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Spendor A2

15.02.2022 // Finn Corvin Gallowsky

Die A2 verfügen nur über ein einfaches Anschlussterminal
Die A2 verfügen nur über ein einfaches Anschlussterminal

Dieser Eindruck verstärkt sich noch, sobald John Wettons Gesangseinlage beginnt. Die imaginäre Bühne öffnet sich eher zum Hörer und zieht mich so noch tiefer in die Musik: Wettons Stimme wirkt unheimlich nah und eindrücklich. Die Höhen der A2 sind etwas zurückgenommen: Dies ist bei dieser Aufnahme insofern auffällig, da sie üblicherweise einen etwas stechenden, ja fast störenden Hochton besitzt, der durch die A2 besänftigt wird. Der Bassbereich spielt nicht nur gemessen an der Größe des Lausprechers ziemlich tief. Die im Datenblatt angegebenen 36 Hertz erreichen die A2 in meinem Raum tatsächlich und spielen ohne großen Pegelabfall sogar noch ein paar Hertz tiefer– Raummoden sei Dank. Zur Abwechslung tragen sie mal konstruktiv zum Klang bei. Danach fällt die Kurve dann aber auch sehr steil ab. Echte Tiefbassqualitäten darf man von der Spendor nicht erwarten. Die Bassreflexabstimmung ist dennoch sehr gut gelungen: Einem Lautsprecher dieser Größe einen derart tiefen Bass zu bescheren, ohne dass er aufgesetzt und unnatürlich wirkt, will gekonnt sein. Der Mittenbereich ist gleichermaßen vollends überzeugend und deutlich linearer als bei meinen Magnat Quantum 807. Dies macht ihn vordergründig etwas unspektakulärer, aber hilft dabei, der Wiedergabe eine größere Natürlichkeit zu verleihen. Aufgrund der hohen Übernahmefrequenz von 4.200 Hertz trägt der Tiefmitteltöner maßgeblich zur Mittengestaltung bei.

Der Tiefmitteltöner verfügt über eine Polymermembran und einen Phaseplug
Der Tiefmitteltöner verfügt über eine Polymermembran und einen Phaseplug

Deutlich wird dies auch auf „Aquamarin“ von Friedemanns Aquamarin Orchester in Concert. Die Aufnahme erhält eine hochorganische, überaus angenehme Komponente. Wie ein wohlig warmer Sommerwind streifen die Klänge über meine Ohren. Wieder wird das Stück in einem großen musikalischen Zusammenhang wiedergegeben. Während meine Magnats mir eher das Gefühl geben, als würde die Aufnahme vor mir mit allen Details ausgebreitet und mir eine Draufsicht gewähren, habe ich mit den Spendor A2 das Gefühl, direkt in der 1. Reihe zu sitzen und unmittelbar an der Musik beteiligt zu sein. Mit feinen klanglichen Details sind die Spendor dabei etwas zurückhaltender. Sie sind durchaus vorhanden, aber stärker in den gesamtmusikalischen Kontext verwoben. Meine Magnats bieten Details etwas freimütiger, aber auch forscher und fordernder an. Das muss man wollen und mögen. Die Spendor bleiben allzeit entspannt, gutmütig und hochmusikalisch. Das schöne dabei ist, dass der Detailgrad in absoluten Maßstäben genauso hoch ist wie bei den Magnats. Nur die Art und Weise, wie die A2 mit den Feininformationen umgehen, ist eine andere. Die tiefe, aber dank nur einem Treiber mit kleinem Durchmesser sehr reaktionsschnelle Basswiedergabe in Verbindung mit einem linearen Mittenbereich macht die verschiedenen Instrumente des Stücks mit einer großen Frische, Spielfreudigkeit und Impulshaftigkeit erlebbar. Das Schlagwerksolo am Ende des Stücks lässt die volle Dynamikfähigkeit der A2 erkennen. Jeder Anschlag wird entsprechend seiner individuellen Stärke abgebildet und wieder scheinen die Schlagfelle enorm nah und greifbar. Die Stick- und Schlägeltreffer auf den Fellen lassen sich minutiös nachvollziehen. Dennoch merkt man der A2 ihre Größe erstmalig ein bisschen an. Die Vehemenz und Kontrolle der einzelnen Schläge ist zwar durchdringend und präzise, bei der ansatzlosen Gewalt, die ihnen meine nahezu doppelt so großen Standlautsprecher zu vermitteln vermögen, können die A2 nicht ganz mithalten, müssen sie aber auch nicht.

Dank der bereits eingearbeiteten Abdeckung ist der Hochtöner bestens geschützt
Dank der bereits eingearbeiteten Abdeckung ist der Hochtöner bestens geschützt

Dies ist auch bei orchestraler Musik wie beispielsweise „Saturn, der Bringer des Alters“ aus Gustav Holsts Die Planeten meine einzige Kritik. In der Einspielung von André Previn mit dem London Symphony Orchestra 1974, von Qobuz in 192 Kilohertz gestreamt, fehlt es dem ewig langgestreckten, unerbittlichen Crescendo im mittleren Teil des Stückes etwas an donnerndem Bombast. Die Aufnahme verlangt den Lautsprechern allerdings auch wirklich eine Menge ab. Bei der Einspielung Karajans mit den Berliner Philharmonikern der Deutsche Grammophon von 81 sieht es schon etwas anders aus. Diese Aufnahme bietet von sich aus etwas mehr Fülle und ist etwas weniger fordernd und forsch. Wieder bescheren mir die Spendor ein fantastisches erste-Reihe-Erlebnis. Durch den großzügigen Sweetspot der Lautsprecher gilt dies auch bei mehreren Hörern. Der übergeordnete in der Aufnahme enthaltene Raumeindruck wird insgesamt etwas weniger bedient, macht Konzerte aber überhaupt erst mit dem Gefühl unmittelbarer Nähe und Intimität erlebbar. Gerade die Kontrabässe vermitteln das Gefühl, sich im selben Raum mit Ihnen zu befinden besonders stark. Die Obertöne der schmetternden Bläser werden von dem milden Hochton der A2 etwas im Zaum gehalten. Auch dies ist näher an dem oft eher warmen Klang vieler Konzertsäle. Die Spendor verstehen es einfach, dieses geniale in-der-Musik-Gefühl zu vermitteln.


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