Auch wenn es ein auf Hifi-Messen viel zu oft gehörter Song ist, beginne ich mit Stevie Ray Vaughans „Tin Pan Alley“, den ich vor Jahrzehnten auch zum Testen nutzte, jetzt aber einfach goutieren kann, ohne gleich über Hifi-Kriterien nachdenken zu müssen. Dennoch hinterlässt auch das Nebenbei-Hören einen ersten Eindruck: Die nicht eingespielten Kabel – und Verstärker? – klingen keinesfalls schlechter als die mit den Dragons verbundenen Einsteins. Aber die Ansuz-verkabelten Aaviks zeigen auch keine spektakulären Auffälligkeiten. Und das ist gut so – selbst wenn man deshalb noch einige Tage voller Musik warten muss, bevor man C-880 und P-880 mit den üblichen Files und LPs konfrontiert. Nach knapp einer Woche sind dann keine größeren Veränderungen mehr wahrzunehmen und es kann losgehen.
Beim in letzter Zeit häufig gehörten und daher bestens vertrauten „Live Goes On“ von Carla Bleys gleichnamigen Album kommt der Flügel sehr sonor rüber. Man glaubt beinahe, die Interaktion der Saiten mit dem Resonanzboden hören zu können. Eindeutig nachvollziehbar sind die einzelnen Anschläge in ihrer unterschiedlichen Intensität und ihr Verklingen im großen Raum. Aber trotz aller Feininformationen ist es vor allem die stimmige Tonalität, die einen sofort begeistert. Sie sorgt auch mit für eine glaubwürdige Größendarstellung der Instrumente. Andy Sheppards Saxophon erklingt detailliert, voller Energie und doch ohne Schärfe. Steve Swallows E-Bass besitzt bei dieser Aufnahme in den tiefen Lagen ungewöhnlich viel Kraft und bleibt Dank der 880-er trotzdem gewohnt konturiert. So tief konnte ich in dieses Stück bisher nicht hineinhören. Es mag zwar auch anderen Verstärkerkombinationen gelingen, eine solche Fülle an Detailinformationen wiederzugeben, allerdings nur, wenn sie die entsprechenden Frequenzbereiche dazu ein wenig überbelichten. Das hat die Aavik-Kombination zum Glück nicht nötig. Sie spielt – wie erwähnt – tonal total ausgewogen. Die enorm feine Durchzeichnung und Detailfreudigkeit dürfte aus der absoluten Schwärze des Hintergrundes resultieren, vor dem sich das musikalische Geschehen entfaltet.
Natürlich war auch der Kollege Dietl als Besitzer einer Børresen 01 Cryo nicht nur an den technischen Details der Vor/Endstufenkombination interessiert, sondern auch an ihrem klanglichen Leistungen in meinem Hörraum – und was wäre aussagekräftiger als ein Vergleich mit meinem auch ihm bestens vertrauten Einstein-Duo? Dafür wählte er Leopold Stokowskis Album Rhapsodies: Liszt, Enesco, Smetana, Wagner aus. Liszt „Ungarische Rhapsodie Nr. 2“ ist so vorzüglich aufgenommen, dass man fast glaubt, die Instrumente des Orchesters auf einer sehr breiten und tiefen Bühne sehen zu können. Da kann man es ganz gut verschmerzen, dass Einsteins The Preamp die Dimensionen des Aufnahmeraumes ein wenig schrumpfen zu lassen scheint, zumal er den Hochtonbereich minimal verrundet, was bei massiven Streichereinsätzen durchaus gefällig wirkt. Der C-880 stellt einen größeren Aufnahmeraum dar, nicht etwa, indem er die Instrumente quasi in einer wabernden Klangwolke abbildet, nein, er fokussiert sie noch konturenschärfer als der Einstein, so dass sie scheinbar von mehr Luft umgeben werden. In Sachen Dynamik und Spielfreude agieren die beiden Vorstufen auf demselben extrem hohen Niveau.
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