Ich hatte nun das große Glück, dass der Inhaber des deutschen Vertriebs Audio Referenz, Mansour Mamaghani, für die Installation selbst angereist war. Er bewies dabei ein geübtes Ohr und ebenso ein gutes Händchen, das es auch braucht, wenn es um die feinfühlige Bewegung der Boxen an die ideale Position geht. Zur ersten groben Einstellung hat er die Transportrollen noch an der Box belassen. Beide Boxen wurden dann, in dem zuvor mit Klebeband markierten „neutralen“ Bereich, positioniert und zum Hörplatz ausgerichtet. Eine Position zu nahe an der Rückwand ergab einen aufgeblähten Bass und eine Verdichtung in der Mitte, zu weit am Hörplatz eine zu schlanke und räumlich diffusere und unkonturierte Wiedergabe der Instrumente. Der Abstand zu den Seitenwänden war entscheidend für das Timing. Auch hier ergaben kleine Bewegungen der Box bereits große Veränderungen, die von einer leblosen und flachen Wiedergabe bis rhythmisch und pointiert reichten. Zur anschließenden feineren Justage wurden dann die Rollen gegen die Spikes getauscht. Mit der fest eingebauten Dosenlibelle ging die sorgfältige horizontale Nivellierung problemlos und schnell. Deutlich hörbar war der Zugewinn an Tieftonstabilität, Bildschärfe und Transparenz. Übrigens, die Sasha V ist mit der Wilson Audio Acoustic Diode ausgestattet, die für die Watt/Puppy als Upgrade Kit erhältlich ist. Der Preis beider benötigten Sets liegt allerdings bei circa 4500 Euro. Zuletzt kam dann noch die Feinjustage des Neigungswinkels der Watt zum Hörer. Auch dazu beschreibt Wilson die wichtigen Parameter im Handbuch zur Box. Eine Tabelle beschreibt den resultierenden Einstellwert für den Anstellwinkel, der sich aus der Ohrhöhe und dem Abstand zur Box ergibt. Die Einstellung ist denkbar einfach mit einem speziellen Spike gelöst, bei dem sich glatte beschriftete Zwischenräume mit Gewindebereichen abwechseln. Passt die sichtbare Zahlengravur am Spike zu den Tabellenwerten, stimmt auch die Ausrichtung von Mittel- und Hochtönern perfekt zum Hörer. Das Ergebnis ist eine zeitrichtige, sehr natürliche tonale Wiedergabe, mit einer perfekten Trennschärfe von Instrumenten oder Stimmen. Der gesamte Prozess braucht etwas Zeit und Ruhe. Den letzten Feinschliff in der Einstellung und Positionierung wollte ich dann selbst übernehmen. Auch mit der noch nicht perfekt im Raum positionierten Watt/Puppy war mit den ersten Tönen klar, hier spielt ein Lautsprecher, der einen packend nahe an die Musik bringen kann. Es ist die tonale Stimmigkeit, die Authentizität, die feinsinnige Durchhörbarkeit und Plastizität der Klangkörper, die mich sofort begeistern konnten. Und wer im Übrigen nicht allein lebt und hört, kann sich freuen: Auch außerhalb des Hotspots kann man recht gut hören.
Beginnen möchte ich mit Carla Bley. Sie war eine einflussreiche amerikanische Jazzkomponistin, Pianistin und Bandleaderin. Ich beschreibe sie immer gerne als die intellektuelle Avantgarde im Jazz mit einer tiefgründigen Seele. Wer sie einmal live erleben konnte, kann es um so mehr verstehen. Mit pointiertem Witz, tiefer Musikalität und einem feinen Gespür für das Unerwartete, hat sie den Jazz über Jahrzehnte hinweg auf diese ganz eigene Weise geprägt. Ihr Album Life Goes On, erschienen 2020 bei ECM, ist ein leises, tiefgründiges Spätwerk – getragen von der engen musikalischen Verbindung zu Steve Swallow am Bass und Andy Sheppard am Saxophon, mit denen Bley viele Jahre ein eingeschworenes Trio bildete. Gleich den ersten Titel – und zugleich die namensgebende Suite des Albums – „Life Goes On“ eröffnet sie mit wenigen, fast zögerlichen Klaviertönen – sparsam gesetzt, wie hingetupft und dennoch zugleich rhythmisch schwingend. Immer wieder setzt sie einen einzelnen akzentuiert gesetzten Ton dazwischen. Dann das sanfte Einsetzen von Steve Swallows singendem E-Bass und Andy Sheppards feinsinnigem Tenorsaxofon. Wahrhaft meisterlich, wie die Watt/Puppy dieses subtile Spiel mühelos und leichtfüßig übermittelt: Mit einem perfekten Timing, der wunderbaren atmenden tonalen Darstellung des Flügels, dazu der satte, tiefe und körperliche Ton Swallows Bassgitarrenspiels, zudem Andy Sheppard seine hauchzarten Saxophonlinien hinzufügt. Fehlt in der Wiedergabe insbesondere das Timing, werden Sie die Qualität und Kunst dieses Trios nicht entdecken können. Der Spielwitz geht verloren, die Musik triftet ins Langweilige ab, der Zauber geht gänzlich verloren – natürlich nicht bei den Watt/Puppy. „Vi Gnin“ ist ein eindrucksvolles Stück des beninischen Gitarristen und Sängers Lionel Loueke, das auf seinem 2018 erschienenen Album The Journey (Aparté, AP184, 2018) zu hören ist. Mit seiner warmen Stimme und seinem unverwechselbaren Gitarrenspiel nimmt Lionel Loueke den Hörer mit auf eine Reise in seine westafrikanische Heimat. Er singt in seiner Muttersprache, die Vokale sind rund und fließend, mit einem natürlichen Timbre, und berührenden Klangfarben. Stimme und Gitarre stehen greifbar im Raum, und geben dem stillen, getragenen Stück wunderbaren Ausdruck. Zum Weinen schön – beweisen die Watt/Puppy, wie nahe und unverfälscht sie den Hörer in diese intime Atmosphäre blicken und hören lassen.