Auch wenn es unwahrscheinlich sein mag, dass jemand den Keces-Vorverstärker mit einem Kopfhörer fordert, der teurer ist als dieser, probiere ich den Dan Clark Audio Stealth – für mich immer noch der Maßstab für geschlossene und offene Kopfhörer – am S4 aus: Ich kenne einfach kein leistungshungrigers Modell als den Stealth. Bei „Help Me“ von Ten Years Afters Album Recorded Live zeigt das Lautstärke-Display des Keces beim leisen Intro erstmals einen dreistelligen Wert: 105 von möglichen 128. Ja, jetzt ist sogar ein leichtes Rauschen zu vernehmen. Ein Tipp auf die virtuelle Pausetaste macht aber schnell klar, dass das Geräusch vom analogen Mastertape stammen muss, denn nun herrscht schlagartig Stille. Nein, auch der extrem schwierig zu treibende Stealth kann den Keces nicht in Bedrängnis bringen. Ich sollte nun – während der lauten Passage des Songs – schnell wieder in den zweistelligen Lautstärkebereich wechseln, sonst wird es mit der folgenden Beurteilung des Eingangs für die DS-Audio-Tonabnehmer schwierig…
Wie oben erwähnt hat DS Audio die Spezifikationen für Entzerrer für seine Tonabnehmer veröffentlicht, damit auch andere Elektronikhersteller Eingänge für die speziellen Abtaster anbieten können. Aber damit nicht genug: DS Audio prüft deren Entwicklungen und stellt sie auf seiner Website vor, wenn sie den Anforderungen genügen. Hier tummelt sich der S4 unter so illustren Namen wie Soul Note, Westminster Lab, Soulution oder EMM Labs. Kein Wunder, denn für ein System ohne Entzerrer kann man bis zu 13.000 Euro ausgeben. Inzwischen bietet DS Audio aber auch eine Art Einsteigermodell, das E1, für 1.450 Euro an, das allerdings noch nicht zur dritten Generation gehört.
In dieser ist auf dem Nadelträger statt eines Aluminiumplättchens ein deutlich leichteres aus Boron montiert. Das Plättchen bewegt sich zwischen den LEDs und den beiden lichtempfindlichen Widerständen, die jeweils einen konstanten Strom im Takt der Musik modulieren: die Signale des linken und rechten Kanals. Diese Ströme sind deutlich kräftiger als die von Moving-Magnet- und Moving-Coil-Systemen erzeugten. Und da das Plättchen – selbst in Aluminium-Ausführung – viel leichter ist als Spulen auf ihrem Träger oder gar Magneten, kann der nur mit wenig Masse behaftete Nadelträger mitsamt dem Diamanten den Rillenauslenkungen schneller und präziser folgen. Mehr zu Theorie und Praxis der DS-Audio-Tonabnehmer demnächst an dieser Stelle. Für eine erste Annäherung an die – für mich – neue Technik hat mir der deutsche Vertrieb, das High-Fidelity Studio in Augsburg, freundlicherweise kurzfristig ein DS-W3 zur Verfügung gestellt, das der Chefentwickler Aoyagi-san zur neuen hauseigenen Referenz erklärte, obwohl es mit „nur“ 6.000 Euro in der Preisliste steht.
So kann ich zwar in Verbindung mit dem passenden Entzerrer für zusätzliche 8.000 Euro erkunden, was das DS-Audio-Konzept klanglich zu leisten im Stande ist, hantiere aber letztlich mit einem für den S4 überdimensionierten Abtaster. Um die Fähigkeiten des speziellen Eingangs des Keces dennoch einigermaßen gut einschätzen zu können, mache ich ihn zur Zentrale der Kette im Hörraum und verbinde einen von seinen symmetrischen Eingängen mit dem DS-Audio-Entzerrer und dann später das Tonarmkabel direkt mit dem dafür vorgesehenen Eingang des S4. Die erste Überraschung erlebe ich, als ich statt Einsteins The Preamp den Keces in der Anlage höre. Die Abbildung bleibt genauso groß und stabil wie zuvor, in Sachen Dynamik gibt es ebenfalls keine Veränderungen und auch keine Einschränkungen bei der Durchzeichnung. Na gut, das Klangbild wirkte über den Einstein einen Hauch wärmer. Aber ich will gar nicht ausrechnen, wie viele S4 mit Phonoeingang und – wie ich jetzt ja weiß – mit sehr gutem Kopfhörerausgang man für einen The Preamp bekommt.
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