tests/21-07-06_siltech
 

Siltech Explorer SG 280i, Classic Legend 680i, Crown Princess

06.07.2021 // Wolfgang Kemper

Die niederländische Kabelmanufaktur Siltech hat ihr umfangreiches Angebot an Cinch- und XLR-Kabeln in interessanten Preisklassen aktualisiert. Diese neuen, aber auch das etablierte Crown Princess konnte ich ausgiebig testen. Können sie ähnlich beeindrucken wie kürzlich die Siltech-USB-Kabel?

Auf diesen Test habe ich mich so gefreut, wie es nur selten vorkommt. Der Grund dafür ist schnell erklärt: Zu Beginn des Jahres beschäftigte ich mich mit drei Siltech-USB-Kabeln und war von deren Qualität derart angetan, dass ich mir das Siltech Royal Signature Universal II für mein privates Hörvergnügen gönnte. Aber auch die preisgünstigeren Modelle von Siltech überzeugten seinerzeit mit ihrer Musikalität und hinterließen den erfreulichen Eindruck, in ihren jeweiligen Preisklassen etwas Besonderes zu sein. Zur Erinnerung: Siltech und CrystalConnect sind die beiden Marken des Familienunternehmens International Audio Holding BV im niederländischen Elst. CrystalConnect orientiert sich im Preisniveau oberhalb von Siltech. Aber auch Siltech bietet im Sortiment mit der Tripple Crown Serie Kabel, die für viele wohl dank ihrer Preisauszeichnung außer Reichweite sein dürften. Ich schließe mich hier ausdrücklich ein. Dies ist umso schwerer zu ertragen, sobald man Siltech-Kabel längere Zeit gehört hat und sich an ihre Vorzüge zu gewöhnen beginnt. Dennoch: Schon oder gerade das günstige Explorer 45USB war damals die große Überraschung. Da liegt es nahe, weitere Kabel aus dem umfangreichen Siltech-Angebot auszuprobieren, die qualitativ und preislich ähnlich im Portfolio angesiedelt sind. Deshalb bat ich Werner Kempf, der für den Vertrieb von Siltech in Deutschland zuständig ist, um drei vergleichbare Cinch- respektive XLR-Signal-Kabel. Dieser Wunsch sollte, so erfuhr ich von Werner Kempf und auch von Peter de Leeuw, seines Zeichens Sales Manager International für beide Marken und Sohn des Firmenchefs Edwin van der Kley Rynveld, nicht so bald erfüllt werden. Denn es gäbe neue Modelle, die man gerne besprochen sähe. Das freute mich natürlich auch, denn man darf in diesem Zusammenhang wohl auf klangliche Weiterentwicklungen hoffen. Diese Information bezog sich in erster Linie auf die neue Classic Legend-Serie, die im Mai vorgestellt wurde und die ich nun mit Cinch-Steckern und als XLR-Version bekam. Aber auch das am wenigsten teure Explorer SG 280i ist erst seit kurzer Zeit im Siltech-Programm.

V.l.n.r.: Explorer SG 280i, Crown Princess und zweimal Classic Legend 680i
V.l.n.r.: Explorer SG 280i, Crown Princess und zweimal Classic Legend 680i

Der technologische Hintergrund, auf dem die drei Cinch-/XLR-Kabel beruhen ist großteils identisch mit dem der USB-Leitungen. Wesentlich ist hierbei neben der Metallurgie der Leiter der Aufwand der Isolierung. Beginnen wir in der Betrachtung mit dem kostspieligsten der drei, dem Crown Princess, das seit dem 35-jährigen Siltech-Jubiläum, die Firmengründung war 1983, angeboten wird. Die beiden verdrillten Leiter aus der Silber-Gold-Legierung G7, der siebten Entwicklungsstufe dieses Leiter-Konzepts, werden dreifach isoliert. Die arretierbaren Siltech-SST Cinch-Stecker des Crown Princess besitzen Kontaktflächen aus monokristallinem Silber. In meinem USB-Test habe ich einiges Grundsätzliches über die Siltech-Metallurgie geschrieben. Darum hier nur kurz: Die minimalen Brüche in einem hochreinen Silber, das eben nicht 100 Prozent sondern nur 99,99xxx Prozent Reinheit hat, werden mit dem Übergangsmetall Gold aufgefüllt. So entsteht ein homogener Leiter. Dies soll dank des daraus resultierenden ungehinderten, bruchfreien Signalflusses erhebliche klanglich Vorteile zur Folge haben und sogar die Langlebigkeit steigern. Dass die im Crown Princess verwendete G7-Legierung inzwischen nicht der aktuelle Entwicklungsstand ist – die neuen Classic Legend erreichen jetzt das Level G9 – tut der großartigen Musikalität dieses Kabels keinen Abbruch, wie der Hörtest beweisen wird. Denn andere Faktoren sind ebenso relevant. Der enorme Forschungs-Aufwand, den die Niederländer in das Thema Isolierung seit Jahrzehnten investieren, hat seinen Anteil am großartigen Klang des Crown Princess. Hier erreicht man die hochgradige Isolierung mit gleich drei ausgesuchten Materialien: Kapton von DuPont, DuPont Teflon und Peek – das steht für Polyether-Ether-Keton – ebenfalls von DuPont. DuPont wiederholt zu erwähnen ist deshalb nicht unwichtig, weil deren Patentschutz teils abgelaufen ist und in Fernost Werkstoffe mit gleicher oder ähnlicher Bezeichnung produziert werden. Wie mir Edwin Rynfeld am Telefon versicherte, ist die Original-Qualität von DuPont bisher unerreicht. Die drei Isolatoren schützen die beiden verdrillten G7-Leiter gegeneinander und vor allem gegen Einflüsse von Außen, möglichst ohne dabei als Dielektrikum Einfluss auf die Signalqualität zu nehmen. Die Isolierung durch diese teils sehr schwierig zu verarbeitenden Kunststoffe sind ein wichtiger Aspekt zur Eliminierung jeglicher Art elektrischen Rauschens. Die gemeinsame abschirmende Wirkung von Teflon, PEEK und Kapton ist ebenso bedeutsam und klanglich relevant wie die mechanische Dämpfung durch diese drei Werkstoffe. Zudem muss beides gleichbleibend über die gesamte Länge des Kabels gewährleistet sein. Jedes einzelne Siltech Kabel erfährt im Werk eine abschließende Prüfung mit einer speziellen Computer-Analyse, die nur extrem engen Toleranzen erlaubt. Diese Endkontrolle stellt den Abschluss der teils manuellen, teils mit besonders aufwändigen Werkzeugen und Maschinen ausgeführten Herstellung dar. Erst dann werden Siltech Kabel in der hochwertigen, doch nicht übertrieben luxuriösen oder teuren Verpackung an den Kunden versandt. Ein zusätzlich um das mit dunkelblauem Geflechtmantel umgebene Crown Princess verschraubtes, der mechanischen Beruhigung dienendes, massive Messing-Gewicht – Barrel genannt – erhält seinen seidenen Glanz durch eine Nickel-Beschichtung. Es trägt die Typenbezeichnung und die Laufrichtungsangabe. Die Laufrichtung der Kabel wird durch den Anschluss der Abschirmung bestimmt. Bei den Cinch-Ausführungen der Classic Legend-Serie und dem Crown Princess sind die jeden einzelnen der beiden Leiter umhüllenden Geflechte aus versilbertem Kupfer senderseitig verbunden. Beim neuen Explorer sind die Abschirmungen sender- und empfängerseitig angelötet. Somit hat das Explorer SG keine Laufrichtung. Es spielt sich ein und sollte somit logischerweise in seiner Richtung unverändert genutzt werden. Am Siltech-Schriftzug auf der NFC-Leder-Applikation kann man sich die Richtung merken. Die Abschirmungen der beiden Leiter unterscheiden sich qualitativ in ihrer Dichte des Geflechts. So heißt die des Crown Princess „Wide-Range-Shielding“, die des Classic Legend SG „Super-Shielding“ und die des Explorers SG „Special-Shielding“. Zusätzlich trägt das Verdrillen der beiden abgeschirmten Silber/Gold-Leiter ganz beträchtlich zur Vermeidung von elektrischen Einstreuungen bei.

Das neue Explorer in der Qualitätsstufe SG 280i ist sehr flexibel. Die Leder-Manschette trägt den individuellen Code, der per NFC eingelesen werden kann
Das neue Explorer in der Qualitätsstufe SG 280i ist sehr flexibel. Die Leder-Manschette trägt den individuellen Code, der per NFC eingelesen werden kann


  • JCAT XACT S1

    Alle Streamer sind letztlich Computer. Daran kann auch JCAT-Gründer und -Inhaber Marcin Ostapowicz nichts ändern. Aber er ist der Lage, ein Motherboard zu entwickeln, dessen einziger Zweck die möglichst naturgetreue Wiedergabe von Musik ist. Dieser wohl einzigartige Computer mit seinem Linearnetzteil ist das Herz des XACT S1. Marcin Ostapowicz wuchs als Sohn eines Professors an der Musikhochschule auf und erhielt selbstverständlich eine musikalische Ausbildung, die ihn für den Klang natürlicher Instrumente sensibilisierte. Kein Wunder, dass…
    30.04.2024
  • Quad Artera Pre und Mono

    Das gibt es noch: Bezahlbares High-End. Und zwar in Form des Quad Artera Vorverstärkers und der Mono Endstufen aus der gleichen Serie. Zum Preis von insgesamt 4200 Euro bekommt man eine noble Verstärkerkombi im edlen Design, die es im wahrsten Sinne des Wortes in sich hat. QUAD gab seinem Designer- und Ingenieurteam bei der Entwicklung der Artera Serie eine spezielle Aufgabe mit auf den Weg: Die Qualitäten, die QUAD seit Jahrzehnten zu einer der in…
    26.04.2024
  • Merason Reuss

    Bisher habe ich mit Daniel Frauchiger, dem Chef von Merason, nur eine sehr interessante und angenehme Unterhaltung auf einer High End der letzten Jahre geführt. Jetzt freue ich mich deshalb umso mehr, mit dem Merason Reuss endlich einen seiner „made in Switzerland“ Wandler zu testen. Lange Zeit war der Merason DAC1 das einzige Produkt der kleinen Schweizer Manufaktur. Im Test hat sich Wolfgang Kemper von seiner Musikalität begeistern lassen. Beim Nachfolger DAC1 Mk II hat…
    23.04.2024
  • MUTEC REF10 NANO

    The topic of master clock has been on my mind for some time now. It's fascinating to see what sonic improvements can still be teased with it out of a digital chain. The brand new REF10 NANO from MUTEC is a variant of the outstanding REF10 that concentrates on the essentials at half the price. That's quite an announcement and makes the subject of clocking even more interesting as it already is. I've had two…
    19.04.2024
  • Circle Labs P300 und M200

    Die polnische Hifi-Manufaktur Circle Labs bietet neben dem international gepriesenen Vollverstärker A200 auch eine noch hochwertigere separate Vor- Endstufen Kombination an, die nicht nur etwas mehr Leistung zur Verfügung stellt. Eine außergewöhnlich elegante Optik ist ebenfalls ein Merkmal der drei Verstärker aus Krakau. Nur sehr, sehr selten habe ich etwas so Gediegenes, so ansprechend schön Verarbeitetes in Händen halten und betrachten dürfen wie diese Verstärker aus Polen. Seine Liebe zum Produkt hat das Entwicklerteam diesem…
    16.04.2024
  • AIM NA2, NA6 und NA9

    Es sollte sich zwischenzeitlich herumgesprochen haben: in modernen Streaming-Lösungen, gerade auch mit HiRes-Formaten, spielen die Netzwerkverbindungen eine wichtige Rolle und haben einen nicht unerheblichen Anteil am klanglichen Endergebnis. Der japanische Spezialist AIM bietet dafür drei audiophile Serien von LAN-Kabeln an. AIM kennen Sie nicht? Dann geht es Ihnen wie mir bis vor kurzem. AIM Electronics ist ein Kabelhersteller aus Japan und wurde 1983 gegründet. Der Schwerpunkt des Unternehmens lag im Bereich Datenkommunikationskabel für die Netzwerk-Industrie.…
    12.04.2024

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.