Für die Reproduktion des Mittelhochtonbereichs und insbesondere die Abbildung auf der Stereobreite ist eine präzisere Ausrichtung notwendig. Wie üblich drehe ich die Lautsprecher so lange ein, bis sich Schallereignisse, die recht stark nach links oder rechts gemischt sind, innerhalb des Stereobildes auf der Innenseite leicht neben den Lautsprechern zu vernehmen sind. Bei besonders hochauflösenden Lautsprechern sorgt der passende Winkel dann zusätzlich dafür, dass das Schallereignis hinter der Lautsprecherebene zu entspringen erscheint. So ist es auch bei den Spoey. Ganz nach links oder rechts gepannte Signale erscheinen in dieser Aufstellung dann noch etwas weiter außen, je nach Frequenzspektrum auf der Mittelachse der Lautsprecherfront oder leicht darüber hinaus. Dies halte ich zumindest in meinem Raum und bei meinem Hörabstand, der zwischen Nahfeld und dem vorher genannten mittleren Abstand in der Lautsprecherabstimmung bei Lu Kang Audio liegt, für das Optimum. Kleinere Veränderungen des Eindrehwinkels erzeugten mit den Spoey 200 keine besonders großen Veränderungen in der eben beschriebenen Abbildung des Stereopanoramas, allerdings ließ sich der Charakter der Mittenwiedergabe so noch feinjustieren. Wahrscheinlich ist dies durch den breiten Übernahmebereich, in dem beide Treiber gemeinsam aktiv sind, und den daraus resultierenden „Summierungs- und auslöschungsfeldern“ zu erklären. In ihrer Endposition sind die beiden Lautsprecher minimal weiter eingedreht als meine eigenen Boxen üblicherweise. Dabei sind sie noch nicht gänzlich auf meine Ohren ausgerichtet, sondern das gedachte Dreieck trifft sich etwa 20 Zentimeter hinter meinem Kopf. So wirken die Mitten für mich am offensten und unbeschwertesten. Auch die Sitzhöhe förderte in diesem Bereich kleine Veränderungen zu Tage. Diese Nuancen vermitteln sich dann bei größeren Sitzabständen von selbst. Die räumliche Tiefe bleibt dabei in jedweder Konfiguration überdurchschnittlich gut und gerät bei perfekter Aufstellung, so wie ich sie schlussendlich glaube erreicht zu haben, geradezu beeindruckend und organisch einhüllend.
Anders als sonst üblich beginne ich die Hörsession mit Kammermusik. Antonín Dvořáks Streichquintett in G-Dur (Op. 77) habe ich kürzlich live im kleinen Saal der Elbphilharmonie genossen und bin neugierig, wie es als Aufnahme klingt. Auf Qobuz finde ich eine Einspielung (96/24) des Berlin Philharmonic String Quintett. Dieses Stück stellt die Qualitäten der Spoey 200 unmittelbar heraus. Es lässt sich mit Leichtigkeit heraushören, dass die Aufnahme tendenziell eher direkt und mit etwas weniger ausladendem Raumklang als beispielsweise das Decca-Pendant von 1991 produziert wurde. Dennoch bewahrt die erstgenannte Aufnahme die Natürlichkeit und Schönheit der Instrumente in perfekter Balance. Und genau so geben die Lautsprecher sie auch wieder – so einfach ist das erste Urteil über die Spoey 200 zu fällen. Von einer Hochtonüberbetonung keine Spur. Diese Messebeobachtung ist wohl eindeutig der eher spärlichen Möblierung der Messeräume geschuldet. Denn auch bei Live-Lautstärken spielen die Geigen selbst in hohen Lagen niemals schneidend oder unangemessen aggressiv. Es herrscht nicht einmal ein Anflug von Schärfe. Kompression scheint den Spoey 200 ebenfalls ein Fremdwort zu sein. Wie unbeschwert und doch griffig Dynamikwechsel dargeboten werden, ist besonders im zweiten Satz, dem Scherzo, ein allumfassender Genuss. Die Aufnahmeentscheidung, sich auf eine klare Positionierung im Stereopanorama zu konzentrieren, anstatt der Räumlichkeit vor allem anderen den Vorzug zu geben und diffuse Instrumentenpositionen in Kauf zu nehmen, liefert mit dem Spoey ein Erlebnis, das mich tatsächlich an das Kammerkonzert in vierter Reihe in der Elphi erinnert. Obwohl die Aufnahme in ihrer räumlichen Opulenz eher zurückhaltend ist, schaffen es die Lautsprecher, Instrumente sowohl vor als auch hinter der Lautsprecherebene abzubilden. So nah an Konzert erlebe ich kaum Aufnahmen und Lautsprecherreproduktionen.
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