Als ich vor einem Jahrzehnt mit Kollegen überlegte, ob man etwa einen iPod in einem High-End-Magazin zum Thema machen könnte, haben wir uns nicht vorstellen können, jemals über Software wie Amarra und Co. zu schreiben. Heute stelle ich Ihnen USB Terminatoren vor, die selbst der Hersteller auf seiner Website in der „Voodoo Ecke“ auflistet: O tempora, o mores!
Wenn ich bedenke, was meine erste – aus heutiger Sicht – halbwegs wohlklingende Laufwerk/Wandler Kombination kostete, werde ich mich über die Entwicklung in den letzten Jahren allerdings nicht beklagen. Anfang der 90er musste man schon zu Wadia greifen, um von CDs auch nur annähernd den Klang zu bekommen, den man von einem guten Schallplattenspieler gewohnt war. Trotz der von unseren Autoren in den Messeberichten oft beklagten Entwicklung zu Hifi-Komponenten mit Preisen, die wohl nur Oligarchen oder Scheichs nicht zurückzucken lassen, kommt man nicht umhin festzustellen, dass extrem hochwertige digitale Quellen heute so günstig sind wie nie zuvor: Ein Computer plus wohlfeilem USB-Wandler macht heute gute High-Res-Files zu einem High-End-Erlebnis, das man vor fünfzehn Jahren nur mit Geräten wie etwa denen von DCS erleben konnten, für die man allerdings ein kleines Vermögen ausgeben musste.
Es liegt wohl im Wesen des experimentierfreudigen Audiophilen, dass er damals wie heute nach Zubehör sucht, das den Musikgenuss steigert, ohne ihn finanziell zu ruinieren. Ein gutes Beispiel dafür sind Audioquests Jitterbug und ifis iDefender, die aber beide zwischen einen Gerät mit USB-A-Buchse und einem USB-Kabel zum Einsatz kommen. Aqvox' USB Detoxer hingegen verschließt nicht benutzte USB-Ausgänge. Zu dem, wie er das tut, komme ich dann gleich.
Dass sich Aqvox kenntnis- und erfolgreich mit der Bekämpfung von hochfrequenten Störungen in Datenleitungen aller Art beschäftigt, hat Roland Dietl ja schon in dem für seine Verhältnisse beinahe euphorischen Bericht über den Ethernet-Switch der Hamburger dargelegt. Auch bei meinem Test des Melco N1H/2 hat der AQ-Switch-8 seine klanglichen Vorzüge unter Beweis gestellt., Deswegen halte ich die Präsentation der Detoxer in der Rubrik „Voodoo Ecke“ eher für einen kleinen selbstironischen Scherz von Susanne Candeias und Norman Lübke – allerdings mit einem winzigen Körnchen oder Kügelchen Wahrheit: Laut Produktinformation handelt es sich bei dem kleinen Knubbel am Ende des USB-Steckers um eine „Präzionsglaskugel mit AQVOX-Formatierung“, also einer darauf übertragenen Information. Dieses Phänomen sollte für aufgeschlossene High-End-Fans nichts Neues sein, arbeiten doch unter anderem auch Artkustik, Phonosophie und Stein Musik damit. Aqvox merkt dazu an: „Mittels eines speziellen Verfahrens, in das unsere 30-jährige Erfahrung in der Optimierung von audiophilen Audiokomponenten eingeflossen ist, erhält das Material eine besondere Formatierungs-Information. Als Resultat werden elektrische Schwingungen/Frequenzen harmonisiert und elektromagnetische Störungen (Elektrosmog) minimiert.“ Von dieser etwas vagen Beschreibung sollten Sie sich keinesfalls abschrecken lassen: Zum einen werden Ihnen vier Wochen zum Ausprobieren der Detoxer gewährt, zum anderen wird Aqvox bei der weiteren Beschreibung von deren Funktion ein gutes Stück konkreter: Die Stecker sollen unbelegte USB-Buchsen vor hochfrequenten Einstreuungen und die Kontakte vor Staub und Oxidation schützen. Die beiden Datenleitungen werden über ausgesuchte Bauteile abgeschlossen, was den USB-Chip dazu bringen soll, diesen Datenkanal seltener anzusprechen und den Datenverkehr auf dem USB-Bus zu verringern. Dadurch, dass die Datenleitungen nicht mehr offen sind – oder wie es so schön in der Produktinformation heißt: in der Luft hängen –, können sie sich auch weniger hochfrequente Störungen einfangen. Dort wird auch erklärt, dass Aqvoxs innovative Signalentstörkonzepte Streu-, Stör- und Rauschanteile aus dem USB-Bus entfernten. Dadurch werde USB-System-Jitter entfernt und die Signalqualität verbessert. Der Detoxer greife auch auf die Fünf-Volt-USB-Stromversorung zu und reinige sie von Stör- respektive Rauschanteilen und transienten Spannungsspitzen. was auch anderen Schaltkreisen im Gerät zugute komme. Wie stark die erreichbaren Verbesserungen seinen, hängt laut Norman Lübke von der Qualität der verwendeten Bauteile und der Formatierung des Glaskügelchens ab. Man habe sich entschieden den Detoxer in zwei Qualitäts- und Preisstufen herzustellen: Level 1 und 2.
Bevor ich die Detoxer zum Fotografieren gebe, möchte ich mich gern ihrer Wirksamkeit vergewissern. Gut, die positive Wirkung des Aqvox-Switch hat hohe Erwartungen geweckt, aber an meiner Digitalkette habe ich momentan noch mit ebendieser Switch, feinen Kabeln, analogen Netzteilen – eines davon sogar für den Router – und einem Jitterbug schon jede Menge für die Sauberkeit der Daten getan. Die Erfahrung mit Sievekings Quantum Noise Resonator legen aber den Schluss nahe, dass selbst für sich allein hochwirksame Klangverbesserer in optimierten Ketten keine Vorteile mehr bringen. Am Ende hilft nur ausprobieren: Ich habe den Detoxer Level 1 in den freien USB-Eingang des Aries Femto gesteckt, direkt neben einen Jitterbug, durch den das Signal zum Chord-D/A-Wandler gelangt. Da brauchte ich zweimal hinzuhören: Der Detoxer ließ den Aufnahmeraum größer erscheinen, die Instrumente wurden klarer voneinander separiert – ohne dass das Klangbild auseinanderfallen würde. Die Musik floss entspannter, jedoch keinesfalls weniger spannend. Anders als bei Tuning-Maßnahmen im Raum wie zum Beispiel denen mit Acoustic Systems, dem Quantum Noise Resonator oder den Harmonix-Teilen scheint man gegen Schmutz auf den Datenleitungen gar nicht genug tun können.
Während die beiden Detoxer einige Zeit im Fotostudio verbringen, überlege ich mir, wo sie in beiden Ketten zum Einsatz kommen könnten. Und da fallen mir nicht wenige Stellen ein. Bei einem Telefonat mit Wolfgang Kemper, bei dem wir natürlich auch über unsere jeweils aktuellen Tests sprechen, schlägt er vor, auch einmal an einem unbenutzten USB-Ausgang einen mit einem Detoxer abgeschlossenen Jitterbug testen. Das geht mir dann aber doch zu weit. Solche Experiment überlasse ich gerne dem Kollegen. Der nächste Schritt für mich ist, am Auralic Aries Femto die beiden Detoxer gegeneinander zu hören: Natürlich beginne ich noch einmal ganz ohne Aqvox-Abschluss und benutze dann Level 1. Der oben beschriebene Effekt tritt auch beim „Folk Song For Rosie“, dem ersten Titel des Albums Le Voyage des Paul Motion Trios auf. Level 2 sorgt dann für ein noch freiere Platzierung der Instrumente im Raum, vor allem bei den Becken für noch stärker ausgeprägte Klangfarben und für einen Hauch mehr rhythmische Spannung. Der Bass-Bereich kommt eine Spur konturierter rüber und wirkt dadurch minimal weniger fett. Aber wer den Raum gehört hat, den der Detoxer 2 möglich macht, denkt über solche Marginalien nicht weiter nach.
Ganze vier USB-Ausgänge bietet der Melco N1ZH/2, der bisher die Musik-Dateien über den Ethernet-Anschluss ausgibt. Ich versuche es einfach einmal mit dem Level-1-Stecker: Hier ist es nicht so leicht, die Verbesserungen aufzuspüren, deshalb greife ich wieder zu meinem Lieblingssong in Sachen Raumdarstellung. Und ja, mit dem Detoxer hört man die verklingenden Perkussionsinstrumente noch ein klein wenig länger. Aber die Verbesserungen sind hier bei weitem nicht so deutlich wie beim Aries, wo die Detoxer auf den USB-Bus wirkten, über den auch die Daten zum Wandler ausgegeben werden. Deshalb verbinde ich meinen Chord Dave nun ohne den klanglich vorteilhaften Umweg über den Aries Femto direkt mit der für den Wandler vorgesehenen Buchse des Melco. Auch hier zeigt der Aquox Level 1 seine positive Wirkung: Bei der „Polka“ aus Schostakowitschs Das Goldene Zeitalter als Classic Records Reissue wirkt die Bühne Dank Aqvox ein Stückchen tiefer, die Klangfarben sind satter – die fröhliche Musik macht einfach mehr Spaß! Mit dem Detoxer Level 2 geht noch ein wenig mehr: Die Abbildung gerät benahe holografisch, der Vortrag kommt mit einer Prise mehr Schwung: noch mehr Musik, weniger Technik!
Auch wenn Norman Lübke vorgeschlagen hat, ruhig einmal zwei Detoxer parallel zu nutzen, überlasse ich Ihnen solche Spielereien gerne – es gibt ja das vierwöchige Rückgaberecht – und probiere die Terminatoren lieber noch mal in der Kette im Wohnzimmer aus. Hier gelangt das Signal üblicherweise vom einem Keces gespeisten Soul-M-Server über den Mutec MC-3+ zum Mytek Brooklyn, der seine Energie ebenfalls vom Keces P8 bezieht. Momentan nimmt aber ein Euphony-Server die Stelle des Soul-M ein. Egal, wenn es halbwegs logisch zugeht, sollte es eigentlich völlig egal sein, was man dem USB-Signal gutes tut, bevor es im Mutec galvanisch getrennt und neu getaktet wird, um dann von dort per AES/EBU-Kabel zum Mytek geschickt zu werden.. Ich genieße seit langer Zeit mal wieder Mischa Alperins Perkussionspektakel „Heavy Hour“ vom Album Night. Was Alperin, Anja Lechner und Hans-Kristian Kjos Sorenson da live in einem großen Saal veranstalten, kommt über die Acapella noch eine Spur intensiver rüber als über die höher auflösende Kette im Arbeitszimmer – schon ohne jedes Tuning. Dann stecke ich den Detoxer Level 1 in eine der noch freien drei USB-Buchsen des Euphony – und werde plötzlich mit einer Auflösung und Fülle an feinsten Rauminformationen verwöhnt, wie ich sie in dieser Konfiguration nie für möglich gehalten hätte. Daran ändert auch der nachfolgende Mutec nichts! Dass einen der Detoxer Level 2 dann mit noch mehr Klarheit, einem nochmals größeren Raum und einem Hauch mehr Dramatik bezaubert, überrascht mich dann nicht mehr.
Gehört mit
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Im Hörraum |
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NAS | Melco N1ZH/2, WDMyCloud |
Streaming Bridge | Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco |
D/A-Wandler | Chord DAVE |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Eintein The Poweramp, Accoustic Arts Mono II |
Lautsprecher | Kaiser Acoustics Kawero! Classic |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Swiss Cables Reference Plus, Goebel High End Lacorde, Habst Ultra III, Audioquest Diamond und Carbon, Cardas Audio Clear Network |
Zubehör | PS Audio Power Regenerator P5, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, Room Tuning Disks, Tuning Tips und TU-666M, Audio Exklusiv Silentplugs |
Im Wohnzimmer |
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Musikserver | SoulM mit Keces P8. Euphony mit Keces P8 |
Reclocker | Mutec MC-3+ Smart Clock USB |
D/A-Wandler | Mytek Brooklyn mit Keces P8 |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Eintein The Poweramp |
Lautsprecher | Acapella Violon VI |
Kabel | Swiss Cables Reference (Plus), Habst Ultra III, Audioquest Diamond, SunWire Reference |
Zubehör | Einstein The Octopus, HighEndNovum Multivocal Resonator, Harmonix Füße, Audioquest Jitterbug, Franc Audio Accessories und Acoustic System Füße, Sieveking Quantum Noise Resonator |
Herstellerangaben
Hersteller
AQVOX AUDIO DEVICES
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Anschift | Steilshooper Str. 118 22305 Hamburg (Barmbek) |
info@aqvox.de | |
Web | www.aqvox.de |
Nachfolger erfolgreicher Vorgänger können es mitunter schwer haben, besonders wenn der Vorgänger die Messlatte sehr hoch gehängt hat. Dies ist bei dem vor drei Jahren vorgestellten Chord Hugo zweifelsohne der Fall. Dirk Sommer sprach in seinem Test sogar von der audiophilen Entdeckung im Digitalbereich.
Mit dem Chord Hugo 2 steht nun die neueste Generation der portablen Wandler/Kopfhörer-Verstärker Kombination aus Kent in England am Start. Den Hugo hatte ich mir schon vor längerer Zeit bei Dirk Sommer ausgeliehen und ihn seit dem immer wieder gerne in meine Anlage integriert. Umso gespannter war ich, wie sich der brandneue Hugo 2 im direkten Vergleich behaupten würde.
Der Hugo 2 will noch stärker als sein Vorgänger mobiles und stationäres Gerät zugleich sein. Mit seiner Stromversorgung durch Akkus ist auch der Hugo 2 unabhängig vom Stromnetz – eine zwingende Voraussetzung für den mobilen Einsatz. Das Laden erfolgt im Gegensatz zum Vorgängermodell nun über eine separate Micro-USB-Schnittstelle, so dass auch andere Ladegeräte verwendet werden können. Insbesondere im mobilen Einsatz ist das von Vorteil, wenn nicht eine Vielzahl von unterschiedlichen Ladegeräten mitgeführt werden muss. Das erstklassige Aluminiumgehäuse des Hugo 2 ist in seinen Abmessungen noch ein klein wenig kompakter als das des Vorgängers geraten. Die Ecken und Kanten wurden geschärft und verleihen dem Gerät ein markantes Aussehen. Ja der Hugo 2 ist portabel, indem Sinne, dass er vom Stromnetz unabhängig betrieben und gut im Reisegepäck mitgenommen werden kann; für die Jackentasche eignet er sich meiner Meinung nach aber schon aufgrund des Gewichts von 450 Gramm eher weniger.
Chord möchte mit dem Hugo 2 aber auch die Integration im Umfeld einer stationären HiFi-Anlage erleichtern. Zum Lieferumfang gehört deshalb nun erstmals eine kleine Fernbedienung, mit der alle Funktionen des Hugo 2 komfortabel gesteuert werden können.
Was die Bedienungsfreundlichkeit betrifft hat sich beim Hugo 2 viel getan. Ich mache kein Hehl daraus, dass ich mit der Bedienung des Hugo regelrecht auf Kriegsfuß stehe und immer wieder leicht genervt die Bedienungsanleitung benötige, besonders wenn ich den Hugo mal längere Zeit nicht benutzt habe. Zunächst einmal hat sich Chord beim Hugo 2 nun dazu durchgerungen, alle Bedienungselemente und Anschlüsse zu beschriften, während der Hugo ohne jede Beschriftung auskommen muss.
Die Bedienung am Gerät selbst erfolgt jetzt über vier recht große, beleuchtete Schalter die nunmehr an der Oberseite zu finden sind. Das ist ein klarer Fortschritt gegenüber den fummeligen, an der Seite angeordneten Schaltern des Vorgängers, die eher etwas für spitze Fingernägel sind. Von links nach rechts finden wir Eingangswahl, Umschaltung zwischen verschiedenen Filtertypen, Crossfeed-Funktion und Ein-/Aus-/Standby. Alle Schalter sind mittels LED beleuchtet und erstrahlen je nach gewählter Funktion in verschiedenen Farben. Auf der Oberseite befindet sich auch das schon vom Hugo bekannte Rad zur Lautstärkeregelung, wobei die eingestellte Lautstärke in verschiedenen Farben angezeigt wird. Und schließlich finden wir ein kleines Fenster, in dem die jeweilige Sampling-Frequenz des Eingangssignals in nicht weniger als 11 verschiedenen Farben angezeigt wird.
Neu ist auch, dass der Hugo 2 nun vier verschiedene Digital-Filter zur Auswahl bietet, mit denen die Klangcharakteristik an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden kann. Hierzu weiter unten genaueres. Unverändert übernommen wurde vom Hugo die Crossfeed-Funktion mit den Stufen „off“, „min“(rot), „med“ (grün) und „max“ (blau). Damit soll auch mit einem Kopfhörer der Eindruck entstehen, man würde mit Lautsprechern hören.
Die Anzeige aller Betriebszustände über verschiedene Farben ist sicherlich ein wesentlicher Bestandteil der Design-Philosophie des Hugo 2 im speziellen und von Chord-Produkten ganz allgemein. Allerdings kann ich mir ehrlich gesagt die unterschiedlichen Farben und ihre jeweilige Bedeutung nicht merken. Ohne daneben liegende Bedienungsanleitung geht da gar nichts. Das hat offensichtlich auch Chord erkannt und eine extrem kompakte, farbige Bedienungsanleitung mit Vorder- und Rückseite auf einem kleinen Kärtchen entworfen, die ich mir einfach neben den Hugo 2 gelegt habe. Damit war die Bedienung dann ein Kinderspiel und ein großer Fortschritt gegenüber dem Hugo. Auch wenn Design und Bedienung des Hugo 2 nicht jedermanns Geschmack treffen dürfte, so ist das Gerät auf den ersten Blick als ein Produkt von Chord zu erkennen, Verwechslungsgefahr mit anderen Marken besteht jedenfalls nicht.
Die vom Hugo 2 unterstützen Digital-Formate sind bedeutend umfangreicher als das, was man normaler Weise erwarten würde. Der USB-Eingang unterstützt PCM bis 32 bit/768 Kilohertz und DSD512. Daneben stehen S/PDIF optisch bis 24 bit/192 Kilohertz und zweimal koaxial (3,5-Millimeter-Stereo-Klinke) bis 24 bit/384 Kilohertz zur Verfügung. Darüber hinaus kann Musik auch über aptX Bluetooth an den Hugo 2 gesendet werden. Auf der Ausgangsseite gibt es zwei Anschlüsse für Kopfhörer (3,5-Millimeter und 6,3- Millimeter-Stereo-Klinke) und ein Paar RCA-Buchsen zum Anschluss an einen Verstärker. Mit den gewählten Stecker-Typen im Digital-Bereich bin ich allerdings nicht recht glücklich. Bei allem Verständnis für Miniaturisierung ist es einfach unpraktisch, wenn man sich von den gängigen Typen entfernt und Benutzer deshalb teure Sonderlösungen benötigt. Ich hatte jedenfalls spontan kein hochwertiges USB-Kabel mit Micro-USB-Stecker zur Hand – dieses Problem hatte ich auch bereits beim Hugo – und schon gar nicht ein digitales Koaxialkabel mit einem Stereo-Mini-Klinkenstecker an dem einen Ende. Ich habe mir deshalb für den Test mit entsprechenden Adaptern behelfen müssen. Über die richtige Abschlussimpedanz insbesondere bei der Koaxialverbindung darf man dann nicht weiter nachdenken. Auch bei den RCA-Anschlüssen bedarf es einer sorgfältigen Kabelauswahl, da der Platz rund um die Buchsen so eng bemessen ist, dass für viele Stecker schlicht kein Platz ist.
Das Herzstück eines jeden Digitalgeräts von Chord ist der Digital-Analog-Wandler. Für Chords beratenden Digital-Entwickler Robert Watts ist die Filterlänge gemessen in Taps, das ist der technische Indikator für die Komplexität des Interpolations-Filters, ein wichtiges Kriterium, denn um ein analoges Signal perfekt zu rekonstruieren, benötigt man theoretisch ein Filter mit einer Länge von unendlich vielen Taps. Jeder Zuwachs bei der Filterlänge brachte nach seiner Erfahrung in Verbindung mit den kontinuierlichen Verbesserungen der WTA-Algorithmen eine höhere Klangqualität. Der Hugo hat 26.368 Taps und der Hugo 2 nun 49.152 Taps. Um derartige Filter zu realisieren benötigt man eine extrem hohe Rechenpower. Chord verzichtet vollständig auf die Verwendung fertiger Wandler-Chips und setzt auf einen FPGA (Field Programmable Gate Array) der neuesten Generation aus der Artix 7 Reihe von Xilinx.
Ein FPGA ist ein programmierbarer Chip, dessen Funktionsweise durch den Benutzer festgelegt werden kann, ohne dass Schaltplatinen oder Lötkolben notwendig wären. Von einem einfachen Zählmechanismus bis hin zu einem Mikroprozessor oder eben einem Digital-Analog-Wandler ist alles machbar. Erreicht wird dies durch definierte Logikblöcke, die flexibel miteinander verbunden werden können. Darüber hinaus übertreffen FPGAs die Rechenleistung von Digitalsignalprozessoren (DSP), da sie Tasks nicht sequenziell, sondern parallel ausführen.
Robert Watts auf hat dieser Basis über viele Jahre das Schaltungsdesign und die dazugehörige Software entwickelt. Der FPGA übernimmt alle von ihm eigenhändig programmierten Rechenoperationen, wie Umrechnung, Filterung, Lautstärkeregelung und Wandlung. Und dass die FPGAs in raschen Abständen immer leistungsfähiger werden, macht sich auch beim Hugo 2 – fast doppelt so viele Taps wie beim Vorgängermodell – bemerkbar.
Für den Hörtest habe ich den Hugo 2 sowohl über USB als auch mittels S/PDIF über meine beiden kaskadierten Mutecs an mein mit dem Programm AudiophileOptimizer getuntes Sony Notebook angeschlossen, auf dem als Medien-Server MinimServer und als Medien-Player JPLAY laufen. Bluetooth habe ich mit einem Iphone 6 plus ausprobiert. Ausgangsseitig ging es vom Hugo 2 dann in die Omtec Vorstufe. Als Kopfhörer habe ich meinen kleinen iGrado und den Audeze LCD-XC, den ich mir von Dirk Sommer ausgeliehen hatte, verwendet.
Bereits nach kurzer Zeit stelle ich fest, dass mich insbesondere die Wiedergabe tiefer Frequenzen mit dem Hugo 2 fasziniert. Gerade im Vergleich mit hervorragendem Analog-Equipment fällt mir immer wieder auf, wie unterbelichtet die Basswiedergabe in so manch digitaler Kette ist. In der Vergangenheit war ich mir nicht immer sicher, ob es sich dabei eher um Unzulänglichkeiten der analogen Wiedergabe – Stichwort RIAA Entzerrung – handelte. Seit dem Interview mit Robert Watts weiß ich, dass für die Wahrnehmung von Bass die Genauigkeit des Zeitverhaltens von herausragender Bedeutung ist. Das Klangfundament ruht beim Hugo 2 auf einem sauberen, kraftvollen und jederzeit exakt definierten Bass. Das Pop-Album Rumors von Fleetwood Mac (Fleetwood Mac: Rumors 24bit/96kHz) macht damit so richtig Spaß. Der All-Time-Hit „Hotel California“ von den Eagles (Eagles Hell Freezes Over XRCD) kommt mit wuchtigem, aber stets knackigem Bass. Die Bedeutung der Basswiedergabe für das Musikerlebnis beschränkt sich aber nicht nur auf Pop oder Rock. In der Eigenkomposition „Life Stream Suite“ von Tobias Becker (Tobias Becker Bigband: Life Stream) präsentiert sich uns ein wunderbar facettenreicher Bigband-Sound, der immer wieder zwischen hellen und dunklen Klangfarben wechselt. Mit dem Hugo 2 erklingen gerade die dunklen Klangfarben ganz besonders authentisch und stehen damit in wunderbarem Kontrast zu den Abschnitten mit den eher hellen Klangfarben.
Zusammen mit dem herausragendem Timing verleiht der Hugo 2 der Musik eine absolut glaubhafte Einheit. Nehmen wir die Symphonie Nr. 94 von Joseph Haydn mit der Philharmonica Hungarica unter Antal Dorati (Haydn Symphonies No. 94 and 100 - Antal Dorati The Philharmonia Hungarica - HDTT 24/352), die im Deutschen den Zusatz „mit dem Paukenschlag“ trägt. Dieser Zusatz bezieht sich auf einen unerwarteten Fortissimoschlag in dem im Piano beginnenden zweiten Satz. Allerdings beteiligen sich neben den Pauken auch alle anderen Instrumente des Orchesters an dem entsprechenden Schlag. Mit dem Hugo 2 entfaltet diese Stelle eine ungeheure Kraft und Dynamik aus den tiefsten Lagen heraus. Wenn auch im Andante stehend entwickelt sich dieser Satz im weiteren Verlauf durchaus recht lebhaft, immer getragen von einem soliden Bassfundament. Tonalität, Dynamik und Räumlichkeit sind vom Feinsten. Herausragend ist zugleich, wie sich mit dem Hugo 2 das Klangbild von den Lautsprechern löst.
Bei „España“ von Emmanuel Chabrier mit Ataulfo Argenta und dem London Symohony Orchestra auf Decca Legacy Volume Two - FIM UHD 90 beeindruckt der Hugo 2 mit seiner Fähigkeit, feindynamische Abstufungen wiederzugeben. Die Aufnahme sprüht nur so vor Temperament und legt gleichzeitig faszinierende Details offen. Was für die Interpretation gilt, gilt erst recht für den Hugo 2. Der phantastische Detailreichtum der Aufnahme wird ganz hervorragend heraus gearbeitet, aber die Wiedergabe bleibt stets fließend und damit entsteht ein unglaublich geschlossener Gesamteindruck. Weiter geht es mit „Temptation“ in der Interpretation von Diana Krall (Diana Krall: Girl in the other Room): Der Hugo 2 gibt das Timbre der Stimme von Diana Krall meisterhaft wieder. Jeder Klavieranschlag steckt voller Information und genauso werden feinste Details zum Raum, in dem gespielt wird, freigelegt. Dabei ist die Wiedergabe zu keiner Zeit überanalytisch oder gar hart.
Kommen wir zu den Digital-Filtern. Ja diese haben einen hörbaren Einfluss auf die Wiedergabe. Ich mache es mir einmal einfach und beschreibe die Filter griffig wie folgt: Filter 1 – kein Filter, Filter 2 – wärmer, Filter 3 – weicher und Filter 4 – kräftig. Das sind nicht die offiziellen Bezeichnungen aus der Bedienungsanleitung, bringen aber vielleicht die jeweilige Klangcharakteristik auf den Punkt. Ich habe die meiste Zeit mit Filter 1 gehört. Am ehesten war ich bei der Wiedergabe über Kopfhörer – insbesondere wenn der kleine iGrado am Hugo 2 hing und eine Bluetooth-Verbindung zu meinem iPhone bestand – versucht, Filter 2 oder Filter 3 zu wählen. Mehr kann man mobil aus diesem kleinen Kopfhörer in dieser Konstellation wohl nicht herausholen.
Mit dem exzellenten Audeze-LCD-XC-Kopfhörer ist der Hugo 2 wie schon sein Vorgänger eine tolle audiophile Lösung, ganz gleich ob für unterwegs oder stationär zu Hause. Gerade für Hörer wie mich, die sich mit dem Kopfhörerklang nicht so recht anfreunden können, bringt die Crossfeed-Schaltung des Hugo 2 eine erhebliche Verbesserung. Ich habe hier immer zwischen den Einstellungen „min“ oder „med“ gewechselt.
Sie haben es sicherlich schon lange gemerkt: Der Hugo 2 hat es mir so richtig angetan. Diese Qualität der Wiedergabe habe ich von diesem kleinen Kästchen so nicht erwartet. Für mich steht fest, der Hugo 2 ist seinem Vorgänger in allen Belangen überlegen. Wie so oft ist das Bessere der Feind des Guten. Über kleine Schwächen, wie die unpraktischen Ein- und Ausgangsbuchsen, muss man einfach hinwegsehen und das eigenwillige Design mag man oder nicht.
Gehört mit
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Computer | Intel Core i5 2,5 GHz, 6 GB RAM, Windows 10 mit AudiophileOptimizer 2.0, Intel Atom 1,6 GHz, 2 GB RAM, Windows Home Server |
Software | MinimServer, JPlay 6.2 |
Reclocker | 2 x Mutec MC 3+ USB kaskadiert |
D/A-Wandler | Chord Hugo |
Vorstufe | Omtec Anturion |
Endstufe | Omtec CA 25 |
Lautsprecher | Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1 |
Kopfkörer | Audeze LCD-XC, iGrado |
Kabel | Van den Hul, JCAT Reference USB, JCAT Reference LAN, Analysis Plus Digital Oval Yellow, AudioQuest Eagle Eye Digital Cable Adapter RCA<>Klinke 3, 5 mm von audioquest und inakustik, Adapter USB<> Micro USB von König |
Herstellerangaben
Chord Hugo 2
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Digital-Eingänge | USB (PCM bis 32 bit/768 KHz und DSD bis DSD 512, S/PDIF (RCA bis 24 bit/384 kHz), TosLink (bis 24bit/192 kHz), Bluetooth (Apt X) (Blue): 16bit/44.1kHz – 16bit/48kHz |
Analog-Line-Ausgänge | 1 Paar RCA |
Kopfhörer-Ausgänge | Klinke 6,3 mm und Klinke 3,5 mm |
Gewicht | 450 g |
Abmessungen | 10 cm x 2,1 cm x 13 cm (BxHxT) |
Preis | 2290 Euro (ZeroUno DAC) |
Vertrieb
G8 & friends GmbH
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Anschrift | Werner Möhring Ferdinand-Poggel-Str. 17 59065 Hamm |
Telefon | +49 5254 660188 |
info@g8friends.de | |
Web | www.g8friends.de |
Das Angebot an DAC-Wandler-Kopfhörerverstärkern aus chinesischer Produktion ist schier unüberschaubar und weckt ob der Unübersichtlichkeit kaum Begehrlichkeiten. Wenn aber Tom Habke den Vertrieb des Aune S6 übernimmt, kommt unweigerlich Interesse auf.
Die Tom Habke Audiovertrieb GmbH schafft es immer wieder, hochinteressante und preiswürdige Hifi-Geräte auch abseits ausgetretener Pfade zu entdecken und dem Markt zugänglich zu machen. Ich erinnere hier gern an die Larsen 4 Lautsprecher oder den tollen Audiobyte Black Dragon. Jetzt also ein DAC/Kopfhörerverstärker der Firma Aune, hinter der die Wuhan AO LAI ER Technology Co.ltd steht, die bereits seit 10 Jahren hochwertige Hifi-Komponenten herstellt. Sagt die Website. Ich weiß es nicht und verlasse mich einfach auf das Gespür von Tom Habke.Der Aune S6 ist mit einem Preis von 550 Euro eher im preisgünstigen Segment angesiedelt, was man ihm weder ansieht, noch bei der gebotenen Ausstattung vermuten würde. Um dieses günstige Angebot aufrecht erhalten zu können, gibt es den Aune S6 nur im Direktvertrieb.
Das recht kleine, nach oben etwas gewölbte Gehäuse aus schwarz anodisiertem Aluminium, erinnert mich ein wenig an Set-Top-Boxen für den Fernseher aus den 90-ern. Nur schicker und aus Metall. Die Verarbeitung ist handschmeichlerisch, die Anschlussbuchsen auf der Rückseite stabil ausgeführt – allerdings ragen die Cinchbuchsen etwas kurz aus der Rückwand. Lediglich der Lautstärkeknopf will nicht so ganz ins noble Bild passen. Etwas wackelig mit nur wenig definiertem Widerstand beim Drehen, der während des Test auch noch nachließ. Kein Beinbruch, aber doch erwähnenswert. Dahinter steckt kein Potentiometer, sondern ein digitaler Abschwächer, was Dynamikverlusten im Hochpegelausgang entgegenwirkt.
Der Wandler, ein AK4495S, erhält seine Signale entweder über einen koaxialen, optischen, USB-, oder AES/EBU-Eingang. Vertrauenserweckend der Umstand, dass der Chip über das XMOX-Interface via USB bis zu 32-Bit und 384 Kilohertz verarbeiten kann, über die anderen Eingänge noch 24-Bit und 192 Kilohertz. DSD native beherrscht er bis DSD 128 und supportet auch SACD mit DXD 32 Bit und 384 Kilohertz. Weiter an den Verstärker oder die Aktivboxen geht es dann – eine Besonderheit in dieser Preisklasse – nicht nur via Cinchausgang und 6,3-Millimeter-Klinke für den Kopfhörer, sondern auch jeweils symmetrisch über XLR-Buchsen.
Dem Gerät liegt ein USB-Stick bei, auf dem sich neben dem für Windows benötigten ASIO-Treiber – Mac und Linux brauchen diesen mal wieder nicht – und der Bedienungsanleitung auch noch einige Plug-Ins für Foobar2000 befinden. Dazu noch eine sehr ausführliche Installationsanweisung für die Treiber und das digitale Zubehör in diverse gängige Player – allerdings auf englisch und mit chinesischen Screeshots. Wer sich aber ein bisschen mit PCs auskennt, sollte das abstrahieren können und erhält teilweise wertvolle Hinweise und Einblicke in die Konfiguration der jeweiligen Software.
Die Bedienung gibt keine Rätsel auf. Ans Netz gebracht wird der Aune S6 über einen Kippschalter auf der Rückseite. Kurzes Drücken auf den Lautstärkeregler wechselt die Quelle, langes schickt ihn in den Stand-By-Betrieb beziehungsweise weckt ihn wieder auf. Doppelt gedrückt wird das Signal wechselweise entweder über Kopfhörer oder mittels Cinch-/XLR-Buchsen weitergereicht. In beiden Fällen ist die zuletzt eingestellte Lautstärke gespeichert worden. Eine Fernbedienung gibt es auch gegen Aufpreis nicht. Für den Betrieb als reiner Wandler am (Vor)Verstärker empfiehlt sich eine Lautstärke von 100%, was der Ausgangsspannung eines normalen CD-Players entspricht.
Es folgt mal wieder ein Testmarathon. Im Grunde drei Geräte, die alle über die jeweiligen Eingänge gehört und miteinander verglichen werden wollen. Immerhin schied der Kopfhörer ganz schnell aus. Die zur Verfügung gestellte Ausgangsspannung konnte meinen Beyerdynamik DT 880 mit 250 Ohm nicht druckvoll antreiben. Ein alter Koss Porta Pro war zwar laut genug, behielt aber die Unterschiede weitestgehend für sich, obwohl er für seine Verhältnisse sehr gut klang. Der XLR-Kopfhörer-Ausgang stellt zwar eine erheblich höhere Spannung (240 zu 72 Millivolt, jeweils an 300 Ohm) zur Verfügung, ein passender Kopfhörer war auf die Schnelle aber nicht aufzutreiben. So gingen nur der Vorverstärker und der Wandler ins Rennen, was immer noch Aufwand genug ist.
Als reiner Wandler genutzt ergibt sich ein gänzlich anderes Bild. Weiträumig mit hervorragender Trennung einzelner Instrumentengruppen spielt der Aune S6 sehr locker und geradezu aufreizend souverän. Im großen Rund ordnet er alles punktgenau an und lässt einzelnen Schallereignissen noch ihren ganz feinen Nachhall im Raum. Das Auflösungsvermögen wird wie nebenbei zur Verfügung gestellt und sollte nicht mit irgendeiner Betonung verwechselt werden, der Wandler spielt trotz der vielen präsentierten Details wie aus einem Guss. Die Klangfarben sind dabei natürlich und werden durch die lautgebenden Instrumente bestimmt, nicht durch die Elektronik.
Bemerkenswert auch die Präzision im Bass mit idealer Balance zwischen Fülle und Kontur bei gleichzeitig hoher Auflösung. Dabei schafft es der Aune S6 auch bei extrem trocken abgemischten Produktionen, die vorhandene Restfülle aufzuzeigen und so einen Rest Leben zu erhalten, der bei anderen Wandlern gern mal untergeht. Die Fähigkeit, Strukturen im Hochtonbereich sauber aufzulösen, ohne dabei dünn oder nervig zu werden und im Gegenteil noch die richtige Balance zwischen Fülle und Glanz in diesem schwierigen Bereich zu halten, ist eine weitere erwähnenswerte Fähigkeit der Wandlereinheit.
Stimmen haben eine ausgezeichnete Sprachverständlichkeit und artikulieren äußerst klar. Dabei bleibt ein wenig Volumen und Plastizität auf der Strecke. Zumindest im Vergleich zu den ganz großen Wandlerexemplaren da draußen. Auch kann die Auflösung und Präzision bei schlechten Aufnahmen etwas gnadenlos sein. Meine Kinder haben im Autoradio alten 80er Pop gehört und wollten so was haben. Papa hat brav einen alten Sampler besorgt, auf dass die Kinder sich erfreuen. Es ist erschreckend, wie lieblos, trocken und dabei unsauber ein Großteil des inzwischen 30 Jahre alten Chartfutters zusammengekloppt ist. Das macht mit dem Aune vergleichsweise wenig Spaß, wobei meine Kinder natürlich trotzdem happy waren, denen geht es ja nur um die Musik…..
Sobald es die Aufnahme hergibt,klingt auch wieder alles gut. Ein gewisses Level sollte aber nicht unterschritten werden. Um nicht falsch verstanden zu werden, wir reden – wie immer bei Wandlern – nicht von riesigen Unterschieden, sondern von Nuancen. Trotzdem, hat man einmal das Mehr an Information und Akkuratesse im Ohr, möchte man nicht mehr darauf verzichten.
Immer wieder faszinierend finde ich die Unterschiede bei den Digitaleingängen, kommen hier doch an sich nur Nullen und Einsen an, die dann gebuffert werden und erst nach und nach in den Wandler eingelesen werden. Auch hier keine Welten, aber die Differenzen sind durchaus reproduzierbar. Über den optischen Eingang klingt der S6 etwas heller und offener, über den koaxialen ruhiger mit mehr Ordnung. Dabei sollte man bei der an sich idealen Lichtleiterverbindung eine Überlegenheit erwarten. Kein Einfluss vom Leitermaterial, keine Impedanzprobleme, technisch ohne Brumm weil erdfrei, sollte es so am besten klingen, tut es aber nicht in jedem Fall.
Über USB ist der Aune noch ein wenig souveräner in Raum und Definition, wird regelrecht lässig und hängt im direkten Vergleich auch schon bei 16-Bit und 44,1 Kilohertz – also CD-Auflösung – ohne Upsampling seine per Laser Daten extrahierenden Kollegen ab. Das ist im Hinblick auf die immer geringere Bedeutung der CD als Datenlieferant nur zeitgemäß und war vor gar nicht so langer Zeit eher eine Seltenheit.
Mit hochauflösendem Musikmaterial legt der Aune S6 noch einmal zu in Raum und beim Timing – das ist noch ein wenig zwingender als vorher. Was die Wandlereinheit angeht ist also alles eitel Sonnenschein, besonders in Anbetracht der Preisklasse. Aber es gibt ja noch eine bisher nicht betrachtete Option. Ein Tipp vorab dazu: Schleift man den Vorverstärker in die Anlage ein, ohne vorher den Ausgangspegel wieder runtergeregelt zu haben, wird es nach dem Start der Quelle kurzzeitig sehr laut. Glauben Sie mir. Ist das kurzfristige Knalltrauma überwunden und die Herzfrequenz wieder halbwegs unter Kontrolle, kann es weiter gehen.
Als Vorstufe betrieben behält der Aune alle bisherigen Eigenschaften – kein Wunder, die Quelle ist ja dieselbe – agiert darüber hinaus sehr dynamisch, bassstark und -tief, räumlich und präzise. Dabei erstaunt besonders das Fundament und die damit verbundene Ruhe. Räumlich durchlässig vor schwarzem Hintergrund entfaltet sich eine zu den Seiten und nach hinten hin offene Bühne, die Ortung und Dimensionierung einzelner Instrumente gelingt genau richtig. Trotz aller Auflösung wird nichts zerlegt oder seziert. Nicht nur preisklassenbezogen zieht der Aune S6 alle High-End-Register. Bis, ja bis man an eine schlechte Aufnahme gerät. Ist diese mies, wird‘s bitter. Dies alles zeigt eigentlich nur auf, wie ehrlich auch der Vorverstärker zu Werke geht. Den S6 könnte man auch sehr gut als Controller in einem Studio einsetzen, so sehr hält er sich mit einer eigenen klanglichen Signatur zurück. Mir persönlich als Liebhaber gern auch älteren britischen Hifis ist das manchmal etwas zu wenig gemogelt und uncharmant. Trotzdem muss ich anerkennen, dass die Vorstufensektion des Aune der meines Creek 5350 SE überlegen ist. Der wehrt sich mit mehr Drive und Plastizität, hat aber der räumlichen Abbildung, Basskraft und -präzision sowie der detaillierten Wiedergabe des Aune nichts entgegenzusetzen. Überhaupt macht der einem klar, dass der Begriff „Studio“ nichts mit unterkühlter Sachlichkeit zu tun hat, sondern vielmehr der Musik so wenig wie möglich wegnimmt. Dank seiner symmetrischen Ausgänge treibt er auch lange Kabel und bietet sich damit förmlich an als digitale Schaltzentrale vor einem guten aktiven Monitor. Oder vielleicht vor einer Röhrenendstufe? In beiden Fällen ist Großes zu erwarten.
Gehört mit
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PC | Acer Espire, I3 CPU 1.70 GHz, 8 GB RAM |
Interface | Audioquest Jitterbug |
Software | Foobar2000 |
CD-Laufwerk | Denon DCD-1290, Technics SL-P471A |
Wandler | Phonosophie DAC1 |
Verstärker | Creek 5350 SE, Muse 20x |
Lautsprecher | Spendor A5, Heißmann Acoustics Cinetor |
Kopfhörer | Beyerdynamik DT880 (250 Ohm) |
Kabel | TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach, Baumarkt, Funk-Tonstudiotechnik, Supra Cable, Audioquest |
Herstellerangaben
Aune S6
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Übertragungsbereich | 20Hz bis 20Khz |
Harmonische Verzerrungen | 0.0008% bei 1Khz |
Dynamikumfang | 116dB |
Übersprechdämpfung | -132dB |
Ausgangsspannung (RCA) | 2 Vrms |
Ausgangsspannung (XLR) | 4,2Vrms |
Ausgangsleistung Kopfhörerausgänge symmetrisch |
246mW an 300 Ohm |
Ausgangsleistung Kopfhörerausgänge unsymmetrisch |
72mW an 300 Ohm |
Abmessungen: (B/H/T) | 288/211/63 Millimeter |
Gewicht | 3 Kg |
Preis | 550,00 Euro |
Vertrieb
Tom Habke Audiovertrieb GmbH
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Anschrift | Bismarckstr. 48 28203 Bremen |
Telefon | +49 421 24199330 |
kundenservice@tomhabke.de | |
Web | www.tomhabke.de |
Um es gleich klarzustellen: Die kostenlosen Tuning-Tipps beziehen sich nicht nur auf die neue Generation der Melcos, davon können alle Melco-Besitzer profitieren. Im Mittelpunkt des Artikels steht aber der N1ZH/2, das gründlich überarbeitete, mittlere Modell in der Modellhierarchie.
Es ist fast genau zwei Jahre her, dass ich Ihnen den Melco N1A vorstellte. Er verbesserte nicht nur den Klang meiner bisherigen Wiedergabekette, in der die Daten bis dahin von einem iMac zum D/A-Wandler geliefert wurden, sondern machte es auch möglich, den Computer aus der Anlage zu verbannen. In einem nachfolgenden Artikel stellte Roland Dietl dann klar, dass der Melco natürlich auch nichts anderes ist als ein Computer – allerdings einer, der für seine Audio-Aufgaben optimiert wurde und auch optisch nicht sofort ans tägliche Arbeitsgerät denken lässt. Vor nicht ganz einem Jahr bewies dann Melcos N1ZH60, der bis auf seine HDDs anstelle der SSDs samt ihrer aufwendigeren Lagerung dem Topmodell N1ZS entspricht, dass das Bessere des Guten Feind ist und der im Vergleich zum N1A deutlich höhere Aufwand bei der Stromversorgung und dem Gehäuse klare klangliche Vorteile bringt. Auch dem jetzigen Artikel wird übrigens wieder einer des Kollegen Dietl folgen, in dem er Sie über SongKong im Allgemeinen und SongKong for Melco im Besonderen informieren wird. SongKong ist ein hochinteressantes Programm zur Optimierung der Metadaten in digitalen Musiksammlungen.
Bevor ich zu den technischen Änderung beim N1ZH/2 komme, möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass es, wie wir schon in unseren News berichteten, seit kurzem eine neue Firmware für alle Melcos gibt. Dank derer ist es möglich, in Verbindung mit Open-Home-kompatiblen Apps wie Linn Kazoo oder Lumin Streaming-Dienste wie Qobuz oder Tidal zu nutzen, mit einer Reihe von D/A-Wandlern nun auch markerlose DSD-Files abzuspielen, teilweise sogar DSD256 oder DSD512. Zudem verbessert die Firmware 3.50 die Kompatibilität mit einigen Streamern und DACs, die mit relativ alten Chip-Sets arbeiten. Das wichtigste ist aber, das Melco seinen Geräten mit der neuen Firmware auch einen neuen Renderer spendierte. Der sorgt dafür, dass die Daten der Musik-Files an den USB-Ausgang für den D/A-Wandler gelangen und hat damit einen direkten Einfluss auf den Klang – wenn man die Daten nicht über LAN, sondern USB ausgibt. Übrigens nimmt Melco auch Skeptiker ernst, die nicht einfach glauben wollen, dass die neue Software für besseren Klang sorgt: Die haben Gelegenheit, unter dem Menu-Punkten „4 Einstellungen“ > „9 USB-DAC“ > „2 Playback Mode“ zwischen „1 Standard“ und „4 Alt“ – zu wählen, wobei 1 für den neuen Renderer in der Firmware 3.50 und 4 für den bisherigen steht. Sie können sich hier also auf Knopfdruck leicht selbst ein Urteil über den neuen Renderer bilden.
Da ich die Musik vom Melco üblicherweise nicht über den USB-Ausgang, sondern über LAN und die Streaming Bridge Auralic Aries Femto genieße, habe ich zwar den N1ZH60 und den neuen N1ZH/2 insgesamt auch über den USB-Ausgang verglichen, nicht aber den neuen und alten Renderer gegeneinander gehört. Beide Melcos laufen bei mir – natürlich aus klanglichen Gründen – übrigens meist mit dem Minim- statt des vorinstallierten Twonky-Servers. Im Localplay-Modus, also bei der Steuerung des Melco über die Tasten an der Front ohne App, ist dank eines Software-Updates des Entwicklers Simon Nash Minimserver nun auch mit DSD kompatibel. Sie sehen also, das Update auf die 3.50 Firmware ist es wirklich wert, installiert zu werden – zumal das dank der Bedienungsfreundlichkeit des Melco mit ein paar Tastendrücken zu erledigen ist.
Von außen ist der N1ZH/2 durch den dezenten Melco-Schriftzug direkt auf der Frontplatte und den zusätzlichen USB-Ausgang auf der Rückseite zu erkennen. Beim Vorgängermodell verkündete noch ein aufgeklebtes Metallplättchen den Firmennamen, was eher ein wenig improvisiert wirkte. Die hochwertige USB-2-Buchse von Neutrik ist allein für den Anschluss von D/A-Wandlern vorgesehen. Beim alten Modell hatte es bei einigen älteren DACs Probleme gegeben, da alle vorhandenen Buchsen des Melco dem USB-3-Standard entsprachen. Nun sollte die Kompatibilität mit allen USB-DACs dank der zusätzlichen USB-2-Buchse sichergestellt sein. Die übrigen drei USB- sowie die beiden LAN-Buchsen sind zum besseren Schutz vor HF-Einstreuungen nun im Geräteinneren mit einer Kupferfolie beklebt, die mit dem Gehäuse verbunden ist. Zwei breite Kupferstreifen befinden sich auch unter dem Gehäusedeckel jeweils direkt über einem der beiden Netzteile. Beim N1ZH60 versorgte eines von ihnen die Festplatten und die Schaltungen für die USB-Anschlüsse, das andere alle Baugruppen, die mit den LAN-Verbindungen zu tun haben. Inzwischen haben die Ingenieure bei Melco aber herausgefunden, dass die stärksten Belastungen der Stromversorgung durch die Festplatten hervorgerufen werden. Daher liefert nun eines der Netzteile allein die Energie für die Festplatten, während das andere alle übrigen Schaltungen speist. In den Kondensatorbänken der Netzteile kommen nun auch hochwertige Folienkondensatoren von Amtrans zum Einsatz. Einzelne Bauteile auf der Hauptplatine wurden ebenfalls ausgetauscht. Ziel all dieser Maßnahmen ist es, den Störteppich immer weiter zu verringern und dadurch ein sauberes Ausgangssignal zu bekommen.
Für mehr mechanische Ruhe sorgen die neuen Gerätefüße, die bei Melco zuvor allein dem limitierten Anniversary-Modell vorbehalten waren, und eine recht schwere Messingplatte, auf der nun die beiden Drei-Terra-Byte-Festplatten montiert werden. Die soll nicht nur verhindern, dass Vibrationen von den Platten auf die Schaltungen im Gerät übertragen werden, sondern schirmen den Gehäuseboden auch gegenüber HF-Signalen aus den bauartbedingt nach unten offenen Festplatten ab. Im unserem Testmodell waren übrigens Festplatten verbaut, die leichte Laufgeräusche nach außen dringen ließen, und nicht die von Toshiba, die nun in allen N1ZH/2 zum Einsatz kommen. Der Austausch war kein Hexenwerk, erforderte aber den Erwerb eines Drehmoment-Schraubenziehers: Melco hat die Anzugsmomente für die Abstandshalter zwischen Messing- und Festplatten, für die Befestigungsschrauben und sogar die für die Schrauben des Gehäusedeckel exakt festgelegt. Ein solch ausgeprägter Hang zur Perfektion ringt mir schon ein wenig Bewunderung ab. Oder kennen Sie einen anderen Hersteller, die Anzugsmomente für die Schrauben des Gehäusedeckels vorgibt?
Damit ich für den Artikel auf mehr Informationen zurückgreifen kann, als Sie und ich im Internet finden, hatten Melcos General Manager Alan Ainslie und Mika Dauphin, der Inhaber der DREI H Vertriebs GmbH, die sich hierzulande um die Melco-Geräte kümmert, ihren Besuch in der Redaktion angekündigt. Vorher wollte ich mir aber noch einen ersten Eindruck von den Fähigkeiten des N1ZH/2 verschaffen und das auf möglichst bequeme Art. Daher verband ich den Router, den N1ZH60, den N1ZH/2 und den Aries Femto über den Aqvox-Switch, den ich dem immer noch davon begeisterten Kollegen Dietl nur mit Mühe für die Dauer des Tests abschwatzen konnte. Kurz nach seiner Beschäftigung mit dem AQ-Switch-8 war mir das schon einmal gelungen, und damals hatte ich festgestellt, dass meine digitale Kette noch einen Hauch transparenter und weiträumiger spielt, wenn Router, Melco und Aries nicht über die beiden LAN-Buchsen des Melco, sondern über den Aqvox-Switch verbunden sind – zumindest wenn zwischen den beteiligten Geräten Kabel in der Qualität von Göbels Lacorde Statement Ethernet den Signaltransport übernehmen. Allerdings erfordert diese Lösung nicht nur die Investition in den im Wortsinne preiswerten Aqvox-Switch, sondern auch die in ein weiteres Göbel-Kabel – weshalb ich von dieser klangverbessernden Maßnahme schnell Abstand nahm. Für den Test in der beschriebenen Konfiguration sind sogar zwei weitere Ethernet-Kabel vonnöten, die mir Oliver Göbel, der übrigens einen Melco N1ZS in seiner Referenz-Kette verwendet, gern auslieh. So ist es möglich, nur mit ein paar Clicks in Auralics DS Lightning-App auf dem iPad zwischen den beiden Melcos als Datenlieferanten hin und her zu schalten.
Die Unterschiede zwischen dem alten und dem neuen Modell wären aber auch deutlich geworden, wenn durch Umstecken von zwei Kabeln einige Minuten zwischen dem Hören desselben Songs von den beiden Datenspeichern vergangen wäre: Liefert der N1ZH/2 die Bits, öffnet sich der Aufnahmeraum noch ein Stückchen weiter, die Musiker scheinen auf einer größeren – virtuellen? – Bühne zu agieren, der Tieftonbereich kommt einen Hauch schlanker und präziser rüber. Dadurch empfinde ich die Wiedergabe insgesamt als minimal schneller und dynamischer. Natürlich bedarf es einer recht hochauflösenden Kette, um die Unterschiede so klar wahrnehmen und in eine Relation bringen zu können: Beim Test des Melco N1ZH60 habe ich diesen nicht nur mit dem N1A verglichen, sondern hatte auch die Gelegenheit, ihn gegen das damalige Topmodell N1ZS zu hören, was natürlich zu dessen Gunsten ausging. Aber die klanglichen Vorzüge des N1ZS gegenüber dem N1ZH60 waren nicht wirklich groß, es drehte sich eher um Nuancen, die man bei konzentriertem Hören im direkten Vergleich wahrnehmen konnte. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, ist nun der Schritt vom N1ZH60 zum N1ZH/2 deutlich größer. Für mich ist schon jetzt klar, dass sich die Überarbeitung des mittleren Modells gelohnt hat. Die Maßnahmen zur Verminderung des digitalen Störteppichs zeigen Wirkung: Die Musik wirkt freier, und Feinstinformationen wie etwa der Nachhall oder das Verklingen eines Schallereignisses in einem großen Raum sind länger nachzuverfolgen, die Dimensionen des Aufnahmeorts scheinen dadurch zu wachsen zu. Auch ohne weitere Tuning-Maßnahmen hat der N1ZH/2 über den LAN-Ausgang noch etwas mehr Wohlklang zu bieten als der N1ZH60.
Alan Ainslie und Mika Dauphin versprechen, die eine oder andere Präsentation über die Veränderungen beim N1ZH/2 in Gröbenzell zu lassen, darüber müsse man ja nicht allzu viele Worte verlieren. Die Zeit könne man – abgesehen von einem abendlichen Besuch im Biergarten – besser mit Musikhören und ein paar Veränderungen in den Einstellungen der Melcos nutzen. Alain Ainslie, der meine Kette ja schon von einigen vorausgegangenen Besuchen her ein wenig kennt, ist mit dem Klang des Versuchsaufbaus und den recht deutlichen Unterschieden zufrieden, so dass die beiden erst über von ihnen bei intensiver Beschäftigung mit ihren Vertriebsprodukten erarbeiteten Tuning-Tipps sprechen, bevor Mika Dauphin zumindest am N1ZH/2 einige Änderungen vornimmt.
Tipp 1 betrifft das File Sharing: Gehen Sie zu „4 Einstellungen“ > „1 CIFS Einstellung“ und verändern Sie die Werkseinstellung, indem Sie „2 Aus“ wählen. Von außen hat man nun keinen Zugriff mehr auf die Daten des Melco – abgesehen natürlich von denen, die über USB respektive LAN ausgegeben werden.
Tipp 2 ist klanglich wohl der effektivste, aber in Sachen Datensicherung auch kritischste: die Veränderung des Formats der Festplatte. Machen Sie also unbedingt zuvor ein Backup, um die auf dem Melco gespeicherten Songs zu sichern! Dann gehen Sie zu „4 Einstellungen“ > „13 Laufwerk“ > „1 Interne Festplatten formatieren“. Wenn Sie Ihren Melco im Auslieferungszustand betreiben, ist „1 Neues JBOD System“ aktiviert. Das Kürzel steht für „Just A Batch Of Disks“ oder „Einfach ein Stapel von Festplatten“. Hier sieht der RAID-Controller die beiden Festplatten als eine große: Die Daten werden auf die erste Platte geschrieben und, sobald diese voll ist, auf die zweite. Sollte eine der beiden Platten einen Defekt haben, sind zumindest noch die Daten der anderen lesbar. Wenn Sie stattdessen „2 Neuer RAID 0 Verbund“ wählen, arbeiten die beiden Platte als sogennannter „Stripe-Set-Datenträger“. Das bedeutet, dass Teile oder „stripes“ einer Datei abwechselnd auf beide Festplatten geschrieben werden, wodurch eine Verdoppelung der Performance von 100 Prozent erreicht wird. Anders ausgedrückt: Jede der beiden Platten wird nur halb so stark gefordert wie eine im JBOD-Modus und das sollte dem Klang zugute kommen. Der Nachteil: Auch wenn nur eine Platte einen Defekt hat, sind alle Daten verloren. Daher sollten Sie nach jeder Änderung Ihrer Musikbibliothek auf dem Melco ein Backup machen, wenn Sie auf RAID 0 umgestellt haben. Noch kurz zur Vorgehensweise: Sichern Sie unter „3 Backup“ > „1 Backup starten“ und folgende Ihre Daten. Wählen Sie, wie oben beschrieben, anschließend „2 Neuer RAID 0 Verbund“ > „1 Formatierung“ und erlauben Sie, dass alle Daten gelöscht werden. Dann wählen Sie unter „3 Backup“ > „1 Backup starten“ > „2 Wiederherstellung vom Backup“ das gewünschte Backup aus, betätigen Sie „2 Daten wiederherstellen“ und warten Sie, bis Ihre Songs im RAID-0-Modus auf die Festplatten des Melco verteilt worden sind. Wenn alles geklappt hat, können Sie durchatmen: Die drei folgenden Maßnahmen sind gegen die Neuformatierung nur leichte Fingerübungen an den Drucktasten.
Tipp 3: Mika Dauphin empfiehlt, unter „4 Einstellungen“ > „3 Helligkeit der Ein-/Aus-LED“ die Variante „2 Dunkel“ zu wählen.
Tipp 4: Deaktivieren Sie unter „4 Einstellungen“ > „4 Einstellung der LAN-LED“ die Leuchtdioden an den rückseitig montierten Buchsen mit „1 Aus“.
Tipp 5: Wenn Sie auch noch das letzte Quäntchen Wohlklang aus Ihrem Melco herauskitzeln möchten, können Sie zwei Sekunden auf die linke der vier Tasten drücken: Der Nachtmodus wirk aktiviert und die Anzeige des Melco bleibt dunkel, bis eine beliebige Taste betätigt wird. Das dies durchaus einen Einfluss auf den Klang haben kann, haben die meisten von uns ja schon in der Vergangenheit beim ein oder anderen CD-Player erfahren.
Nein, ich werde jetzt nicht die Wirkung jeder Tuning-Maßnahme einzel beschreiben. Bis auf den Tipp 2 sind sie so schnell umzusetzen, dass ich es Ihnen gern selbst überlasse, das Maß ihrer Wirksamkeit auszuprobieren. Aber wie gesagt: Bevor Sie die Laufwerkskonfiguration Ihres Melco ändern, denken Sie bitte an das dazu unbedingt nötige Backup Ihrer Daten. Ich werde die beiden Melcos jetzt nur noch kurz nach Umsetzung aller Tipps als Datenlieferanten für einen USB-DAC vergleichen. Der wird dazu beim N1ZH60 direkt mit der USB-3.0-Buchse verbunden, beim N1ZH/2 mit der neuen Neutrik-USB-2-Buchse speziell für D/A-Wandler. Natürlich läuft auf beiden Geräten der in der Firmware 3.50 enthaltene neue Renderer: So gut, wie der N1ZH60 jetzt spielt, hatte ich die Wiedergabe direkt über USB – also ohne den Mutec oder zumindest einen Jitterbug zwischen Melco und DAVE – nicht in Erinnerung, was für die Tuning-Maßnahmen und den neuen Renderer spricht. Es geht aber noch deutlich besser, wenn der DAVE am Ausgang des N1ZH/2 hängt: Offenheit, Schnelligkeit, Dynamik und Klangfarben legen hier noch einmal ein gutes Stück zu. Jetzt spielt der N1ZH/2 über USB annähernd so begeisternd wie der N1ZH60 in Kombination mit dem Aries Femto über Ethernet. Ja, ich bin mir sicher, dass die Verbesserungen beim neuen Melco gegenüber seinem Vorgängermodell bei USB noch ein Stückchen größer sind als über Ethernet.
Gehört mit
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NAS | Melco HA-N1ZH60, WDMyCloud |
Streaming Bridge | Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco |
D/A-Wandler | Chord DAVE |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT150, Eintein The Poweramp |
Lautsprecher | Kaiser Acoustics Kawero! Classic |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Swiss Cables Reference Plus, Goebel High End Lacorde, Habst Ultra III, Audioquest Diamond und Carbon,Cardas Audio Clear Network |
Zubehör | PS Audio Power Regenerator P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, Room Tuning Disks, Tuning Tips und TU-666M, Audio Exklusiv Silentplugs |
Herstellerangaben
Melco N1ZH/2
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Dateiformate (Server) | DSF, DFF, FLAC, WAV, ALAC, AIFF, AAC, MP3, WMA, OGG, LPCM |
Dateiformate (Player) | DSF, DFF, FLAC, WAV, ALAC, AIFF, AAC |
Samplingraten (Server) | 44,1 KHz, 48 KHz, 88,2 KHz, 96 KHz, 176 KHz, 192 KHz, 384 Khz, 2,8 MHz, 5,6 MHz, 11,3 MHz |
Samplingraten (Player) | 44,1 KHz, 48 KHz, 88,2 KHz, 96 KHz, 176 KHz, 192 KHz, 384 Khz, 2,8 MHz, 5,6 MHz, 11,3 MHz |
Bitraten | 16-32 Bit (PCM); 1 Bit (DSD) |
Media Server | Twonky MediaServer |
Anschlüsse | LAN (1000BASE-T), Player (1000BASE-T), Datensicherung (USB3.0, Rückseite), Erweiterung (USB 3.0, Rückseite), USB 3.0 (Rückseite), USB-DAC (USB 2.0, Rückseite), Erdungsschraube |
Stromversorgung | 2 separate Netzteile: für die gesamten Platinen und für die Festplatten, 2 x 30 W mit Kondensatorbank |
Festplatten | selektierte HDD 2,5″ (2 x 3 TB) |
Gehäuse | Robustes Aluminiumgehäuse |
Abmessungen | 350 × 65 × 370 mm |
Gewicht | 8,1 kg |
Preis | 5000 Euro |
Vertrieb
DREI H Vertriebs GmbH
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Anschrift | Mika Dauphin Kedenburgstraße 44 Haus D / 1. OG 22041 Hamburg |
mika.dauphin@drei-h.biz | |
Telefon | +49 40 37507515 |
Hersteller
crTECH
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Anschrift | 3125 Toffen - Schweiz Belpbergstrasse 14 |
Telefon | +41 318196040 |
info@crtech.ch | |
Web | www.crtech.ch |
With its top-of-the-range models, Transrotor also internationally plays a prominent role in the highest league of analogue playback. However, to this date there hasn’t been a cartridge matching the high-end turntables in the company’s portfolio. The JR Tamino now has come to change this.
Of course, the analogue specialists from the traditional region of the so-called Bergisches Land did not build up their own cartridge manufacture for this purpose, but instead developed a corresponding model, according to their very own preferences, in close cooperation with a renowned cartridge manufacturer as they already did with the impressive Figaro model. The Figaro emerged from Jochen and Dirk Räke’s collaboration with Goldring, the JR Tamino from that with Yoshiaki Matsudeira, head and owner of My Sonic Lab. With all his creations brought to the market under the brand name of My Sonic Lab as well as Air Tight, Matsudeira san has been extremely successful in keeping the internal resistance of the generator as small as possible, but still providing a comparatively powerful output voltage at the cartridge’s connector pins. A low internal resistance is usually used with a small number of coil windings, consequently only being able to generate a voltage of a similar low level. However, the JR Tamino does not follow this stereotype: it is said to deliver powerful 0.5 μV to the phono preamp. This is made possible on the one hand by extremely strong neodymium magnets and on the other hand by a coil carrier made of a material with high permeability. Matsudeira san traditionally uses the SH-μX material, which was especially developed for My Sonic Lab. The JR Tamino’s cantilever is made out of a thin boron rod, while the My Lab models use duraluminum. At this stage Dirk Räke did not want to disclose any further technical details. Perhaps, some more information can be snatched during the official debut on the forthcoming High End show. And, also the representative packaging of the cartridge will be showcased there for the first time: While the Figaro dazzled in a matt aluminum, the JR Tamino will brightly shine in a golden finish..
The cartridge arrived at Gröbenzell in a simple plastic box, but perfectly burnt-in, as Dirk Räke assured. In the absence of any further technical information, I have no other choice but simply collect some experience while listening to the JR Tamino: I really can imagine a starting point to be much worse. Taking the cantilever as line of reference the well-thought-out allignment gauge of the Thales Simplicity allows for an almost perfect positioning of the Transrotor cartridge in the headshell. In this case, one couldn’t do much wrong in orienting oneself on the straight front of the body, as it happens to many tonearms when there isn’t a special adjustment tool: the cantilever is exactly centered and forms a right angle with the aforementioned edge of the body. While adjusting with the Thales gauge it is noticeable that the cantilever of the JR Tamino is quite short and relatively thin. Not only the few coil windings, but also the short boron rod help to keep the moving mass low, creating the best conditions for a dynamic playback.
But what strikes me during the first minutes of Art Farmer and Jim Hall’s Big Blues, is not dynamics. The quintet featuring flugelhorn, vibraphone, guitar, bass and drums performs utmost colourful and luscious. The horn shines golden while having the necessary snap when requested, and, it richly exudes its inherent energy. No doubt, in such moments the speed of the JR Tamino flares up. But, it never does stand out from the immense homogeneous and coherent presentation. Here and now, the Transrotor cartridge already reminds me of the great Lyra Atlas, which just sounds "right" when you hear it for the first time, before you then gradually start to realize that only by achieving best performances in all disciplines of musical playback this state-of-the-art level can be reached. But while the Atlas strives for absolute neutrality and avoids even the slightest deviation from the linear path of virtue, the JR Tamino adorns himself with a touch of warmth and does not deny his preference for rich and vigorous colours in the least. While for the Atlas veraciousness seems to be the highest ideal, the Tamino reveals itself rather as a hedonist. But these differences in character do not alter the fact that the two are among the best four or five cartridges I ever have been able to enjoy.
Rather for pleasure than to verify the Transrotor’s capabilities in the one or other discipline, I then give a listen to Albeniz' Suite Espanola. "Castilla" conveniently sets the mood, but when starting the testing phase the test classic "Asturias" mislead me to turn the volume control a little bit too far to the right – and this is no wonder, since the orchestra performs on a wide and deep stage with plenty of air around the instrument groups, while the strings contribute to the scenery without exaggerated sharpness, despite the volume level being quite elevated. Playing the music a bit louder is somewhat a must here: the power of the brass attacks is immense, even during the Fortissimo passages the spatial image stays stable, and the sounds of the various timpani reveal in a finely differentiated manner. The JR Tamino combines finest precision with an enormous joy of playing, and even at these extreme levels doesn’t become neither obtrusive nor annoying. Absolutely compelling!
The next record rarely finds its way onto the LaGrange’s platter, probably because in the past years I have increasingly lacked relaxation to appreciate free jazz: Full Force of the Art Ensemble Of Chicago. "Magg Zelma" starts very quietly with occasional – yes, one really has to call it like this – noises of percussion and wind instruments, together with a whistle and a klaxon. These sounds suggest a large room, they explosively emerge out of nowhere and impress with their colourfulness. Decades ago I used to end my testing right after the core-shaking whistle. But it isn’t the superb dynamic performance of the JR Tamino, that leads me to ignore the tonearm lift this time, I just only turn the volume a bit down and then listen to both sides of the record. The enthusiasm and vibrancy of the Transrotor cartridge do not stand in contradiction to a never nervous or pushy playback. The JR Tamino combines numerous moments of tension perfectly with a prominently relaxed performance..
Up to this moment, the cartridge has been terminated with 40 ohms. Before I am going to try the 85 ohms plugs in order to then operate rather at the upper end of the scale, which is recommended for this Transrotor model by the manufacturer, I twice give a concentrated listen to "God Bless The Child" in the interpretation of the Keith Jarrett Trio: It very very rare happens to have this Trio performing in such a large imaginary room. The JR Tamino indulges with the illusion of a deep soundstage. The music’s groove is as irresistible as it should be, while the otherwise often too present sounding hi-hat doesn’t annoy at all. This is mainly due to the fact that the cymbals’ dominating attribute isn’t limited to the mere energy they deliver, but is enriched by their colourfulness in nearly the same way. The bass fascinates with a felicitous blend of a sonorous growling and a good portion of thrust. The higher terminating impedance seems to lower the air temperature in the now minimally larger recording room by one or two degrees, while the bass is groaning more intense, but with a little less richness. The cymbals emerge with a somewhat stronger aggressivity, which is quite beneficial to the song’s drive, but to me ultimately is a little too much of a good thing. Since the JR Tamino doesn’t miss a trick rhythmically and sparkles with nothing but the joy of playing, I decide to continue without another contribution to these disciplines in favour of degusting some more energy in the low frequencies, paired with colourfulness and smoothness, all of this terminated with 40 Ohms. These are precisely the characteristics that distinguish the JR Tamino from other world-class cartridges, such as the top Lyra models, amongst others. Amazing, how the Transrotor shows character. I could get used to that. But no, even worse: I've already got used to it. Breaking up with this cartridge surely will end in a tragedy. But luckily there is some time left, as right after the High End show we have planned recordings for our sound library. You can already look forward to it.
I don’t know whether this kind of effect is also familiar to you: For me, there exists a certain volume limit, which of course is varying on the moods of the day, that I do not exceed to avoid the playback simply getting annoying. Very often one or two decibels are enough to throw you from pleasure into – drastically speaking – pain. Where this limit is to be found, very much depends on the quality of the recording. From time to time I like to listen to some of Van Morrison’s songs like "Whatever Happened to PJ Proby?", which can be found on the album Down The Road, most of the time sourced from the hard drive of my computer. The voice turns up to have been mixed a little too far into the foreground, while the inevitable and for productions from the pop world typical compression, aggravated with now and then appearing sibilants left untamed by the de-esser, induce me to almost knee-jerk the volume control back to a stressless level. However, this record I own also as a double-vinyl album and get the track then played on the LaGrange: sadly the analogue version doesn’t show up as an audiophile revelation either. Nevertheless, the JR Tamino allows for a feel-good volume that’s a bit higher up the scale than feasible with other high-grade cartridges, and, of course, well above that of computer files. So, if you like to enjoy your favourite tunes in the future with the JR Tamino in a highly relaxed, but still intrigued manner, don’t ever say that I didn’t speak out a warning: Transrotor's "big" cartridge performs so harmoniously, homogeneously and without the slightest trace of annoyance, that a few more decibels won’t do any harm whensoever. An assessment like this, besides being done by someone who very much is used to higher volumes, by no means implies the reverse: even at very moderate levels, the JR Tamino with its colourfulness and low frequency capabilities won’t let you miss nothing at all.
Listened with
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Turntable | Brinkmann LaGrange with tube power supply |
Tonearms | Thales Simplicity, Acoustical Systems Aquilar |
Cartridges | Einstein The Pickup, Lyra Etna |
Phono preamp | Einstein The Turntable‘s Choice (balanced) |
Preamp | Einstein The Preamp |
Power amp | Ayon Epsilon with KT150 tubes |
Loudspeakers | LumenWhite DiamondLight Monitors, Kaiser Acoustics Kawero! Classic |
Cables | HMS Gran Finale Jubilee, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde |
Accessories | PS Audio Power P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS wall sockets, Acapella Bases, Acoustic System Feet and Resonators, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty and Cerabase, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv Silentplugs |
Manufacturer's Specifications
Transrotor JR Tamino
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Principle | Moving Coil |
Output voltage | 0,5mV |
Terminating impedance | 10 - 100 Ω |
Tracking force | 1,9 - 2,0 g |
Cantilever | Boron |
Price | 10500 Euro |
Menufacturer/Distributor
Räke HIFI Vertrieb GmbH
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Address | Irlenfelder Weg 43 51467 Bergisch Gladbach |
Phone | +49 2202 31046 |
transrotorhifi@t-online.de | |
Web | www.transrotor.de |
Vertrieb
Audio Offensive Hifi-Vertrieb
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Anschrift | Inhaber: Uwe Heile Münchener Str. 5 14612 Falkensee |
Telefon | +49 3322 2131655 |
Mobil | +49 172 3844155 |
info@audio-offensive.de | |
Web | www.audio-offensive.de |
Ein neues Topmodell von Grandinote erblickt das Licht der High-End-Welt. Hat die Genesi Vorstufe das Zeug dazu, einer der besten Vorverstärker überhaupt zu werden?
Am letzten Tag der diesjährigen High End bekamen wir plötzlich unerwarteten Besuch auf unserem Messestand. Kein geringerer als Grandinote-Chef Massimigliano Magri erschien mit ein paar Freunden und wollte mich kennenlernen, weil ihm war aufgefallen, dass ich bei meinen Tests in letzter Zeit Vor-und Endstufen seiner Firma verwendete, obwohl Hifistatement bislang keines seiner Produkte getestet hatte. Nach einem längeren Gespräch informierte mich Massimigliano über seine neue Vorstufe namens Genesi, die hierarchisch künftig noch über meinem Domino Vorverstärker als Flaggschiff rangieren solle und in Kürze auf dem Markt kommen werde. Ein paar Tage nach der High End kontaktierte mich dann Uwe Heile vom deutschen Vertrieb Audio Offensive und bot mir an, die Grandinote-Genesi-Vorstufe zu testen. Ein paar Zehntelsekunden später hatte ich dieses Angebot nur zu gerne angenommen!
Massimigliano Magri ist sicher ein begnadeter Techniker, aber er ist darüber hinaus auch ein sehr charismatischer Typ und wirkt ganz anders als ein typischer Elektroingenieur. Der heute 43-Jährige arbeitete schon seit 1993 an seiner später patentierten Magnetosolid® Technologie. Die ersten Verstärker, die er baute, waren Röhrenverstärker. Schon 1993 kaufte er sich eine Wickelmaschine, um damit eigene Audio-Übertrager zu bauen, und beschäftigte sich jahrelang damit, die Geheimnisse der Trafos zu ergründen. Seine Magnetosolid® Technologie basiert auf Grundlagen der Röhrentechnik mit speziellen Ausgangstransformatoren kombiniert mit Transistoren. Diese Ausgangstransformatoren sind für sehr hohe Leistungen ausgelegt und entsprechend teuer. Massimigliano Magri nannte auch schon seine frühen Produkte Grandinote, aber erst mit der Produktion der Transistor-Endstufen A-Solo im Jahr 2005 vermarktet er seine Verstärker professionell unter diesem Namen. Zwei Jahre später entstand mit der Endstufe Prestigio das, was Magri den wahren Grandinote-Sound nennt.
Den Grandinote-Sound kenne ich sehr gut, da ich die Monoblöcke Demone und die Vorstufe Domino besitze. Ich hatte in den letzten Jahren sehr viele Vor- und Endstufen auch außerhalb meines Engagements für Hifistatement getestet, so ziemlich alles was Rang und Namen hat, aber die Grandinote-Elektronik hat mich mehr als alles andere in den Bann gezogen. Ich habe in der Vergangenheit festgestellt, dass es zwar einige Entwickler schaffen, herausragende Endstufen zu bauen, aber die dazu passenden Vorstufen leider oft nicht auf diesem Niveau spielen.
Die Grandinote-Vorstufen, die ich kenne, die preisgünstigere Proemio und die darüber liegende Domino, agieren auf demselben sehr hohen Niveau der Endstufen und verbessern das Klangniveau fast jeder Audiokette beachtlich. Bei der Genesi ging Massimigliano Magri neue Wege, um diese bereits außerordentliche Performance nochmals zu toppen. Während die Class-A-Schaltungen in den meisten seiner Produkte ähnlich sind, verwendet er in der neuen Vorstufe eine eigene Stromversorgung für jeden Transistor. Grundsätzlich besitzt die Stromversorgung hier eine niedrigere Impedanz und wurde noch stärker ausgelegt. Während die der Domino Vorstufe doppelt so stark wie die der Proemio ist, darf sich die Genesi einer viermal so große Shunt-Stabilisierung erfreuen.
Die noch viel klangentscheidenderen Unterschiede liegen nach Auskunft des Entwicklers aber im Polarisationssystem der Signalstromkreise. Dieses Polarisationssystem sei sehr kritisch und erfordere streng selektierte Bauteile. Dies gelte im Besonderen für die Transistoren. Aus einer Charge von 1000 Transistoren eigneten sich nur circa 30 bis 60 für die Genesi-Schaltung. Die Selektion sei bei dieser Menge sehr arbeitsintensiv und dauere alleine schon vier Tage. Bei der Konstruktion für die erweiterte Stromversorgung habe es allerdings ein Problem mit der Länge der Leiterplatten gegeben. Grundsätzlich hätte Massimigliano Magri dies durch ein externes Netzteil lösen können, aber er sagt selbst, dass er diese Lösung überhaupt nicht mag. Seine Versuche mit externen Netzteilen bei anderen Modellen verschlechterten den Klang. Mir hat Massimigliano erzählt, dass ein italienischer Kollege ihm gesagt habe, je mehr Gehäuse sie verkaufen, desto mehr Geld verdienen sie. Doch das ist nicht die Philosophie von Grandinote: Alle Lösungen sollen dazu beitragen, die Qualität des Klanges zu erhöhen. Diese Einstellung abseits aller Marketingerwägungen macht mir die Marke sympathisch.
Die Stromversorgung soll nach dem Credo von Grandinote natürlich beste Arbeitsbedingungen für die signalführenden Schaltungen schaffen. Damit die Hauptplatine durch die stärkere Stromversorgung nicht zu lang wird, hat Massimigliano alle unsymmetrischen Schaltkreise konsequent entfernt. Er ist ohnehin ein klarer Befürworter rein symmetrischer Schaltungen – wenn sie auch wirklich vollsymmetrisch und nicht quasi-symmetrisch aufgebaut sind. Seine Genesi-Vorstufe besitzt vier symmetrische Eingänge und keinen einzigen Cinch-Eingang sowie einen symmetrischen Ausgang. Es ist sogar möglich, den Eingang Nummer eins in einen weiteren Line-Ausgang zu konvertieren. Die Platinen für den rechten und linken Kanal sind räumlich getrennt und besitzen jeweils einen eigenen Trafo, der im Gehäuse links und rechts durch ein stärkeres Blechteil getrennt ist.
Die Bedienung über die handliche Grandinote-Fernbedienung ist denkbar einfach. Beim Umschalten auf andere Eingänge arbeiten diese standardmäßig erst einmal ohne Verstärkung. Jedoch kann jede Eingangslautstärke auf einen individuellen Wert gesetzt und gespeichert werden: Die Genesi erhöht dann langsam die Lautstärke, um den eingestellten Wert zu erreichen. Die automatische Lautstärkeerhöhung kann jederzeit durch Drücken einer beliebigen Taste gestoppt werden.
Liebe Leser, jetzt habe ich Sie lange auf die Folter gespannt, denn sicherlich wollen Sie ja wissen, wie das denn nun alles klingt: Als Italiener würde ich sagen „meravigliosa“, also wundervoll. Nicht umsonst heißt Grandinote übersetzt so viel wie großartige Töne. Ich dachte, dass ich mit der Domino-Vorstufe endlich im Hifi-Olymp angekommen wäre, aber was Massimigliano Magri – oder Max wie ihn seine Freunde nennen dürfen – hier geschaffen hat, ist nochmal aus einer anderen Welt. Beim Einschalten der Vorstufe zählt die Genesi erst einmal 99 Sekunden zurück bis Sie ihre optimale Arbeitsspannung erreicht hat. Viele Vorstufen brauchen einige Zeit, bis sie vernünftig klingen. Die Genesi wird zwar auch noch ein wenig besser, wenn sie länger am Netz ist, aber schon kurz nach dem Einschalten macht sie klar, aus welchem Holz sie geschnitzt ist: Ich habe solch ein dynamisches, detailreiches, luftiges und klangfarbenstarkes Klangbild noch bei keiner anderen Vorstufe erlebt.
Manch einer hat ja schon von holographischer Wiedergabe geschwärmt, hier wird sie Wirklichkeit. All das geht mit einer Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit vonstatten, die auch einen erfahrenen Tester erst einmal sprachlos macht. Gute Aufnahmen wie mein derzeitiger Favorit A Shot In The Dark von Ian Melrose erklingen dermaßen plastisch, das man wirklich das Gefühl hat, der Gitarrist sitze vor einem. Die Wiedergabe erstreckt sich im Vergleich mit anderen Vorstufen nicht nur weiter in die Tiefe, das Klangbild bildet sich auch weiter vorne näher zum Hörer aus. Die Art und Weise, wie natürliche Instrumente ausklingen, kann schon süchtig machen. Wie oft habe ich mir bei manchen Musikstücken gedacht, dass ein paar Kleinigkeiten eben noch besser werden müssten, um nahezu perfekt zu sein. Die Grandinote Genesi verbessert nicht nur diese „Kleinigkeiten“, es ist auch eine andere Art des Spielflusses, die hier offenbar wird. Wenn eine Audiokomponente offener klingt, sprechen wir oft davon, dass ein weiterer imaginärer Vorhang weggezogen wird, hier habe ich fast das Gefühl eine ganze Jalousie würde vor mir aufgerollt. Das klingt jetzt natürlich etwas übertrieben, vielleicht bin ich ja etwas zu euphorisch, aber ich habe bei diesem Vorverstärker einfach das Gefühl, angekommen zu sein.
Die Klang der Genesi-Vorstufe ist auch mit einer unglaublichen Grob- und Feindynamik sowie einer Menge Energie gesegnet. Kleinste Schallereignisse, die man vorher nur erahnen konnte, werden nun klar hörbar, was zu einer enormen Authentizität beiträgt. Das kann man besonders gut auch bei Ricky Lee Jones Fassung von „Dad Dere“ nachvollziehen, die ich noch nie derart facettenreich und unangestrengt gehört habe. Konserve war gestern, Musik ist heute.
Die Bedeutung einer Vorstufe in der Hifi-Kette wird von vielen noch immer unterschätzt. Für mich ist die Qualität dieser Schaltzentrale essentiell. Ohne eine wirklich gute Vorstufe wird man Musik in den seltensten Fällen genießen können.
Mit der Grandinote Transistor-Vorstufe werden sich mit Sicherheit auch viele Röhrenliebhaber anfreunden können. Sie vereint das Beste aus zwei Welten: Leider hat das auch seinen Preis. Noch ein kleiner Tip unter Freunden: Sollten Sie von einem kleineren Modell von Grandinote auf das größere Modell wechseln, wird das ihre bessere Hälfte kaum merken, denn optisch sind alle Vorstufen bis auf den Schriftzug vorne identisch…
Woody Allen sagte einmal in einem seiner Filme: „Ich habe nie behauptet, der beste Liebhaber der Welt zu sein, aber Platz 27 ist auch nicht schlecht“. Platz 27 weltweit ist in keiner Disziplin schlecht, aber ich glaube, die Grandinote-Genesi-Vorstufe rangiert in der Rangliste ihrer Kategorie einige Plätze weiter oben…
Gehört mit
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Plattenspieler | Le Tallec Stad S |
Tonarme | Clearaudio Souther, Eminent 1 |
Tonabnehmer | Van den Hul Grashopper |
Musikserver | Aurender N100 |
D/A Wandler | MYTEK Brooklyn mit SBooster Netzteil, Audiobyte Hydra Z USB Bridge und Hydra ZPM Netzteil, Keces Netzteil |
Vorverstärker | Grandinote Genesi |
Endstufen | Grandinote Demone Monos |
Lautsprecher | Wilson Audio MAXX |
Kabel | Audioquest, HABST, Swiss Cables, Sun Wire Reference |
Zubehör | Ictra design Rack PROTO und Endstufenbasen, Sun Leiste |
Herstellerangaben
Grandinote Genesi Line-Vorverstärker
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Eingänge | vier vollsymmetrische XLR -Eingänge |
Ausgang | ein vollsymmetrischer XLR-Ausgang |
Frequenzgang | 0,5Hz - 650 kHz |
Verstärkung | 10 dB |
Schaltung | Class-A ohne Rückkoppelung, direkte Koppelung der Stufen ohne Kondensatoren, Doppelmonoaufbau |
Leistungsaufnahme | 30W |
Gewicht | 18kg |
Abemessungen (B/H/T) | 318/196/408 mm |
Garantie | 5 Jahre |
Preis | 19800 Euro |
Vertrieb
Audio Offensive Hifi-Vertrieb
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Anschrift | Inhaber: Uwe Heile Münchener Str. 5 14612 Falkensee |
Telefon | +49 3322 2131655 |
Mobil | +49 172 3844155 |
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Die feine Analog-Elektronik von Aurorasound wird in Japan von Shinobu Karaki entwickelt und gefertigt. Mit einem Umweg über die Bretagne, in deren Hauptstadt Rennes Karl Bergers Vertrieb Musikae France zuhause ist, gelangte der Vinyl Disk Amplifier – oder kurz Vida – in die Redaktion in Gröbenzell.
Rein optisch würde der Aurorasound mit seinem dezentem Retro-Chic wohl eher ins Beuteschema des Kollegen Saile passen, und Geräte aus feinen japanischen Manufakturen haben es ihm ja sowie angetan. Aber erstens findet sich im Vida keine einzige Röhre und zweitens bin ich schon viel zu lange auf Analog-Entzug, um eine vielversprechende Phonostufe aus der Hand zu geben. Da diese Version des Vida lediglich über unsymmetrische Ein- und Ausgänge verfügt, landet er erst einmal im Wohnzimmer, wo der Brinkmann Avance mit seinen Cinch-Buchen einen problemlosen Anschluss garantiert. Für das Roksan Shiraz im Breuer-Arm wähle ich am Vida die zweithöchste der angebotenen Impedanzen: 410 Ohm. Auf den Plattenteller kommt seit langen mal wieder Codonas „Malinye“ und das gerät nicht zuletzt dank des Vida zu einer Schwelgerei in Klangfarben – bei der Perkussion und den Becken trägt der Ionen-Hochtöner der Violon VI natürlich auch einen guten Teil dazu bei. Wie dem auch sei: So offen, farbig und von den Schallwandlern losgelöst habe zuvor keine Scheibe über diese Kette gehört.
Und dennoch gibt es einen kleinen Kritikpunkt: Die tiefen Trommeln weit hinten im – imaginären? – Aufnahmeraum kommen über den Lukaschek PP1, der etatmäßig die Verstärkung und Entzerrung der Phonosignale übernimmt, noch eine Spur trockener und differenzierter, auch wenn er in allen anderen Disziplinen vom Vida überflügelt wird. Deswegen schließe ich das Shiraz nun am Aurorasound mit einem Kiloohm ab: Bei dieser Lastimpedanz fühlt es sich hörbar wohler. Der zuvor schon beeindruckende Raum öffnet sich noch ein wenig mehr und die Bässe gewinnen an Kontur. Dadurch wirkt die gesamte Tieftonwiedergabe schneller und präziser. Besonders beeindruckt mich bei „Malinye“ immer wieder die Abbildung von Don Cherrys Trompete: Sie macht die Höhe des Raumes erfahrbar und scheint ein Stückchen über den übrigen Instrumenten zu schweben. Das gelang allerdings bisher nur bei meiner Anlage im Hörraum. Dank des Vida kann ich mich der Dreidimensionalität der Aufnahme nun auch im Wohnzimmer erfreuen. Wirklich beeindruckend!
Vom Trio zum großen Orchester, und zwar der New Philharmonia unter Rafael Frühbeck de Burgos: Die scharfen Blechbläserattacken, die unterschiedlichen Pauken und die Dichte des musikalischen Geschehens machen „Asturias“ aus der Suite Espagola zu einer Herausforderung für alle Komponenten einer Anlage. Mit dem Vida kann man in einen großen Saal hineinhören, die Bläser kommen mit erschreckender Wucht, aber dennoch farbig und nicht schneidend, und die Größe und Position der verschiedenen Pauken ist klar nachzuvollziehen. Selbst in den Fortissimo-Passagen gehen Details nicht unter, ziehen aber auch nicht ungebührlich viel Aufmerksamkeit auf sich. Und damit steht für mich schon nach einigen Scheiben während der durchaus angenehmen Aufwärmphase und zwei Test-LPs fest, dass der Vida die Wohnzimmer-Kette auf ein noch höheres Niveau bringt. Er hat es verdient, auch im Hörraum seine Fähigkeiten zu demonstrieren.
Ich hatte oben erwähnt, dass unsere Test-Version des Vida mit Cinch-Ein- und Ausgängen ausgestattet sei, was den Schluss nahelegt, dass auch andere Ausführungen erhältlich sind. Und genau so ist es: Der Vida wird nach Kundenwünschen gebaut und ist auf Bestellung mit XLR-Ein- und Ausgängen lieferbar. Dabei ist zu beachten, dass die Schaltung eingangsseitig dieselbe unsymmetrische bleibt, egal für welche Art von Buchsen man sich entscheidet, wohingegen XLR-Ausgänge nur zusätzlich zu den Cinchbuchsen zu haben sind und von einer eigenen symmetrischen Ausgangsstufe gespeist werden. Natürlich kann man sich „seinen“ Vida auch mit zwei Moving-Coil- oder zwei Moving-Magnet-Eingängen bauen lassen. In der Standard-Version wird mit einem Schalter auf der Frontplatte zwischen einer hohen Abschlussimpedanz für Moving-Coils mit einem Innenwiderstand von 10 bis 100 Ohm oder einer niedrigen für MCs mit einem Innenwiderstand von 0,6 bis 10 Ohm gewählt. Welche Widerstandswerte hier genau verwendet werden, gibt Aurorasound nicht preis. Für einen Aufpreis von 500 Euro lässt sich ein Impedanzwahlschalter mit sechs Werten nach eigenem Wunsch ordern. Für den MM-Eingang kann ebenfalls eine Impedanzumschaltung eingebaut werden, beispielsweise 21 statt der üblichen 47 Kiloohm für einen Decca-London-Tonabnehmer. Aurorasound bietet dem Kunden mit dem Vida eine für seine individuellen Bedürfnisse maßgeschneiderte Phonostufe. Und das dürfte – zumindest zu den vergleichsweise moderaten Preisen – einmalig sein.
Vor der High End war mir Aurorasound so unbekannt, wie es den meisten von Ihnen bis jetzt sein dürfte. Aber dann erschien Karl Berger am Messestand von Hifistatement und stellte mir seinen Vertrieb im allgemeinen und die Marke Aurorasound im besonderen vor: Musikae France vertreibt in Frankreich die Tonarme von Vivlab und Abis, die Tonabnehmer von Hana, Nirvana-Kabel und das Lautsprecherprogramm von Living Voice. Bei der Elektronik von Vida kommen noch Deutschland, Österreich, Skandinavien und die Benelux-Staaten als Vertriebsgebiet hinzu. Zwei Wochen später traf ich mich dann mit Karl Berger zur Vorbereitung des Tests. Bei seiner Begeisterung für Aurorasound war es leicht zu verschmerzen, nicht direkt mit Karaki san in Kontakt treten zu können. Der Musikae-Chef erzählte, dass Karaki san Aurorasound im Februar 2010 gegründet habe, 28 Jahre für Texas Instruments Japan gearbeitet und sich ausgiebig dem Thema DSP beschäftigt habe. Privat sei er schon immer ein Audiophiler gewesen, er spiele Gitarre und unterrichte auch auf diesem Instrument. Aurorasound sehe er unter anderem in der Tradition von Uesugi und Shindo. In Japan sei Aurorasound in audiophilen Kreisen sehr angesehen, unter anderem auch, weil die Geräte nicht industriell, sondern in der Tradition Japanischer Handwerkskunst gefertigt und vor der Auslieferung gemessen und gehört würden. Alles weitere zum Vida könne ich einer von Karaki san verfassten Produktinformation in englischer Übersetzung entnehmen.
Shinobu Karaki schreibt, die Entwicklung des Vida habe etwa zwei Jahre gedauert. Zentrales Element sei für ihn dabei die Art der RIAA-Entzerrung gewesen. Bei Röhren-Phonostufen seien LCR-Filter – also solche mit Spulen, Kondensatoren und Widerständen, bei denen aber nur die Spulen im Signalweg lägen – die gebräuchlichste Lösung, wobei man aber wegen der konstanten Impedanz des Filters einen Zwischenübertrager benötige, um die 600 Ohm des Filters zu treiben. Rechne man die MC-Step-Up-Transformatoren und die Trafos für ein Netzteil mit Chokes hinzu, so benötige man mindestens zehn Trafos. Und damit habe man in puncto Kosten und Gehäusegröße ein Problem – zumindest, wenn es um eine Serienfertigung geht. Er könne zwar verstehen, dass einige Audio-Enthusiasten diese Lösung mögen, aber sie sei nicht geeignet, wenn man einen hohen Fremdspannungsabstand, niedrige Verzerrungen und einen linearen Frequenzgang anstrebe.
Vor fünf Jahren habe er dann die Idee gehabt, eine Phonostufe mit LCR-Filter und Transistoren zu bauen, da diese leicht das Filternetzwerk mit 600 Ohm treiben könnten. Bei dieser Schaltung würden nicht so viele Transformatoren benötigt, es lägen keine Kondensatoren im Signalweg, es wäre leicht, eine niedrige Ausgangsimpedanz, einen hohen Fremdspannungsabstand und niedrige Verzerrungen zu erreichen, und die Kosten sowie die Gehäusegröße in einem vertretbarem Rahmen zu halten. Soweit er wisse, habe es diesen Ansatz zuvor nicht gegeben. Mir fällt nur eine ähnliche Lösung ein: Auch bei van den Huls Grail lagen keine Kondensatoren im Signalweg. Wenn ich mich recht erinnere, kommt die RIAA-Entzerrung dort aber völlig ohne Kondensatoren aus. Jedenfalls hat Herr van den Hul von einem LR-Filternetzwerk gesprochen. Seine symmetrische Phonostufe ist übrigens knapp 10.000 Euro teurer als der Aurorasound.
Doch zurück zu Karaki san. Der betont in seinen Anmerkungen zum Vida, dass die Spulen die entscheidenden Bauteile gewesen seien. Er habe solche von Hashimoto, Tango und Noguchi ausprobiert. Alle seien nicht schlecht gewesen, ja sogar einigermaßen gut, hätten aber keinen besonderen Eindruck auf ihn gemacht. Einige seiner Freunde hätten ihm dann Lundahl-Spulen vorgeschlagen und er habe sie ausprobiert. Ihr Klangcharakter habe ihm dann von allen am besten gefallen: ein straffer und kraftvoller Mitteltonbereich, aber dezent und ohne Stress. Bevor er Lundahl für die Produktion benutzte, waren aber noch einige Fragen zu klären: Wie konnte er direkt von Lundahl kaufen, um die Kosten zu reduzieren? Wie konnte man die Abweichung von der angegebenen Induktivität minimieren? Üblicherweise liegt die Abweichung bei solche Bauteilen um ±20 Prozent, denn Spulen für die RIAA sind Chokes und damit schwieriger zu dimensionieren als Übertrager. Wie groß darf die maximale Abweichung der Spule sein, wenn die RIAA-Kennlinie mit einer Genauigkeit von ±0,25 Dezibel eingehalten werden soll? Shinobu Karaki machte eine Menge Berechnungen mit Spice, einem Schaltungssimulationsprogramm, und fand heraus, dass man Abweichungen vom Soll-Wert der Spule von ±3 Prozent durch Trimmen der Kondensatoren und Widerstände so weit in den Griff bekäme, dass die Abweichung von der RIAA-Kennlinie maximal bei ±0,25 Dezibel liegen würde.
2010 entschloss sich Karaki san, Lundahl in Schweden zu besuchen, um die Probleme dort zu besprechen und zu lösen. Nach langen Diskussionen stimmte Lundahl zu, für Aurorasound in einem geheimgehaltenen Verfahren spezielle Spulen mit 1,9 und 0,18 Henry mit einer Abweichung von nur ±3 Prozent zu fertigen und sie mit einem Aurorasound-Logo zu versehen. Zu aktiven Bauteilen merkt Shinobu Karaki noch an, dass nach dem Jahr 2000 alle Transistoren nur noch für die Verwendung als Schalter oder Leistungsregler in digitalen Geräten entwickelt und gefertigt worden seien, wobei Rauschen, Linearität und hochfrequente Störungen keine Rolle gespielt hätten. Deshalb eigneten solche sich Transistoren nicht für seriöse analoge Anwendungen. Er habe allerdings noch einen großen Lagerbestand an „New Old Stock“ NEC- und Toshiba-Transistoren aus den Jahren 1970 bis 1980, und das sei ein großer Vorteil, wenn man einfache und gute Verstärker bauen wolle. Er schlägt vor, diese Bauteile analog zu den Western-, Telefunken-, RCA- und Mullard-Röhren „Vintage-Transistoren“ zu nennen. Ich denke, die Ausführungen der Firmenchefs vermitteln einen guten Eindruck von der Aurorasound-Philosophie. Vor der Schilderung weiterer Höreindrücke möchte ich noch nachtragen, dass über Bedienelemente an der Frontplatte des Vida das Ausgangssignal stumm oder auf Mono geschaltet werden kann und ein Subsonic-Filter sowie ein Signal zur Entmagnetisierung des Tonabnehmers aktiviert werden können.
Inzwischen befindet sich der Vida im Hörraum und ist über Ortofon-5000-Silberkabel mit Einsteins in The Tonearm montiertem The Pickup und der Vorstufe verbunden. Die empfohlene – und bewährte – Abschlussimpedanz für den Tonabnehmer liegt bei 300 Ohm, der Vida bietet 240 und 410 Ohm. Ich entscheide mich für den näherliegenden Wert, lege noch einmal Codona 2 auf, bin vom Klang positiv überrascht und erlebe, wie positiv sich eine breitere Stereobasis und die auf die umgebenden Wände bezogene völlig symmetrische Aufstellung der Lautsprecher im Hörrausm sich auf die Wiedergabe auswirkt. Dann schalte am Aurorasound auf 410 Ohm um und mache dieselbe Erfahrung wie beim Shiraz: Beide Tonabnehmer profitieren von der höheren Impedanz und lassen daran den Aufnahmeraum größer wirken. Der höhere Wert sorgt auch für mehr Präzision im Tieftonbereich und vermittelt den Eindruck, die Musiker gingen mit noch mehr Spielfreude zur Sache.
Was mich aber am meisten am Vida beeindruckt, ist die Stille: Alle unsymmetrischen Phonostufen, an die ich mich erinnern kann, berieselten einen in Spielpausen mit mehr oder weniger klarem Radioempfang. Dabei war die Intensität der Einstreuungen nahezu unabhängig vom verwendeten Kabel. Eigentümlicherweise tritt der Effekt nur im Hörraum, nicht aber Wohnzimmer auf. Beim Vida bleibt es erfreulicherweise fast vollkommen still. Erst wenn sich der Lautstärkesteller in einer Position befindet, in der bei abgesenkter Nadel Ohren und Lautsprecherchassis garantiert Schaden nähmen, vernimmt man am Hörplatz auch beim Aurorasound minimale Einstreuungen. Trotzdem: sehr beeindruckend!
Für den Vergleich mit der vierteiligen, symmetrischen The Turntable's Choice habe ich die Clearaudio-LP mit der Symphonie Imaginaire von Jean-Philippe rausgesucht, auch wenn das Master digital war. Die Scheibe bezaubert dennoch mit einer breiten, tiefen Bühne, klar umrissenen Instrumentengruppen, einer sehr lebendigen Dynamik, satten, eher gedeckten Klangfarben – und einfach schöner Musik. Deswegen läuft auch die erste Seite ohne Unterbrechungen durch, bevor ich noch einmal zur Ouvertüre von Zaïs zurückkehre: Auch bei sehr konzentriertem Hören offenbart der Vida nicht die kleinste Schwäche. Die Dimensionen der Bühne wirken realistisch, die historischen Instrumente klingen lebendig und frisch, nichts technisches lenkt von der Melodie und dem Rhythmus ab. Auch in dieser Kette macht der Vida wunschlos glücklich. Gut, der Vergleich mit der mehr als doppelt so teuren Einstein-Phonostufe samt Verkabelung, die allein den Preis des Vida übertrifft, zeigt erwartungsgemäß, dass eine noch minimal ausladendere Bühne möglich ist und auch ein Hauch mehr Dynamik. Geschenkt!
Ich stöpsele auf den Aurora zurück und lege Keith Jarretts unvermeidliche Standards, Vol.1 auf und senke die Nadel diesmal nicht in die Trennrille vor „God Bless The Child“, sondern höre zuvor noch „The Masquerade Is Over“: Der Vida macht es unmöglich, regungslos im Hörsessel zu sitzen. Jack DeJohnettes Rhythmusarbeit federt beswingt, Gary Peacock Bass kommt mit wohldosiertem Druck und knarzt ausdrucksstark. Eigentlich schade, dass ich diesen Song so selten höre. Doch als dann das mitreißend groovende „God Bless The Child“ beginnt, ist wieder klar, warum ich letztlich immer wieder bei diesem Song lande: Die Bass-Drum drückt trocken, die Snare knallt, und die Becken, vor allem das High-Hat, strotzen vor Energie ohne – wie sonst so oft – ins leicht Nervige abzudriften. Keith Jarrett sprüht vor Spielfreude und dokumentiert das auch immer wieder mal mit seinem so charakteristischen Sing-Sang. Gary Peacock treibt die Combo mit seinem Viersaiter mächtig an, und sein Solo ist schlicht ein Traum. So intensiv habe ich den oft gehörten Song nur sehr selten erlebt. Das letzte Quäntchen Bühnentiefe ist wohl doch nicht alles: Mit dem Aurorasound geht die Musik einfach unter die Haut! Großartig!
Gehört mit (Wohnzimmer)
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Plattenspieler | Brinkmann Avance |
Tonarm | Breuer Dynamic 8 |
Tonabnehmer | Roksan Shiraz |
Phonostufe | Lukaschek PP1 |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Eintein The Poweramp |
Lautsprecher | Acapella Violon VI |
Kabel | Swiss Cables Reference (Plus), Habst Ultra III, Audioquest Diamond, SunWire Reference |
Zubehör | Einstein The Octopus, HighEndNovum Multivocal Resonator, Harmonix Füße, Audioquest Jitterbug, Franc Audio Accessories und Acoustic System Füße, Sieveking Quantum Noise Resonator |
Gehört mit (Hörraum)
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | Thales Simplicity, AMG 12JT Turbo, Einstein The Tonearm |
Tonabnehmer | Lyra Olympos und Etna, Einstein The Pickup |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (sym) |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT150, Eintein The Poweramp |
Lautsprecher | Kaiser Acoustics Kawero! Classic |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Swiss Cables Reference Plus, Goebel High End Lacorde, Habst Ultra III, Audioquest Diamond und Carbon,Cardas Audio Clear Network |
Zubehör | PS Audio Power Regenerator P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, Room Tuning Disks, Tuning Tips und TU-666M, Audio Exklusiv Silentplugs |
Herstellerangaben
Aurorasound Vida Phonostufe
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MC-Verstärkung | 64dB |
MC-Eingangsimpedanz | Low für Tonabnehmer von 0,6-10Ω, High für Tonabnehmer von 10-100Ω, Wahlschalter mit 6 Positionen und Werten nach Kundenwunsch beim Vida-VI6 |
MM-Verstärkung | 39dB |
MM-Eingangsimpedanz | 47kΩ |
Ausgang | Line Level, Cinchbuchsen, unsymmetrisch |
Abweichung von RIAA | ±0,25dB von 10Hz-20kHz +/ |
Harmonische Verzerrungen | 0,025% bei MC, A-gewichtet, -138dBV bei MC |
Abmessungen (B/T/H) | 260/250/100mm (Phonostufe), 114/200/70mm (Netzteil) |
Gewicht | 3kg (Phonostufe), 1,4kg (Netzteil) |
Leistungsaufnahme | max. 60W |
Preis | 4000 Euro (Standard-Version), 4500 Euro (Vida-VI6) |
Vertrieb
MUSIKAE FRANCE
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Ansprechpartner | Karl Berger |
Telefon | +33 684 541 144 |
kkb@orange.fr | |
Web | www.musikae.fr |
Vertrieb
MUSIKAE FRANCE
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Ansprechpartner | Karl Berger |
Telefon | +33 684 541 144 |
kkb@orange.fr | |
Web | www.musikae.fr |
Vertrieb
Sintron Vertriebs GmbH
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Anschrift | Christian Fröhling Südring 14 76473 Iffezheim |
Telefon | +49 7229 182931 |
info@sintron.de | |
Web | sintron.de |
Mit ihrem außergewöhnlichen Design fallen die Boaacoustic Kabel schnell ins Auge. Das ist sicherlich ein Vorteil, will man im üppigen Angebot Aufmerksamkeit erzielen. Welche klangliche Qualität verbirgt sich hinter der reizvollen Fassade?
Nee – nicht noch mehr Kabel. Das war meine erste Reaktion, als mich ein ehemaliger Vertriebs-Kollege auf der diesjährigen Highend auf das neue Kabel-Sortiment von JIB-Boaacoustic ansprach. Deren beeindruckend großer Messestand war mir bereits aufgefallen. Der einstige Kollege wollte mir unbedingt und auf jeden Fall die Boaacoustic Hifi-Kabel näher bringen und es gelang ihm, mein Interesse zu wecken. Vielleicht haben Sie, lieber Leser, in meinem Bericht über die High End die Fotos einiger dieser Kabel gesehen. Dann haben Sie sicherlich bemerkt, dass sie auffällig schlangenartig präsentiert waren – ein deutlicher Hinweis auf den Markennamen Boaacoustic des Herstellers JIB-Germany Technology GmbH. Der hat seinen Firmensitz in Berlin und fertigt die Kabel im brandenburgischen Mahlow, südlich der Hauptstadt. Im eigenen Werk werden die unterschiedlichsten Kabel, deren Rohmaterial aus Japan zugeliefert wird, sorgsam in Handarbeit konfektioniert. Die Website von JIB zeigt dazu eine Menge Fotos und gibt Einblick in die Manufaktur. Das Sortiment von JIB ist sehr umfangreich und umfasst Audio-Kabel aller Art und in einem sehr breiten Preissegment. So kostet das teuerste, konfektionierte Lautsprecherkabel namens Silber Zircon BFA als Drei-Meter-Paar stattliche 16.660 Euro. Relativ bescheiden nimmt sich dagegen der Preis für das Einstiegs-LS-Kabel Cobalt für 880 Euro aus, bei gleicher Länge. Nicht nur konfektionierte Kabel, auch laufende Meter, liefert Boaacoustic, sogar für die aufwändige Audio-Anlage im Auto. Grundsätzlich teilt sich das Sortiment in die zwei Kategorien Kupfer und versilbertes Kupfer.
Der Anteil von digitalen Audio-Kabeln im Sortiment ist relativ übersichtlich. In beiden Kategorien zusammen gibt es zwei Toslink-Lichtleiter, eine USB-Verbindung sowie zwei SPDIF- und ein AES/EBU-XLR-Kabel. Um die drei Letztgenannten geht es in diesem Testbericht. Eines der beiden SPDIF-Koax-Cinch-Kabel gehört zur Kupfer Linie und trägt den Namen Premium Line Digital Diamond. Das 1,5 Meter lange Kabel für den Test kostet im Handel 250 Euro. Ebenfalls ein SPDIF-Kabel ist das Luxus Line Silver Carbon, welches in der vorliegenden 1,5-Meter-Version erheblich teurer ist. Es kostet glatte 1000 Euro und gehört, wie der Name schon sagt, zur Gruppe der versilberten Kupfer-Kabel. Dies gilt ebenso für das einzige XLR-Digital-Kabel von Boaacoustic, das auf den Namen Silver Digital Krypton getauft ist. Es liegt mir für den Test in der Ein-Meter-Ausführung vor. Dafür wären 900 Euro zu bezahlen. Bei einer Länge von 1,5 Meter trüge es ein Preisschild mit 1020 Euro. Beide Silber-Kupfer-Kabel, Koax und XLR, liegen also in derselben Preisklasse. Die beiden SPDIF-Leitungen tragen eine grau-weiße Ummantelung, unterscheiden sich jedoch im Design. Das grün-blau überzogene XLR-Kabel Digital Krypton ist hingegen ein richtiger Hingucker. Zum technischen Aufbau und der Beschreibung der eingesetzten Materialien gibt JIB einige, aber nicht viele Informationen. In diesem Punkt unterscheidet man sich nicht von anderen Kabel-Herstellern. Schließlich möchte man seine Alleinstellungs-Merkmale nicht gern verraten. Auf jeden Fall scheint man sachlich und ehrlich die Dinge zu benennen. So finde ich es sehr respektabel, wenn bei der hochwertigen AES/EBU Leitung die Toleranz bei der Soll-Impedanz von 110 Ohm mit 20 Prozent angegeben wird. Das hätte man auch verschweigen können. So hingegen wirft es ein gutes Licht auf das Unternehmen.
Bei digitalen Leitungen mit genormten ohmschen Eigenschaften, also 75 Ohm bei SPDIF-Koax und 110 Ohm bei AES/EBU, ist nicht nur das Kabel selber sondern auch der Stecker ein Faktor. Ich habe erlebt, das sich zu diesem Thema manche Hersteller sehr lässig äußern, wenn man sie auf die technischen Eigenschaften der RCA- und XLR-Stecker anspricht. Die Aussage lautet dann ähnlich wie, das spiele keine Rolle. Bei JIB erfuhr ich auf die konkrete Frage danach, dass die 24-karätig vergoldeten Stecker sehr wohl in das technische Gesamtkonzept eingehen. Überhaupt machen die Stecker einen sehr imposanten Eindruck. Solide Verschraubungen der einzelnen Teile zeugen von aufwändiger Konstruktion. Die Stecker der SPDIF-Kabel lassen sich auf den Geräte-Buchsen durch Drehen im vorderen Gehäuseteil festklemmen. So ist eine sichere Verbindung garantiert. Im technischen Aufbau unterscheiden sich die beiden SPDIF-Kabel. Das preisgünstige, ausschließlich aus hochwertigem OCC-6N-Kupfer gefertigte Digital Diamond der Premium Linie hat von allen drei Kabeln den größten Querschnitt der Innenleiter. Es handelt sich bei allen Kabeln um mehradrige Innenleiter. JIB gibt mit Blick auf den internationalen Markt die Leiter-Stärke in AWG an. Das steht für American Wire Gauge und ist weltweit gebräuchlich, allerdings für uns irritierend, da ein niedrigerer AWG-Wert einen höheren Querschnitt bedeutet. Die 20 AWG des Digital Diamond werden erreicht durch Verdrillen von sieben mal acht Einzeldrähten mit einer Stärke von 0,12 mm. Durch den speziellen, von Professor Ohno in Japan entwickelten Herstellungs-Prozess, erhält das hochreine OCC-6N-Kupfer eine Struktur, die den gesamten Draht letztlich annähernd zu nur einem Kristall werden lässt. Diese monokristalline Struktur gewährleistet hervorragende Leitfähigkeit.
Die noch bessere Leitfähigkeit von Silber fließt in die Konstruktion der beiden teureren Kabel, sowohl beim SPDIF Silver Carbon als auch beim symmetrischen Silver Digital Krypton ein. Dabei erreicht das koaxiale Silver Carbon seine 22 AWG durch 40 monokristalline Einzelleiter von je 0,12 mm Stärke, die hier zusätzlich versilbert sind. Da Strom auf der Oberfläche des Leiters fließt, führt die Versilberung des OCC 6N dank des Skin-Effekts zu verbessertem Stromfluss. Im symmetrischen AES/EBU-Kabel Silver Digital Krypton gibt es zwei Leiter mit jeweils 24 AWG. Jeder einzelne Leiter besteht aus 19 Einzeldrähten der gleichen Qualität wie die des SPDIF Silver Carbon. Die effektive Leiter-Masse ist hier geringer, der symmetrische Aufbau garantiert dafür aber den identischen Fluss des Stromes in die Gegenrichtung, da er ja nicht über die Abschirmung fließt. Die inneren Leiter sind nicht verlötet, sondern mittels Schrauben verklemmt. Dadurch werden unerwünschte Oxydations-Einflüsse des Lötzinns unterbunden. Die Isolierung des oder der Signalleiter besteht aus PVC. Dieses ist beim Rein-Kupfer-SPDIF weißes Material. Bei den beiden teureren, versilberten Leitungen verwendet JIB-Boaacoustic schwarzes PVC. Die Abschirmung erfolgt in jedem Falle zweifach, und zwar durch Aluminiumfolie und ein verzinntes Kupfergeflecht. Auch hier wird der Kontakt durch Verschraubung gewährleistet und nicht gelötet. Die schematischen Darstellungen, die uns JIB zur Verfügung gestellt hat, zeigen den Aufbau gut. Außen verleiht dann der auffällig gestaltete Überzug aus Nylon-Gewebe dem Kabel sein spezielles Aussehen. Der blau-grüne Mantel des Silver Digital Krypton enthält außer Nylon einen Teil Baumwolle.
Mein Aufbau zum Hörtest gestaltet sich unkompliziert, geradezu komfortabel. Der Melco Netzwerk-Spieler ist per Audioquest USB-Kabel mit dem Mutec Reclocker verbunden. Dieser bietet AES/EBU- uns SPDIF-Ausgänge. Die gleichen Anschlussmöglichkeiten habe ich am Audio-gd D/A-Wandler. So lasse ich zum ersten Klang-Vergleich das Digital Diamond SPDIF gegen mein bewährtes Sommer Cable Carbokab-AES/EBU antreten. Zum Wechsel von einem Kabel auf das andere brauche ich nur am D/A-Wandler den Eingang umzuschalten. Das Carbokab kommt aus dem Profi-Bereich und verhält sich in meiner Anlage angenehm ausgewogen. Einige namhafte Alternativen zogen klanglich in der Vergangenheit der Kürzeren. Schon beim Vergleich mit dem günstigen SPDIF von Boaacoustic geschieht dies dem Carbokab nun selber. Bei Musik unterschiedlicher Genres kann das Digital Diamond überzeugen. Eindeutige Überlegenheit beweist es vor allem bei klassischer Musik und technisch guten Einspielungen mit einem besser geordneten Tief- und Grundtonbereich. Auch die räumliche Darstellung gewinnt an Tiefe. Stets vermittelt es eine gesteigerte Lebendigkeit in der Musik. Einzig das digital überarbeitete Rolling Stones Album Aftermath aus den Achtzigern klingt ziemlich nervig und dünn. Die fragwürdige tonale Balance dieser Aufnahme kann das Carbokab erträglicher machen.
Jetzt tausche ich das Sommer Cable gegen das hochwertige Boaacoustic AES/EBU und kann es direkt mit dem günstigen SPDIF vergleichen. Zu meiner Überraschung klingen jetzt die Stones richtig gut: ausgewogen, präzise, nicht harsch, mit lebhaften Klangfarben, dynamisch und laut – da waren sie wieder ganz sie selbst. Erklären kann ich das nicht. Bislang ist es mir mit Ausnahme der Luxus-Kabel von Kubala-Sosna immer so ergangen, dass hochpreisige Digital-Kabel, wenn Sie denn tonal, räumlich und in den Klangfarben gefielen, auch eine gewisse Gedecktheit oder Langsamkeit ins musikalische Geschehen trugen. Das JIB Silver Digital Krypton legt da einen ganz anderen Auftritt hin. Gegenüber dem Digital Diamond klingt es bei guten Aufnahmen lebendiger, nuancierter und noch deutlicher umrissen und gestaffelt. Es scheint, als würde mit mehr Schnelligkeit musiziert. So wirkt beispielsweise beim Highres-Album Nouveau Monde von Patricia Petitbon deren Stimm-Spektrum wesentlich ausgeprägter und energiereicher. Der Unterschied ist beachtlich. Schon der Qualitätsgewinn vom Carbokab zum Digital Diamond ist eindeutig nachvollziehbar. Beim Sprung zum Silver Digital Krypton muss man wirklich nicht das absolute Gehör besitzen, um die Vorteile wahrzunehmen. In der Kette Melco – Mutec – Audio-gd ist der musikalische Mehrwert nicht zu bestreiten und passt nach meiner Meinung durchaus zur Preisdifferenz. Nun tausche ich die beiden SPDIF-Kabel, ersetze also das Digital Diamond durch das Silver Karbon, das ja in der selben Preisklasse liegt wie das XLR, gegen das es antritt. Ich hörte viele der auf dem Melco gespeicherten Musikstücke und kann keine signifikante Aussage machen. Manchmal hatte ich den Eindruck, das SPDIF musiziere eine Spur wärmer und das AES/EBU noch einen Hauch filigraner. Diese Unterschiede sind für mich nicht qualitativ einzuordnen, da mal dies, mal jenes besser gefällt und richtiger scheint. Ohne den direkten Vergleich und ohne mehrfaches Wiederholen einzelner Musik-Passagen hätte ich diesen beinahe unerheblichen Unterschied nicht erfahren. So liegen für mich die beiden teuren Kabel auf gleichem Niveau, und wenn ich mir eines aussuchen dürfte, wäre mir jedes recht. Nur die grelle Optik des Silver Digital Krypton gefällt mir und gäbe den Ausschlag.
Um die positive Erfahrung in einer anderen Konstellation zu überprüfen, tausche ich den Melco gegen mein CD-Laufwerk. Dies verbinde ich zuerst mit dem Sommer Cable und dem teuren SPDIF mit dem Audio-gd Wandler. Das Live-Album Memory Lane von Cécile Verny sorgt ganz schnell für Klarheit. Das überrascht nach dem ersten Hörtest auch nicht wirklich. Das Boaacoustic lässt die Musik mit sehr viel mehr Details und mit deutlich besserer räumlicher Struktur erklingen. Dies ist ein deutlich anderes Klang-Niveau als mit dem Carbokab, das vergleichsweise flach und geradezu träge aufspielt. Auch gegen das günstige Silver Carbon muss hier am CD-Spieler das Sommer Federn lassen. Zwar ist der Unterschied nicht riesig, aber unüberhörbar. Die Bass-Drum ist eine Spur knackiger, die Becken glänzen, und vor allem Cécile Vernys Stimme wirkt glaubhafter, weil sie etwas fülliger und vordergründiger ist. Auch die Bühne scheint aufgeräumter. Das Ensemble musiziert noch einen Tick dynamischer und mitreißender. Unterm Strich hat das Silver Carbon den höheren Spaß-Faktor.
In Beethovens „Klavier-Konzert No. 3“ mit Ronald Brautigam und dem Norrköpping Symphony Orchestra unter Andrew Parrot wird im zweiten Satz die Größe des Flügels deutlich erfahrbar, sobald das günstige Boaacoustic im Spiel ist. Die Töne wirken fester. Ebenso wie beim Sommer tönen die Streicher geschmeidig, jedoch mit mehr Nuancen und offener. Beim letzten Album von Frank Zappa, seinem The Yellow Shark, bestätigt das Digital Diamond seine Fähigkeiten. Nun soll es aber gegen das vier mal so teure AES/EBU antreten, und da ist wieder einmal das Bessere des Guten Feind. Mit dem Silver Digital Krypton ist das vielschichtige Klang-Geschehen von Frank Zappa und dem Ensemble Modern farbenreicher, durchhörbarer, faszinierend unmittelbar und geradezu explosiv. Jedes einzelne Instrument ist klarer zu hören, vor allem plastischer und mit mehr Feinheiten gezeichnet. Das teure SPDIF wirkt hier im Vergleich zum XLR eine Spur wuchtiger im positiven Sinne und spielt leicht vordergründiger. Auf Cecilia Bartolis Album St. Petersburg gefällt mir wiederum beim Cimarosa-Stück „Agitata in tante pene“ das XLR besser, weil es die Streicher noch einen Hauch filigraner auflöst, wo das SPDIF leicht wärmer tönt. Auch dieser Unterschied ist wohl eine Frage des Geschmacks. Beide versilberten Boaacoustics haben geradezu fesselnde Fähigkeiten, weil mich mit ihnen die Musik enorm fasziniert.
Abschließend möchte ich die Kabel noch an einem weiteren D/A-Wandler ausprobieren, nämlich dem Antelope Zodiac+, der gegenüber dem Audio-gd vor allem in Sachen Feinzeichnung und Räumlichkeit nicht mithält. Ich möchte wissen, inwieweit die klanglichen Qualitäten sich bei einem weniger guten DAC auswirken. Zuerst vergleiche ich das XLR mit dem günstigen SPDIF. Auch hier sind die Unterschiede zwischen den Beiden evident, jedoch nicht so deutlich wie zuvor. Dies gilt insbesondere für die räumliche Abbildung. Johann Sebastian Bachs „Violin Concert in a-moll“ mit Yehudi Menuhin von 1960 in der XRCD-24 Version von HI-Q Records erklingt mit dem kostspieligeren XLR deutlich weiter aufgefächert und detailgenauer, leichter und beschwingter. Dennoch macht das preiswerte SPDIF hier einen ausgezeichneten Eindruck mit einer voluminösen und gleichzeitig sehr transparenten, plastischen Darbietung. Das Sommer Kabel wirkt hier relativ zurückhaltend. Ihm ist das Digital Diamond auch hier eindeutig überlegen. Denn es verleiht dem Bachschen Violinkonzert mehr Glanz und Feinzeichnung. Das bestätigt auch der Klangeindruck von Jennifer Warnes CD The Well. Beim Titel-Song kann das Digital Diamond erstaunlich gut mit den höherpreisigen Geschwistern mithalten. Es differenziert die Zweitstimme klar und verleiht den Drums Attacke und die gebührenden Klangfarben. Seine Überlegenheit gegenüber dem Digital Diamond kann das teurere AES-EBU am Antelope-DAC nur eingeschränkter zur Geltung bringen als am überlegenen Audio-gd-Wandler. So gerät die Staffelung und Ordnung im Raum weniger dreidimensional. In puncto Auflösung und Feinzeichnung hat es aber auch hier die Nase vorn. Der Vergleich der beiden versilberten Boaacoustic miteinander geht auch am Antelope ziemlich pari aus: Die Unterschiede dürften im Bereich des persönlichen Geschmacks liegen.
Gehört mit
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Computer | Apple MacMini mit OS X El Capitan, Amarra 3.0.3, Audirvana Plus 3 und Qobuz |
Netzwerk-Player | Melco N1A |
Clock | Mutec MC-3+Smart Clock USB |
DA-Wandler | Antelope Zodiac plus, Audio-gd Master 7 |
CD-Player | Primare DVD 30 |
Vorverstärker | Audio-gd Master 9 |
Endstufe | für Bass: zwei Primare A-32, für Mittel-Hochton: Air Tight ATM-3 oder Spectral DMA-100 |
Lautsprecher | Triangle Grand Concert |
Zubehör | Audioquest Diamond oder Carbon USB, Sommer Cable Carbokab-AES/EBU, Inakustik Black&White NF-1302, Shunyata Andromeda LS mit Enacom LS, Audio-gd LS und NF, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden, Finite Elemente Pagode, Audio Exklusiv d.C.d. Basis |
Herstellerangaben
Boaacoustic Digital Dianond Premium Serie JIB Kupfer
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Typ | Digital Coaxial 75 Ohm SPDIF Signal-Kabel |
Innenleiter | Kupfer OCC 6N, 20 AWG 7*8/0,12 |
Schirmung | zweifach, Alufolie und verzinntes Kupfergeflecht |
Stecker | RCA BrassKap-Stecker, Vollmetall, 24-Karat vergoldet |
Ummantelung | 12,0 mm ± 0,2 mm perlweißes PVC und silber-schwarz-weißer Nylon-Gewebe-Mantel |
Preise | 200 Euro für 1 m 250 Euro für 1,5 m 300 Euro für 2 m weitere Längen auf Anfrage |
Herstellerangaben
Boaacoustic Silver Carbon Luxus Serie JIB Silber
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Typ | Digital Coaxial 75 Ohm SPDIF Signal-Kabel |
Innenleiter | versilbertes Kupfer S-OCC 6N, 22 AWG 40/0,12 |
Schirmung | zweifach, Alufolie und verzinntes Kupfergeflecht |
Stecker | RCA BrassKap-Stecker, Vollmetall, 24-Karat vergoldet |
Ummantelung | 11,0 mm ± 0,2 mm schwarzes PVC und schwarz-weißer Nylon-Gewebe-Mantel |
Preise | 840 Euro für 1 m 1000 Euro für 1,5 m 1160 Euro für 2 m weitere Längen auf Anfrage |
Herstellerangaben
Boaacoustic Silver Digital Krypton Luxus Serie JIB Silber
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Typ | Symmetrisches XLR-Digital-Audio-Kabel |
Standard | 110 Ohm ± 20%, AES/EBU |
Innenleiter | versilbertes Kupfer S-OCC 6N, 2 x 24 AWG 19/0,12 |
Schirmung | zweifach, Alufolie und verzinntes Kupfergeflecht |
Stecker | XLR, Fiberglass®, 24-Karat vergoldet |
Ummantelung | 16 mm ± 0,5 mm schwarzes PVC und grün-blauer Nylon-Baumwoll-Gewebe-Mantel |
Preise | 900 Euro für 1 m 1020 Euro für 1,5 m 1140 Euro für 2 m weitere Längen auf Anfrage |
Hersteller/Vertrieb
JIB-Germany Technology GmbH
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Anschrift | Am Großen Rohrpfuhl 25 12355 Berlin |
Telefon | +49 30 70762768 |
kontakt@jib-germany.de | |
Web | www.jib-germany.de |
Hersteller/Vertrieb
JIB-Germany Technology GmbH
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Anschrift | Am Großen Rohrpfuhl 25 12355 Berlin |
Telefon | +49 30 70762768 |
kontakt@jib-germany.de | |
Web | www.jib-germany.de |
Aufmerksame Leser kennen Portento Audio bereits aus Dirk Sommers Bericht über ein Kopfhörerkabel für Audeze vor knapp zwei Jahren. Seither hat die Firma aus Turin ihr Sortiment um Netzfilter und Powerconditioner erweitert. Das Topmodell Powercond II haben wir gründlich getestet.
Portento Audio wurde im Jahre 2014 von Pier Paolo Prospero gegründet, der sowohl Informatiker als auch Musiker ist und seit Mitte der siebziger Jahre seiner Leidenschaft für High Fidelity frönt. Dabei hat er es sich bei all seinen handgemachten Produkten zum Ziel gesetzt, die musikalische Botschaft in ihrer Gesamtheit zu transportieren – insbesondere in den Disziplinen musikalischer Fluss, Neutralität und Emotion. Einen hohen Stellenwert nehmen für ihn auch hochwertige Materialien und Ästhetik ein. Auf der diesjährigen High End fielen mir die Portento Audio Produkte am dortigen Messestand auf. Nach einem kurzen Gespräch mit Pier Paolo Prospero war ich auf einer großartigen Vorführung bei TAD Labs, deren Lautsprecher ME1 ich vor kurzen testete. Dabei fiel mir auf, dass TAD Labs einen Portento Powerstrip, ein etwas kleineres Modell des hier besprochenen, benutzte. Das war ungewöhnlich, denn TAD Labs verwendet in den Vorführungen ansonsten ausschließlich eigene Produkte. Nach der Rückkehr auf den Messestand von Portento Audio hat mir Herr Prospero dann sein Topmodell Powercond II zum Test angeboten.
Sauberer Strom bedeutet für Hifi-Fans etwas anderes als für Ökofreaks. Leider ist das, was in unseren Haushalten ankommt, nicht das, was für Wohlklang sorgt. Zu viele Verunreinigungen durch elektronische Geräte, aber auch Stromschwankungen sorgen nicht gerade für optimale Bedingungen für unsere wertvollen Komponenten. Netzfilter und Stromaufbereiter können hier Abhilfe schaffen. Der Portento Audio Powercond II verfügt über sechs geschaltete Steckdosen, die in zwei Gruppen aufgeteilt sind. Die Kontrolle hat ein Mikroprozessor, der über das vordere Display auch die jeweilige Netzspannung anzeigt. Alle parallel geschalteten Steckdosenausgänge werden mittels der Portento-Audio-Filter-Technologie von Störungen im Hochfrequenzbereich befreit, wobei die Musik ohne Dynamikverluste wiedergeben werden soll. Ziel ist eine stimmige Klangfarbenbalance, Transparenz und klare Fokussierung, also ziemlich das Gegenteil dessen, was die meisten Filter verursachen. Keines der Filter liegt im Signalweg. Von den sechs Ausgängen werden zwei in der Gruppe 1 noch gesondert gefiltert. Hier kommt jeweils noch ein serielles EMI/RFI-Filter zum Einsatz, das die Audio-Performance nicht einschränken soll. Einer dieser beiden Ausgänge hat darüber hinaus einen audiophilen 150-VA-Entkopplungstransformator, um Geräte galvanisch zu trennen. Dieser Ausgang sollte vor allem für digitale Quellen verwendet werden, um Interferenzen zu vermeiden. Bei den Tests habe ich meinen D/A-Wandler damit verbunden und beste Ergebnisse erzielt. Die optimale Wahl für die Vorstufe war in meiner Anlagenkonfiguration der rechts daneben liegende Ausgang aus der Gruppe 1, der – wie gesagt – ebenfalls ein EMI/RFI-Filter besitzt. Dies entspricht auch Pier Paolo Prosperos Empfehlung. Das muss aber nicht in jeder Anlage so sein, hier lohnt es sich durchaus, einzelne Ausgänge zu wechseln.
Alle Steckdosen auf der Rückseite stammen von Vimar. Sie sind vollkommen unabhängig voneinander, weil sie nicht seriell, sondern sternförmig mit OFC-Kupferkabeln parallel geschaltet sind. Ein Powerconditioner bringt dann den größten klanglichen Fortschritt, wenn die Netzteile der angeschlossenen Geräte nicht optimal ausgelegt sind. In meiner aktuellen Anlage habe ich jedoch bei allen Komponenten ziemlich ausgereizte Netzteile: sowohl bei der Vor-Endstufenkombination als auch bei den digitalen Komponenten, die alle über aufwändige, externe Netzteile verfügen. Trotzdem gelang es dem Portento Powercond II, noch einiges aus meiner Kette herauszukitzeln. Zum einen wurden noch vorhandene leichte Störgeräusche vollkommen eliminiert, zum anderen wirkte das Klangbild insgesamt ruhiger und kontrollierter und die Abbildung von Instrumenten und Stimmen noch klarer umrissen. Erfreulicherweise blieb die Dynamik der Anlage unverändert. Gerade hier liegt der Schwachpunkt vieler Netzfilter.
Der größte klangliche Zugewinn lag in meiner Kette im Bassbereich, der dank des Powercond II mit noch mehr Druck und Kontur begeisterte. Gerade ein gezupfter Kontrabass wie bei „My baby just cares form me“ in der Version von Friend 'n Fellow ist ein echter Hochgenuss. Dieser Tiefbass ist körperlich spürbar, sehr durchdringend und verursachte teilweise ein – durchaus angenehmes – Magengrummeln. Auch der Grund- und obere Mittentonbereich konnte profitieren: Bei Stimmen war bei manch kritischen Passagen und nicht so guten Aufnahmen, die vorher einen Hauch nervig klangen, dieser Effekt nahezu vollständig beseitigt
Aber auch bei sehr komplexem Klanggeschehen wie der „Schostakovich Symphonie Nr. 9“ gespielt von Inbal und den Wiener Symphoniker konnte der Powercond II glänzen: Die Wiedergabe erscheint aufgeräumter, die Abbildung einzelner Schallereignisse ist noch feiner und prägnanter und auch bei „molto vivace“-Passagen wirkt die Musik gelassener. Bläser kommen mit großer Strahlkraft aus der Tiefe des Raums.
Gehört mit
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Plattenspieler | Le Tallec Stad S |
Tonarme | Clearaudio Souther, Eminent 1 |
Tonabnehmer | Van den Hul Grashopper |
Musikserver | Aurender N100 |
D/A-Wandler | MYTEK Brooklyn mit SBooster Netzteil, Audiobyte Hydra Z USB-Bridge und Hydra ZPM-Netzteil |
Vorverstärker | Grandinote Genesi |
Endstufen | Grandinote Demone Monos |
Lautsprecher | Wilson Audio MAXX |
Kabel | Audioquest, HABST, Swiss Cables, Sun Wire Reference |
Zubehör | Ictra design Rack PROTO und Endstufenbasen, Sun Leiste |
Herstellerangaben
Portento Audio Powercond II
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Ausgänge | 6 |
Maximale Leistung am Eingang1 | 150 W |
Netzeingang | 10A IEC C14 oder 16A IEC C20 |
Netzspannung | 100-240 V / 50-60HZ |
Verfügbare Leistung | 2300W bzw. 3680W mit 16A IEC C20 |
Gewicht | 10,1kg |
Abmessungen (B/H/T) | 410/140/320 mm |
Preis | 2900 Euro |
Herstellerangaben
Integriertes Portento Audio Musica Power Link Netzkabel
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Preis | 300 Euro (Leistung steigt auf 3680W) |
Vertrieb
audioNEXT GmbH
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Anschrift | Isenbergstraße 20 45130 Essen |
Telefon | 0201 5073950 |
info@audionext.de | |
Web | www.audionext.de |