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Thiele, Blue Amp und Ortofon: State of the ATR

07.06.2022 // Dirk Sommer

Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass der erste Test des Thiele TA01 in Hifistatement über die Bühne ging. Aber nach Fertigstellung des frühen Exemplars hat Helmut Thiele die Kabelführung noch einmal geändert: Statt einer durchgängigen Verkabelung von den Tonabnehmer-Pin bis zum fünfpoligen DIN/SME-Stecker unten am Arm, gibt es jetzt einen Stecker, der den Arm mit seiner Basis verbindet. Das hat den Vorteil, dass man nun einen komplett eingestellten Arm nach dem Lösen von nur einer Schraube von seiner Basis ziehen und durch einen anderen ersetzten kann: eine gewiss verlockende Möglichkeit für engagierte – und gut betuchte – Analogfans. Den Thiele TA01 mit dem eingebauten Verismo mal eben auf mein Laufwerk zu transplantieren, ist aber leider nicht möglich. Wenn ich also den Einfluss des Thiele-Laufwerks auf die oben geschilderten großartigen Klangerlebnisse einschätzen möchte, bleibt mir nichts anders übrig, als das Verismo aus dem TA01 auf dem TT01 aus- und in den auf meinem LaGrange einzubauen. Aber das kann bei einer sorgfältigen Justage eine Zeit dauern, was der Aussagekraft des Vergleichs nicht unbedingt zuträglich ist.

Die eine Hälfte des Gehäuses nehmen die Signalplatinen für die beiden Kanäle ein
Die eine Hälfte des Gehäuses nehmen die Signalplatinen für die beiden Kanäle ein

Also gönne ich mir das Vergnügen, zweimal die zweite Seite von Dick Schorys Bang Baaroom and Harp sowie dreimal „God Bless The Child“ des Keith Jarrett Trios zuhören, bevor ich mit dem Tonabnehmerwechsel beginne. Der ist dann in weniger als einer halben Stunde erledigt. Und das ist eigentlich viel zu lange, wenn die Unterschiede zwischen den Laufwerken so gering sind wie die zwischen LaGrange und TT01: Ich habe bei Keith Jarretts Trio den Eindruck, dass das Thiele-Laufwerk die Instrumente mit ein bisschen mehr Luft umgibt. So ist der Hall auf der Snare einen Hauch deutlicher zu vernehmen als beim Masselaufwerk, das den Groove des Songs aber einen Tick stärker in den Fokus rückt: Nur gut, dass ich mich nicht zwischen beiden entscheiden muss.

Auf der anderen Seite befinden sich die beiden Netzteile der Phonostufe
Auf der anderen Seite befinden sich die beiden Netzteile der Phonostufe

Bei Dick Schorys Percussion-Ensemble gibt es beim TT01 wieder ein wenig mehr Luft um das Schlagwerk, ja ich möchte fast von mehr Atmosphäre reden. In Sachen Bühnentiefe tun sich die beiden Laufwerke nichts. Rhythmisch erscheint mir das LaGrange minimal spannender. Aber ich traue mich wirklich nicht, diese Eindrücke als wirkliche Unterschiede zu benennen. Sie sind so marginal, dass die kleinste Änderung bei der Justage die Erbnisse ändern könnte. Die einzige Erkenntnis aus der Umbauaktion: Auch der Thiele TT01 agiert auf höchstem klanglichen Niveau! Zusammen mit dem TA01, dem Verismo und dem Modell 42 ist er eine Traum-Kombination für alle Vinyl-begeisterten Musik-Fans, die auf allerhöchstem Level ihre LP-Sammlung genießen möchten und sich nicht erst lange Gedanken darum machen möchten, welche Nadelnachgiebigkeit bei welcher effektiven Tonarmmasse ideal wäre. Andererseits kommen technikverliebte Hifi-Fans bei diesem extrem transparenten Laufwerk ohne Eigenklang, dem mechanischen Meisterwerk TA01, dem hochmusikalischen Verismo und dem vollsymmetrischen und daher nahezu völlig Nebengeräusch-freien, durchsichtigen und klangfarbenstarken 42 ebenfalls voll auf ihre Kosten. Wie gesagt: eine Traum-Kombination!


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