tests/21-08-10_charisma
 

Charisma Audio ECO

10.08.2021 // Wolfgang Kemper

Es ist brandneu, so dass Sie es noch nicht auf der Website von Charisma Audio finden. Es ist innovativ, weil ein Nadelträger aus weißer Keramik den Abtastdiamanten trägt. Es besitzt die musikalischen Fähigkeiten zum Klassenprimus – und das für 800 Euro. Ein Erlebnis: das Charisma Audio ECO.

Die Einleitung ist meiner anfänglichen Begeisterung geschuldet, die sich bereits in der Einspielphase – Charisma Audio empfiehlt hierfür 30 Stunden – einstellte, ganz einfach, weil der Tonabnehmer schon da erstaunlich gut klang. Nach meiner Erfahrung vor fünf Jahren mit dem auf dem legendären Denon 103 aufgebauten Audio Exklusiv 103, das ja ebenfalls aus dem Hause Charisma Audio stammt und auch weiterhin im wachsenden Portfolio der kanadischen Marke zu finden ist, hatte ich dies nicht erwartet. Mit seinem Preis von 800 Euro ist das neue ECO deutlich preisgünstiger als das 103. Auch Dirk Sommer attestierte in seinem Bericht über das Charisma Audio Signature One kürzlich den ihm bekannten Modellen von Entwickler Bernard Li „ein sehr kundenfreundliches Preis/Genuss-Verhältnis“. Dennoch: das ECO ist klanglich selbstverständlich nicht in die Reihe der allerbesten Systeme einzuordnen. Aber bei der Art, wie es zu musizieren vermag, muss es das auch gar nicht.

Als Plattenspieler für diesen Test wählte ich meinen Kenwood KD-990, einerseits, weil damals das 103 im Zusammenspiel mit ihm sehr gut klang, zum anderen, weil ich davon ausgehe, dass man einen Tonabnehmer für 800 Euro nicht zwingend mit einem 8000-Euro-Plattenspieler wie dem Brinkmann Bardo mit dem Musical-Life-Conductor-Tonarm kombiniert. Auch in einer preisgünstigen Laufwerk-Tonarm-Kombination soll das ECO sein Können beweisen. Ein drittes Argument: Auf diese Weise steht mir immer wieder zum Vergleich der Bardo mit dem Audio-Technica-ART-9-Tonabnehmer zur Verfügung – und das sollte sich noch als sehr aufschlussreich erweisen. Die für das ART-9 eingestellte Impedanz am Plinius Koru beließ ich bei 220 Ohm. Der für das ECO empfohlene Bereich liegt zwischen 100 und 1000 Ohm. Hiermit werde ich später noch experimentieren. Der Verstärkungsfaktor der Phonostufe steht bei gängigen sechzig Dezibel.

Der massive Aluminium-Korpus unterbindet Resonanzen
Der massive Aluminium-Korpus unterbindet Resonanzen

Vor dem Hören des Tonabnehmers steht bekanntlich sein Einbau. Bereits hier konnte das ECO Sympathie erheischen, da es mit seinen elf Gramm und dem geradlinigen und vorn runden Systemkörper aus Aluminium bei der Montage angenehm in der Hand lag und sich vor allem leicht justieren ließ. Weitaus wichtiger als diese haptische Qualität ist die Resonanzarmut des massiven Aluminium-Blocks. Mit einem der drei mitgelieferten Schrauben-Paarel für die leichtgängigen Gewindebuchsen lässt sich das ECO im Headshell befestigen. Messtechnisch erwies sich das Resonanzverhalten im Tonarm des KD-990 als sehr unauffällig und ruhig im kritischen Bereich zwischen sechs und sechzehn Hertz. Erst bei 80 Mikron waren bei einer Auflagekraft von 1,9 Pond leichte Abtastverzerrungen zu hören. Der Hersteller empfiehlt Sorgfalt beim Umgang mit dem Keramik-Nadelträger. Sicher ein ernst zu nehmender Hinweis, gilt aber nach meiner Auffassung für jeden Tonabnehmer. Der leider fehlende Nadelschutz ist durch den Warnhinweis nicht wett zu machen. An dieser Stelle sind wir, technisch gesehen, bei der Besonderheit des ECO. Keramik-Nadelträger sind sehr selten zu finden. Die Schweizer Tonabnehmer-Nobelmarke Hifiction verwendet Keramik-Nadelträger bei ihren kostspieligen Tonabnehmern, die nicht einmal für den zehnfachen Preis des ECO zu bekommen wären. Ein weiterer Hersteller kommt mir aktuell nicht in den Sinn. Vergleicht man die Materialien für Nadelträger, die da sind künstlicher Diamant, Rubin, Bor oder Aluminium, so erkennt man unterschiedliche mechanische und klangrelevante Eigenschaften. Der Elastizitätskoeffizient benennt Spannung und Dehnung bei der Verformung des Nadelträgers während der Abtastung und ist an dieser Stelle besonders bedeutsam. So ist ein Diamant-Nadelträger bei gleichen Abmessungen etwa fünfzehn mal verformungsresistenter als Aluminium. Dass eine starre Keramik ebenfalls überlegen sein dürfte, ist leicht vorstellbar. Rigidität ist ein entscheidendes Kriterium für die unverfälschte Weitergabe der vom ECO mit stark elliptisch geschliffenen Diamanten abgetasteten Rillenformung im Vinyl an die Spulen des Moving-Coil-Tonabnehmers. Beim Charisma Audio ECO sind diese aus sauerstofffreiem Kupfer auf eine Trägerkreuz aus Reineisen gewickelt.


  • Keces Ephono+

    Nein, ich werde mich ab sofort nicht mehr nur mit günstigen Hifi-Komponenten beschäftigen, auch wenn durch den Test des erschwinglichen Eversolo DAC-Z10 und des Ephono+ der Eindruck entstehen konnte. Denn obwohl Keces der Signalverarbeitung und dem Netzteil je ein eigenes Gehäuse spendiert, ist die Phonostufe für gerade einmal 1.200 Euro zu haben. Ich habe zwar gegenüber Komponenten mit moderaten Preisen genau so wenig Berührungsängste wie gegenüber solchen mit exorbitant hohen – wie sich Anfang des…
    23.12.2025
  • Galion Audio Navy Röhrenvorverstärker

    Wir haben das röhrenbestückte Vorverstärker-Flaggschiff Navy des jungen kanadischen HiFi-Unternehmens Galion Audio unter die Lupe genommen. Der Line-Vorverstärker mit vier Doppeltrioden 12AT7 (ECC81) wartet nicht nur mit hochwertigen Bauteilen auf, sondern er ist das spannende Designprodukt eines high-fidelen Überzeugungstäters. Mir sagte der Markenname Galion Audio bislang wirklich gar nichts. Das junge Unternehmen aus Québec in Kanada wurde 2020 von Thomas Tan, einem passionierten Audiophilen, YouTuber („Thomas & Stereo“) und Content Creator, gegründet. Ziel war, seine…
    16.12.2025
  • Eversolo DAC-Z10

    Meine beiden D/A-Wandler, der DAVE im Arbeits- und der HUGO TT2 im Wohnzimmer, werden serienmäßig von Schaltnetzteilen gespeist. Bei letzterem kommt seit einiger Zeit ein Ferrum Hypsos, bei Chord Electronics Topmodell ein lineares Dreifach-Netzteil zum Einsatz. Ein solches versorgt auch den Eversolo DAC-Z10 – zum Preis von 2.000 Euro. Und nein, es sind keine drei ausgelagerten Stromversorgungen, für die der genannte Preis gilt. Dafür bekommt man das vollständige Topmodell unter Eversolos DACs. Es ist schon…
    09.12.2025
  • Raidho X2.6 Standlautsprecher

    Mit Lautsprechern von Raidho haben wir uns bei Hifistatement schon öfter beschäftigt. Im Fokus standen dabei die Kompaktlautsprecher TD1.2 aus der TD-Serie sowie X1t und X1.6. aus der X-Serie. Diesmal haben wir den Standlautsprecher X2.6 zu Gast, das aktuell größte Modell der X-Serie. Raidho verspricht, mit der X-Serie besonders viel Leistung – sprich Klangqualität – für den aufgerufenen Preis zu bieten. Wobei, „billige“ Lautsprecher – ganz gleich nach welchem Maßstab - hat Raidho noch nie…
    02.12.2025
  • Canor Virtus A3

    Zur diesjährigen HighEnd stellte Canor den Virtus A3 Hybrid-Vollverstärker vor. Der lockt mit einem integrierten Digital-Analog-Wandler und einer diskret aufgebauten Phono-Vorstufe für MM- und MC-Tonabnehmer. Sowohl seine Technik als auch die Ausstattung bieten Ungewöhnliches. Vor allem aber soll er klanglich beeindrucken. Das slowakische Entwickler-Team konnte mich bereits vor einem Jahr überzeugen: Der Vollverstärker Virtus I2 aus der Premium Line musizierte in meinem Hörraum wie keiner zuvor in dieser Preisklasse. Der war ein gestandener Röhren-Vollverstärker. Auch…
    28.11.2025
  • Dan D’Agostino Progression S350

    Dan D’Agostino ist eine Legende im Verstärkerbau. Er folgte wohl nie einer Mode, sondern vertraut bei allen Entwicklungen seinem Gehör und seiner Leidenschaft für den guten Klang. Mehr als 50 Jahre baut er nun schon Verstärker, immer mit dem Ziel, das „Wesen der Musik hörbar zu machen“. Erfüllt auch der S350 diese hoch gesteckten Ambitionen? Die Progression S350 ist die kleinste Stereoendstufe im Gesamtprogramm. Optisch trägt sie alle charakteristischen Merkmale einer echten D’Agostino. Angefangen mit…
    25.11.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.