Der Song „The Thirst“ der leider eher unbekannten Progressive-Rocker Enchant vom Debüt-Album A Blueprint Of The World ist ein guter Kandidat um zu testen, was in dem wohlgeformten Gehäuse klanglich steckt. Das Album ist interessant produziert: nicht übermäßig mit Effekten und Reverb zugekleistert, sondern sehr direkt und vor allem neutral. Oft klingt es etwas unmotiviert und fast langweilig. Auf einer guten Stereokette hingegen schätze ich die Einfachheit der Aufnahme, denn erst hier wird ihre Schönheit erkennbar. Auf einmal sind die einzelnen Instrumente wie ineinander verzahnt, dennoch verspielt und extrem präzise groovend. So auch mit dem ifi-ZEN-DAC an meiner Endstufe. Wie von BurrBrown-Chips im Allgemeinen und vor allem ihrer Einbindung bei ifi gewohnt, spielt der kleine Wandler sehr musikalisch und verleiht der Wiedergabe einen charakteristischen Drive. Im Vergleich zum direkt aus der Klinkenbuchse meines Laptops ausgespielten Signal agiert der ZEN mit mehr Nachdruck, Kontrolle und Punch im Bassbereich und löst die Höhen mit mehr Leichtigkeit und Feinfühligkeit auf. Becken erhalten umfangreichere Klangfarben und klingen differenzierter. Im Allgemeinen gewinnt der Klangeindruck an Tiefe und Realismus. Die Instrumente werden klarer voneinander getrennt und die Stimme wirkt plastischer, steht weiter im Vordergrund des Mixes als noch vorher direkt aus dem Computer zugespielt. Attacks werden deutlicher herausgearbeitet und sind in ihrer dynamischen Abstufung feiner, besonders hörbar ist dies bei der Snaredrum. Leider knackt es etwas bei der Aktivierung des TrueBass-Schaltkreises, was allerdings nicht weiter verwunderlich ist. Der Lautstärkeregler am ZEN steht nämlich nur auf etwa 11 Uhr und dennoch höre ich schon auf leicht erhöhter Lautstärke. Die Endstufe macht also ganz schön Dampf und ich muss den kleinen Wandler kaum weiter aufdrehen als bis zur Hälfte. Da darf es bei einem Preis von 150 Euro meiner Meinung nach beim Betätigen von Schaltern auch durchaus mal knacken. Da ich den TrueBass eh nie nutzen würde, kann ich diesen Umstand doppelt gut verschmerzen. Ehrlich gesagt würde es mich ebenso wenig stören, wenn diese Funktion ganz verschwinden würde. Allerdings muss ich hinzufügen, dass ich in vielen Fällen eine leichte Abwesenheit von Bass nicht unbedingt als Nachteil empfinde. Nicht umsonst ist der Etymotic ER4SR einer meiner liebsten In-Ears. An meinen Vision Ears VE6 X2 macht sich ein eingeschalteter TrueBass trotz allem sehr gut und verleiht natürlich aufgenommenen Stücken mit vielen akustischen Instrumenten auf angenehme und recht subtile Weise mehr Körper. Dass ich den TrueBass nicht nutze, liegt demnach definitiv an persönlichen Vorlieben und nicht an schlechter technischer Umsetzung. Sowohl der TrueBass als auch der PowerMatch-Schaltkreis wirken sich auf alle Ausgänge gleichermaßen aus. Es sei denn, man setzt den rückseitigen Schalter von Variable auf Fixed, dann wirken sich die beiden Funktionen nur noch auf die Kopfhörerausgänge auf der Front aus.
Eben diese liefern für die meisten Kopfhörer mit aktiviertem PowerMatch eine sehr angemessene Performance, vor allem, wenn man den symmetrischen Pentaconn-Anschluss nutzt. Im bereits oft bemühten Vergleich zur internen Kopfhörerbuchse meines Laptops, spielt der ZEN DAC an Kopfhörern problemlos lauter, sogar ohne aktivierten PowerMatch und unsymmetrisch angesteuert. Der kleine Kopfhörerverstärker stellt demnach in jedem Fall eine Aufwertung dar. Dass er nicht mit mehreren Watt liefernden Kopfhörerverstärkern mithalten kann, ist eigentlich logisch und sollte auch nicht erwartet werden. Dennoch sollte seine Leistung für die Großzahl an Kopfhörern ausreichen, auch wenn diese mit einer niedrigen Empfindlichkeit und hoher Impedanz aufwarten.
Mit sehr empfindlichen In-Ears, wie meinen Vision Ears VE6 X2, ist mir das Grundrauschen zu präsent, auch im niedrigen PowerMatch-Modus. Zwar führe ich diesen Punkt im Grunde genommen bei jedem Gerät an, das über einen Kopfhörerausgang verfügt, warum der PowerMatch jedoch nicht noch stärker arbeitet, ist mir unbegreiflich. Zumal mir der Pegel, sobald der Lautstärkeregler korrekt anfängt zu regeln, beim entspannten abendlichen Musikhören immer noch zu laut ist. Warum nicht die Grundleistung der niedrigen PowerMatch-Stufe noch weiter nach unten schrauben? So wären zwei Probleme auf einmal gelöst. Das Grundrauschen wäre eingedämmt, man kann das Poti voll nutzen und muss die Grundlautstärke nicht digital am Computer runterdrehen, was den analogen Lautstärkeregler quasi nutzlos macht. Denn ganz ehrlich, ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand das Lautstärkepoti an einem In-Ear voll aufdreht. Sollte es dann, was ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, doch zu leise sein, hätte man ja noch den hohen Leistungsmodus in der Hinterhand. Klar, wäre dann das Grundrauschen zurück, aber bei einer Lautstärke jenseits von Gut und Böse, würde das dann auch nicht weiter auffallen. Glücklicherweise bietet ifi die passende Lösung des Problems mit dem IE-Match an, der das ultimative Hilfsmittel für empfindliche In-Ears an jedem Kopfhörerverstärker ist. Würde es dieses kleine geniale Ding nicht geben, wäre ich schon so einige Male verzweifelt. Abschließend, muss ich mir natürlich noch eingestehen, dass jemand, der 1.600 Euro in In-Ears investiert, keinen DAC für 150 Euro kauft.