tests/24-04-02_rega
 

Rega NAIA, Aphelion 2 und Aura MC

02.04.2024 // Dirk Sommer

Die Phonostufe Aura MC akzeptiert – wie der Name schon sagt – ausschließlich Signale von Moving-Coil-Tonabnehmern
Die Phonostufe Aura MC akzeptiert – wie der Name schon sagt – ausschließlich Signale von Moving-Coil-Tonabnehmern

Der erste wirkliche Test-Track ist „God Bless The Child“ vom Album Standards, Vol. 1 des Keith Jarrett Trios: Schon das Intro erklingt sehr detailreich, schnell und rhythmisch. Anschließend liegt der Fokus mehr auf der High Hat und der richtig knalligen Snare als auf der sonst etwas fetteren Bass Drum: So geht der Song richtig gut ab, die Regas strotzen nur so vor Spielfreude. Dabei ist die tonale Balance jedoch etwas heller, als ich es von von meinem Masselaufwerk her gewohnt bin. Daher spiele ich ich ein wenig mit der Einstellung der Lastkapazität am Aura. Beim mittleren Wert – 3200 Picofarad – erscheint die High Hat etwas weniger prominent. Die Snare verströmt nun immer noch enorm viel Druck, und die Bass Drum gewinnt eine wenig an Gewicht. Der treibende Kontrabass fasziniert in beiden Einstellungen mit einem ausgeprägtem, knarzigen Holzton. Das wohlbekannte Stück habe ich selten so detailreich und so heftig groovend gehört. Auch in Sachen Dynamik macht es das Rega-Trio zu einem Erlebnis. Ein letzter Vergleich mit dem LaGrange zeigt, dass der NAIA und seine Begleiter nicht ganz dieselbe Schwärze und Fülle im Bassbereich aufweisen wie dieser – dafür aber immer mal wieder Vorteile in Sachen Detailfülle und Live-Charakter haben: reine Geschmacksache.

NAIA und Co. sind natürlich auch erste Wahl beim abendlichen Musikgenuss: Auf dem Keramikteller mit der Filzmatte liegen die Simple Songs, eine „Limited Audiophile Signature Edition“ des Labels in+out. Auf einigen der neun Stücke schwelgen Steve Swallow auf der Bass-Gitarre und Christian Muthspiel an der Posaune in wohligen Tieftonwellen, bei einigen anderen wechselt Muthspiel zu leicht angezerrtem E-Piano – der Groove von „(F)all Blues“ ist einfach unwiderstehlich –, Flügel und Flöten: ein faszinierender Mix an Klangfarben, Rhythmen und Melodien! Ich kann Ihnen die Scheibe nur empfehlen. Aber darum ging es mir eigentlich gar nicht. Ich wollte vielmehr darauf hinaus, dass meine Gattin beim musikalischen Aperitif den NAIA entdeckte und gleich vorschlug, ihn auch in ihre Kette zu integrieren. Ihre Entscheidung für den Planar 3 war damals wohl doch nicht nur durch dessen Farbe begründet: Die klare, funktionale Form hatte wohl auch ihren Anteil daran – so wie jetzt wieder.

Äußerst ungewöhnlich für eine Phonostufe sind die wählbaren Lastkapazitäten für MC-Systeme
Äußerst ungewöhnlich für eine Phonostufe sind die wählbaren Lastkapazitäten für MC-Systeme

Da seit einiger Zeit in ihrer Anlage im Wohnzimmer Einsteins The Preamp und The Poweramp die Verstärkung und die Göbel Epoque Aeon Fine die Schallwandlung übernehmen spricht nichts dagegen, den Test hier fortzusetzen. Schon der Umzug des NAIA ist die reine Freude, denn der geht völlig frei von Schlepperei und Feinjustage vor sich: Ich stelle das Leichtgewicht auf die dicke an der Wand befestigte Marmorplatte, die auch dem Vorverstärker Platz bietet, schließe den Plattenspieler an sein Netzteil und die Phonostufe an – und schon geht’s los! Plug and Play, wie man es sich wünscht. Aber das war dank des durch die dritte Schraube im Headshell bestens justierten Tonabnehmers nach dem Auspacken im Arbeitszimmer nicht anders. Man muss kein ausgewiesener Analogfan und leidenschaftlicher System-Justierer sein, um mit dem NAIA samt Aphelion 2 auf extrem hohem Niveau Musik genießen zu können.

Rein optisch überzeugt der grazile Rega-Plattenspieler auf dem Marmorblock sofort und akustisch ist es auch nicht anders: Beim „Buck Dance“ auf Dick Schorys audiophilem Klassiker Bang Baaroom and Harp vermittelte das britische Trio eine tolle Raumillusion: Die Stepptänzer bewegen sich auf Boxenebene, die anderen Instrumente sind ein Stücken weiter dahinter positioniert. Der Kontrabass kommt exakt, schnell und federnd. Zum Schluss des Stücks verschwinden die Tänzer in den Tiefen der Bühne. Die Abbildung gelingt sehr detailreich und bestens aufgelöst. Das „Duell On The Skins“ zieht einen mit der explosive Dynamik in seinen Bann. Wenn mich die Erinnerung nicht trügt, hatte der Brinkmann Avance etwas mehr Tieftonenergie zu bieten, gab das Geschehen aber auch ein wenig gedeckter, fast hätte ich geschrieben muffiger wieder. Beim NAIA hingegen wirkt der Metall-Charakter der perkussiven Instrumente sehr realistisch. „Tiddley Winks“ begeistert mit seinem intensiven musikalischen Fluss. Die Instrumente stehen klar fokussiert auf der präzise durchgezeichneten Bühne: Eine so überzeugende Raumillusion kannte ich von der Kette im Wohnzimmer von LPs bisher nicht. Da ist es mir schlicht egal, ob es an der Phonostufe, dem Tonabnehmer oder am Laufwerk liegt: Regas Gesamtpaket überzeugt!


  • Unison Research Simply Italy Black Edition

    Unison Research feiert sich und seine erfolgreichsten Produkte selbst: Der Verstärkerklassiker Simply Italy kommt als Black Edition mit veränderten technischen Details und frischer Optik daher. Wir hinterfragen, ob es sich nur um pures Marketing oder tatsächlich um Neuerungen mit klanglich relevanten Verbesserungen handelt. Der Look der Black Edition zeichnet sich durch eine hochglanzlackierte Frontplatte, dunkel eloxierte Metalloberflächen und ein neues grafisches Design mit geänderter Typographie aus, ganz im Gegensatz zu den nach meinem Empfinden bisweilen…
    25.04.2025
  • Melco S1 und C1-D20 SFP+ Direct Attach Network Cable

    Während der letzten High End plante Melco, das LAN-Switch S1 noch Ende des Jahres auszuliefern. Nun dauerte es mit der Fertigstellung ein wenig länger, einerseits mit der des Produkts, andererseits mit der dieses Berichts. Ich wartete vergeblich auf technische Erklärungen, nutzte die Zeit aber, um die zahlreichen Möglichkeiten des S1 auszuprobieren. Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, zuvor ein derart reichhaltig ausgestattetes Switch gesehen zu haben: Neben den sieben RJ45-Anschlüssen für Ethernet-Kabel…
    22.04.2025
  • Taiko Audio Olympus XDMI + I/O XDMI

    TAIKO AUDIO wurde von Emile Bok gegründet, der im Alter von zwölf Jahren seinen ersten Lautsprecher baute. Im Jahr 2008 entwarf und produzierte er seine ersten Audioprodukte. Heute bietet das Unternehmen vor allem einen Audio File Server/Transport namens Olympus an, eines der fortschrittlichsten und teuersten Produkte seiner Art. Einem Unternehmen einen Namen aus einer Fremdsprache zu geben, ist etwas völlig Natürliches. In Polen ist es fast ausnahmslos Englisch: Orange, 11 Bit Studios, Arctic Paper. Wenn…
    18.04.2025
  • Senna Sound Orca und Onyx

    Der serbische Hersteller Senna Sound ist neu am Markt, hat aber eine sehr nahe, ja ursprüngliche Beziehung zu dem Röhrenverstärker-Spezialisten Trafomatic Audio. Von den drei Senna-Sound-Erstlingen stehen hier der Vorverstärker Orca und die Endstufe Onyx zum Test. Das dritte Gerät wäre der Phono-Vorverstärker Phönix. Diesen bietet der deutsche Importeur Audio Offensive für 2150 Euro an. Vor- und Endstufe Orca und Onyx kosten zusammen 5850 Euro. Aus mindestens zwei Gründen sind sie optisch ungewöhnlich. Ihre kleinen…
    15.04.2025
  • Cayin Jazz 100

    Mit dem Jazz 100 bringt Cayin einen puristischen Röhrenvollverstärker in Class-A Schaltung auf den Markt, dessen direkt geheizte Single-Ended-Triode 805A feiste 35 Watt Ausgangsleistung an die Lautsprecherklemmen bringt. Nicht nur das Interesse von Klanggourmets mit erhöhtem Leistungsbedarf ist geweckt, sondern vor allem meins! Als bekennender Fan der Marke Cayin war die Vorfreude nach der Ankündigung groß, den Jazz 100 für einen Test zur Verfügung gestellt zu bekommen. Zwar gaben auch schon etliche andere Geräte des…
    11.04.2025
  • XACT PhantomTM USB und LAN

    Netzwerk- und Streaming-Spezialist Marcin Ostapowicz baut sein Angebot immer weiter aus: Es begann mit Upgrade-Baugruppen für audiophil verwendete Computer und den entsprechenden Kabeln von JCAT und der JPLAY-App. Unter dem Markennamen XACT gibt es inzwischen zwei Server, Gerätefüße und nun auch zwei High-End-Datenleitungen: PhantomTM USB und LAN. Bisher wurden Kabel ausschließlich unter dem Label JCAT angeboten. Mit dem USB- und dem Reference LAN-Kabel beschäftigte sich Roland Dietl schon vor rund neun Jahren und war davon…
    04.04.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.