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Circle Labs P300 und M200

16.04.2024 // Wolfgang Kemper

Klar geordnet und beschriftet zeigt sich die Rückseite des Endverstärkers M200
Klar geordnet und beschriftet zeigt sich die Rückseite des Endverstärkers M200

Der dreistufige Umschalter für die Empfindlichkeit hat auch ein wenig Einfluss auf den Klang
Der dreistufige Umschalter für die Empfindlichkeit hat auch ein wenig Einfluss auf den Klang

Hinzu kommt diese unspektakuläre Tonalität, die die Körperhaftigkeit perfektioniert. Die Krakauer klingen nicht warm, aber sie glitzern auch nicht aus eigenem Dünkel effekthascherisch. Es ist alles da in der Musik. Die Details, die ich von dem wunderschön musizierenden Chord im Gedächtnis habe, meine ich auch jetzt wiederzufinden, jedoch nicht auf einem funkelnden Silbertablett serviert. Details, die so ansprechend sein können und das Musikerlebnis spannend gestalten, ordnen sich hier bescheiden, aber entscheidend mitgestaltend in das Gesamte ein und machen in dezenter Manier jedes Musikstück zum Genuss. Da ist kein einzelner Ton, der mich anspringt, kein Becken mit Wow-Effekt, keine auffällig präzise Konturierung einer Stimme oder eines Instrumentes. Nehmen wir als Beispiel Eric Clapton Unplugged (Live) im Highres Streaming von Qobuz. Claptons Gesang erklingt mit angenehm ausgeprägtem Grundton und klarer Artikulation. Die räumliche Tiefe, der Raum zwischen Instrumenten und Stimme bereitete der Chord Ultima Integrated noch ausgeprägter auf. Er stellte jedes Instrumente deutlich frei ohne das organische Miteinander zu verlieren. Das Circle Labs Duo liegt in der Staffelung auf der imaginären Bühne zwischen dem Soulnote A2 und dem Chord Ultima, füllt aber den Raum mit noch mehr Energie im Grundton. Die plastische Darbietung über die Circle Labs gibt der Musik noch etwas mehr Zusammenhang. Die sich mit Leichtigkeit entfaltende Energie im Grundton malt das Klangbild ausgesprochen angenehm und unaufdringlich, verwischt aber nicht die Nuancen. Es ist keineswegs anstrengend, der Feingliedrigkeit in der Musik zu lauschen, weil die Präzision des Gespanns und das Energiepotenzial des M200 diese im organischen Zusammenhang sehr genau abbildet. Die Circle Labs scheinen gänzlich ohne Artefakte zu musizieren, die irgend etwas überbetonen oder gar lästig klingen lassen. Ich möchte sagen, sie klingen schön, und zwar im Sinne von musikalisch richtig.

Zwei dieser Trafos sind in der Circle Labs M200 übereinander montiert
Zwei dieser Trafos sind in der Circle Labs M200 übereinander montiert

Können die Circle Kab auch aggressiven Tönen der Hard-Rocker ihre Bissigkeit lassen? Das prüfe ich als erstes mit den Pictures at an Exhibition von Emerson, Lake & Palmer, die ich in CD-Qualität auf der Festplatte habe. Diese Musik gestaltet mein Soulnote mit Attacke, Transparenz und einem gehörigen Schuss Giftigkeit beim Malträtieren der Orgel durch den Pianisten. Da kommt Live-Feeling ins Hörzimmer. Bei der Vor/End-Kombi offenbart sich sofort eine andere Diktion: Der halb so teure Soulnote zeichnet schon das Intro mit deutlich weniger Raumtiefe, lässt dafür jedoch das Kreischen des Publikums hochtonintensiver spüren. Die Circle Labs klingen hier weniger präsent und deutlich ruhiger, was den Einblick in die Newcastle City Hall echter und glaubhafter erscheinen lässt. Auch versprüht das Krakauer Duo weniger Gift, malt farbenprächtig mit Dynamik und überzeugt zudem mit dieser Tiefe im Grundtonbereich, was wieder eine faszinierende Nuancierung ermöglicht, ohne dabei aggressiv zu klingen. Der Soulnote hat mehr Biss, liefert aber keinesfalls mehr Information und klingt auch flacher. Wenn man die Messer von Keith Emerson in dem Instrument vor Augen hat – wobei ich nicht weiß, ob er das in diesem Konzert überhaupt gemacht hat, ich habe es seinerzeit andernorts live erlebt – mag der Soulnote die Schmerzen besser vermitteln. Schöner, ruhiger und klangfarbenintensiver mit weniger Präsenz musizieren die Circle Labs für den doppelten Eintrittspreis. Diese Tonalität erlebe ich auch bei Mahlers dritter Sinfonie, die Mariss Jansons mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks aufnahm. Die das Intro bildenden acht Hörner klingen mit dem Soulnote heller, was sehr anspricht, weil das Metallische deutlicher vermittelt wird, als es das Timbre der Circle Labs schafft. Aber hinsichtlich der Kraftentfaltung und Farben der Instrumente zeigt das polnische Duo sein musikalisches Feingefühl, lässt den Hörer sich zurücklehnen und die wunderbare Musik genießen. Nachdem ich diese Qualität und die Vorzüge einer unaufdringlichen, faszinierenden Musikalität erlebte, fällt es mir schwer, mich von diesem edlen Duo wieder zu verabschieden.


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