tests/20-04-28_aperionaudio
 

AperionAudio Verus III Grand Tower

28.04.2020 // Wolfgang Kemper

Die zwei 6,5 Zoll Bässe arbeiten gleichberechtigt im selben Gehäuse für das Frequenzspektrum bis 300 Hertz
Die zwei 6,5 Zoll Bässe arbeiten gleichberechtigt im selben Gehäuse für das Frequenzspektrum bis 300 Hertz

Als ich die Verus III Grand Tower an meine Air Tight Monos, die noch im just getesteten Pagode Edition MK II Rack standen, anschloss und mich ersten Hörproben widmen wollte, war schnell festzustellen, dass der Hinweis auf ein Einspielen in der Bedienungsanleitung ernst zu nehmen ist. Irgendwie klang es, als hätten sich die fünf Chassis auf ihrem langen Weg zu mir noch nicht miteinander angefreundet. Wie sollten sie auch ohne den Zuspruch eines Verstärkers? Ich stellte sie also frontal gegeneinander, phasenverdreht angeschlossen, drehte meinen Antelope D/A-Wandler-Vorverstärker auf und stellte den CD-Spieler mit abwechslungsreicher Musik auf Wiederholung. Insgesamt hatten die Chassis so etwa fünf bis sechs Stunden Zeit, sich miteinander besser in Einklang zu bringen. Danach war sofort zu hören, dass diese Maßnahme Früchte getragen hat. AperionAudio spricht in der Bedienungsanleitung von bis zu 100 Stunden Einspielzeit. Ich verspreche Ihnen, Sie kommen schon deutlich früher in den Genuss der Musikalität der Verus III. Wie ich selber jedoch feststelle, tut sich aber auch nach den sechs Stunden im Laufe der Tage noch etwas mehr in Richtung räumlicher Offenheit und Stimmigkeit. Das darf man mit Freude registrieren, ohne ungeduldig werden zu müssen. Denn nach der kurzen Einspielzeit zeigen die China-Amerikaner bereits, welch Geistes Kind sie sind.

Die zwei Schaumstoff-Pfropfen erlauben die Variation zwischen Bassreflex und nahezu geschlossenem Gehäuse
Die zwei Schaumstoff-Pfropfen erlauben die Variation zwischen Bassreflex und nahezu geschlossenem Gehäuse

Nach mehrfachem Wechsel der Stopfen in den Bassreflex-Rohren habe ich mich für die geschlossene Variante entschieden. Bei klassischer Musik war auch die offene Version sehr ansprechend, aber unterm Strich gefiel mir geschlossen am besten, weil der Bass etwas straffer klang. Der lineare Hochtonbereich, also der Jumper auf null Dezibel positioniert, war eindeutig besser. Bei der Absenkung um drei Dezibel hatte ich bei Violinen, Blasinstrumenten und E-Gitarren den Eindruck einer leichten Überbetonung, aber nur bei höheren Pegeln. Die lineare Wiedergabe überzeichnete in keiner Weise, sondern löste die oberen Tonlagen feiner auf. Es ist auch sehr schnell erkennbar, dass die Verus III feinfühlig auf ihre Spielpartner reagiert. So war der klangliche Unterschied zwischen einem Sommer Carbokab AES/EBU-Digitalkabel und einem von DH Labs Silversonic DTest-110 deutlich nachvollziehbar. Ebenso klar profitierten die AperionAudio Verus III Grand Tower von der Musikalität der im Verhältnis zu teuren Air Tight Mono-Röhrenendstufen im Vergleich zur eher adäquaten NAD 2200PE. Letztere spielte wunderbar mit den Grand Tower, aber eben nicht ganz so wohlig fein wie die Japaner, kostet dafür aber auch nicht einmal ein Zehntel. Der aktuelle Nachfolger mit ähnlicher Qualität ist übrigens die NAD C275 BEE. Die Verus III liefert ein sehr klares, strukturiert gezeichnetes Klangbild, was selbst bei offenen Reflexrohren niemals fett wird. Erfreulicherweise fehlt dem Lautsprecher andererseits auch der Hang zum Überanalytischen oder zum Sezieren der Musik. Seine tonale Abstimmung gefiel mir bei jeder Art von Musik besonders gut bei kleinen bis mittleren Lautstärken. Wenn ich den Pegel deutlich erhöhte, blieben die Verus III sauber und begannen in keiner Weise, im Bass oder Grundton zu überzeichnen oder gar zu dröhnen. Im Präsenz-Spektrum schienen sie bei größeren Lautstärken ein wenig vordergründiger zu werden. Das fiel auf bei Bläsersätzen in klassischer Musik wie Gustav Mahlers Symphony No.2 mit dem Orchester der Tonhalle Zürich unter David Zinman oder auch bei den Gitarren in Deep Purples gleichnamigen Album bei Stücken wie „Chasing Shadow“ oder „The Painter“. Dieser leichte Effekt kann durchaus gefallen, gerade wenn man harte Gitarrenklänge zu schätzen weiß.

Alternativ werden Spikes oder gummierte Füße in die Traverse eingeschraubt
Alternativ werden Spikes oder gummierte Füße in die Traverse eingeschraubt


  • Cardas Clear Sky Interconnect & Speaker Cable

    In meinem Freundeskreis genießt Cardas für den eigenwilligen Humor ihres Youtube-Kanals Legendenstatus. Ein hervorragender Ruf eilt Cardas-Kabeln ebenso voraus. Dennoch hat es bis heute gedauert, dass sie ihren Weg in meinen Hörraum gefunden haben. Mit der Clear Sky Serie befinde ich mich im mittleren Preissegment des Portfolios. Zur Einstimmung auf diesen Test habe ich mir selbst noch einmal „Soldering With Jesus“ von Cardas' Youtube-Kanal zu Gemüte geführt, um den Test amüsiert und in bester Laune…
    29.08.2025
  • SV-Audio by Storgaard & Vestskov Frida

    Frida von Storgaard & Vestskov hat mich bereits auf den Hamburger HiFi-Tagen 2024 derart verblüfft, dass ich lange im Raum der Dänen verweilte und der Vorführung gespannt zuhörte, strafte der Lautsprecher seine physische Größe offensichtlich Lügen. Nun hat diese Pretiose endlich den Weg von Bornholm zu mir nach Hause gefunden. Für alte HiFi-Hasen wie mich werden lichte Momente auf Messen und Ausstellungen zunehmend seltener, damit spiele ich nicht auf meinen verblassenden persönlichen Geisteszustand an, sondern…
    26.08.2025
  • Finite Elemente Carbofibre° Statement

    On a trip to the West German Ruhr region, I stopped off in Meschede, where Finite Elemente is located. Luis Fernandes and Werner Moehring presented the new Pagode Signature MKII entry-level series, Carbofibre° shelves for optimizing the sound of USM Haller furniture, and an ultimate component platform called Statement. The acoustic characteristics of my listening room were discussed here not too long ago, but without very much going into detail about the tiled floor, which…
    22.08.2025
  • Eversolo DMP-A10

    Dieser Test hatte eine lange Vorlaufzeit, war jedoch nicht von langer Hand geplant. Ich hatte mir den Eversolo DMP-A10 ausgeliehen, da man mit ihm zwei Festplatten direkt vergleichen kann, wobei es aber allein um die kältebehandelten SSDs ging. Dann weckte das enorm günstige Preis/Klangverhältnis des Luxsin X9 aus demselben Konzern mein Interesse. Als ich plante, eine ganz normale, eine mit Musik bespielte und dann kryogen behandelte sowie eine tiefgefrorene und daraufhin mit Daten bespielte SSDs…
    19.08.2025
  • ramar Schallplattenbürste & Resonanzkontrollkonzept JEWEL

    ramar aus Berlin bringt frischen Wind in die Welt des High-End-Zubehörs: kompromisslos gestaltet, funktional durchdacht – eine Entdeckung, die audiophiles Zubehör zu einem echten Erlebnis werden lässt. Manchmal beginnt eine Geschichte aus einer Kombination von Leidenschaft und Frust – so auch im Fall von Rangel Vasev, dem Gründer und Kopf von ramar. Auf der Suche nach einer Plattenbürste fand er nichts, was sowohl qualitativ als auch optisch seine Erwartungen erfüllte. Auch der Besuch von Messen…
    15.08.2025
  • Luxsin X9

    Die intensive Bemühung um besten Klang aus digitalen Wiedergabeketten und die Beschäftigung mit Servern, DACs, Switches, Kabeln und Filtern haben ihre Spuren hinterlassen: Vor Jahren hätte ich eine Kopfhörerverstärker/DAC-Kombination wie den X9, der eingespeiste analoge Signale digitalisiert, einem Kollegen zugeschanzt. Jetzt finde ich ihn spannend. Dafür gibt es nicht nur einen Grund: Zum einen haben die inzwischen ausgesprochen positiven Erfahrungen mit digitalen Quellen – wie oben angedeutet – die alten Ressentiments eines Analogfans fast gänzlich…
    12.08.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.