tests/19-03-25_mytek
 

Mytek Brooklyn Bridge

25.03.2019 // Finn Corvin Gallowsky

Da ich einen Brooklyn DAC+ besitze, stelle ich mir zwei Fragen. Erstens: Sollte und werde ich den DAC+ gegen die Bridge eintauschen und zweitens: Besäße ich keines der beiden Geräte, welches würde ich kaufen? Für den Testzeitraum ersetzt die Brooklyn Bridge also meinen DAC+. Über Cinch als Vorstufe direkt an meine NAD C 275BEE Endstufe angeschlossen liefert sie feinsten Musikgenuss. Über die symmetrische XLR-Verbindung beliefert sie meine Neumann KH 120 A Studiomonitore mit einem Audiosignal, dass mir bei der Beurteilungen von Aufnahmen wirklich jeden noch so kleinen Fehler offenlegt. Die Klangqualität des DAC+ und der Bridge sind absolut identisch. Grundsätzlich schätze ich die unbändige Kraft und Ausdauer der Wandler bei gleichzeitiger Ruhe und Allroundtauglichkeit. Ich betreibe beide Brooklyns mit analoger Lautstärkeregelung, einem externen Sbooster BOTW (mk I) Netzteil und dem Fast Roll-Off Minimum Phase Filter. Zwar beschert die Variante mit weniger steiler Flanke (SRMP) ein weicheres, wärmeres Klangbild, in vielen Fällen mag ich aber die etwas größere Präsenz mit Fast Roll-Off. Die Räumlichkeit ist ohnehin bei beiden Varianten phantastisch. Letztendlich ist es ganz egal, ob feinsinnige Orchester-Produktion oder Metal-Brett, wenn in der Aufnahme richtig viel los ist und andere Wandler schon aufgegeben haben, die Klangereignisse zu ordnen, scheinen die Brooklyns erst warm zu laufen und schreien geradezu nach mehr. Das soll natürlich nicht heißen, dass ein Brooklyn grobschlächtig ist. Ganz im Gegenteil, feinste Nuancierungen und Klangfarben beherrscht er in Perfektion und fühlt sich ohne Einschränkungen in jedem Musikgenre heimisch. Trotz geballter Kraft bleibt die Wiedergabe immer ausgewogenen, dynamisch und verfügt über das richtige Maß an Neutralität. In Sachen Grobdynamik macht ihm hier kaum ein anderer Wandler etwas vor. Feindynamisch kenne ich zwar zugegebenermaßen noch andere Kaliber, allerdings spielen diese allesamt in komplett anderen Preisdimensionen. Die Klangfrage ist somit abgehakt: Gleichstand zwischen DAC+ und Bridge.

Über der Hauptplatine befindet sich bei der Brooklyn Bridge eine weitere kleinere Platine, um die Streaming-Aufgaben zu bewältigen
Über der Hauptplatine befindet sich bei der Brooklyn Bridge eine weitere kleinere Platine, um die Streaming-Aufgaben zu bewältigen

Die Verarbeitungsqualität ist wie immer auf absolut hohem Niveau. Bis auf die geänderten Anschlüsse und die kleine WLAN-Antenne auf der Rückseite sind die Gehäuse identisch. Die kleinen Gummifüßchen sind bei der Brooklyn Bridge allerdings nicht mehr geklebt, sondern geschraubt. Ein wahrlich kleines Detail, jedoch ein nettes. Ein USB- und Kaltgerätekabel gehört nach wie vor zum Lieferumfang. Die Rastung des Lautstärkereglers der Bridge greift etwas fester, ich vermute allerdings, dass mein Exemplar durch den täglichen Betrieb lediglich etwas geschmeidiger geworden ist und die Bauteile immer noch identisch sind. Auch die Displays machen auf mich einen identischen Eindruck. Was jedoch beim ersten Einschalten sofort auffällt ist, dass die Lautstärke nun nicht mehr mit negativen Dezibelwerten, sondern aufsteigend von 0 bis 100 ohne Einheit angezeigt wird. Ein Schritt entspricht dennoch einem Dezibel. Da ich in der professionellen Audiobranche arbeite, bin ich es gewohnt in Dezibel zu denken. Vor allem bedeutet Null für mich Vollaussteuerung und nicht einen Pegel von minus Unendlich. Für weniger technisch interessierte Hörer dürfte die neue Skalierung allerdings weniger Fragen aufwerfen und umgekehrt proportional verwirrend sein. Eine weitere Funktion, die ein Großteil der Nutzer wahrscheinlich am DAC+ nie genutzt haben oder nutzen werden, ist der Bridge von vornherein versagt: die Mastering Sektion. Wer sich bisher immer gefragt hat, wofür sie gut sein soll, muss sich definitiv keine Gedanken über ihr Wegfallen machen. Für Audioschaffende ist das Abhören von Mischungen und Signalen in Mono, nur mit Seiteninformationen oder in Mitte-Seite-Stereofonie allerdings enorm wichtig und hilfreich. Klar kann man das auch mittels eines Plugins direkt in der DAW bewerkstelligen, dennoch habe ich die Funktion direkt am Wandler oft genutzt, wenn ich ihn in meiner Produktionsumgebung eingesetzt habe. Dies ist nicht wirklich als echter Nachteil der Bridge zu werten, denn die meisten HiFi-Nutzer dürften diesen Funktionsumfang nicht vermissen.

Im Konfigurationsmenü lässt sich der Analogeingang zwischen Line, Phono MM und MC umschalten
Im Konfigurationsmenü lässt sich der Analogeingang zwischen Line, Phono MM und MC umschalten

Nach diesem speziellen Anwendungsfall nun zum eigentlichen Herzstück des neuen Brooklyn, der Streamer-Funktion. Die Einbindung über LAN ins Heimnetzwerk klappt wie erwartet problemlos. Kabel einstecken und gut ist. Wer möchte ist natürlich dazu eingeladen mit verschiedensten LAN-Kabeln, Switches und Routern zu experimentieren. Ich zumindest habe kein dediziertes Audio-Netzwerk-Setup. Lediglich einen simplen TP-Link Archer C7 AC1750, der einem Sagemcom FAST5460 nachgeschaltet ist und alle anfallenden Netzwerkaufgaben erledigen muss. Für Audio setze ich nach wie vor auf netzwerkunabhängige Zuspielung. Zwar arbeitet aktuell ein Melco-Server in meinem System, an den ich meinen DAC jedoch direkt über USB anschließe. Der Netzwerkanschluss des Melco dient nur zur Steuerung und Datenübertragung auf die internen Festplatten. Interessanter wird die Einbindung ins WLAN-Netzwerk. Dies kann direkt im Menü der Bridge erledigt werden. Zumindest theoretisch, denn aktuell kann es sein, dass das Gerät unfähig ist Netzwerke zu finden, wenn viel Funkverkehr herrscht. Mytek arbeitet unter Hochdruck an einer Lösung und ein Beta-Patch sollte zeitnah erscheinen. Das heißt natürlich nicht, dass das Herstellen einer kabellosen Verbindung aktuell unmöglich ist. Über das WPS-Verfahren funktioniert es problemlos. Dazu aktiviert man den WPS-Modus direkt am Gerät und drückt dann auf den WPS-Knopf seines Routers. Meist kann die WPS-Suche routerseitig auch über seine grafische Bedienoberfläche aktiviert werden. Je nach Routermodell wird diese im Browser eines mit dem Netzwerk verbundenen Computers auf unterschiedliche Wege erreicht. Unter der IP-Adresse des Routers sollte dies unabhängig vom Hersteller immer möglich sein. Aber keine Sorge, wenn sie den WPS-Knopf nutzen, müssen sie sich mit Netzwerken, IPs und ähnlichem wirklich nicht auskennen. Einfach zwei Knöpfe drücken und die Verbindung steht. So ist es zumindest in meinem Netzwerk. Leider kann die Bridge nur im 2,4 Gigahertzbereich funken. Ein wenig schade, da gerade in dicht besiedelten Gebieten in diesem Bereich extrem viel Traffic herrscht. Dennoch arbeitet die Verbindung sehr stabil, es wäre also müßig sich über etwas zu beschweren, was gut funktioniert – auch ohne 5 Gigahertz. Die Datenraten für das Streamen über LAN und WLAN sind gleichermaßen begrenzt. Maximal können 192 Kilohertz, 24 Bit und DSD64 übertragen werden. Von einem Datenträger kann hingegen bis zur vollen Auflösung von 384 Kilohertz, 32 Bit und DSD256 zugespielt werden.


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