tests/19-12-25_ifi
 

ifi ZEN DAC

25.12.2019 // Finn Corvin Gallowsky

Der Song „The Thirst“ der leider eher unbekannten Progressive-Rocker Enchant vom Debüt-Album A Blueprint Of The World ist ein guter Kandidat um zu testen, was in dem wohlgeformten Gehäuse klanglich steckt. Das Album ist interessant produziert: nicht übermäßig mit Effekten und Reverb zugekleistert, sondern sehr direkt und vor allem neutral. Oft klingt es etwas unmotiviert und fast langweilig. Auf einer guten Stereokette hingegen schätze ich die Einfachheit der Aufnahme, denn erst hier wird ihre Schönheit erkennbar. Auf einmal sind die einzelnen Instrumente wie ineinander verzahnt, dennoch verspielt und extrem präzise groovend. So auch mit dem ifi-ZEN-DAC an meiner Endstufe. Wie von BurrBrown-Chips im Allgemeinen und vor allem ihrer Einbindung bei ifi gewohnt, spielt der kleine Wandler sehr musikalisch und verleiht der Wiedergabe einen charakteristischen Drive. Im Vergleich zum direkt aus der Klinkenbuchse meines Laptops ausgespielten Signal agiert der ZEN mit mehr Nachdruck, Kontrolle und Punch im Bassbereich und löst die Höhen mit mehr Leichtigkeit und Feinfühligkeit auf. Becken erhalten umfangreichere Klangfarben und klingen differenzierter. Im Allgemeinen gewinnt der Klangeindruck an Tiefe und Realismus. Die Instrumente werden klarer voneinander getrennt und die Stimme wirkt plastischer, steht weiter im Vordergrund des Mixes als noch vorher direkt aus dem Computer zugespielt. Attacks werden deutlicher herausgearbeitet und sind in ihrer dynamischen Abstufung feiner, besonders hörbar ist dies bei der Snaredrum. Leider knackt es etwas bei der Aktivierung des TrueBass-Schaltkreises, was allerdings nicht weiter verwunderlich ist. Der Lautstärkeregler am ZEN steht nämlich nur auf etwa 11 Uhr und dennoch höre ich schon auf leicht erhöhter Lautstärke. Die Endstufe macht also ganz schön Dampf und ich muss den kleinen Wandler kaum weiter aufdrehen als bis zur Hälfte. Da darf es bei einem Preis von 150 Euro meiner Meinung nach beim Betätigen von Schaltern auch durchaus mal knacken. Da ich den TrueBass eh nie nutzen würde, kann ich diesen Umstand doppelt gut verschmerzen. Ehrlich gesagt würde es mich ebenso wenig stören, wenn diese Funktion ganz verschwinden würde. Allerdings muss ich hinzufügen, dass ich in vielen Fällen eine leichte Abwesenheit von Bass nicht unbedingt als Nachteil empfinde. Nicht umsonst ist der Etymotic ER4SR einer meiner liebsten In-Ears. An meinen Vision Ears VE6 X2 macht sich ein eingeschalteter TrueBass trotz allem sehr gut und verleiht natürlich aufgenommenen Stücken mit vielen akustischen Instrumenten auf angenehme und recht subtile Weise mehr Körper. Dass ich den TrueBass nicht nutze, liegt demnach definitiv an persönlichen Vorlieben und nicht an schlechter technischer Umsetzung. Sowohl der TrueBass als auch der PowerMatch-Schaltkreis wirken sich auf alle Ausgänge gleichermaßen aus. Es sei denn, man setzt den rückseitigen Schalter von Variable auf Fixed, dann wirken sich die beiden Funktionen nur noch auf die Kopfhörerausgänge auf der Front aus.

In dieser Laustärkestufe hat der kleine Wandler an meiner Endstufe bereits laut genug gespielt, um leicht erhöhte Zimmerlautstärke zu produzieren
In dieser Laustärkestufe hat der kleine Wandler an meiner Endstufe bereits laut genug gespielt, um leicht erhöhte Zimmerlautstärke zu produzieren

Eben diese liefern für die meisten Kopfhörer mit aktiviertem PowerMatch eine sehr angemessene Performance, vor allem, wenn man den symmetrischen Pentaconn-Anschluss nutzt. Im bereits oft bemühten Vergleich zur internen Kopfhörerbuchse meines Laptops, spielt der ZEN DAC an Kopfhörern problemlos lauter, sogar ohne aktivierten PowerMatch und unsymmetrisch angesteuert. Der kleine Kopfhörerverstärker stellt demnach in jedem Fall eine Aufwertung dar. Dass er nicht mit mehreren Watt liefernden Kopfhörerverstärkern mithalten kann, ist eigentlich logisch und sollte auch nicht erwartet werden. Dennoch sollte seine Leistung für die Großzahl an Kopfhörern ausreichen, auch wenn diese mit einer niedrigen Empfindlichkeit und hoher Impedanz aufwarten.

Trotz seines geringen Preises bietet der ZEN DAC PowerMatch und TrueBass
Trotz seines geringen Preises bietet der ZEN DAC PowerMatch und TrueBass

Mit sehr empfindlichen In-Ears, wie meinen Vision Ears VE6 X2, ist mir das Grundrauschen zu präsent, auch im niedrigen PowerMatch-Modus. Zwar führe ich diesen Punkt im Grunde genommen bei jedem Gerät an, das über einen Kopfhörerausgang verfügt, warum der PowerMatch jedoch nicht noch stärker arbeitet, ist mir unbegreiflich. Zumal mir der Pegel, sobald der Lautstärkeregler korrekt anfängt zu regeln, beim entspannten abendlichen Musikhören immer noch zu laut ist. Warum nicht die Grundleistung der niedrigen PowerMatch-Stufe noch weiter nach unten schrauben? So wären zwei Probleme auf einmal gelöst. Das Grundrauschen wäre eingedämmt, man kann das Poti voll nutzen und muss die Grundlautstärke nicht digital am Computer runterdrehen, was den analogen Lautstärkeregler quasi nutzlos macht. Denn ganz ehrlich, ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand das Lautstärkepoti an einem In-Ear voll aufdreht. Sollte es dann, was ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, doch zu leise sein, hätte man ja noch den hohen Leistungsmodus in der Hinterhand. Klar, wäre dann das Grundrauschen zurück, aber bei einer Lautstärke jenseits von Gut und Böse, würde das dann auch nicht weiter auffallen. Glücklicherweise bietet ifi die passende Lösung des Problems mit dem IE-Match an, der das ultimative Hilfsmittel für empfindliche In-Ears an jedem Kopfhörerverstärker ist. Würde es dieses kleine geniale Ding nicht geben, wäre ich schon so einige Male verzweifelt. Abschließend, muss ich mir natürlich noch eingestehen, dass jemand, der 1.600 Euro in In-Ears investiert, keinen DAC für 150 Euro kauft.


  • AIM UA3

    Bei Hifistatement bin ich nicht gerade bekannt dafür, dass ich mich für Tests von Kabeln besonders aufdränge. Beim Top USB-Kabel UA3 des japanischen Herstellers AIM war das diesmal anders. Diese Kabel wollte ich unbedingt ausprobieren. Der Grund ist ganz einfach. Vor einiger Zeit habe ich mich an dieser Stelle mit den LAN-Kabeln von AIM beschäftigt, die mich mit ihrem konstruktiven Aufbau und natürlich mit ihren klanglichen Qualitäten sehr überzeugt haben. Bei meinen damaligen Recherchen zum…
    25.10.2024
  • Phonar Veritas p4.2 Next

    Als vor sieben Monaten die Phonar Veritas p9.2 SE bei mir zum Test standen, war ich von ihren musikalischen Qualitäten so angetan, dass sie mich zum Kauf veranlassten. Nun steht im selben Hörraum ein Paar Phonar Veritas P4.2 Next für 2000 Euro und lässt mich staunen. Ähnlichkeiten und Unterschiede beim Vergleich sind bemerkenswert. Regelmäßige Leser von Hifistatement wissen längst, dass heutzutage schon für relativ kleines Geld sehr gut klingende Lautsprecher zu bekommen sind. Oft handelt…
    22.10.2024
  • Rega Nd7

    Die Analog-Spezies von Rega haben jüngst eine brandneue MM-Tonabnehmerserie vorgestellt, aus der wir uns das vielversprechende Spitzensystem Nd7 für einen Test ausgewählt haben. Die derzeit aus drei Systemen bestehende Nd-Reihe wurde zum Patent angemeldet und wird als Weltneuheit angepriesen, was zusätzliche Erwartungen weckt. Rega macht vieles anders als andere Plattenspielerhersteller und ist durchaus bekannt für die Konsequenz, mit der ein einmal für richtig befundener technischer Weg verfolgt und auf die Spitze getrieben wird. Ich erinnere…
    18.10.2024
  • Revival Audio Atalante 3

    Die Atalante 3 ist mit einem 18-Zentimeter-Tiefmitteltöner und einem 28 Millimeter Hochtöner der kleinste Lautsprecher der Atalante-Serie. Optisch ist sie genauso ein Schmuckstück wie ihre großen Geschwister. Ob sie wie ihr mythologisches Vorbild der Sprint-Serie davonläuft wird sich im Test zeigen. Den ersten Kontakt mit Revival Audio hatte ich beim Test der Sprint 3. Wenn Sie etwas mehr über Revival Audio erfahren möchten, lesen Sie dort gerne noch einmal nach. Zum Abschluss des Artikels hatte…
    15.10.2024
  • HiBy FD5 SE

    Auf der World of Headphones präsentierte Carsten Hicking den HiBy FD5 SE. Die Gestaltung des stationären DAC/Kopfhörerverstärkers – firmenintern Cyberpunk-ID Design genannt – fand ich so ansprechend, dass ich ein Exemplar zum Test bestellte. Doch dann wurde mir klar, dass ich in Sachen Desktop- und Mobil-Hifi ein wenig den Anschluss verloren hatte. Im meinem Kabel-Fundus befand sich keine einzige Strippe mit einem Pentaconn-Stecker. Für meine Lieblingskopfhörer habe ich jeweils ein Anschlusskabel mit einem Klinken- und…
    11.10.2024
  • MK Analogue MM-PH-AMP und SUT-1L

    Für Markus Wierl, der sein Unternehmen – oder sich? – Audio Freak nennt und sich seit vielen Jahren mit audiophiler Wiedergabe beschäftigt, steht die Beratung seiner Kunden vor dem Verkauf im Vordergrund, wie auch seine Website und sein Youtube-Channel zeigen. Darüber hinaus ist er in Sachen High End viel weltoffener als der Autor. Er schreckt nämlich auch vor Kinosystemen mit bis zu sieben Kanälen und vier Subwoofern nicht zurück und setzt als bekennender Analog-Liebhaber dennoch…
    08.10.2024

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.