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PS Audio AirLens

01.12.2023 // Wolfgang Kemper

Noch steht mir der HoloAudio May KTE D/A-Wandler aus dem Test zur Verfügung, an dem ich den AirLens gerne ausprobiere, weil der May KTE nicht nur wunderschön musiziert, sondern feinste Details hörbar macht. Ein Vergleich am DirectStream DAC mit der integrierten Bridge dürfte ebenso reizvoll wie aufschlussreich sein und folgt anschließend. Aber lassen Sie uns den Air Lens zunächst etwas näher betrachten: Das Gehäuse im typischen PS Audio Design mit runden Ecken und spiegelnder schwarzer Holzabdeckung ähnelt dem Design der großen DACs. Die Breite von nur 25,4 Zentimetern und ein Gewicht von immerhin 2,2 Kilo machen den Streamer zu einem kompakten, leicht unterzubringenden Gerät, das auch dank der geschwungene Optik seiner Frontgestaltung ansprechend und wertvoll aussieht. Der Blick auf die Unterseite des AirLens zeigt etliche Einstell-Optionen per DIP-Schalter, die für die Nutzung zusammen mit Roon gedacht sind, damit der AirLens die Musik im gewünschten PCM- und DSD-Format an den D/A-Wandler weitergibt. Außerdem lässt sich hier eine Lautstärkeregelung in Roon aktivieren oder sperren. Solle eine Pegelregelung in Roon auch bei nativem DSD oder DoP gewünscht sein, formatiert Roon den Datenstrom nach PCM um. Sobald Ethernet-Netzwerk- und Stromverbindung, letztere durch Einschalten mittels des rückseitigen harten Netzschalters, gegeben sind, blinkt für 15 bis 35 Sekunden die Status-LED auf der Rückseite orange, bis sie nach dem Einlocken zu Grün wechselt. Ähnlich funktioniert das Hochfahren auch, wenn eine Verbindung per WLan besteht. Mir gefällt die Idee, die Status-LED im Spielbetrieb praktisch unsichtbar rückseitig unterzubringen, denn eigentlich kontrolliert man hier ja nur, wenn, aus was für einem Grund auch immer, eine Verbindung nicht zustande kommt. Da ist die Nähe zu den Kabelanschlüssen praxisgerecht. Das blau illuminierte Firmenlogo auf der Front leuchtet, sobald der Streamer eingeschaltet ist. Bei der Wiedergabe von MQA-Files pulsiert dieses Blau und die grüne Netzwerk-LED wechselt zu Orange. Die Aktualität der Firmware und der Streamersoftware kann mit Hilfe der rückseitigen WPS-Taste kontrolliert werden. Es handelt sich hier um zwei unterschiedliche Softwares, die separat über das Netzwerk aktualisiert werden können. Entsprechend wird der DIP-Schalter No.7 eingestellt. Sollte dabei mal wirklich etwas schief gehen, ermöglicht PS Audio das Update über die mit FW benannte USB-Schnittstelle auf der Rückseite. Einen guten Eindruck machen auch die mit Gummi gedämpften vier Stellfüße. Sie sollen den AirLens vor Vibrationen seitens der Stellfläche schützen. Der Blick in das Innere des Streamers zeigt die reichlich mit ICs und SDM-Bauteilen bestückte Hauptplatine, über der das Netzteil (rechts auf dem Foto) seinen Platz hat. Wenn man mit Digital-Komponenten anderer Hersteller vergleicht, ist hier das Gehäuse gut gefüllt und ganz sicher keine Mogelpackung. Das ist zwar kein klangrelevanterAspekt, schafft aber Vertrauen, auch und vor allem im Hinblick auf den Preis.

Einen USB-Anschluss bietet der neue AirLens-Streamer nicht
Einen USB-Anschluss bietet der neue AirLens-Streamer nicht

Der erste Höreindruck am HoloAudio May KTE per I2S erstaunte mich. Anstelle des HQ-Players in der eigenständigen Player-Sektion meines Antipodes Musikservers war nun der AirLens für diese Aufgabe zuständig. Der AirLens musizierte mit ausgeprägterem Grundton, kraftvoll und dynamisch, so dass Gesang und Tiefton-intensive Musikinstrumente in angenehmer Weise an Körperlichkeit zulegten. Dieser Charakter machte ihn in meiner Anlage sofort zu einem ausgesprochen willkommenen Mitspieler. Wo Licht ist, ist auch Schatten, und so besitzt er nicht die sensible Feinzeichnung in den mittleren und oberen Tonlagen, die der Antipodes Oladra mit dem HQ-Player so faszinierend in Verbindung mit dem HoloAudio May bietet. Bei dem gewaltigen Preisunterschied hätten man ansonsten auch wohl von einem Wunder sprechen können. Der klangliche Einfluss durch den AirLens gefiel mir dank seiner prägnanten Grundton-Intensität ausgesprochen gut, weil die Musik in hohem Maße authentisch klingt. Es ist halt auch eine Geschmacksfrage, ob man in die feinsten Details hineinhören möchte oder ob einem ein eingängiger, musikalisch stimmiger Charakter mehr Spaß macht. Den beweist der neue PS Audio-Streamer nämlich bei jeder Art von Musik. Die 24-Bit-Version des sehr transparent aufgenommenen Albums Walking in the Sun von Barb Jungr gefiel dank der glaubwürdigen Frauenstimme, der schönen räumlichen Staffelung, auch wenn diese nicht so ausgeprägt war wie beim Antipodes-Player. Nichts klingt hart oder aufdringlich. Das Hören mit dem AirLens ist stressfrei und spannend, weil auch der PS Audio so fein und strukturiert abbildet, dass das Hineinhören in die Musik nicht schwerfällt. Das gilt in gleicher Weise für die 2009 remasterte 24-bit-Variante von „Brown Sugar“ aus Sticky Fingers der Rolling Stones. Gerade die Gitarren erfreuen hier durch den Klang der Saiten ohne Schärfe und ihre plastische Abbildung. Gustav Mahlers Symphonie No.3 mit dem Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks und Mariss Jansons erlebe ich strahlend, kraftvoll dynamisch akzentuiert und plakativ, aber auch in die Tiefe geordnet. Diese Musik erschließt sich mit dem AirLens farbenprächtig, spannungsvoll und homogen zugleich. Die Auflösung des Qobuz-Streams dieser Symphonie liegt bei 48 Kilohertz und 24 Bit. Nun wechsele ich von der I2S-Verbindung zu S/PDIF-Weg: Dort ist allerdings mit meinem DH-Labs D-150 ein Kabel im Spiel, das erheblich weniger kostet als das Audioquest Dragon HDMI für I2S. Aber wagen wir es mal. Was ich nun höre, überrascht mich total. Die räumliche Tiefenstaffelung wirkt gesteigert, die Bühne öffnet sich nach hinten, das Klangbild tritt nicht ganz, aber zu großem Teil hinter die Lautsprecher-Grundlinie. Das dank der hervorragenden Arbeit der Toningenieure bei der Aufnahme und beim Mastering von Christoph Stickel imposante Schlagwerk zu Beginn des ersten Satzes kommt jetzt klarer gestaffelt aus der Tiefe des Raumes. So kenne ich diese Aufnahme. Eine echte Überraschung. Denn das zeigt, dass auch der S/PDIF-Ausgang überzeugend klingt. Damit qualifiziert sich der AirLens auch für alle, die keinen PS Audio D/A-Wandler besitzen oder einen anderen DAC mit kompatibler I2S-Schnittstelle. Ich bin von der Musikalität mittels S/PDIF derart angetan, dass ich erst einmal so weiter höre, denn auch die Explosivität und die großartige Dynamik in dieser Aufnahme hat keinesfalls gelitten.Vielleicht erklärt diese erstklassige Wiedergabe-Qualität über S/PDIF auch das Weglassen eines USB-Ausgangs, zumindest lässt sich das scheinbare Defizit nun sehr leicht verschmerzen.

Die Anpassung per Dip-Schalter sorgt für das richtige Ausgabeformat an den D/A-Wandler
Die Anpassung per Dip-Schalter sorgt für das richtige Ausgabeformat an den D/A-Wandler

Nun schließe ich den AirLens an meinen modifizierten DirectStream DAC an, zuerst wieder mittels I2S, was von PS Audio auch empfohlen wird. Eva Cassidy mit ihrem Song „Autumn Leaves“ vom Live-Album Nightbird gibt Aufschluss. Der AirLens Streamer verleiht ihrer Stimme mehr Schmelz und lässt sie und ihr Gitarrenspiel nicht nur schöner, sondern auch emotional berührender klingen. Der an Dynamik reiche fünfte Satz der Symphonie Fantastique von Hector Berlioz mit Sergiu Celibidache und den Münchener Philharmonikern ließ den AirLens hinsichtlich Explosivität und Feindynamik sowie räumlicher Tiefe auch etwas besser aussehen als die Bridge II. Dass diese Unterschiede nicht riesig sind, hat auch damit zu tun, dass die Analog-Einheit in meinem PS Audio Dac eine zusätzliche Stromversorgung hat und die Bridge II so weit weniger Schaden anrichtet als normalerweise. Für alle Besitzer eines DirectStream DAC MK2 stellt sich die Frage ohnehin nicht mehr, weil dieser keine interne Streamer-Option mehr bietet. Somit geht es allein um die optimale Verbindung. Nachdem die günstige S/PDIF-Verbindung am HoloAudio May KTE so überzeugte, bin ich neugierig, ob sie an AirLens und DirectStream DAC ähnlich imponieren kann. Ja, das kann der S/PDIF-Anschluss. Aber: Eva Cassidy artikuliert über I2S noch ein ganz klein wenig feiner, was für Perfektionisten relevant sein mag. Der raffiniert arrangierte, swingende Jazz auf Chanson Du Vieux Carré von Harry Connick Jr. kommt in der I2S-Anknüpfung noch minimal prägnanter und mit geringfügig mehr Auflösung in die räumliche Tiefe daher. Doch auch die S/PDIF-Verkabelung ließe sich mit ähnlichem finanziellen Aufwand sicher musikalisch verbessern. Das zum Lieferumfang gehörende, recht ordentlich anmutende I2S/HDMI-Kabel hatte gegen meine zwei Test-Alternativen keine Chance, war aber auch nicht eingespielt. Die Tatsache, dass hisichtlich I2S und S/PDIF die Unterschiede tendenziell unbedeutend sind, scheint mir eine sehr wichtige Erfahrung. Denn somit ist der AirLens in beiden Varianten – man kann es ja selber ausprobieren – eine überzeugende Streaming-Bridge für den neuen DirectStream DAC MK2. Darüber hinaus ist er eine erstklassige Option für jeden anderen D/A-Wandler, selbst für Oldtimer, die nicht die übliche USB-Schnittstelle besitzen. Dass man zwar in Roon investieren, aber auch mit Bubble UPnP ausgezeichnet Musik genießen kann, macht den AirLens flexibel und auch preislich enorm attraktiv.


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