audio Freak respektive dessen Inhaber Markus Wierl einen Tonabnehmer von AudioMaster für einen Test vorschlägt, lehne ich nicht ab: Seine letzte Empfehlung, der MK Audio Röhren-Phonoentzerrer samt Übertrager, überzeugte mich rundum, obwohl ich bis dahin Step-Up-Trafos eher ablehnend gegenüber stand. Das GoldBug weckt also hohe Erwartungen. Das liegt nicht nur daran, dass Audio Freak diesen Tonabnehmer aus Italien importiert, sondern vor allem an seiner Entstehungsgeschichte: AudioMaster ist „das italienische Highend Urgestein Joseph Szall“, wie…
    09.05.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.