tests/24-03-01_aavik
 

Aavik C-880 und P-880 – Teil 3

01.03.2024 // DIrk Sommer

Ich gebe gern zu, dass einige Passagen zur Technik im ersten Teils des Interviews keine leichte Kost waren. Natürlich geht es auch hier um einige von Michael Børresens konstruktive Lösungen, aber auch um die kommende Generation von Hifi-Fans und – wie angekündigt – um einen Geheimdienst, Kirchen, einen Filou und nukleares Material.

Dirk Sommer: Wie hoch ist der Dämpfungsfaktor der P-880?
Michael Børresen: Hoch, weil wir so viel Verstärkung haben und acht Ausgangstransistoren. Das kann man ausrechnen: Wir haben 120 Dezibel Open-Loop-Verstärkung. Wir brauchen 30 Dezibel. Das sind also 90 Dezibel. Fangen wir bei den Ausgangstransistoren an: Der Emitterwiderstand beträgt nur 0,22 Ohm. Teilt man das durch acht, erhält man eine Zahl für den Widerstand, die man mit 90 Dezibel multiplizieren kann, was unsere Rückkopplung ist. Wir erhalten also eine große Zahl, die wir durch acht oder vier, die Impedanz des Lautsprechers, teilen müssen. Dann erhält man den Dämpfungsfaktor. Ich glaube, dieser liegt bei 12.000 oder 16.000, jedenfalls ist es ein sehr hoher Dämpfungsfaktor. Das ergibt sich, wenn man eine hohe Verstärkung hat und viele Ausgangstransistoren parallel schaltet.
Ich hatte neulich eine Diskussion mit einem anderen Hifi-Reviewer, und wir haben viel darüber gesprochen, dass es bei 99,9 Prozent der Lautsprecher sehr attraktiv ist, einen hohen Dämpfungsfaktor zu haben, weil man damit die Tieftöner unter Kontrolle hat. Dadurch wird die Qualität der verwendeten Kabel ausgenutzt, und alle Qualitäten der Lautsprecher werden genutzt. Es gibt jedoch einige Lautsprecherkonstruktionen, die einen sehr niedrigen Dämpfungsfaktor bevorzugen, nämlich solche, die für den Betrieb mit Single-Ended-Röhrenverstärkern ausgelegt sind, die einfach keinen Dämpfungsfaktor haben, mit dem sie sich brüsten können.

Die Kondensatorbank eines Kanals und dahinter die drei Kupferschienen, die die Endstufentransistoren und mittig die beiden Treiber gegen die Kühlkörper drücken und so für stabile thermische Verhältnisse sorgen
Die Kondensatorbank eines Kanals und dahinter die drei Kupferschienen, die die Endstufentransistoren und mittig die beiden Treiber gegen die Kühlkörper drücken und so für stabile thermische Verhältnisse sorgen

Wenn man sich anschaut, wie Geräte klingen oder welche Qualität sie haben, denke ich, dass es viel damit zu tun hat, dass die Transistoren nicht schalten. Bei vielen Verstärkern heißt es, sie seien Class A/B. Nein, das sind im Grunde Class-B-Verstärker, aber der erste Teil ihres Betriebs ist in Class A, aber sie nehmen nichts von Class A mit in den Class-B-Bereich. Wenn man eine Verstärkerschaltung in seinen Simulator schickt und sich die Ströme und die Belastung der Schaltung beim Abschalten der Endstufe ansieht, sind die Stromtransienten, die dabei auftreten, unglaublich: Alles zittert. Ich glaube, der Grund, warum Transistoren wie Transistoren und nicht wie Röhren klingen, ist dieses Schalten. Dieses Schalten kann an vielen Stellen stattfinden. Wenn man ein großes lineares Netzteil hat, wo die Dioden 50 mal pro Sekunde umschalten müssen, um es aufzufüllen, dann rüttelt das auch alles durch. Man wird Erschütterungsspitzen in der Stromversorgung haben, die direkt in den Signalweg gehen. Man muss also vor allem das Schalten vermeiden oder abschwächen oder das Schalten auf 400 oder 500 Kilohertz verlagern, wo ein Class-D-Verstärker schaltet. Und dann kann man es wegfiltern. Aber das Schalten im Audioband ist eine schreckliche Sache.
DS: Und wie hoch ist die Schaltfrequenz des Netzteils im C-880 und P-880?
MB: Ich glaube, es sind 400 Kilohertz. Aber das ist eine Sinuswelle, weil es ein Resonant-Mode-Netzteil ist. Es ist also kein aggressives Schalten, sondern ein sehr sanftes Schalten, und das kann man glätten. Ein Resonant-Mode-Netzteil kann 400.000 Mal pro Sekunde Strom aus dem Netz saugen. Das bedeutet, dass die Kondensatoren in den Ausgangsstufen nie durchhängen. Wenn eine Transiente kommt, füllt sich das Netzteil schneller auf, als die Lautsprecher die Transiente brauchen, weil es die Ladung der Kondensatoren immer wieder erneuert. Für mich ist das Resonanznetzteil also eine Revolution in Bezug auf die Leistung von Endstufen. Ich glaube, Soulution waren mit die ersten, die medizinische Netzteile, also Schaltnetzteile, eingesetzt haben. Und sie haben sofort einen sehr guten Ruf auf dem Markt erlangt, weil sie diese fantastische Basskontrolle haben, sie haben diesen Griff auf die Dinge, aber sie sind auch sehr frei von Rauschen. Ich glaube, die Inspiration durch die Arbeit von Cyrill Hammer mit Soulution hat mich dazu veranlasst, ein Resonant-Mode-Netzteil auf dem Markt zu finden. Ich denke, das ist ein Fortschritt gegenüber dem Schaltnetzteil, weil es weniger Rauschen hat, einfach weniger Hochfrequenzrauschen. Natürlich gelten 400 Kilohertz als Rauschen, aber eigentlich ist es nur eine Sinuswelle, die dort steht. Es ist eine sehr dichte Sinuswelle, und man braucht nur den DC-Teil davon: So kann man die Restwelligkeit wegfiltern.

Das Resonant-Mode Netzteil unten in der Mitte versorgt die beiden jeweils zwei Kondensatorbänke pro Kanal
Das Resonant-Mode Netzteil unten in der Mitte versorgt die beiden jeweils zwei Kondensatorbänke pro Kanal


  • JCAT XACT S1

    Alle Streamer sind letztlich Computer. Daran kann auch JCAT-Gründer und -Inhaber Marcin Ostapowicz nichts ändern. Aber er ist der Lage, ein Motherboard zu entwickeln, dessen einziger Zweck die möglichst naturgetreue Wiedergabe von Musik ist. Dieser wohl einzigartige Computer mit seinem Linearnetzteil ist das Herz des XACT S1. Marcin Ostapowicz wuchs als Sohn eines Professors an der Musikhochschule auf und erhielt selbstverständlich eine musikalische Ausbildung, die ihn für den Klang natürlicher Instrumente sensibilisierte. Kein Wunder, dass…
    30.04.2024
  • Quad Artera Pre und Mono

    Das gibt es noch: Bezahlbares High-End. Und zwar in Form des Quad Artera Vorverstärkers und der Mono Endstufen aus der gleichen Serie. Zum Preis von insgesamt 4200 Euro bekommt man eine noble Verstärkerkombi im edlen Design, die es im wahrsten Sinne des Wortes in sich hat. QUAD gab seinem Designer- und Ingenieurteam bei der Entwicklung der Artera Serie eine spezielle Aufgabe mit auf den Weg: Die Qualitäten, die QUAD seit Jahrzehnten zu einer der in…
    26.04.2024
  • Merason Reuss

    Bisher habe ich mit Daniel Frauchiger, dem Chef von Merason, nur eine sehr interessante und angenehme Unterhaltung auf einer High End der letzten Jahre geführt. Jetzt freue ich mich deshalb umso mehr, mit dem Merason Reuss endlich einen seiner „made in Switzerland“ Wandler zu testen. Lange Zeit war der Merason DAC1 das einzige Produkt der kleinen Schweizer Manufaktur. Im Test hat sich Wolfgang Kemper von seiner Musikalität begeistern lassen. Beim Nachfolger DAC1 Mk II hat…
    23.04.2024
  • MUTEC REF10 NANO

    The topic of master clock has been on my mind for some time now. It's fascinating to see what sonic improvements can still be teased with it out of a digital chain. The brand new REF10 NANO from MUTEC is a variant of the outstanding REF10 that concentrates on the essentials at half the price. That's quite an announcement and makes the subject of clocking even more interesting as it already is. I've had two…
    19.04.2024
  • Circle Labs P300 und M200

    Die polnische Hifi-Manufaktur Circle Labs bietet neben dem international gepriesenen Vollverstärker A200 auch eine noch hochwertigere separate Vor- Endstufen Kombination an, die nicht nur etwas mehr Leistung zur Verfügung stellt. Eine außergewöhnlich elegante Optik ist ebenfalls ein Merkmal der drei Verstärker aus Krakau. Nur sehr, sehr selten habe ich etwas so Gediegenes, so ansprechend schön Verarbeitetes in Händen halten und betrachten dürfen wie diese Verstärker aus Polen. Seine Liebe zum Produkt hat das Entwicklerteam diesem…
    16.04.2024
  • AIM NA2, NA6 und NA9

    Es sollte sich zwischenzeitlich herumgesprochen haben: in modernen Streaming-Lösungen, gerade auch mit HiRes-Formaten, spielen die Netzwerkverbindungen eine wichtige Rolle und haben einen nicht unerheblichen Anteil am klanglichen Endergebnis. Der japanische Spezialist AIM bietet dafür drei audiophile Serien von LAN-Kabeln an. AIM kennen Sie nicht? Dann geht es Ihnen wie mir bis vor kurzem. AIM Electronics ist ein Kabelhersteller aus Japan und wurde 1983 gegründet. Der Schwerpunkt des Unternehmens lag im Bereich Datenkommunikationskabel für die Netzwerk-Industrie.…
    12.04.2024

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.