Die Ausgangsstufe ist wie schon beim AMP-13R mit nur einem einzigen Pärchen lateraler MOSFETs von Exicon aufgebaut, die speziell für Audio-Anwendungen entwickelt wurden und im Class AB-Betrieb arbeiten. Die Leistungstransistoren sind direkt auf der Bodenplatte befestigt, die wiederum mit den seitlichen Kühlkörpern verbunden ist, so dass das gesamte Chassis zur Kühlung dient. Die Ausgangsleistung beträgt unverändert zweimal 25 Watt an acht Ohm. Die Ausgangsstufe wird auch für den Kopfhörerbetrieb benutzt, wobei die Lautsprecherausgänge dann einfach stumm geschaltet werden. Damit steht für einen Kopfhörer exakt der gleiche Signalpfad zur Verfügung wie für den Betrieb von Lautsprechern. Soo In Chae sagt, dass der AMP-23R praktisch alles von vier Ohm bis 600 Ohm oder mehr treiben kann. Seine Ausgangsimpedanz beträgt etwa 0,8 Ohm und er liefert etwa 15 Watt an 14 Ohm und 4 Watt an 60 Ohm, wobei die Leistung bei höheren Impedanzen linear abnimmt. Damit sollte für jeden noch so anspruchsvollen Kopfhörer mehr als ausreichend Leistung bereitstehen. Zusätzlich kann im Kopfhörerbetrieb die Grundverstärkung von 22,5 Dezibel (High Gain) auf 7 Dezibel (Low Gain) verringert werden.
Für die Steuerung des Ruhestroms der Endtransistoren kommt eine Schaltungsanordnung zum Einsatz, die Soo In Chae JET2 genannt hat, wobei die Zahl zwei bedeutet, dass es sich um die zweite Generation dieser ungewöhnlichen Schaltung handelt. JET ist eine Abkürzung für "Jet", "Exact" und "Tracking" und steht für eine Schaltung, die eine hochpräzise und temperaturstabile Vorspannung für die Ausgangstransistoren erzeugen und auf Veränderungen ultraschnell reagieren soll. Es handelt sich um eine hochkomplexe Schaltung bestehend aus Analog-Digital- und Digital-Analog-Wandler sowie einem Micro-Prozessor mit entsprechender Softwaretechnologie.
Die Lautstärkeregelung besteht vordergründig aus einem motorgetriebenen Poti. Doch damit erfolgt lediglich die Ansteuerung einer über mehrere Relais geschalteten, hochpräzisen Widerstandskette. Über diese – und das ist die große Besonderheit – wird der Verstärkungsfaktor eingestellt und nicht wie sonst üblich der Pegel abgeschwächt. Damit ist der AMP-23R wie schon seine Vorgänger genau genommen kein integrierter Verstärker bestehend aus einer Vor- und Endstufe, sondern eher ein Endverstärker mit Eingangswahl und einstellbarer Verstärkung für Lautsprecher oder Kopfhörer. Im Netzteil verwendet der AMP-23R den gleichen Trafo von Avel Lindberg wie das Vorgängermodell, und auch die automatische Anpassung an die eingehende Netz-Wechselspannung ist geblieben. Das restliche Design der Stromversorgung wurde komplett überarbeitet. Besonders wurde dabei auf eine strikte Trennung der Versorgung von analogen und digitalen Schaltungsteilen geachtet.
Zusammenfassend können wir feststellen, dass der AMP-23R weit mehr ist als ein AMP-13R in neuer Verpackung. Auch beim AMP-23R bleibt uns aufgrund der moderaten Ausgangsleistung die Suche nach passenden Lautsprechern in der richtigen Hörumgebung nicht erspart. Lautsprecherboliden mit niedrigem oder allenfalls mittlerem Wirkungsgrad in einem sehr großen Hörraum sind sicherlich nicht das Richtige. Fakt ist aber, dass 25 Watt pro Kanal tatsächlich viel weiter reichen, als manche erwarten würden. Für kleinere Lautsprecher mit vernünftigem Wirkungsgrad in einem nicht zu großen Hörraum ist der AMP-23R eine perfekte Wahl. So haben sich beim Test des Bakoon AMP-13R die kleinen Lautsprecher VOX 3f von Soundkaos als fantastische Spielpartner entpuppt. Auch mit meiner kleinen Audioplan Kontrapunkt IV, die nicht den allerhöchsten Wirkungsgrad hat, ist der AMP-13R mühelos zurechtgekommen und das gilt jetzt auch für den AMP-23R.
Ich merke Ihre langsam aufkommende Ungeduld: Sie wollen endlich wissen, wie sich der AMP-23R klanglich schlägt. Mit einem direkten Vergleich zum Bakoon AMP-13R kann ich nicht dienen, aber lassen Sie es mich allgemein mal so formulieren. Man trifft nach längerer Zeit einen guten alten Bekannten wieder, mit dem man sich immer sehr gut verstanden hat, und das alte Verständnis ist sofort wieder da. So ähnlich ist es mir mit dem AMP-23R ergangen. Die klanglichen Eigenschaften, die mich seinerzeit beim AMP-13R so begeistert hatten, sind sofort wieder da!
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