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Cen.Grand 9i-92SA III

26.07.2022 // Dirk Sommer

Sie kennen die chinesische Marke Cen.Grand nicht? Kein Problem, mir ging es ebenso, bevor mir Carsten Hicking, einer der Inhaber von audioNEXT, nach der High End den 9i-92SA III zuschickte: beim Auspacken außergewöhnlich schwer, auf den ersten Blick eine der üblichen Wandler/Kopfhörer/Vorverstärker-Kombinationen, aber auffallend gut verarbeitet.

Die Cen.grand Digital Media Technology Co., Ltd. wurde 2011 von Audioingenieuren gegründet und hat sich darauf spezialisiert, HiFi-Geräte zu konstruieren und zu produzieren. Die ersten Entwicklungen begannen schon, zwei Jahre bevor der erste digitale Medienplayer bei der Firmengründung vorgestellt wurde. Momentan umfasst das Produkt-Portfolio der in Shenzhen in der Nähe von Hong Kong angesiedelten Firma Medienplayer, D/A-Wandler, Kopfhörerverstärker und Endstufen. Ziel der in China laut Selbstauskunft sehr erfolgreichen Elektronikspezialisten ist es, in den nächsten Jahren auch international Fuß zu fassen. Bisher exportiert man lediglich die beiden sehr interessanten DACs, die alle ankommenden Signale vor der Wandlung auf DSD1024 hochrechnen, die beiden DAC/Kopfhörer/Vorverstärker-Kombinationen sowie einen reinen Kopfhörerverstärker. Dieser stellt noch deutlich mehr Leistung zur Verfügung als der 9i-92SA III, der seine Fähigkeiten später am extrem anspruchsvollen Dan Clark Audio Stealth unter Beweis stellen muss.

Der Cen.Grand 9i-92SA III ist gerade mal 32 Zentimeter breit. Der recht dicke Aluminium-Deckel wurde an den Seiten mit rein dekorativen Fräsungen versehen
Der Cen.Grand 9i-92SA III ist gerade mal 32 Zentimeter breit. Der recht dicke Aluminium-Deckel wurde an den Seiten mit rein dekorativen Fräsungen versehen

Die zweite Generation des 9i-92SA unterschiedet sich von der dritten vorrangig durch die Wandler-Chips. Anfangs setze Cen.Grand auf DACs von AKM, nach dem Brand der Produktionsanlage wechselte man zum Top-Modell von ESS Sabre, dem 9038Pro, von dem gleich zwei – also je einer pro Kanal – eingesetzt werden, so dass in einer symmetrischen Konfiguration jeweils vier Kanäle für die negative und die positive Halbwelle zur Verfügung stehen. Überraschend offen beschreibt Cen.Grand den Klang der Chips auf seiner Website als zwar hoch analytisch und dynamisch, aber auch ein wenig hart. Deshalb habe man beim 9i-92SA der dritten Generation nicht nur die Wandler-Bausteine getauscht, sondern zusätzliche Änderungen vorgenommen, um weiterhin den gewünschten Klang zu realisieren. Per Taster auf der Frontseite hat man die Wahl zwischen sechs Digital-Filtern, deren klangliche Unterschiede laut Bedienungsanleitung aber nicht groß sein sollen.

Eine Besonderheit stellt die Wahlmöglichkeit der Ausgangskonfiguration für die vierpolige XLR- und die klassische 6,35-Millimeter-Klinkenbuchse dar. Auch wenn der 9i-92SA III über zwei Verstärker mit diskreten Ausgangsstufen pro Kanal verfügt, wie sie für den symmetrisch Betrieb von entsprechend verkabelten Kopfhörern nötig sind, liegt an der XLR-Buchse nicht immer ein symmetrisches Signal an. Dies ist nur der Fall, wenn man die „OUT“-Taste sooft drückt, bis im Display das Kürzel „BLT“ erscheint. In der Betriebsart „Active G“ nehmen sich die beiden Verstärkerzüge eines Kanals nicht wie im symmetrischen Betrieb der negativen und positiven Halbwellen des Signals an: Während einer das gesamte Signal verstärkt, liegt der zweite zwischen dem vom Kopfhörer kommenden Signal und der Masse – „Active G“ steht also für „Active Ground“, weil der Massebezug über einen Verstärker hergestellt wird. Den Effekt dieser Schaltungsvariante – der leisesten der vier – beschreibt Cen.Grand in der Bedienungsanleitung so: „Active G is very characteristic with a strong sense of harmonics, suitable for listening to singing“ oder übersetzt: „Active G ist sehr charakteristisch mit einem starken Sinn für Obertöne, geeignet für das Hören von Gesang“. Im Zusammenspiel mit dem Sendy Audio Peacock hat sich mir trotzt Pegelangleichung bei Ella Fitzgeralds Version von „Sunshine Of Your Love“ vom gleichnamigen MPS-Album der Nutzen dieser Betriebsart nicht erschlossen. Mir hat die minimal präziser durchgezeichnete und kraftvollere Wiedergabe im „BTL“-Modus besser gefallen, aber ich bin ja alles andere als bekennender Stimmenliebhaber.


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