tests/24-10-01_sikora
 

J. Sikora Reference Line und KV12 MAX

01.10.2024 // Dirk Sommer

Da das Etna längere Zeit Pause hatte, darf es sich bei Orexis' Communication ein wenig auflockern. Die Musik des rein akustischen deutschen Quartetts erinnert entfernt an Oregon. Auf „Six o'Rock“ rückt die fette Bass Drum noch kurz Hifi-Kriterien ins Blickfeld: Lyra und J.Sikora verwöhnen mit einer Menge bestens definierter Tieftonenergie. Nach einer ebenso harmonischen wie rhythmisch spannenden Passage steigert sich „Büdi“ Siebert in ein expressives Saxophon-Solo mit weiten Ausflügen in freie Gefilde: so spannend, dass man technische Aspekte schlicht vergisst. Aber die beiden J.Sikoras mit dem Etna können nicht nur emotionale Energie freisetzten, wie „Septemberly“ zeigt. Das Stück lebt von den Klängen einer akustischen Gitarre und denen einer Flöte über mal gezupftem, mal gestrichenem Kontrabass und sparsamer Perkussion. Wirklich traumhaft!

Ein wenig treibt mich die Frage um, wie viel zum beeindruckenden Klang der Bass Drum auf „Six o'Rock“ die Aufnahme und wie viel das analoge Wiedergabe-Trio beigetragen hat. Da sollte Jonas Hellborgs Elegant Punk mehr Aufschluss geben können: Auch bei größtem Tiefton-Druck auf „Drone“ sind die filigranen Saitenberührungen deutlich herauszuhören. „Little Wing“ erfreut mit Kraft, Geschwindigkeit und einem hohen Maß an Kontrolle. Auch hier reihen sich Reference und MAX locker in die Riege der besten Laufwerke und Arme ein, die je in meinem Hörraum musizierten. Bei „It's The Pits, Highlight Return“ geht es nicht nur darum, blitzartig eine riesige Menge Punch im Bassbereich freizusetzen, sondern auch darum, die Töne ohne Verzögerung stoppen zu lassen. Ich kann mich spontan an keine Laufwerk/Arm/Tonabnehmer-Kombination erinnern, die das Tieftonspektakel besser durchgezeichnet und kontrollierter reproduziert hat, ohne dabei die emotionale Wirkung des Songs zu schmälern. Absolut überzeugend! Dieses Verdienst dürfte wohl dem Kevlar-Tonarm zuzuschreiben sein.

Dass man beim Etna im Vergleich zum Aidas keinesfalls auf eine realistische Raumdarstellung verzichten muss, beweist es in Kooperation mit den beiden J.Sikoras beim ersten Satz von Schostakowitschs Symphonie Nr. 15 mit den Duisburgern Philharmonikern unter Jonathan Darlington. Schon der Beginn ist so überzeugend, dass ich nicht wie so oft bei der Wiedergabe des entsprechenden Files nach etwa zwei Minuten aussteige. Das analoge Trio stellt das Orchester auf einer breiten und tiefen Bühne fein differenziert und plastisch dar. Tonal stimmt alles: Die Pauken kommen mit Wucht, der Hochtonbereich hat – wenn gefordert – durchaus Biss und wirkt kein bisschen weichgezeichnet. Auch wenn der Scheibe eine Hi-Res-Aufnahme zugrunde liegt, macht mir die Vinyl-Version mehr Spaß als das File – zumindest wenn die LP auf einem J.Sikora Referenz mit MAX und Etna abgespielt wird.

Mit einer Schraube im Gewinde des exzentrischen Gegengewichts lässt sich der Azimut sehr fein einstellen. Die große schwarze Rändelschraube ermöglicht es, den Tonarm während des Betriebs in der Höhe zu verstellen
Mit einer Schraube im Gewinde des exzentrischen Gegengewichts lässt sich der Azimut sehr fein einstellen. Die große schwarze Rändelschraube ermöglicht es, den Tonarm während des Betriebs in der Höhe zu verstellen

Da ich bisher mit allen Testscheiben – und der Raumpatrouille-LP – nicht den geringsten Kritikpunkt am J.Sikora-Duo finden konnte, gebe ich dieses Unterfangen auf und höre nur zum Vergnügen die erste Seite von Deep Purple's =1, dem neuen Doppelalbum, das mit 45 Umdrehungen abzuspielen ist. Er überrascht nicht, dass zumindest die ersten vier Songs keinerlei Überraschung bieten. Wo Deep Purple draufsteht, ist Deep Purple drin. Erstaunlich ist allenfalls, wie gut Ian Gillan noch immer bei Stimme ist und wie perfekt Simon McBride sich ins Band-Gefüge einpasst, bei dem aus den In-Rock-Zeiten noch Drummer Ian Paice und Bassist Roger Glover mit dabei sind. Im Vergleich mit dem Klassiker kommen die neuen Aufnahmen eine Spur glatter rüber: ein paar Synthie-Sounds statt fast ausschließlich „klassischer“ Hammond auf „Show Me“ und immer mal wieder weibliche – zum Glück sparsame – Backing Vocals. Aber dafür versöhnt sofort das Gitarren-Solo auf „A Bit On The Side“ – und die Fußarbeit Ian Paices an der Bass Drum. Obwohl ich nur noch sehr selten alte Rockscheiben auflege, muss ich zugeben, dass mich das farbige Vinyl unwiderstehlich in seinen Bann zieht. Daran hat natürlich auch die Energie, mit der die J.Sikoras die Songs in den Hörraum drücken, einen beträchtlichen Anteil. Außerdem sorgen sie bei den etwas opulenteren Arrangement für eine hervorragende Durchzeichnung. Aber das ist eigentlich nebensächlich. Die Scheibe spricht mich einfach direkt an. Man fühlt sich gleich ein paar Jahre jünger.


  • CoolTech revisited: -180 Grad für SSDs

    Schon bei den Gesprächen während unseres ersten Besuchs hatte CoolTech-Chef Wolfgang Lausecker erwähnt, dass einige seiner Kunden auch Festplatten zur Kryo-Behandlung geschickt und von klanglichen Verbesserungen berichtet hätten. Mir erschienen die Auswirkungen der Kälte auf Schallplatten und Kabel aber erst einmal deutlich spannender. Auf Messen, Veranstaltungen von Herstellern und im privaten Bereich habe ich immer mal wieder „normale“ LPs gegen Frozen-Editions gespielt, wobei mir wegen des höheren Informationsgehalts und der besseren Durchzeichnung die zwischenzeitlich auf…
    03.06.2025
  • Finite Elemente Carbofibre° Statement

    Auf einer Reise ins Ruhrgebiet machte ich einen Zwischenstopp in Meschede, wo sich die Produktion von Finite Elemente befindet. Luis Fernandes und Werner Möhring präsentierten die neue Einsteigerserie Pagode Signature M, Carbofibre°-Böden zur klanglichen Optimierung von USM-Haller-Möbeln und eine ultimative Geräteplattform namens Statement. Die akustischen Besonderheiten in meinem Hörraum waren an dieser Stelle ja vor nicht allzu langer Zeit Thema, allerdings ohne näher auf den gefliesten Boden einzugehen, der sich beispielsweise bei der Aufstellung der…
    30.05.2025
  • Palma DHS-1

    Mit dem Palma DHS-1 haben wir mal wieder einen ersten seiner Art im Test bei Hifistatement: Der Kopfhörer mit dynamischem Schallwandler kann mittels einer drehbaren, perforierten Ohrmuschelabdeckung sowohl offen als auch geschlossen betrieben werden. Ein Umschalten ist in Sekunden möglich. Palma ist als Kopfhörerhersteller aus dem Nichts aufgetaucht. Deshalb habe ich mich selbst erst einmal informieren müssen, wie es denn eigentlich zum DHS-1 gekommen ist. Letztendlich stecken mit Pascual und Mario zwei Kindheitsfreunde hinter der…
    26.05.2025
  • TAD-ME1TX

    TAD ist seit vielen Jahren für seine herausragenden Lautsprechersysteme bekannt. Als uns kürzlich Jürgen Timm vom deutschen Vertrieb in der Redaktion besuchte, hatte er die brandneue TAD-ME1TX im Gepäck. Dieses Modell der TAD „Evolution Series“ ersetzt die allseits geschätzte TAD-ME1 die 2016 vorgestellt wurde, und ist der Einstieg in die TAD-Welt. Die Technical Audio Devices Laboratories, Inc. (TAD) wurde 2007 als 100-prozentiges Tochterunternehmen von Pioneer gegründet und gehört unverändert zum Unternehmensverbund, auch wenn Pioneer seine…
    14.05.2025
  • Stenheim Alumine FIVE SX

    Langjährige Hifistatement-Lesern dürften sich daran erinnern, dass die Alumine FIVE vor acht Jahren hier schon einmal Thema waren. In dieser Zeit entwickelten Jean-Pascal Panchard und sein Team die FIVE kontinuierlich weiter, wie die Modellvarianten SE, SX und LE beweisen. Kleiner Spoiler: Für mich spielt die SX in einer deutlich höheren Liga. Damals traten die nicht unerheblich teureren Kawero! Classic und die LumenWhite DiamondLight gegen die FIVE an und machten schnell klar, dass in Sachen Raumdarstellung…
    12.05.2025
  • AudioMaster21 The GoldBug

    Wenn Audio Freak respektive dessen Inhaber Markus Wierl einen Tonabnehmer von AudioMaster für einen Test vorschlägt, lehne ich nicht ab: Seine letzte Empfehlung, der MK Audio Röhren-Phonoentzerrer samt Übertrager, überzeugte mich rundum, obwohl ich bis dahin Step-Up-Trafos eher ablehnend gegenüber stand. Das GoldBug weckt also hohe Erwartungen. Das liegt nicht nur daran, dass Audio Freak diesen Tonabnehmer aus Italien importiert, sondern vor allem an seiner Entstehungsgeschichte: AudioMaster ist „das italienische Highend Urgestein Joseph Szall“, wie…
    09.05.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.