tests/25-08-26_frida
 

Storgaard & Vestskov Frida

26.08.2025 // Carsten Bussler

Die auf vier Füßen ruhende Bodenplatte des Ständers nimmt die Designelemente der Box wieder auf
Die auf vier Füßen ruhende Bodenplatte des Ständers nimmt die Designelemente der Box wieder auf

Eine weitere, bereits erwähnte Sahneseite dieses Lautsprechers war der Tiefton. Ich war völlig verblüfft, welches Bass-Fundament die Frida trotz ihrer überschaubaren Gehäusegröße in Verbindung mit dem Fünfzöller zu erzeugen vermochte. Und nein, sie trickste dabei nicht wie üblich mit einem um die 100 Hertz liegenden, überzogenen Bassbuckel, so wie viele Hersteller von Regallautsprechern es zur Vortäuschung falscher Tatsachen gerne tun. Der Tiefton war flink, sauber, präzise und dennoch tief. Voraussetzung: Der Verstärker musste von exzellenter Güte hinsichtlich Lautsprecherkontrolle (Dämpfungsfaktor) und Stromlieferfähigkeit sein, so wie der angeschlossene Einstein. Der angegebene Minus-drei-Dezibel-Punkt von 32 Hertz in Bezug auf den Wirkungsgrad von 87 Dezibel pro Watt und Meter erschien mir persönlich etwas optimistisch, gleichwohl ich es messtechnisch nicht überprüfen konnte es auch völlig wurscht war. Bei geschlossenen Augen hatte ich das Gefühl, dass hier eine ausgewachsene Standbox spielte. Diese Qualitäten im Tiefton schienen sich dabei vollkommen in den Dienst der Musik zu stellen: Mit feiner Diktion, korrektem Tempo und tollem Rhythmusgefühl konnte ich auch komplexesten Bassläufen mühelos folgen.

Der Fünf-Zoll-Tiefmitteltöner mit Mineralfasermembran und Neodym-Magnet baut relativ flach und verfügt über eine vergleichsweise breit geschäumte Sicke, die viel Hub erlaubt
Der Fünf-Zoll-Tiefmitteltöner mit Mineralfasermembran und Neodym-Magnet baut relativ flach und verfügt über eine vergleichsweise breit geschäumte Sicke, die viel Hub erlaubt

Eine Scheibe nach der anderen landete auf dem Plattenteller und ich konnte mich gar nicht satthören, sprich: Frida erlaubte mir nicht nur ermüdungsfreies Langzeithören, sondern sie bestach darüber hinaus durch einen unbändigen Spaßfaktor, was ich ihr hoch anrechnete. Damit meine ich, dass die Frida in der Lage war, subtile interpretatorische Nuancen zu Tage zu fördern, die sich mir nicht unmittelbar tonal, sondern erst indirekt durch die entstandenen Bilder im Kopf erschlossen. Als Morrissey „Everyday is like Sunday“ (Viva Hate, His Master´s Voice, 1988) sang, wurde mir sofort wieder die Brillanz dieses Songs bewusst. Der Hörer könnte ihn als Darstellung von Depression und Verzweiflung interpretieren, oder – viel richtiger – in Morrisseys distanzierter Beobachtungsgabe und seinen poetischen Bildern die Sehnsucht nach Flucht und damit eine gewisse düstere Schönheit oder einen Silberstreif am Horizont finden. Morrisseys trockener, schwarzer Humor kulminiert in der Textzeile Etch a postcard "How I dearly wish I was not here". Die Poesie eines künstlerischen Genies wie Morrissey derart eindringlich herausschälen und vermitteln zu können sowie fantasievolle Bilder im Kopf des Hörers zu erzeugen, vermögen nur waschechte High-End-Komponenten wie die Frida.

Wer nun von mir erfahren möchte, wie es denn um die Erfüllung des Pflichtenhefts HiFi-technischer Standardanforderungen aussieht, dem wollte ich am liebsten sagen: Alles schnöder Mammon, über solche Banalitäten werde ich mich nicht weiter auslassen. Das wäre Ihnen als Leser gegenüber aber vielleicht etwas unfair, also gut: Die Storgaard & Vestskov Frida besticht durch ein schnelles, kräftiges Tieftonfundament, das trotz (oder besser: wegen) der Bassreflexauslegung, die hier technisch perfekt gelungen ist, dem darüber liegenden Bereich des Frequenzbands zeitlich nicht hinterherhumpelt. Und das ist bei Bassreflex-Designs wahrlich keine Selbstverständlichkeit… Rhythmus, Tempo und Taktgefühl gewinnen dadurch ungemein. Der Stimmenbereich ist sehr homogen, Sibilanten klingen klar und sauber, ohne jedes Zischeln oder Lispeln. Das Obertonspektrum leuchtet brillant, die Frida steigt bis in Fledermausohr-Regionen hinauf und koloriert eher silbrig als golden, ohne jemals spitz oder hart zu klingen. Frida klingt auch niemals „boxy“ wie ein bündelnder Studio-Monitor, sondern verfügt über ein sehr gutes Abstrahlverhalten und ein holographisches Abbildungsvermögen. Etwaige Schwächen konnte ich keine ausmachen. In Sachen Ortungsschärfe und Kohärenz kommt sie in Nuancen vielleicht nicht an die allerbesten Koaxial-Lautsprecher oder Vollbereichsbreitbänder dieser Welt heran, aber das ist geschenkt und eigentlich keiner Erwähnung wert. Die wahre Stärke die Lautsprechers liegt jedoch im Vermögen, den Hörer musikalisch zu involvieren, in den Bann zu ziehen, Musik einfach spannend darzustellen. Storgaard & Vestskov Frida ist ein Lautsprecher für Musikliebhaber.


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